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Das „Haltungsform“-Label der „Initiative Tierwohl“: Kein Gewinn für Tiere

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Im Juni 2021 ging eine aufsehenerregende Nachricht durch die Medien: So wollen einige Discounter und Supermärkte Fleisch aus den Haltungsformen 1 und teilweise 2 nach und nach auslisten und ab 2030 nur noch Fleisch aus den Stufen 3 und 4 anbieten. Doch was bedeuten die verschiedenen Haltungsformen für die Tiere? Und reicht es, „Billigfleisch“ auszulisten?

Eine Frage der Haltung?

Die meisten Menschen wollen nicht, dass Tiere leiden – vor allem wollen sie nicht dafür verantwortlich sein. Doch zahllose Bilder aus Ställen und Schlachthöfen zeigen immer wieder, dass Fleischkonsum nur möglich ist, wenn fühlende Lebewesen dafür ausgebeutet und getötet werden. Um Verbraucher:innen die Gewissensbisse zu nehmen und weiterhin große Mengen an Fleisch zu verkaufen, werden tierische Produkte immer öfter mit sogenannten Tierwohllabeln versehen.

Das „Haltungsform“-Label etwa wird von der „Initiative Tierwohl“ vergeben. Diese Initiative ist kein staatliches Programm, sondern ein Zusammenschluss der Agrar- und Fleischwirtschaft mit dem Lebensmitteleinzelhandel, der verschiedene Haltungsstufen ausgearbeitet hat. Diese betreffen die Haltung von Schweinen, Hühnern, Puten, Pekingenten und Rindern/Kälbern in der Mastindustrie sowie Kühen in der Milchindustrie. [1]

Schwein aus der Schweinemast
Auch bei mehr „Tierwohl“: Kein Tier will sein Leben verlieren, damit aus seinem Körper Fleisch hergestellt wird.

Etwas mehr Platz macht kein glückliches Tier

Nur wenige Verbraucher:innen nehmen sich die Zeit, um zu verstehen, was hinter den angeblich besseren Haltungsbedingungen tatsächlich steckt. Denn dann würden sie schnell erkennen, dass die verschiedenen Stufen nur marginale Änderungen für die Tiere bedeuten. So könnte man beispielsweise denken, dass 100 Prozent mehr Platz für die Tiere in der höchsten Haltungsstufe 4 eine große Verbesserung ist. Doch man muss bedenken, dass ein 100 Kilo schweres Schwein auch in dieser Haltungsstufe lediglich 1,5 m2 Platz zur Verfügung hat (statt 0,75 m2). Für die bewegungsfreudigen und neugierigen Tiere ist auch diese Haltung reine Tierquälerei. Würden wir Hunde derart schlecht halten und grausam töten, nur weil wir ihr Fleisch essen wollen, dann wäre der Aufschrei groß.

Unternehmen in der Fleischindustrie machen sich die Ahnungslosigkeit der Menschen zunutze. Sie bauen darauf, dass sie die Lebensbedingungen der Tiere nicht weiter hinterfragen, sondern die Label-Kennzeichnung ihr schlechtes Gewissen beruhigt.

Seit Anfang 2022 sind in Supermärkten auch Milchprodukte wie Joghurt und Käse mit einem sogenannten „Haltungsform“-Label zu finden. Doch für dieses Label gilt das Gleiche wie für jene auf Fleischprodukten: Sie verschleiern Tierleid unter dem Deckmantel von angeblichem Tierschutz. Diese sogenannten Zertifizierungen werden von genau denen vergeben, die am Leid der Tiere verdienen.

Weitere Beispiele sind täuschende Formulierungen wie Offenfrontstall oder Außenklimareize, die etwa saftige Weiden vermuten lassen. Tatsächlich bedeuten solche Begriffe nur, dass eine Seite des Stalls offen oder Außenreize durch geöffnete Fenster geboten werden müssen. Hinzu kommt, dass auch bei zertifizierten Haltungsstufen eine Amputation der Körperteile von Tieren nicht gänzlich verboten ist. Kälber beispielsweise dürfen auch hier bis zur sechsten Lebenswoche auf dem Hof enthornt werden – bei Stufe 1 bis 3 reicht eine Schmerzlinderung für diese grausame Prozedur. Auch das Kupieren der sensiblen Ferkelschwänze ist teilweise noch erlaubt.

Bei der Haltung von Enten wird für Stufe 2 hervorgehoben, dass der Stall mindestens zu 3 Prozent mit Fenstern ausgestattet werden muss. Dies ist bei anderen Tierarten längst Pflicht und sorgt dafür, dass die Tiere den Tag-Nacht-Rhythmus zumindest erahnen können. Selbst in den Stufen 1 bis 3 fehlen Wasserflächen vollständig, obwohl Enten Wasservögel sind – dennoch versprechen die Label „Tierwohl“.

Seit 15. März 2022 werden auch Erzeugnisse aus dem Fleisch von Rindern und Kälbern mit dem irreführenden Label gekennzeichnet. Wie bei Produkten aus Schweinefleisch gilt auch hier: Die Änderungen sind nur marginal. Und die angeblich so tierfreundlichen Lebensbedingungen sollten bei der Haltung von Tieren eigentlich selbstverständlich sein. Dennoch preisen die Label es als besonders erwähnenswert an, dass Rinder „intensive tiermedizinische Betreuung“ erhalten, nicht mit Kot bedeckt sind und weiche Liegeflächen haben. Selbst die saisonale Anbindehaltung ist stellenweise erlaubt, wobei die bewegungsfreudigen Tiere lediglich zwei Stunden Auslauf erhalten müssen – und das nicht einmal auf einer Weide. Ein karger Laufhof oder kleine Stallbuchten reichen dafür aus. [2] Und wer kontrolliert, dass die Tiere jeden Tag wirklich kurze Zeit von der Anbindehaltung erlöst werden? Lediglich der Betrieb selbst verfasst ein schriftliches Protokoll. Wir sagen ganz klar: Bei diesen Labeln sind Verstöße vorprogrammiert. Sie sind nichts weiter als eine perfekte Täuschung von Verbraucher:innen.

Verletzte Hühner einer Biofarm
Selbst in Biobetrieben können beispielsweise bis zu 3.000 Hühner in einem Stallabteil gehalten werden.

Fazit zum „Haltungsform“-Label

Generell begrüßen wir es bei PETA, wenn sich Unternehmen oder Verbraucher:innen kritisch mit der Tierhaltung bzw. ihrem Fleischkonsum auseinandersetzen – denn das ist der erste Schritt hin zu einer Veränderung. Es ist jedoch absolut fatal für die Tiere, wenn dies dazu führt, dass Fleisch mit sogenannten Tierwohllabeln gekauft wird. Denn die Tiere leiden weiter – nur eben mit etwas mehr Platz, Stroh oder frischer Luft. Diese minimalen Verbesserungen der Haltungsbedingungen sollten eigentlich selbstverständlich sein, denn wir haben schlichtweg kein Recht, Tiere für unsere Zwecke auszubeuten und zu töten.

Hinzu kommt, dass das irreführende Label meist nur für sogenanntes Frischfleisch gilt. Teilweise listen Supermärkte auch nur Fleisch aus der Haltungsform 1 aus, also der niedrigsten Stufe, die den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht. Für importiertes Fleisch gilt das Label generell nicht, und verarbeitete Fleischerzeugnisse und andere tierische Produkte wie Milch und Eier werden ebenfalls so gut wie komplett außer Acht gelassen. Obwohl ihre „Produktion“ genauso viel Tierleid verursacht, sind in solchen Betrieben die noch schlimmeren gesetzlichen Standards Norm. Das Label zeigt vor allem eines auf: die systematische Untätigkeit der Politik im Bereich Tierschutz.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium hat unter der CDU/CSU seit Jahrzehnten eine tierfeindliche Linie verfolgt. Es ist beschämend, dass das gesetzlich legalisierte Leid in Tierställen selbst unter der neuen Regierung weiter geduldet und teilweise unterstützt wird – obgleich die Tierwirtschaft bekanntermaßen auch enorme Umweltprobleme verursacht. Mit der Auslistung der besonders quälerischen Haltungsstufen 1 und 2 wird sich das nicht ändern. Die industrielle Tierhaltung, in der das Tier zur Ware degradiert wird, bleibt auch nach 2030 erhalten. Wir fordern deshalb den dringenden Umstieg zum veganen Ökolandbau – das wäre in den kommenden Jahren ein tatsächlicher Erfolg.

Was Sie tun können

Wer den Tieren wirklich helfen möchte und ihnen das Recht auf ein unversehrtes Leben zuspricht, greift zu veganen Produkten, die heute im Lebensmittelhandel in großer Fülle zu finden sind. Das kostenlose und unverbindliche Veganstart-Programm begleitet Ihren Umstieg in ein veganes Leben mit vielen nützlichen Infos und praktischen Tipps.