PETA und RBB decken Tierleid im Handel mit „Haustieren“ auf

Tausende Kleintiere werden Jahr für Jahr in Zoohandlungen, Baumärkten und Gartencentern verkauft. Viele von ihnen stammen aus grauenvollen Zuchtanlagen und landen nach dem Verkauf in tierschutzwidrigen Käfigen – und leben dann ein oftmals leidvolles Leben für viele Jahre. Besonders seit Beginn der Corona-Pandemie waren tierverkaufende Läden häufig „ausverkauft“ und kamen mit der „Produktion“ von Kleintieren nicht mehr hinterher.

PETA hat gemeinsam mit dem RBB für das Magazin „Supermarkt“ in Gartencentern, Baumärkten und Zoohandlungen in Berlin und Brandenburg recherchiert und erneut massives Tierleid und Missstände auf ganzer Linie aufgedeckt.

Schwer kranke und verletzte Tiere

In der gemeinsamen Recherche konnten etliche Missstände aufgedeckt, schwer verletzte und kranke Tiere dokumentiert und bei Testkäufen gerettet werden. Verletzte Meerschweinchen werden wie leblose Ware in kleinen Pappkartons verkauft, kranke Kaninchen – häufig in Einzelhaltung – in der Zoohandlung angeboten, teilweise werden die Tiere über Monate ohne Tageslicht in den Schaufenstern der Baumärkte, Gartencenter und Zooläden gehalten. Die Herkunft der Tiere bleibt völlig ungewiss, da die Händler:innen hier keinerlei Nachweis erbringen.

Auch der gesetzlichen Pflicht kommen die tierverkaufenden Märkte nicht nach. Denn laut §21 Tierschutzgesetz hat seit dem 1. August 2014 derjenige, der gewerbsmäßig mit Wirbeltieren handelt, bei der erstmaligen Abgabe des Wirbeltieres einer bestimmten Art an den jeweiligen künftigen Tierhalter:innen mit dem Tier schriftliche Informationen über die wesentlichen Bedürfnisse des Tieres mitzugeben. Diese sollen insbesondere über seine angemessene Ernährung und Pflege sowie verhaltensgerechte Unterbringung und artgemäße Bewegung informieren.

Meerschweinchen mit blutigem Ohr
Meerschweinchen mit Verletzungen
Hase wird in der Hand hochgehalten

Kranke Tiere in Zoohandlungen deutschlandweit!

Das Leid der Tiere, die in Zoohandlungen, Gartencentern und Baumärkten verkauft werden, zieht sich durch ganz Deutschland.

Durch das ständige Durchmischen der Gruppen stehen Meerschweinchen und Kaninchen in tierverkaufenden Läden unter massivem Stress. Durch den Stress werden Aggressionen unter den Tieren geschürt, die häufig dazu führen, dass die Tiere einander gegenseitig attackieren und mit Bissen schwer verletzen. Können sich die „Mobbingopfer“ aufgrund von fehlendem Platz und unzureichender Ausstattung in den Käfigen nicht ausreichend zurückziehen, stehen die Fluchttiere permanent unter so großem Stress, dass sie nicht mehr ausreichend Nahrung aufnehmen können und im schlimmsten Fall daran versterben.

Auch ist der in tierverkaufenden Läden vorherrschende Stress ein perfekter Nährboden für die Ausbreitung und Weitergabe von Krankheiten. Besonders Pilzinfektionen und Erkrankungen der Atemwege können sich durch das geschwächte Immunsystem der Tiere schnell und einfach ausbreiten. Bei Pilzinfektionen ist besondere Vorsicht auch für Menschen geboten, denn der Meerschweinchenpilz ist als Zoonose hochansteckend. Über 90 Prozent der Meerschweinchen im Zoohandel haben den auf den Menschen übertragbaren Hautpilz.

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Aufdeckungen
Meerschweinchen

Kranke Meerschwein­chen im Handel

Tiere im Zoohandel

Tierleid im Zoohandel aufgedeckt

Collage Hund und Hamster vom Zoogeschaeft

Massenware Tier: Ausverkauf bei Zajac

Fehlende Ausweispflicht führt zu großem Tierleid

Da Käufer:innen sich beim Kauf von Kleintieren nicht ausweisen müssen, gibt es keine Möglichkeit, zu überprüfen, wohin die Tiere verkauft werden und was mit ihnen im neuen Zuhause geschieht. Auch das führt dazu, dass das Leid der „Heimtiere“ in Deutschland massiv ist – nur in den wenigsten Fällen wird dies öffentlich. Im neuen Zuhause angekommen, leben die Kleintiere häufig ein entbehrungsreiches Leben in viel zu kleinen Käfigen, oft in Einzelhaltung , werden falsch ernährt, als Spielzeug benutzt oder völlig vernachlässigt. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Meerschweinchen und Kaninchen 10 Jahre oder noch älter werden können. Die Aufnahme eines tierischen Mitbewohners bringt immer eine große Verantwortung mit sich und ist niemals eine kurzfristige Entscheidung.

Im Jahr 2015 veröffentlichte PETA eine große Recherche im deutschen Heimtierhandel und deckte die Zuchtbedingungen der Kleintiere auf. Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und viele andere Tiere, die in Zoohandlungen verkauft werden, stammen häufig aus großen Zuchtanlagen, in welchen sie zu Massen vermehrt werden. Oftmals unter tierschutzwidrigen Bedingungen. Jungtiere sitzen neben kranken und sterbenden Artgenossen, haben nicht ausreichend Nahrung und Wasser. Viele sind gezeichnet vom Stress in den Zuchtanlagen und leiden an Krankheiten und Parasiten, die teilweise auch auf uns Menschen übertragbar sind. Doch auch Tiere, die von „kleinen Züchter:innen aus der Umgebung“ stammen, leiden vielmals.

Die Reportage wurde am 29.11.2021 um 20:45 Uhr in der Sendung „Supermarkt“ bei RBB ausgestrahlt. [1]

Was Sie tun können

  • Bitte kaufen Sie keine Tiere in Zoohandlungen, Gartencentern, Pflanzenmärkten oder bei Züchter:innen, sondern besuchen Sie ein lokales Tierheim oder eine Tierauffangstation. Aus ethischer Sicht gibt es keine verantwortungsvolle Zucht, denn jedes gezüchtete Tier nimmt einem Tier im Heim die Chance auf ein neues Zuhause.
  • Die Entscheidung für ein Tier sollte immer wohlüberlegt sein – von allen Familienmitgliedern. Jährlich werden alleine in Deutschland etwa 350.000 Tiere in Tierheimen abgegeben oder ausgesetzt – insbesondere in der Ferienzeit. In der Folge sind die Tierheime überfüllt und können die Überpopulation nur schwer bewältigen.
  • Bitte helfen Sie den Tieren, die in Privathaltung, im Zoohandel und in der Zucht in einem quasi rechtsfreien Raum leben und leiden und unterstützen Sie unsere Forderung nach besserem Schutz für unsere tierischen Mitbewohner.