Was Kinder in Zirkussen mit und ohne Tiere wirklich lernen

Sie wollen mit Ihrem Kind einen Zirkus mit Tieren besuchen? Dann sollten Sie über mögliche Gefahren wie Angriffe durch Tiere, Gesundheitsrisiken und die Vermittlung falscher Werte Bescheid wissen. Hier erfahren Sie, weshalb Sie mit Ihrem Kind niemals in einen Tierzirkus gehen sollten und welche tier- und kinderfreundlichen Alternativen es gibt.

Inhalte im Überblick

Nachteile und Gefahren: 3 Gründe, warum Kinder nicht in Tierzirkusse gehen sollten

1. Angriffe von Tieren

Weltweit kommt es immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen mit Tieren im Zirkus, bei denen auch bereits Kinder verletzt wurden. In deutschen Zirkussen wurden im europaweiten Vergleich in 24 Jahren (zwischen 1995 und 2019) sogar die mit Abstand meisten Zwischenfälle mit Wildtieren dokumentiert. [1] Viele Tiere sind durch die Gefangenschaft, den Beschäftigungsmangel und die gewaltsame Dressur frustriert und teilweise verhaltensgestört. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie teilweise unberechenbar reagieren.

Allein in Deutschland kam es zwischen 2009 und 2020 zu 31 Vorfällen mit Elefanten im Zirkus. Aber auch Bisse oder Angriffe von Affen, Bären, Leoparden, Tigern oder Kamelen hatten in der Vergangenheit für Kinder und Erwachsene schwere Verletzungen zur Folge. Hier nur einige Beispiele:

  • Im September 2010 verletzte ein Elefant des Zirkus Luna in Leutkirch bei einem Fotoshooting einen Vater mit seinem kleinen Sohn, als diese sich auf seine Stoßzähne setzten. Die in tierschutzwidriger Einzelhaltung lebende Elefantendame wirbelte beide vier Meter in die Luft. Der Vater musste aufgrund der schweren Verletzungen ins Koma gelegt werden, sein Sohn erlitt einen Oberschenkelhalsbruch. [2]
  • Im März 2012 wurde ein Kind im Zirkus Fischer-Starlight in Hofheim von einem Tiger schwer verletzt. [3]
  • Einen Monat später wurde ein sechsjähriger Junge im Zirkus Alberti in Schrobenhausen von einem Affen gebissen, als das Kind in der Pause die Tiergehege besichtigte. Der Junge musste im Krankenhaus behandelt werden, die Polizei ermittelte gegen den Zirkusdirektor. [4]
  • Ein besonders dramatischer Zwischenfall ereignete sich im September 2018 im Shrine Circus in den USA. Dort geriet beim Kamelreiten in der Manege eines der Tiere in Panik, als ein Kind eine Spielzeugschaufel gegen sein Bein warf. Das Kamel geriet in Rage und rannte ins Publikum, wobei sechs Kinder verletzt wurden. [5]

2009 wurden ebenfalls im US-amerikanischen Shrine Circus zwölf Kinder beim Elefantenreiten verletzt, als ein Elefant gegen eine mobile Treppe stieß und die darauf wartenden Kinder heruntergeworfen wurden. [6]

Auch in deutschen Zirkussen, etwa dem stationären Erlebnispark Starkenberg des ehemaligen Circus Afrika, wird das tierquälerische und gefährliche Elefantenreiten angeboten.

Kleines Kind sitzt auf den Stosszaehnen eines Elefanten in einer Zirkusmanege.
Im vermeintlichen Elefantenreservat – dem Erlebnispark Starkenberg – wird das Elefantenreiten angeboten.

2. Gefahr durch Krankheiten

Spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir, wie gefährlich der Kontakt zu Wildtieren für unsere Gesundheit sein kann. So besteht auch im Zirkus die Gefahr, sich mit einer Zoonose zu infizieren. Beispielsweise kann der Tuberkuloseerreger (TB) sowohl Menschen als auch Elefanten befallen. In den USA und in Indien wurden bereits für Unterhaltungszwecke eingesetzte Elefanten positiv auf Tuberkulose getestet. Die Krankheit ist hochgradig ansteckend und von Elefanten auf den Menschen übertragbar.

Dennoch füllen viele Zirkusse während der Pause ihre Kassen durch die Tierschau und Fotoshootings. Gesundheitsexpert:innen warnen vor den „Streichelzoo-Tieren“, die Kinder mit potenziell tödlichen Krankheiten wie E. coli (EHEC) und Salmonellen anstecken können. So erkrankten bereits hunderte Kinder an ernstzunehmenden und teils lebensverändernden Krankheiten nach einem Besuch im Streichelzoo – einige Kinder starben sogar an Nierenversagen, ausgelöst durch EHEC. [7, 8, 9]

Kind fuettert Alpaka im Streichelzoo
Der Kontakt zu den Tieren birgt für Menschen das Risiko einer Infektion mit verschiedenen Bakterien.

3. Tierzirkus vermittelt Kindern gefährliche Werte

Es gibt zahlreiche Kinderpsycholog:innen, die betonen, dass Tierzirkusse Kindern gefährliche Werte vermitteln:

  • Es ist notwendig, Kindern Mitgefühl und Empathie, also die Fähigkeit, sich in jemand anderen hineinzuversetzen, zu vermitteln.
  • Vorgänge, bei denen Tiere gezwungen werden, entwürdigende Tricks vorzuführen, vermitteln aber genau das Gegenteil. In Zirkusmanegen werden Tiere so lange mit Elefantenhaken, Peitschen und Stöcken gequält, bis sie die gewünschten Handlungen ausführen.

Kinder lernen im Zirkus, dass es vermeintlich in Ordnung sei, Tiere ihr Leben lang einzusperren und zur Unterhaltung zu missbrauchen. Sie lernen dort nicht, dass Tiere Lebewesen mit Gefühlen und Bedürfnissen sind, die ebenso wie wir Stress, Angst und Schmerzen empfinden.

Wenn Kinder keine Empathie für andere Lebewesen lernen, besteht die Gefahr, dass sie emotional abstumpfen und eventuell selber später Tiere quälen – oder Schlimmeres.

Es ist Aufgabe der Eltern, ihre Kinder zu mitfühlenden Menschen zu erziehen, die keinem anderen Lebewesen schaden wollen.

Die Kampagne PETAKids kann Ihnen dabei helfen, Kindern altersgerechtes Wissen über die Ausbeutung von Tieren in der Unterhaltungsindustrie zu vermitteln: Informationen finden Sie unter www.petakids.de.

Vorteile von kindgerechten Alternativen zum Tierzirkus

Was lernen Kinder im Zirkus?

Während Kinder im Zirkus mit Tieren das unmoralische Bild vermittelt bekommen, es sei in Ordnung, fühlende Lebewesen aus Unterhaltungs- und Profitgründen in Gefangenschaft zu halten, sie gewaltsam zu dressieren und in Show-Einlagen einzusetzen, können Kinder im Zirkus ohne Tiere und in Zirkusprojekten wichtige kreative, motorische und soziale Fähigkeiten erlernen.

Pädagogische Zirkusprojekte fördern beispielsweise

  • Selbstvertrauen
  • Selbständigkeit
  • Kommunikation
  • Rücksichtnahme
  • Soziale Kompetenz
  • Motorische Fähigkeiten
  • Verantwortungsbewusstsein

4 Alternativen zum Tierzirkus

1. „Kinderzirkus“ bzw. Mitmach-Zirkus ohne Tiere

Eine abwechslungsreiche und actiongeladene Alternative zum Zirkusbesuch können sogenannte Mitmach-Zirkusse sein. Dabei geht es um Zirkusspiele in Form von Rollenspielen oder artistischen Kunststücken wie Balancieren und Jonglieren

Ein Kind mit roten Haaren und rotem Pullover jongliert zwei blaue Baelle in einer Hand.
Mitmach-Zirkusse sind eine tolle Möglichkeit zur Beschäftigung und Talentfindung.

Warum kann ein Zirkus für Kinder sinnvoll sein?

Pädagogische Zirkuskurse fördern die motorische und kognitive Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen:

Im „Kinderzirkus“ können Kinder ihren Bewegungsdrang ausleben, sich ausprobieren und Fähigkeiten wie Körpergefühl und Körperausdruck erlernen.

2. Tierfreier Zirkus

Zahlreiche Zirkusse gehen bereits mit gutem Beispiel voran und zeigen, dass Zirkus sehr gut ohne die Ausbeutung von Tieren auskommt. Im Zirkus ohne Tiere stehen die beeindruckenden Leistungen der Akrobat:innen und Künstler:innen im Mittelpunkt. Mit Zauberei, Artistik und lustigen Clowns bringen sie Kinderaugen zum Strahlen.

3. Dokus und Filme schauen

Wenn Ihr Kind sich für Tiere interessiert, können Sie gemeinsam eine Doku oder einen animierten Spielfilm anschauen, für den keine Tiere gelitten haben – Beispiele dafür sind die beiden Disneyfilme „Dumbo“ und „Der einzig wahre Ivan“. Die Filme sind unterhaltsam und klären altersgerecht über das Leid von Tieren im Zirkus auf.

4. Tiere erleben – auf Waldspaziergängen und Lebenshöfen

Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind einen respektvollen Umgang mit Tieren erlernt, können Sie gemeinsam einen Lebenshof besuchen, auf dem Tiere in einer artgerechten Umgebung ein friedliches Leben verbringen können. Auch Waldspaziergänge eignen sich, um Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten.