Zoo Hannover: Tierleid geht nach dem Elefanten-Skandal weiter

Im Frühjahr 2017 veröffentlichten wir von PETA Deutschland Videoaufnahmen, die zeigten, wie die Asiatischen Elefanten im Zoo Hannover in zirkusähnlichen Shows vorgeführt wurden. Um Besucher:innen anzulocken, wurden selbst Elefantenbabys mit tierquälerischen Methoden dressiert. Die Veröffentlichung der Aufnahmen löste einen deutschlandweiten Skandal aus und veranlasste den Zoo, diese Form der Ausbeutung zu beenden und auf den sogenannten „Geschützten Kontakt“ umzustellen. Außerdem will die Einrichtung ihre Elefantenzucht vorerst beenden, kündigte aber auch an, wieder Menschenaffen wie Orang-Utans halten zu wollen.

Erfahren Sie hier mehr zur Tierquälerei im Zoo Hannover und warum trotz des millionenschweren Umbaus der Anlage weiterhin Tierleid an der Tagesordnung ist.

Tierquälerei-Skandal im Zoo Hannover: Elefantenkinder wurden gewaltsam dressiert

Für Show-Einlagen wurden sogar die Elefantenbabys regelmäßig auf eine Nebenanlage geführt und – verborgen vor den Blicken der Besucher:innen – immer wieder mit dem Elefantenhaken gequält. Wenn die Tierkinder die geforderten Zirkustricks wie Sitzen, Drehen oder den Stand auf Hinterbeinen nicht zur Zufriedenheit der Zoowärter:innen ausführten, wurde der Stock mit dem spitzen Metallhaken in ihre empfindliche Haut gerammt.

maenner und elefant

Für Elefanten ist dies sehr schmerzhaft, denn die Tiere haben eine dünne Haut – sie spüren sogar Insektenstiche. Diese Misshandlungen waren jedoch keine Einzelfälle: Elefantenwärter:innen trugen den Haken stets bei sich und nutzten ihn zum Schlagen, Stoßen und Drohen. Auch eine schwere Peitsche wurde eingesetzt, um die Tiere zum Gehorsam zu zwingen.

Renommierte Elefantenexpert:innen wie Margaret Whittaker, Carol Buckley und Dr. Olaf Behlert begutachteten das mehrstündige Videomaterial im Auftrag von PETA und bestätigten, dass die Elefanten mit Schlägen und anderen Formen der Gewalt unterworfen wurden.

Langwieriges Verfahren um die Elefantenmisshandlungen

Im April 2017 stellten wir Strafanzeige wegen Tierquälerei gegen die Zoo-Verantwortlichen, doch die Staatsanwaltschaft Hannover gab im August 2017 bekannt, dass das Ermittlungsverfahren eingestellt wurde. Diese Entscheidung ist haarsträubend, denn selbst die von der Staatsanwaltschaft eingesetzten Gutachter:innen bestätigten, dass den Tieren „erhebliche Leiden bzw. Schmerzen“ zugefügt wurden und ein „unangemessener Einsatz des Elefantenhakens“ stattgefunden habe.

Um die Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen, legten wir im Oktober 2017 bei der Generalstaatsanwaltschaft Celle Beschwerde gegen die Einstellung des Ermittlungsverfahrens ein. Vier der fünf Expertengutachten untermauerten unseren Einsatz für die Elefanten deutlich. Dennoch bestätigte die Generalstaatsanwaltschaft im Januar 2018 die Einstellung des Ermittlungsverfahrens. Als Begründung gab sie an, es sei nicht nachweisbar, dass den Elefanten im Zoo Hannover durch die Schläge „erhebliche Schmerzen und Leiden“ zugefügt wurden. Die Misshandlung der Elefanten war nach Ansicht der Staatsanwaltschaften also nicht gravierend genug, damit es für eine Anklageerhebung reichte.

man quaelt elefant mit elefantenhaken

Trotz geänderter Haltungsbedingungen: Tiere leiden weiterhin im Zoo Hannover

Im Jahr 2018 gab der Zoo Hannover bekannt, auf den sogenannten „Geschützen Kontakt“ umzustellen, bei dem Elefanten und Zoopersonal in der Regel durch starke Metallgitter voneinander getrennt sind. Zudem wurde mit dem Umbau der Elefantenanlage begonnen. [1]

Anfang Juli 2021 teilte die Einrichtung schließlich mit, die Zucht von Elefanten zumindest vorläufig beenden zu wollen, weil für neue Elefantenbabys nicht genug Platz vorhanden sei. [1, 2] Die aktuell im Zoo lebende Elefantenherde aus Mutter- und Jungtieren soll demnach abgegeben werden, und Zoo-Chef Andreas Casdorff will stattdessen eine Bullenherde halten. Zudem sollen im Zuge der geplanten Umbauarbeiten auch wieder Menschenaffen wie Orang-Utans und Gibbons im Zoo Hannover eingesperrt werden. [3, 4]

Der europäische Zoo-Dachverband EAZA kündigte 2019 zudem die Umstellung der Elefantenhaltung in allen angehörenden Zoos bis 2030 auf den „geschützten Kontakt“ an.

  • Ist das Ende der Elefantenzucht ein Erfolg?

    Seit 2013 wurden im Zoo Hannover 18 Elefantenbabys geboren, die Besucher:innen anlocken sollten. [5] Zoos nutzen die Zucht von niedlichen Tierbabys, um die Kassen klingeln zu lassen. Dadurch werden immer weiter Tiere „nachproduziert“, für die es jedoch nicht genügend Platz gibt und die ihr Leben lang in Gefangenschaft leiden müssen. Denn Auswilderungen von Elefanten aus deutschen Zoos finden nicht statt.

    Dass der Zoo Hannover die Zucht von Elefanten einstellen will, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch auch mit der geplanten Aufnahme einer Bullenherde wird er weiterhin am internationalen Zuchtprogramm beteiligt sein. Mittelfristig muss die Haltung von Elefanten in Zoos über einen kompletten Zuchtstopp gänzlich auslaufen. Bei der Zucht geht es ausschließlich um Entertainment und Profit, während die Tiere unter der Gefangenschaft leiden. In freier Natur legen Elefanten durchschnittlich 25 Kilometer am Tag zurück [6]. Aufgrund der unnatürlichen Bedingungen in Zoos entwickeln die sensible Tiere jedoch regelmäßig gesundheitliche Probleme:

    • In rund 84 Prozent der Zoos leidet mindestens ein Elefant an schmerzhaften Fußerkrankungen wie Nagelrissen, Abszessen oder Arthritis. [7]
    • Viele Elefanten in Zoos zeigen Verhaltensstörungen, die ein Anzeichen für seelisches Leid sind. [7] Ein Beispiel dafür ist das sogenannte „Weben“, bei dem die Tiere mit ständig mit dem Kopf hin und her wackeln.
    • Einige Elefanten werden sogar mit Psychopharmaka (Titel: Tiere unter Drogen gesetzt: Psychopharmaka-Einsatz in Zoos) behandelt. [8]
    • Die Bedingungen in Zoos sind derart unnatürlich, dass die empfindsamen Tiere in der Regel deutlich früher sterben als in der freien [9]

    Trotz des Umbaus der Elefantenanlage erwartet also auch die Elefantenbullen, die im Zoo Hannover einziehen sollen, kein artgerechtes und glückliches Leben.

„Artenschutz“ im Zoo Hannover: Elefanten und Orang-Utans gehören nicht in Zoos

Wir von PETA Deutschland kritisieren die Elefantenhaltung des Tierparks seit Jahren – unter anderem die Tatsache, dass die Tiere bislang mit dem spitzen Elefantenhaken gequält wurden. Mit ihrem rund 19 Millionen Euro teuren Umbau täuschen die Verantwortlichen vor, der Zoo Hannover würde „einen großen Schritt auf seinem Weg zu noch mehr Artenschutz, Artenvielfalt und Bildungsangeboten“ [1] machen.

Doch ganz gleich, welche Haltungsform ein Zoo auch praktiziert: Ein Elefantenleben in Gefangenschaft ist grundsätzlich artwidrig. Auswilderungen aus Zoos finden nicht statt – im Gegenteil: Teilweise importieren weltweite Zoos auch heute noch wild gefangene Elefanten und tragen so zu ihrem Verschwinden in der freien Natur bei. Der häufig angeführte Artenschutz ist nur ein Vorwand, um Besucher:innen ein gutes Gewissen zu suggerieren. Elefanten gehören jedoch in die Wälder und Savannen Afrikas und Asiens – nicht in Zoos. Steuergelder sollten nicht zur Finanzierung von Zoos ausgegeben werden, in denen Elefanten eingesperrt und gequält werden, sondern für echte Artenschutzprojekte – für Tiere in Freiheit.

mann quaelt elefant mit kunststuecken

Menschenaffen wie Orang-Utans und Gibbons, die sogenannten Kleinen Menschenaffen, sind stark vom Aussterben bedroht – daran ändert auch die Haltung und Zucht in Zoos nichts. Eine Auswilderung der gezüchteten Tiere ist in den allermeisten Fällen weder vorgesehen noch möglich. Orang-Utans aus deutschen Zoos werden grundsätzlich nicht ausgewildert, da sie die erforderlichen Verhaltensweisen für ein Überleben in der Natur im typischen Zoobetrieb nicht erlernen können.

So helfen Sie Elefanten, Menschenaffen und anderen Tieren im Zoo:

  • Bitte besuchen Sie keine Zoos und Tierparks.
  • Überzeugen Sie Ihr Umfeld, Zoos und ähnlichen Einrichtungen ebenfalls den Rücken zu kehren.
  • Unterschreiben Sie bitte unsere Petition für ein Ende der Menschenaffenhaltung in deutschen Zoos und helfen Sie uns, die Gefangenschaft unserer nächsten Verwandten zu beenden.