Feinstaub: Tierwirtschaft verursacht Feinstaubbelastung

Schmutzige Städte, hoher Straßenverkehr und Abgase gelten im Allgemeinen als Hauptfaktoren für eine schlechte Luftqualität. Was aber, wenn nicht nur Autos und Fabriken, sondern auch die landwirtschaftliche Tierhaltung zu den wichtigsten Ursachen für die Umweltbelastung durch Feinstaub gilt?

Inhaltsverzeichnis

Umweltbundesamt: Landwirtschaft ein Hauptverursacher von Feinstaub

Schon 2009 bestätigte das Umweltbundesamt, dass die Landwirtschaft zu den Hauptverursachern von Feinstaub gehört. Dies betrifft insbesondere die Tierwirtschaft, da diese eine erhebliche Menge an Ammoniak produziert. Der wichtigste Ansatzpunkt für eine Feinstaubreduktion ist daher die landwirtschaftliche Tierhaltung. [1] 2021 nennt das Umweltbundesamt die Tierhaltung direkt als eine der wichtigsten Feinstaubquellen. [1]

Kuehe im Stall
Insbesondere die intensive Tierhaltung ist für die Bildung von Feinstaub verantwortlich.

Was ist Feinstaub?

Mit Feinstaub werden Teilchen in der Luft bezeichnet, die für eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen. Es gibt solche natürlichen Ursprungs (z. B. Vulkane) als auch jene, die durch menschliches Handeln erzeugt werden. Für das bloße Auge kaum sichtbar kann Feinstaub (Particulate Matter, PM) als eine Art „Dunstglocke“ über dem städtischen Raum wahrgenommen werden. Dabei wird unterschieden zwischen:

  • primärem Feinstaub direkt aus einer Quelle und
  • sekundärem Feinstaub, der über chemische Prozesse in der Atmosphäre entsteht.

Es können unterschiedlich große Partikel gebildet werden. Kategorisiert wird Feinstaub nach den Standards PM10, PM2,5 und ultrafeine Partikel (Ultrafeinstaub, UP), wobei die Partikelgröße in Mikrometer angegeben wird. [1]

Woher kommt Feinstaub?

Der meistbeachtete Feinstaubquelle aufgrund des hohen Aufkommens in Ballungsgebieten wie Städten ist vor allem der Straßenverkehr. Doch nach einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft ist die Landwirtschaft – und hierbei hauptsächlich die Tierwirtschaft – Hauptverursacher für die hohe Feinstaubbelastung in Deutschland und für etwa 45 Prozent verantwortlich. [2]

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung wird das Umweltgift Ammoniak erzeugt, das als Vorläufergas zur Bildung von Feinstaub beiträgt. Ammoniak entsteht hauptsächlich in Tierexkrementen und somit größtenteils in der Tierwirtschaft. Es wird in Form von Gülle ausgebracht, entweicht in die Luft und trägt so zur Feinstaubbildung bei. Ammoniak ist hauptverantwortlich für die Bildung von sekundärem Feinstaub, indem es an der Luft Ammoniumsalze bildet.

Feld wird mit Guelle geduengt
Feinstaub entsteht, wenn sich Gülle aus der Tierhaltung zu gasförmigem Ammoniak zersetzt.

Rund 95 Prozent der deutschen Ammoniak-Emissionen stammen aus der Landwirtschaft, 70 Prozent davon aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung. [3]

Welche gesundheitlichen Folgen hat Feinstaub?

Beim Einatmen können Feinstaubpartikel schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wie stark dieses Risiko ist, hängt davon ab, wie tief die Teilchen in den Atemtrakt eindringen und wie lange sie dort verweilen. Auch die Partikelgröße spielt eine große Rolle: Je kleiner sie sind, desto tiefer können sie in den Körper eindringen. [1]

Ammoniak bildet auch den kleinen Feinstaub PM2,5, der aufgrund seiner geringen Größe in Luftröhre, Bronchien und mitunter sogar ins Blut gelangen kann. Dies kann zu schweren Gesundheitsschäden bis hin zu Schlaganfällen, Schleimhautreizungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrebs führen. Eine 2019 veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts zeigte auf, dass jedes Jahr ca. 50.000 Deutsche an der durch die landwirtschaftliche Tierproduktion verursachten Feinstaubbelastung sterben. [4]

Ammoniak nimmt Tieren in der Landwirtschaft die Luft zum Atmen

Tiere in landwirtschaftlicher Stallhaltung sind der hohen Feinstaub- und Ammoniakbelastung deutlich stärker und direkter ausgesetzt als wir Menschen in Städten.

Hühner beispielsweise werden zur Herstellung von Fleisch und Eiern zu Zehntausenden in riesigen Hallen gehalten, in denen sie inmitten ihrer eigenen Exkremente leben müssen. Nicht nur die Haltung auf eng gedrängtem Raum wie beispielsweise in der Käfighaltung ist für die Hühner eine Qual, meist haben sie auch keinen Zugang zu Außenbereichen oder Freigang. Hier wird schnell klar, welche Wirkung Ammoniak, dessen Gestank die Hallen durchzieht, auf die Tiere hat: Setzt die Belüftungsanlage als einzige Frischluftquelle aus oder ist bei extremen Temperaturen nicht ausreichend, droht den Tieren der Erstickungstod.

Problematisch ist dabei die niedrige Größe der Hühner, denn durch ihre Nähe zum Boden sind sie der dauerhaft hohen Ammoniakbelastung ungeschützt ausgesetzt. In Kombination mit der Staub- und Bakterienbelastung der Stallluft führt dies zu allergischen Reaktionen, Entzündungen der Nasenschleimhaut, grippeartigem Fieber, Reizungen und krankhaften Veränderungen des Atmungssystems und der Lungen, Reizungen der Augen sowie mitunter zu schmerzhaften Verätzungen.

Totes Huhn in einer Mastanlage
Auch die Tiere leiden unter der hohen Feinstaub- und Ammoniakbelastung.

Was hat unser Konsumverhalten damit zu tun?

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Feinstauberzeugung eng mit der landwirtschaftlichen Tierhaltung verknüpft ist. Mehr Tierhaltung bedeutet gleichsam mehr sekundären Feinstaub PM2,5, dessen Bildung mengenmäßig hauptsächlich über Ammoniak und somit über die Tierwirtschaft gesteuert werden kann.

Das Umweltbundesamt empfahl bereits 2012 in seinen Strategien zur Verminderung der Feinstaubbelastung eine „deutliche Reduktion des Konsums von tierischem Eiweiß“ und sieht darin eine deutlich effektivere, einfach umzusetzende und mit wenig bis keinen Kosten verbundene Maßnahme zur Reduktion der Feinstaubbelastung. [5]

Werden Sie jetzt aktiv für die Umwelt

Jede noch so kleine Entscheidung kann dazu beitragen, die Feinstaubbelastung zu senken. Eine vegane Lebensweise trägt nicht nur zur Reduktion klimarelevanter Gase bei, sondern auch zur Verringerung von Feinstaub und der damit einhergehenden gesundheitlichen Risiken. Machen auch Sie einen Unterschied!