Exotische Tiere wie Schlangen, Spinnen, Echsen oder Frösche sind mittlerweile in vielen Zoohandlungen zu finden. Selbst einige Baumärkte bieten Reptilien und andere Exoten zum Verkauf an. In vielen Städten werden regelmäßig Reptilienbörsen veranstaltet, auf denen die sensiblen Tiere mit ihren hohen Ansprüchen an Temperatur, Haltung und Ernährung wie billiger Trödel verramscht werden.
Undercover-Ermittlern aus Deutschland, Asien und den USA gelang es 2016 im Rahmen einer mehrmonatigen, international übergreifenden Recherche erstmals, die erschütternden Bedingungen bei einigen der weltweit größten Züchter und Händler von Reptilien im Heimtierhandel zu durchleuchten.
Handel mit exotischen Tieren: Woher kommen Bartagame, Boa und Co.?
Für das skrupellose Geschäft mit den sensiblen Exoten werden die Tiere ihrem natürlichen Lebensraum gewaltsam entrissen oder von rücksichtslosen Züchtern massenhaft „produziert“. 2020 wurden über 350.000 Reptilien (1) offiziell nach Deutschland importiert. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen, da auch der illegale Handel mit exotischen Tieren floriert. Hinzu kommen unzählige exotische Säugetiere sowie Millionen sogenannter Zierfische.
Weltweit ist der Handel mit bedrohten Wildtierarten nach dem Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel das größte illegale Geschäft. (2)
Viele der empfindlichen Reptilien sterben schon auf den langen Transportwegen oder bereits auf den Zuchtfarmen. Sterberaten von bis zu 70 % (3) sind vom Handel bereits einkalkuliert. Bei deutschen Großhändlern werden die überlebenden Reptilien oft in winzige Plastikboxen eingepfercht und darin teilweise mehrere Jahre lang vorrätig gehalten. Ahnungslosen Kunden wird jedoch suggeriert, die Tiere würden aus guten Verhältnissen stammen.
Diese Tiere starben beim Transport nach Deutschland
Grauenvolle Zustände auch in Asien und in den USA
Videoaufnahmen von einem der weltweit größten Reptilienhändler „Reptiles by Mack“ aus Ohio zeigen Tiere in teils winzigen, überfüllten und völlig verdreckten Plastikbehältern. Viele Reptilien sind krank und schwer verletzt, werden oftmals nicht tierärztlich versorgt und müssen tage- oder teilweise wochenlang ohne Trinkwasser ausharren. 2009 wurden nach verdeckten Ermittlungen durch PETA USA in der Lagerhalle des internationalen Händlers USGE in Texas über 26.000 Tiere beschlagnahmt. Zehntausende exotische Säugetiere, Reptilien, Amphibien und Spinnen wurden hier unter unvorstellbaren Bedingungen gelagert – viele von ihnen waren krank, verletzt, tot oder lagen im Sterben.
Auch in Asien werden die Tiere lediglich als Massenware betrachtet. Der Verantwortliche eines großen vietnamesischen Reptilienhändlers, der deutsche Tierhändler beliefert, sprach offen über die zahlreichen Tiere, die die Überseetransporte nicht überleben.
Reptilien-Zwischenlager in Vietnam
Alles andere als artgerecht: exotische Tiere in der Wohnung
Exoten gehören nicht ins Wohnzimmer! Allein der Blick eines Menschen kann die sensiblen Tiere unter enormen Stress setzen, doch ihr Leiden sieht man ihnen nicht an. Die Haltung im Terrarium kann niemals den natürlichen Lebensraum ersetzen: Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten. (4)
Unterschätzte Gefahr für den Menschen
Nicht nur Bisse von giftigen Tieren sind potenziell lebensbedrohlich. Etwa 90 % der Reptilien sind Überträger exotischer Salmonellenarten. Besonders Kinder, immunschwache und ältere Menschen sind gefährdet, an einer Salmonelleninfektion zu erkranken. Laut des Robert Koch-Instituts stammt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kindern von exotischen Tieren. (5)

Was Sie tun können
- Bitte kaufen Sie keine Reptilien oder andere exotischen Tiere. Wenn Sie sich einen tierischen Mitbewohner wünschen und über die nötige Sachkunde verfügen, adoptieren Sie bitte ein Tier aus einer Auffangstation oder dem Tierheim.
- Besuchen Sie bitte keine Reptilienbörsen.
- Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Heimtierschutzgesetz.
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Quellen
(1) Statistisches Amt der Europäischen Union (o.J.): Datenbank Internationaler Warenhandel, https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/international-trade-in-goods/data/database, (eingesehen am 20.04.2021)
(2) Pro Wildlife Tierhandel und Ausverkauf der Natur. Online abrufbar unter: https://www.prowildlife.de/tierhandel/, letzter Zugriff am 09. August 2019
(3) Toland, Elaine / Warwick, Clifford / Arena, Phillip (2012): Pet Hate. In: The Biologist, Vol. 59 No. 3
(4) Schmidt, Volker: Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie, 4. Leipziger Tierärztekongress, 2008
(5) Robert Koch-Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9