Jedes Jahr im August findet im sauerländischen Reiste-Eslohe (NRW) der mehrtägige Reister Markt statt. Teil des Programms sind neben Kirmes und Krammarkt auch eine Tierschau mit Prämierung sowie ein Tierverkauf. Videomaterial der letztjährigen Tierausstellung, das uns von PETA vorliegt, zeigt gestresste, verängstigte Rinder, Kälber, Kaninchen, Hühner und Küken sowie einen teilweise groben Umgang mit den Tieren.
Update vom 11. Oktober 2022
Teilerfolg: Veränderungen nach PETA-Veröffentlichung
Nachdem der Reister Markt coronabedingt zwei Jahre in Folge ausgefallen war, kündigten die Veranstalter nach Rücksprache mit dem Veterinäramt für die Tierschau 2022 folgende Änderungen an: Rinder werden nicht mehr mit Hochdruckreinigern gesäubert, die Wasserversorgung der Kaninchen wird gesichert und die Lagerung von verkauften befiederten Tieren in Kartons wird untersagt. Hinzu kommt, dass Züchter:innen ein Formular unterschreiben müssen, das sie zum artgerechten Umgang mit den Tieren verpflichtet. Auch wenn dies ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist, sind die Änderungen teils nur marginal. Zudem sollten sie selbstverständlich sein und werden das Leid der Tiere auf dem Reister Markt nicht beenden. Die Verantwortlichen hatten genügend Zeit, ein nachhaltiges und tierfreies Alternativprogramm zu entwickeln, statt an der ausbeuterischen Tierschau festzuhalten.
Hinzu kommt, dass uns nach der Veranstaltung Videomaterial über unser Whistleblower-Formular zugespielt wurde, welches weiterhin tropfende Euter, gestresste Tiere und einen groben Umgang zeigte. Laut Zeugin wurden die befiederten Tiere wie auch in den vorherigen Jahren teils stundenlang in Kartons hinter den Ständen abgestellt, bis die Käufer:innen die Tiere abgeholt haben. Ein untragbarer Zustand, vor allem in den heißen Sommermonaten, denn Wasser und Nahrung stehen den Tieren in den dunklen und stickigen Kartons nicht zur Verfügung.

Dies macht ein weiteres Mal deutlich, dass den Veranstaltern und Verkäufer:innen das Wohl der Tiere völlig egal ist, vielmehr soll Geld mit ihnen verdient werden und leidvolle Traditionen aufrecht erhalten werden – auf Kosten fühlender Lebewesen.
Originalartikel vom 27. Juli 2020
Zuchtschau der Rinder bedeutet pures Tierleid
Wie die Aufnahmen zeigen, wurden die Rinder vor den Zuchtschauen mit industriellen Hochdruckreinigern gesäubert. Dabei wurde der harte Wasserstrahl direkt auf Gesicht und Euter der empfindsamen Tiere gerichtet.
Viele Kühe zeigten bei dieser Prozedur unübersehbare Zeichen von Stress und versuchten, dem schmerzhaften Wasserstrahl auszuweichen.

Da die Tiere wegen der Schau nicht gemolken worden waren, war das Euter besonders schmerzempfindlich. Aus vielen Eutern tropfte Milch – die von der Natur vorgesehene Nahrung für die Kälber der Kuhmütter. Zudem wiesen viele Kühe aufgrund der Fellrasur Schürfwunden auf, die teilweise mit Sprühfarbe abgedeckt wurden – alles nur, damit die Halter:innen bei der Zuchtschau bessere Chancen auf einen Sieg haben. Nach Meinung vieler Expert:innen handelt es sich bei den ausgestellten Rassen um Qualzuchten, die auf eine unnatürlich hohe „Milchleistung“ gezüchtet wurden.

Tiere, die nicht weitergehen wollten, wurden gefügig gemacht, indem ihr Schwanz schmerzhaft geknickt wurde oder sie grob am Nasenring geführt oder mit einem Schlüssel gestochen wurden.
Der hohe Stresspegel der Tiere äußerte sich auch durch eine auffallend starke Vokalisation während der gesamten Dauer.

Auch junge Kälber mussten angebunden und ohne ihre Mütter stundenlang an Ort und Stelle verharren. Eine ordnungsgemäße Versorgung mit Nahrung konnte nicht beobachtet werden. Bei einem Kalb war der Strick quer über das Auge des Tieres angebracht worden. Selbst nach einem Hinweis an den Halter wurde dem Tier nicht geholfen. Bei einigen Kälbern waren die klaffenden, blutigen Wunden des schmerzhaften Enthornens am Kopf zu sehen.

Kleintiere ausgestellt und verkauft
Bei der Zuchtschau wurden auch Kleintiere wie Kaninchen, Hühner und Enten sowie deren Küken zum Kauf angeboten. Die große Besuchermenge, laute Musik und die Zuchtbewertungen stellten für die empfindsamen Tiere eine enorme Belastung dar. Hühner und Küken wurden in kleinen Käfigen präsentiert, teilweise ohne Wasser oder Schutz vor der prallen Augustsonne.
Nach dem Verkauf wurden die panischen Tiere oftmals zusammen mit offenbar fremden Artgenossen in Kartons gesteckt, in denen sie teilweise über Stunden ausharren mussten, bis ihre Käufer:innen sie nach dem Marktbesuch abholten.
Es ist fraglich, wie viele Tiere die Strapazen auf diesem Markt nicht überleben oder schon vorab aussortiert und getötet werden, weil sie den von Menschen festgelegten Zuchtkriterien nicht entsprechen.

Auch Pferde leiden auf dem Reister Markt. Neben einigen Pferden, die ausgestellt wurden, wurde auch ein Ponykarussell für Kinder angeboten, bei dem die Ponys stupide im Kreis laufen müssen – eine reine Quälerei für die Tiere.
Tradition rechtfertigt keine Tierquälerei!
Leider wird die Not der Tiere auf derartigen Ausstellungen aus wirtschaftlichen Interessen häufig ausgeblendet. Wer jedoch die Augen vor dem Tierleid nicht verschließt, der erkennt schnell, dass die Tierschau, Zuchtschau und der Tierverkauf für die betroffenen Tiere mit enormem Stress, großer Angst sowie länger anhaltenden Schmerzen und Leiden verbunden sind – und das stellt einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.
Wir appellieren dringend an die Verantwortlichen, die Tierschau beim nächsten Reister Markt durch tierfreundliche Programmpunkte zu ersetzen. Da das Event aufgrund der Corona-Pandemie erst im August 2021 stattfinden wird, ist genügend Zeit für die Erarbeitung eines neuen Konzepts gegeben.
Darüber hinaus wurden die Verantwortlichen aufgrund der genannten Tierschutzverstöße beim Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (LANUV) Recklinghausen angezeigt. Wir informierten das Veterinäramt und die Betreiber:innen vor der Veröffentlichung über diesen Vorgang. Es ist allerdings fraglich, inwieweit das Veterinäramt seinen Pflichten nachgehen wird, da der Leiter des Amtes Hochsauerlandkreis in der Vergangenheit in einem von uns angezeigten Fall wegen Amtsverletzung zu einer Geldbuße von 1.500 Euro verurteilt wurde. Außerdem sollen die teilweise tierschutzwidrigen Zustände laut Meldungen an uns seit Jahren bekannt sein.
Was Sie tun können
- Bitte besuchen Sie keine Tiermärkte, denn dort werden Tiere immer für die Belange der Menschen benutzt und ausgenutzt. Sprechen Sie sich in Ihrer Stadt zudem gegen solche Märkte aus.
- Sie möchten Rindern, Schweinen und Hühnern nachhaltig helfen? Dann melden Sie sich am besten noch heute bei unserem kostenlosen und unverbindlichen Veganstart-Programm an und freuen Sie sich auf leckere Rezepte und spannende Informationen rund um das tierfreundliche Leben.