Pro Jahr liegt der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch und Milchprodukten wie Käse und Joghurt in Deutschland bei rund 118 Kilogramm. [1] Insgesamt 4,2 Millionen Tonnen Milch sind dabei für den Verbrauch im Umlauf. [1] In der Milchwerbung dominiert das trügerische Bild der heilen Welt: Dort sind vor allem Kühe, zu sehen, die glücklich mit ihren Kälbchen auf einer grünen Wiese weiden.
Doch in der Milchindustrie werden nicht nur Kühe ausgebeutet: Vor allem Büffel, Schafe und Ziegen – aber auch Pferde oder Kamele – werden wegen ihrer Milch gezüchtet und gehalten. Noch immer wissen viele Menschen kaum etwas über die Methoden der Milcherzeugung – und noch weniger darüber, welches Leid die Tiere bei der Milchproduktion für unseren Konsum durchleben. Informieren Sie sich hier über den täglich stattfindenden Tiermissbrauch in der Milchindustrie.
Was versteht man unter „Milch“?
Wenn die Rede von „Milch“ ist, ist damit innerhalb der EU meist ausschließlich Kuhmilch gemeint. In Europa werden größtenteils Kühe in der Milchindustrie ausgebeutet – doch auch nach der Milch von Schafen und Ziegen bzw. Schaf- und Ziegenmilchprodukten gibt es eine wachsende Nachfrage. In anderen Regionen der Welt gehören Büffel zu den Tieren, die am meisten Milch für den kommerziellen Gebrauch produzieren – und auch hierzulande ist Büffelmilchmozzarella gefragt. In Deutschland gibt es außerdem einen Markt für Stutenmilch.
Egal, von welchem Tier die Milch stammt, es handelt sich immer um Muttermilch, die Tiere nur produzieren, wenn sie Nachwuchs bekommen. Jedes Säugetier produziert Milch für seine eigenen Babys. Rinder- und Büffelkühe möchten damit ihre Kälber, Ziegen und Schafe ihre Lämmer, Stuten ihre Fohlen ernähren – und keine Menschen.
All diese Tiere werden zu Milchmaschinen degradiert, sie werden ihr Leben lang ausgebeutet und gequält, ihnen werden immer wieder ihre neugeborenen Kinder weggenommen, bevor sie nach einem Leben voller Entbehrungen weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung getötet werden.
Wie geht es Tieren in der Milchindustrie?
Die Milchindustrie degradiert Kühe, Ziegen, Schafe und Co. zu milchproduzierenden Maschinen – entsprechend werden die Tiere auch meist behandelt. Kühe werden durch Züchtung zu krankmachenden Hochleistungen angetrieben, mit hohen Mengen an „Kraftfutter“ falsch ernährt und häufig mit Antibiotika gegen Krankheiten behandelt.
Alle Säugetiere – Kühe, Schafe, Ziegen, Büffel und Pferde – produzieren Milch für ihre Kinder. Damit die Tiere fast durchgehend Milch produzieren, müssen sie immer wieder Nachwuchs bekommen, der ihnen in den meisten Milchbetrieben bereits kurz nach der Geburt weggenommen wird. Vor allem männliche Lämmer, Kuh- und Büffelkälber sind unerwünschte „Abfallprodukte“ der Milchindustrie. Für Tiere in der Milchindustrie bedeutet das vom Tag ihrer Geburt an ein Leben voller Qualen.
Unter natürlichen Umständen können Kühe ein Alter von etwa 20 Jahren erreichen, in der Milchindustrie werden die Tiere jedoch nach durchschnittlich vier bis fünf Jahren getötet: Lässt die „Milchleistung“ nach oder werden die Kühe krank, sind die Tiere für die Betriebe nicht mehr wirtschaftlich, da sie Milch nicht mehr in einer profitablen Menge produzieren. In der Milchindustrie ausgebeutete Kühe werden daher spätestens dann ins Schlachthaus gebracht und dort qualvoll getötet.
Was passiert mit männlichen Tierkindern in der Milchindustrie?
Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass sie mit jedem Glas Milch die Kalbfleisch- und Lammfleisch-Industrie oder Langstreckentransporte ins Ausland unterstützen und für den Tod der Tierkinder mitverantwortlich sind. Männliche Kälber und Schaflämmer werden nach der Trennung von ihren Müttern an die Mast verkauft und häufig auf Tiertransporten durch ganz Deutschland, Europa und nach der Mast sogar in Drittländer gekarrt.
Nach wenigen Monaten werden sie qualvoll im Schlachthof getötet, während weibliche Kälber und Lämmer in der Milchindustrie meist herangezüchtet werden – ihnen steht dann das gleiche traurige Leben wie ihren Müttern bevor.
Es gibt zudem immer wieder Berichte, dass Bullenkälber und männliche Lämmer kaum mehr rentabel aufzuziehen bzw. zu verkaufen sind und daher oft illegal vernachlässigt werden, bis sie sterben beziehungsweise getötet werden – obwohl dies nach dem Tierschutzgesetz strafbar ist. [2]
Auch in der biologischen Landwirtschaft ist vieles in dieser Hinsicht nicht anders. Wer Biomilch kauft, unterstützt vermutlich sogar die konventionelle Tierindustrie. Schließlich steht auch im Biobereich Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Hier gibt es oft erst recht keinen Markt für die männlichen Tierkinder. Wenige Wochen nach der Geburt werden sie an den konventionellen Markt verkauft, wo sie gemästet werden, bevor sie – oft noch im Kindesalter – zum Schlachthaus transportiert und für die Fleischindustrie getötet werden. [3]
Ist es notwendig, Milch zu trinken?
Weder aus kulinarischer noch aus ernährungsphysiologischer Sicht benötigt der Mensch Milch oder Milchprodukte. Eine ausgewogene vegane Ernährung ohne Milch und Milchprodukte ist gesund und für alle Lebensphasen geeignet. [4] Auch wer gerne Milch im Kaffee, ein Eis im Sommer oder Käsekuchen isst, kann dies nach einer Umstellung auf die vegane Ernährung weiterhin genießen – nur eben tierleidfrei. Es gibt mittlerweile eine Fülle an Alternativen zu Milch- und Milchprodukten.
Außer dem Menschen (und den von ihm ernährten tierischen Mitbewohnern) trinkt keine andere Spezies nach dem Säuglingsalter noch Muttermilch oder gar die Milch einer anderen Spezies. Kuhmilch und die Milch anderer Tiere ist den Ernährungsbedürfnissen der jeweiligen Tierkinder angepasst, nicht an die von uns Menschen.
Ist Milch gesund oder nicht?
Tierische Milch ist für Menschen nicht nur unnötig, sie kann unserer Gesundheit sogar schaden. Ein hoher Konsum von Milch wird mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs [5] und Brustkrebs [6] in Verbindung gebracht. Forschende sehen zudem einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten Milchkonsum, insbesondere in der Kindheit bzw. Pubertät, und Akne. [7] Außerdem vertragen rund zwei Drittel der Weltbevölkerung keine Milch aufgrund einer Laktoseintoleranz. [8]
Auch für gesunde Knochen ist niemand auf Milch angewiesen: Kalzium für starke Knochen steckt auch in pflanzlichen Lebensmitteln – in Kombination mit Vitamin D wird die Aufnahme von Kalzium gefördert.
Wie schädlich ist Milch für Klima und Umwelt?
Unser Milchkonsum trägt maßgeblich zur Umweltzerstörung bei. Durch ihren Verdauungsprozess geben Wiederkäuer wie Kühe, Büffel, Ziegen und Schafe in der landwirtschaftlichen Tierhaltung Treibhausgase wie Methan in die Luft ab, die schließlich die Erdatmosphäre belasten.
Vor allem in Südamerika wird der Regenwald abgeholzt, vorwiegend um Weidefläche und Platz für den Futtermittelanbau zu gewinnen – rund 75 Prozent des Sojas wird als Nahrung für die Tiere verwendet, nicht für den menschlichen Konsum. Deutschland ist einer der Top-3-Importeure des in Brasilien angebauten Sojas, das anschließend in hiesigen Futtertrögen landet. [9]
Wer genauer hinsieht, erkennt schnell, weshalb die Ökobilanz in der langen Produktionskette von Milchprodukten schlecht ist: Butter gilt als das klimaschädlichste Lebensmittel, Käse landet auf dem dritten Platz. [10] Kein Wunder: Um einen Liter Kuhmilch zu produzieren, werden durchschnittlich 628 Liter Wasser verbraucht. Die Herstellung eines Liters Sojadrinks benötigt stattdessen nur 28 Liter – somit knapp 23-mal weniger Wasser. [11]
Außerdem benötigt die Produktion von 1 Liter Kuhmilch knapp die 13-fache Landfläche und verursacht über 3-mal mehr Treibhausgasemissionen als die Herstellung eines durchschnittlichen Liters Sojadrinks. [11] Auch der Konsum von Milch und Milchprodukten von anderen Tieren ist nicht effizient. Der Energieverlust ist am geringsten, wenn wir Menschen direkt die Nahrung essen, beispielsweise Feldfrüchte und Soja, ohne dass sie den Umweg über den Tiermagen macht.
Milchkonsum ist speziesistisch
Wir Menschen sind die einzige Spezies, die bewusst die Milch anderer Lebewesen trinkt. Wir tun dies, weil wir uns anderen Arten ungerechtfertigterweise überlegen fühlen. Diese Form der Diskriminierung einer anderen Spezies bzw. die Ungleichbehandlung verschiedener Arten abhängig von deren Zweck für den Menschen nennt sich Speziesismus. Tiere sind jedoch nicht dazu da, dass wir sie benutzen. Und genau aus diesem Grund ist es falsch, sie willkürlich in Kategorien wie „Nutztiere“ oder „Haustiere“ einzuteilen.
Auch wir Menschen sind Tiere. Genau wie wir hat jede Spezies das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und darauf, die eigenen Bedürfnisse unbeschadet erfüllen zu können. Dazu gehört auch, die eigenen Neugeborenen zu stillen, zu beschützen und zu umsorgen – etwas, das Tieren in der Milchindustrie kategorisch verwehrt wird. Indem wir nicht länger die Muttermilch anderer Lebewesen konsumieren, entscheiden wir uns aktiv gegen ein speziesistisches System, das Tiere systematisch ausbeutet und als minderwertig degradiert.
Was Sie für die Tiere in der Milchindustrie tun können
Der nachhaltigste und einfachste Weg, um das massive Tierleid in der Milchindustrie nicht weiter zu unterstützen, ist auf pflanzliche Milchalternativen umzusteigen. Mittlerweile hat so gut wie jeder Supermarkt außerdem veganen Ersatz von Milchprodukten wie Sahne und Butter im Sortiment. Auch vegane Käsealternativen sind vielfältig und für verschiedenste Verwendungszwecke erhältlich.
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Quellen
[1] Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung (2021): Konsummilch: Herstellungsmenge und Verbrauch pro Kopf 2020 leicht angestiegen, https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung/versorgungsbilanzen/milch-und-milcherzeugnisse, (eingesehen am 20.07.2021)
[2] Der Spiegel (24.04.2015): Kälber für die Tonne, https://www.spiegel.de/wirtschaft/kaelber-fuer-die-tonne-a-3f679487-0002-0001-0000-000134660895?context=issue, (eingesehen am 20.07.2021)
[3] Schrot und Korn (2016): Die Haltung macht´s, https://schrotundkorn.de/essen/die-haltung-machts, (eingesehen am 20.07.2021)
[4] Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext, (eingesehen am 20.07.2021)
[5] The Journal of the American Osteopathic Association (2019): Effect of Plant- and Animal-Based Foods on Prostate Cancer Risk, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31633743/, (eingesehen am 20.07.2021)
[6] International Journal of Epidemiology (2020): Dairy, soy, and risk of breast cancer: those confounded milks, https://academic.oup.com/ije/advance-article-abstract/doi/10.1093/ije/dyaa007/5743492?redirectedFrom=fulltext, (eingesehen am 20.07.2021)
[8] Storhaug, Christian Løvold et al.: Country, regional, and global estimates for lactose malabsorption in adults: a systematic review and meta-analysis; The Lancet Gastroenterology & Hepatology, Volume 2, Issue 10, 738-746.
[9] Mighty Earth (2016): Germany’s Mystery Meat, http://www.mightyearth.org/wp-content/uploads/2016/07/MightyEarth_Germany27s_Mystery_Meat-English.pdf, (eingesehen am 20.07.2021)
[10] ÖKO-TEST AG (2019): Rindfleisch nur auf Platz 2: Diese Lebensmittel sind die schlimmsten Klimakiller, https://www.oekotest.de/essen-trinken/Rindfleisch-nur-auf-Platz-2-Diese-Lebensmittel-sind-die-schlimmsten-Klimakiller-_600836_1.html, (eingesehen am 20.07.2021)
[11] Poore, J./Nemecek, T. (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers, in: Science Vol. 360, Issue 6392, pp. 987-992, https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987 (eingesehen am 11.07.2023)