7 unerwartete Wildtierarten, die in Zirkussen ausgebeutet werden

In Deutschland werden noch immer zahlreiche Tiere zu Unterhaltungszwecken im Zirkus ausgebeutet. Zwar haben einige Kommunen Zirkus-Auftritte mit bestimmten Wildtierarten verboten, trotzdem leiden neben Elefanten, Tigern und Löwen auch unzählige weitere Wildtiere unter dem Tourneestress und den mangelhaften Haltungsbedingungen.

Von diesen Tierarten wissen viele Menschen nicht, dass Zirkusse sie ebenfalls völlig legal als Showrequisiten missbrauchen dürfen – obwohl die Bedürfnisse der Tiere dort unmöglich erfüllt werden können.

1. Schlangen

Obwohl Schlangen hohe Lebens- und damit Haltungsansprüche haben, führen einige Zirkusse die empfindlichen Tiere auf ihren Tourneen mit. In sogenannten Schlangenshows werden die Tiere teils drastischen Temperaturunterschieden ausgesetzt. Dadurch, dass Schlangen sehr sensibel auf Vibrationen in der Luft reagieren und diese wahrnehmen, fühlen sie vermehrt Stress.

Häufig werden die exotischen Reptilien von den Verantwortlichen zudem für Fotos mit Besucher:innen benutzt, auch Kleinkindern werden dabei beispielsweise Pythons um den Hals gehängt. [2] Obwohl kommerzielle Werbung an Schulen verboten ist, betraten Zirkusmitarbeiter:innen des Zirkus Alaska in 2019 einen Schulhof in Hessen, um dort mit einer 1,5 Meter langen Python bei den Kindern „Werbung“ für die Zirkusvorstellung zu machen. [3] Die Zirkusmitarbeitenden wurden von der Schulleitung des Geländes verwiesen.

Der direkte Kontakt von Reptilien und Menschen kann gefährlich sein, da die exotischen Wildtiere Krankheiten wie Salmonellen übertragen können. Zudem ist es unmöglich, die Wildtiere zu domestizieren. Das Leben im Zirkus bedeutet für Reptilien dauerhaften Stress vor und hinter den Kulissen in häufig nicht artgerechter Haltung.

Kinder werden mit einer Schlange im Zirkus fotografiert
Viele Besucher:innen lassen sich mit Reptilien fotografieren, wie hier im Moskauer Zirkus.

2. Kängurus

Viele Zirkusse missbrauchen Kängurus als vermeintliche „Attraktion“. Die Tiere werden beispielsweise dazu gezwungen, in der Manege über Hindernisse zu springen. [4] Kängurus sind jedoch sehr schreckhaft – immer wieder kommt es daher zu Fällen, bei denen Kängurus aus deutschen Zirkussen ausbrechen. Wie bei Zebras handelt es sich auch bei Kängurus um Wildtiere, die die Möglichkeit haben müssen, sich körperlich auslasten zu können. In den warmen Buschlandschaften Australien können die Tiere bis zu neun Meter weit und drei Meter hoch springen – bei Geschwindigkeiten über 60 km/h.

Kein Zirkus kann Kängurus ein Gehege bieten, in dem die Tiere diese natürlichen Verhaltensweisen ausleben können. Oftmals müssen die Tiere in beengten Gehegen auf Schotter oder Asphalt leben. Der andauernde Stress, mangelnde Hygiene und ungeeignete Nahrung führen häufig zu gesundheitlichen Problemen wie der Kieferkrankheit Lumpy Jaw.

Kaenguru im Zirkusgehege
Auch Kängurus werden zur Unterhaltung missbraucht und eingesperrt.

3. Zebras und Antilopen

Huftiere wie Zebras und Antilopen sind schreckhafte Fluchttiere. Schon unbekannte Geräusche können Panik auslösen und im schlimmsten Fall zu Verletzungen bis hin zum Tod führen, wenn die Tiere beispielsweise gegen Umzäunungen rennen. Immer wieder kommt es vor, dass die Tiere aus ihren Gehegen ausbrechen. Diese Ausbrüche können zu schlimmen Unfällen führen, die für die Beteiligten tragisch enden. Im Oktober 2019 wurde beispielsweise ein Zebra des Zirkus Barley in Mecklenburg-Vorpommern erschossen, nachdem die Polizei es nicht einfangen konnte.

Während den Zirkustourneen müssen Zebras oder Antilopen häufig in einzelnen Boxen oder beengten Gehegen auf Asphaltflächen leben, wodurch sie keinen ausreichenden Kontakt zu Artgenossen für wichtige soziale Interaktionen und kaum Beschäftigungsmöglichkeiten haben. Die andauernde Reizarmut ihrer Umgebung und die Einschränkungen ihrer natürlichen Bedürfnisse können zu Verhaltensstörungen führen.

Zebras im Zirkusgehege
Beim Zirkus Charles Knie werden Huftiere wie Zebras unter artwidrigen Bedingungen gehalten.

4. Krokodile und Alligatoren

Krokodile und Alligatoren gehören zu den Reptilien und können Längen von mehr als vier Metern erreichen. Sie leben weitestgehend im Wasser und besitzen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Immer wieder kommt es in internationalen Zirkussen zu Ausbrüchen, aber auch gefährlichen Zwischenfällen während Vorstellungen. [5, 6]

Es ist unmöglich, die hohen Ansprüche an eine artgerechte Umgebung – wie bestimmte Temperaturanforderungen und ausreichend Platz mit einem gut strukturierten, großen Land- und Wasseranteil – in einem Zirkus nachzubilden. Grundsätzlich lassen sich Krokodile und Alligatoren nicht dressieren oder domestizieren. Obwohl die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) eine artgerechte Haltung von Krokodilen in Zirkussen für nicht erfüllbar hält, ist es Zirkussen nicht verboten, die Tiere dennoch zu halten. [7]

Krokodile in einem Terrarium eingesperrt
Diese Krokodile leben im Circus Belly. Leider ist die generelle Haltung der Tiere nicht verboten.

5. Robben und Seelöwen

Auch heutzutage gibt es noch Zirkusbetriebe, die Robben und Seelöwen in kleinen Becken und winzigen Käfigwägen umherkarren, um sie bei Dressurnummern vor zahlendem Publikum auszubeuten. Ein Zirkuskäfig kann jedoch niemals den Ozean ersetzen: So tauchen Kalifornische Seelöwen bis zu 100 Meter tief. Dabei erreichen sie Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 30 km/h.

In Zirkusgefangenschaft steht den Tieren lediglich ein winziges Wasserbecken mit Süß- anstatt Salzwasser zur Verfügung. Das Süßwasser kann bei Robben zu Augenkrankheiten wie Trübungen führen. [8] Dazu kommen die belastenden und häufigen Transporte zu den unterschiedlichen Gastspielorten. Derzeit (Stand 2022) führt beispielsweise Circus Berolina Seelöwen mit und bietet sogar „Schwimmen mit Seelöwen“ an. Bei der Tournee von Circus Krone in 2016 war Seelöwe Charly ausgebrochen und in den Coburger Berufsverkehr geraten. [9] Wildtiere wie Seelöwen und Robben gehören in die Freiheit und nicht in enge, flache Wasserbecken in deutschen Innenstädten.

Seeloewen im Zirkusgehege
Fernab vom Meer, werden auch Seelöwen für Zirkusnummern dressiert und eingesperrt.

6. Flusspferde

Auch Flusspferde können in Zirkussen nicht artgerecht gehalten werden. Die geselligen Tiere leben in der Natur in Gruppen von etwa 10 bis 150 Tieren. [10] Nachts suchen sie Weideflächen an Land auf, die mehrere Kilometer vom Gewässer entfernt sein können.

Im Circus Voyage dagegen lebt das Flusspferd Jedi ohne Kontakt zu Artgenossen und wurde bis zum Beginn der Corona-Pandemie regelmäßig durch Deutschland gekarrt. Während der Zirkus-Tournee steht ihm lediglich ein kleines Becken und ein mit Sägespänen ausgelegter Auslauf zur Verfügung. [11] Jedis Haltung wurde in 2019 wegen mehrerer Mängel – etwa dem nicht ausreichenden Wasserfüllstand – von den Amtsveterinär:innen des Bezirksamts Spandau kritisiert. [12] Auch im Circus Krone fristet Flusspferddame Pompäa ein Leben in Einzelhaft: Sie wird seit 2009 ausschließlich im Münchner Stammquartier des Zirkusunternehmens unter ebenfalls entsetzlichen Bedingungen gehalten.

Flusspferde leiden in Zirkussen neben der sozialen Isolation häufig unter Hautproblemen. Dazu kommt, dass Vorführungen meist tagsüber stattfinden. Flusspferde sind jedoch nachtaktiv.

Nilpferd in der Zirkusmanege
Nilpferde gehören in die Wildnis und nicht in die Zirkusmanege.

7. Giraffen

Giraffen können bis zu sechs Meter groß, vier Meter lang und 800 Kilogramm schwer werden. In der Wildnis erreichen sie auf Kurzstrecken Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h. Laut der Bundestierärztekammer ist die Haltung und der Transport von großen Tieren wie Giraffen und auch Nilpferden in reisenden Unternehmen besonders kritisch. Vor allem die vielen Transporte seien mit großen Belastungen für die empfindlichen Tiere verbunden. [13]

Es ist nicht möglich, Giraffen artgerecht in einem Zirkus unterzubringen. Die oft schlechten Haltungsbedingungen führen – ähnlich wie in Zoos – häufig zu gesundheitlichen Problemen, auch Verhaltensstörungen sind an der Tagesordnung.

Giraffen im Zirkusgehege
Der Zirkus Voyage hält auch Giraffen zur Unterhaltung – leider alles andere als artgerecht.

So helfen Sie Tieren im Zirkus

Diesen Wildtieren und auch vielen domestizierten Tierarten, die Tag für Tag in Zirkussen leiden, können Sie mit nur wenigen Klicks nachhaltig helfen: Unterstützen Sie jetzt unseren Appell an die Bundesregierung mit Ihrer Unterschrift und fordern Sie ein komplettes Verbot von Tieren im Zirkus.