
Während der Corona-Pandemie wurde 2020 der Verkauf von Feuerwerkskörpern in ganz Deutschland verboten. [1] In immer mehr Städten gilt weiterhin ein Feuerwerksverbot, beispielsweise in Esslingen, Reutlingen und in der Konstanzer Altstadt. [2] Das ist eine gute Entwicklung, denn von den Feuerwerksverboten an Silvester profitieren unzählige Tiere und auch die Umwelt.
Doch nach wie vor sind einzelne Städte mit Verboten nicht ausreichend. Um Tiere, Umwelt und Menschen zu schützen, benötigen wir ein deutschlandweites Feuerwerksverbot.
Silvester: Panik, Unfälle und entlaufene Tiere
Jedes Jahr leiden die Tiere an Silvester unter dem Krach, den grellen Blitzen und den unbekannten Gerüchen. Für sie ist der Jahreswechsel oft eine traumatische Erfahrung, die zu Angstzuständen führen kann. Jedes Jahr entlaufen hunderte Hunde und Katzen aus Angst. Wildtiere oder auch heimatlose Katzen, die kein schützendes Zuhause haben, flüchten panisch vor dem Lärm, was lebensbedrohliche Folgen für sie haben kann – beispielsweise durch Autounfälle, wenn Tiere durch den Lärm aus dem Winterschlaf gerissen werden oder Vögel mit Feuerwerkskörpern kollidieren.
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Bochum: Kaninchen erschrocken und überfahren
In Bochum wurden schon am 28.12.2024, also einige Tage vor Silvester, Feuerwerkskörper abgeschossen. Durch den Lärm erschreckten sich zwei Kaninchen (Titel: Wie halte ich Kaninchen richtig?), die aus Panik über die Straße rannten. Eines der Kaninchen wurde von einem Fahrzeug erfasst und starb noch auf der Stelle. [3]
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Pegnitz: Pferd durch Feuerwerk gestorben
Das 34-jährige Pferd (Titel: 7 Fakten, die Sie über Pferde wissen sollten) Zilly, das die letzten zehn Jahre auf dem „Gnadenhof Fränkische Schweiz e.V.“ verbrachte, überlebte den Silvesterabend nicht. Der Lärm stresste Zilly so sehr, dass sie den Adrenalinschub nicht verkraftete. Dies war nicht der erste Silvestertod auf dem Lebenshof (Titel: Lebenshöfe – eine zweite Chance für Tiere): Bereits im Jahr zuvor starb das Pferd Wendy und mehrere Jahre zuvor Zillys Schwester. [4]
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Berlin: Hund von Polizei erschossen
Bereits am Samstag vor Silvester wurde in Berlin Feuerwerk gezündet. Der Lärm erschreckte einen Hund so sehr, dass er außer Kontrolle geriet und ein Polizeieinsatz erforderlich wurde. Während dieses Einsatzes biss der Hund eine Beamtin, durfte aber dennoch bei seinem Halter bleiben.
Zweieinhalb Stunden später wurde die Polizei erneut gerufen. Dieses Mal war der Hund alleine in einem Innenhof an einen Ast gebunden und zeigte deutliche Anzeichen von Unruhe – eine klare Reaktion auf die lauten Schüsse des Feuerwerks. Weder ein Diensthundeführer der Polizei noch ein Tierfänger konnte den Hund beruhigen. Er riss sich von seiner Leine los, rannte durch den Innenhof und griff die Polizist:innen an. Diese verteidigten sich mit ihren Waffen und schossen auf den Hund. Der alleingelassene und verängstigte Hund starb vor Ort. [5]
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Traunstein: Vier Pferde entlaufen
In Traunstein wurden in der Silvesternacht vier Pferde durch Feuerwerkskörper aufgeschreckt und ergriffen die Flucht aus ihrem Stall. Drei von ihnen liefen über Bundes- und Kreisstraßen bis zu einem Waldstück. Erst am Vormittag wurden die Pferde wieder in Sicherheit gebracht. Das vierte Pferd konnte noch in der Nacht in der Stadt eingefangen werden. [6]
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Dortmund: Hündin mit blutigen Beinen eingefangen
Auch für Hündin Nala aus Dortmund war die Silvesternacht grauenvoll. Durch das laute Knallen geriet sie in Panik und lief von Zuhause weg. Auf ihrem Weg wurde sie von einem Anwohner gesehen, welcher sofort eine Rettungsaktion startete. Er versuchte sich der Hündin vorsichtig zu nähern, um sie einzufangen. Aus Angst versuchte Nala ihn zu beißen. Ihre Beine waren blutverschmiert. Doch mit viel Geduld schaffte es der Mann schließlich, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie sicher einzufangen.
Der Helfer kümmerte sich anschließend liebevoll um die verängstigte Hündin und duschte sie warm ab. Durch einen Aufruf auf Facebook fand er Nalas Halterin schnell. Rund zwei Stunden nachdem Nala weglief, war sie endlich wieder in ihrem gewohnten Zuhause. [7]
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Köln: Hund liefert sich Verfolgungsjagd mit der Polizei
In Köln geriet Hündin Kosi am Silvesterabend in Panik. Sie riss sich los und rannte davon, sodass mehrere Streifenwagen nach der Hündin suchten. Auf der achtspurigen Neuköllner Straße wurde sie von einem SUV erfasst und verletzte sich. Trotz blutender Pfote rannte sie weiter. Immer wieder wurde sie von den Knallgeräuschen des Feuerwerks aufgeschreckt. Schlussendlich konnte die Polizei die verängstigte Hündin einfangen. Über ihren Chip konnte ihr Halter identifiziert werden und sie wurde in einer Tierklinik verarztet. [8]
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St. Leonhard (Österreich): Kutscherin bei Unfall schwer verletzt
Am Neujahrstag wurden in St. Leonhard in Österreich zwei Pferde, die an Kutschen geführt wurden, vom Feuerwerk erschreckt. Die Kutscherin, die die Pferde an den Zügeln festhielt, stürzte dabei und geriet unter eines der Tiere. Sie musste schwer verletzt ins Krankenhaus geflogen werden. [9]
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Bulgarien: Circa 1000 Vögel tot aufgefunden
In Bulgarien meldeten am 1. Januar 2025 viele Bürger:innen tote Vögel bei der Tierschutzorganisation Wildlife Rescue Center of Green Balkan. Die Tierschützer:innen fanden daraufhin Hunderte verletzte und tote Bergfinken, die üblicherweise am Stadtrand überwintern. Veterinärmediziner:innen untersuchten die Vögel und konnten feststellen, dass sie durch Stress starben – höchstwahrscheinlich ausgelöst durch das Feuerwerk am Abend zuvor. Insgesamt fanden die Tierschützer:innen 1007 tote und 31 verletzte Tiere. [10]
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Tschechien: Schimpanse durch Silvesterlärm gestorben
Der Schimpanse Dingo wurde drei Tage nach Silvester leblos im Safaripark Dvór Králové in Tschechien aufgefunden. Laut Angaben des Safariparks starb Dingo an schweren Verletzungen seiner Organe. Das Team vermutet, dass es durch die Aufregung der Silvesternacht entweder zu einem Sturz oder einer Schlägerei innerhalb der verängstigten und aufgeschreckten Schimpansengruppe kam. [11]
Kein Silvesterhorror für Tiere in diesem Jahr
Jedes Jahr leiden die Tiere an Silvester unter dem Krach, den grellen Blitzen und den unbekannten Gerüchen. Für sie ist der Jahreswechsel oft eine traumatische Erfahrung, die zu Angstzuständen führen kann. Jedes Jahr entlaufen hunderte Hunde und Katzen aus Angst.
Wildtiere oder auch heimatlose Katzen, die kein schützendes Zuhause haben, flüchten panisch vor dem Lärm, was lebensbedrohliche Folgen für sie haben kann – beispielsweise durch Autounfälle, wenn Tiere durch den Lärm aus dem Winterschlaf gerissen werden oder Vögel mit Feuerwerkskörpern kollidieren.

Ein umfassendes Feuerwerksverbot würde also nicht nur die Umwelt entlasten, sondern auch unzähligen Tieren Stress und Schlimmeres ersparen. Auch bei traumatisierten Menschen kann das Schießen mit Feuerwerkskörpern seelische Wunden aufreißen. Auch die Polizei und Notärzt:innen sind in dieser Nacht mit den Folgen der Böllerei erfahrungsgemäß meist völlig überlastet.
Daher sollten alle gemeinsam daran interessiert sein, die Welt ein Stück besser zu machen. Statt Feuerwerk wäre beispielsweise eine Lichtshow eine gute und tierfreundlichere Alternative.
Baumärkte nehmen Feuerwerk dauerhaft aus dem Sortiment
Einige Baumärkte sind bereits mit gutem Beispiel vorangegangen und haben Feuerwerk dauerhaft aus ihrem Sortiment genommen. So verkündete Hornbach bereits 2019, dass ab 2020 keine Feuerwerkskörper mehr verkauft werden. Was uns von PETA Deutschland besonders freut: Der Baumarkt gab an, diese Entscheidung aus Tier- und Umweltschutzgründengetroffen zu haben. [12] Auch Bauhaus entschied sich im vergangenen Jahr, nachhaltig zu handeln und kein Feuerwerk mehr zu verkaufen. [13]

Darum ist es speziesistisch, an Silvester Feuerwerk abzuschießen
Den eigenen Spaßfaktor über das Wohlergehen anderer Lebewesen zu stellen, ist nicht nur egoistisch, sondern Teil eines speziesistischen Denkmusters. Speziesismus bedeutet, menschliche Interessen höher einzuordnen als die Interessen anderer Tierarten. Dabei werden andere Tiere entsprechend herabgestuft und für den Nutzen des Menschen ausgebeutet. Speziesismus an Silvester zeigt sich auf verschiedene Weisen:
- Durch den Konsum tierischer Produkte z. B. beim Raclette, denn für Fleisch, Käse und Eier werden immer Tiere ausgebeutet und ihrer Freiheit beraubt.
- Selbstverständlich ist es wichtig, tierische Mitbewohner wie Hund und Katze vor der Silvesterböllerei zu schützen. Was Tierfreund:innen nicht vergessen sollten: Auch Wildtiere sind dem Chaos rund um die Feiertage schutzlos ausgeliefert und auf sich selbst gestellt. Ihr Leid zu ignorieren oder als weniger wichtig zu betrachten, wäre ebenfalls speziesistisch.
Wenn Ihnen alle Tiere am Herzen liegen und Sie nicht speziesistisch handeln wollen, können Sie sich für eine vegane Ernährung und gegen den Kauf von Feuerwerkskörpern entscheiden.
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Quelle
[1] HNA (15.12.2020): Corona-Regeln: Verkauf von Feuerwerk verboten – Stilles Silvester bietet neue Chance, https://www.hna.de/verbraucher/corona-silvester-feuerwerk-verkauf-verbot-boeller-raketen-kassel-hna-zr-90130068.html (eingesehen am 05.12.2023)
[2] Die ZEIT (03.12.2023): Böllern an Silvester ist nicht überall erlaubt, https://www.zeit.de/news/2023-12/03/boellern-an-silvester-ist-nicht-ueberall-erlaubt (eingesehen am 05.12.2023)
[3] Der Westen (30.12.2024): Bochum: Feuerwerk-Eklat schon vor Silvester! Tier nach Knallerei gestorben, https://www.derwesten.de/staedte/bochum/bochum-feuerwerk-silvester-tier-eklat-id301285228.html (eingesehen am 14.02.2025)
[4] Merkur (08.01.2025): Feuerwerk „wurde für Zilly zum Albtraum“: Gnadenhof trauert um Pferd – Böllerverbot gefordert, https://www.merkur.de/bayern/wegen-silvesteraufregung-gnadenhof-trauert-tut-mir-so-leid-pegnitz-pferd-stirbt-93496045.html (eingesehen am 14.02.2025)
[5] ntv (30.12.2024): Wegen Böllern ausgerastet? Polizei tötet aggressiven Hund durch Schuss, https://www.n-tv.de/panorama/Polizei-toetet-aggressiven-Hund-durch-Schuss-article25458182.html (eingesehen am 14.02.2025)
[6] Passauer Neue Presse (01.01.2025): Die in der Silvesternacht in Traunstein ausgebüxten Pferde sind am Vormittag alle wieder im Stall, https://www.pnp.de/lokales/landkreis-traunstein/ausgebuexte-pferde-laufen-in-der-silvesternacht-herrenlos-durch-traunstein-wer-sind-die-besitzer-17729231 (eingesehen am 14.02.2025)
[7] Der Westen (08.01.2025): Hund in NRW gerät bei Silvester-Böllerei in Panik – mit schrecklichen Folgen, https://www.derwesten.de/region/hund-nrw-silvester-boeller-verletzt-schrecklichen-id301291245.html (eingesehen am 14.02.2025)
[8] POLIZEI.news (03.01.2025): Köln/NRW: Silvester – Hund „Kosi“ nach Unfall und Panikflucht gerettet, https://polizei.news/2025/01/03/koeln-nrw-silvester-hund-kosi-nach-unfall-und-panikflucht-gerettet/ (eingesehen am 14.02.2025)
[9] das allgäu online (02.01.2025): Von Pferd niedergetrampelt: Kutscherin bei Unfall in St. Leonhard schwer verletzt, https://www.all-in.de/polizei/unfall-mit-kutsche-in-st-leonhard-im-pitztal-kutscherin-schwer-verletzt_arid-357788 (eingesehen am 14.02.2025)
[10] Spiegel Wissenschaft (04.01.2025): Tausend tote Bergfinken – Tierschützer vermuten Feuerwerk als Ursache, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tausend-tote-bergfinken-tierschuetzer-vermuten-feuerwerk-als-ursache-a-f0aaf291-4c91-4f97-9b17-826a680f3864 (eingesehen am 14.02.2025)
[11] novinky.cz (05.01.2025): Ve Dvoře Králové uhynul přes půl století starý šimpanz, nejspíše kvůli rachejtlím, https://www.novinky.cz/clanek/domaci-zpravy-kralovehradecky-kraj-ve-dvore-kralove-uhynul-pres-pul-stoleti-stary-simpanz-nejspise-kvuli-rachejtlim-40503170 (eingesehen am 14.02.2025)
[12] Hornbach Holding (20.12.2019): HORNBACH verkauft ab 2020 kein Feuerwerk mehr, https://www.hornbach-holding.de/de/news/newsdetail_35008.html (eingesehen am 05.12.2023)
[13] Bauhaus (2019): Feuerwerk, https://www.bauhaus.info/feuerwerk/c/10001464 (eingesehen am 05.12.2023)