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Tiertransporte für Leder: Grenzenlose Grausamkeit

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Update September 2020:

Am 29. September 2020 wurde eine weitere Dokumentation von Manfred Karremann ausgestrahlt. „Rinder für den Orient“ zeigte erneut das erbarmungslose Geschäft auf, das hinter dem Handel mit Tieren steckt. Für die Milch-, Fleisch- und Lederproduktion werden empfindungsfähige Lebewesen auch weiterhin über Strecken von Tausenden Kilometern transportiert. Solange Tiere zur Ware degradiert werden und alle am Export verdienen, wird sich an den dramatischen Zuständen für die Tiere nichts ändern. Deshalb fordern wir zumindest ein EU-weites Verbot dieser Langstreckentransporte. Gleichzeitig kann jeder Einzelne von uns mit dem eigenen Konsum sofort dazu beitragen, dieses Verbrechen an den Tieren nicht länger zu unterstützen, indem er oder sie vegan lebt.

Ein ZDF-Beitrag mit Videoaufnahmen von Manfred Karremann zeigt den grausamen Weg, den Tiere wie Rinder und Schafe auf wochenlangen Tiertransporte um die halbe Welt erleiden, bevor sie für die Produktion von Leder getötet werden. Über den globalen Handel landet ihre zu Schuhen, Taschen, Kleidung, Hundeleinen oder Möbeln verarbeitete Haut auch in unseren Geschäften.

Für die Produktion von Leder um die halbe Welt gekarrt

Für die Produktion von Leder werden jährlich mehr als 1,4 Milliarden Rinder, Ziegen, Schafe und Millionen weiterer Tiere getötet. [1] In Ländern wie der Türkei boomt der Handel mit ihren Häuten, wodurch die grausamen Lebendexporte stark zugenommen haben. Bereits 2018 wurden 900.000 Rinder und knapp 281.000 Schafe lebend aus Ländern wie Deutschland, Irland, Frankreich, Spanien, Brasilien, Australien und Österreich in die Türkei importiert. [2] Deutschland ist nach Russland der zweitgrößte Abnehmer türkischer Lederwaren – insbesondere von Schuhen. [3] So landen die Produkte der häufig betäubungslos getöteten Tiere auch in deutschen Haushalten.

Augenzeugen konnten einige der qualvollen Routen festhalten. So werden brasilianische Rinder wochenlang auf Schiffen in die Türkei oder in den Libanon transportiert. Auch deutsche und österreichische Rinder konnten bis in den Libanon verfolgt werden. In der Türkei geht es für einige Tiere auf LKWs weiter in den Irak. Eine andere Route führt von Frankreich über Bulgarien in die Türkei

Diese französischen Rinder warteten in Bulgarien im Grenzgebiet 13 Tagen in dem Transporter auf ihre Weiterreise

Tiere ohne ausreichend Wasser und Nahrung auf Schiffen und LKW

Auf den kräftezehrenden, oftmals wochenlangen Routen werden die Tiere in der Regel unzureichend mit Nahrung und Wasser versorgt. Sie sind Hitze wie Kälte wehrlos ausgesetzt, während sie dicht zusammengedrängt in ihrem eigenen Kot stehen. Auf offenen Anhängern sind die Rinder und Schafe zudem der Witterung schutzlos ausgeliefert. Ungesichert stoßen sie aneinander und verletzen sich dabei gegenseitig. Fallen sie zu Boden, können sie von ihren Artgenossen zertrampelt werden. 

Dieses geschwächte Rind wurde gewaltsam von einem Transporter geschleift

Für die Produktion von Leder ohne Betäubung getötet

In vielen Ländern werden Tiere ohne Betäubung getötet. Rinder, Schafe und Ziegen werden einfach zu Boden gedrückt, teilweise gefesselt: ihr Hals wird mit einem Messer durchtrennt. Aufgrund ungeschulten Personals oder der Verwendung stumpfer Messer kann ihr qualvoller Todeskampf mehrere Minuten dauern. Aufnahmen zeigen, wie Arbeiter Schafen vor den Augen ihrer Artgenossen die Kehle durchschneiden und sie zum Ausbluten auf einen Haufen werfen, während die Tiere zucken und um sich treten. In europäischen Schlachthöfen schlägt die Betäubung der Tiere oftmals fehl. Zudem bedeuten alle zugelassenen Betäubungsmethoden Stress oder Schmerzen für die Tiere. 

Schafe, die auf einem Haufen ausbluten

Verletzte Tiere illegal in Schlachthöfen getötet

Obwohl es in Europa illegal wäre, verletzte oder sterbende Tiere bis zum Schlachthof zu zerren, zeigen die Aufnahmen, wie Arbeiter auch schwache, offensichtlich im Sterben liegende Rinder gewaltsam von Transportern ziehen. Anschließend schneiden sie ihnen im Schlachthof die Kehle durch. Selbst schwangere Tiere müssen alle Strapazen der Lebendexporte erleiden. Wenn sie sich unterwegs verletzen, werden auch sie in einen Schlachthof gezerrt und mitsamt ihrem Kind im Bauch getötet. Während die vorsätzliche Tötung schwangerer Tiere in Deutschland verboten ist, wird die Haut ungeborener Kälber in Ländern wie China sogar als besonders wertvolles Leder gehandelt und landet über den globalen Handel unter dem Begriff „Slunk“ auch in Europa.

Rinder mit Kränen gewaltsam von Schiffen gezerrt

Wenn die Tiere nach Tagen oder Wochen am Zielort entladen werden, ist ihr Fell oftmals mit dicken Schichten aus Kot und Urin verklebt. Manche Tiere sind so schwach oder verletzt, dass sie nicht mehr die Kraft haben, sich eigenständig auf den Füßen zu halten. Sie werden mit Kränen von Bord gehievt. Dabei hängen sie mit ihrem gesamten Gewicht an einem einzigen Bein. Da ein ausgewachsenes Rind mehrere hundert Kilo wiegt, können die Beine der Tiere dabei brechen und ihre Gelenke schmerzhaft auskugeln.
 

Dieses brasilianische Rind wurde im Libanon mit einem Kran von einem Transportschiff gehievt

Herkunft von Leder oftmals unbekannt

Wegen der mangelnden Kennzeichnungspflicht für Lederprodukte und intransparenten Handelswegen kann die ursprüngliche Herkunft der Tiere und ihrer Häute in der Regel nicht zurückverfolgt werden. Konsumenten können nicht erkennen, ob ihr Schuh oder ihre Tasche aus der Haut eines Rindes, Hundes oder Kängurus gefertigt und in welchem Land das Tier getötet wurde. Angaben wie „Made in Italy“ geben ebenfalls keine Auskunft über die Herkunft oder Verarbeitung der Tierhäute, sondern lediglich darüber, wo das Endprodukt zuletzt bearbeitet wurde.
 

Leder ist eine Katastrophe für Mensch und Natur

Leder verursacht nicht nur Tierleid, es gilt auch als eines der umweltfeindlichsten Produkte der Welt. Für die Rinderzucht und die Produktion von Futtermitteln werden jeden Tag unersetzbare Regenwälder gerodet. Die Tiere tragen durch ihre methanhaltigen Ausscheidungen überdies massiv zur Erwärmung des Klimas bei. Zudem werden bei der Gerbung zahlreiche Chemikalien wie Chrom oder Formaldehyd eingesetzt, die eine Gefahr für Natur und Menschen darstellen. In Endprodukten wie Schuhen, Taschen und Kleidung finden sich sogar häufig Belastungen mit Chrom VI, einem krebserregenden und allergieauslösenden Schwermetall.

Was Sie tun können

Egal, woher Leder stammt: Es ist immer mit Tierleid und Umweltzerstörung verbunden. Während wir Hunde und Katzen als unsere Gefährten verwöhnen, stehen tagtäglich Milliarden Tiere wie Rinder, Schafe oder Ziegen knietief in ihrem eigenen Kot, werden mit Elektroschocks malträtiert, in engen Lastwagen um die halbe Welt transportiert und schließlich getötet. Bitte schauen Sie immer auf das Etikett – ist darauf der Begriff Leder oder das entsprechende Symbol abgebildet, lassen Sie das Produkt im Regal liegen. Greifen Sie den Tieren zuliebe stattdessen zu veganen Alternativen wie Kunstleder, Ananasleder oder Kork.