
Der Welpenhandel im Internet boomt. Auf Internetplattformen wie Quoka oder edogs werben kriminelle Händler:innen oftmals mit Bildern niedlicher Tierbabys, die angeblich aus guten Verhältnissen stammen. Da auf vielen dieser Plattformen Tiere völlig anonym angeboten werden können, floriert dort besonders der illegale Handel mit jungen Hunden und Katzen, aber auch mit anderen Tierarten.
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Was bedeutet illegaler Welpenhandel?
Der Handel mit Welpen ist illegal, wenn die angebotenen Tierbabys nicht legal in Deutschland eingeführt wurden und ihnen erforderliche Impfungen und Dokumente fehlen oder diese gefälscht sind. Viele der im Internet angebotenen Welpen stammen von Vermehrerfarmen aus Osteuropa, in denen Muttertiere wie Gebärmaschinen gehalten werden. Die Tierbabys werden oftmals viel zu früh von ihren Müttern getrennt und auf lange Transporte nach Deutschland und in andere europäische Länder geschickt. Viele von ihnen sind schwer krank und sterben nach kurzer Zeit im neuen Zuhause.
Die kleinen Welpen werden ihren neuen und ahnungslosen Halter:innen oftmals auf Parkplätzen, in Einkaufsstraßen, an Bahnhöfen, Hinterhöfen oder in extra dafür angemieteten Wohnungen übergeben. Von den Muttertieren oder Geschwistern fehlt dann häufig jede Spur. Die Händler:innen geben sich den potenziellen Käufer:innen gegenüber oft fürsorglich, tauchen nach dem Verkauf der Tiere jedoch meist ab und verwenden neue Nutzerprofile, Identitäten und Handynummern, um ihre Masche fortzusetzen. Was bleibt, sind hohe Tierarztkosten, tote Vierbeiner und Lebewesen, die ein Leben lang völlig traumatisiert sind oder unter schweren Verhaltensstörungen leiden.

Kriminelle Welpenhandel-Netzwerke in Europa
Ein Großteil der importierten Welpen stammt aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Tschechien, Bulgarien, Polen, Ungarn und der Slowakei. [1] Das lukrative Geschäft wird oft von unterschiedlichen Menschen in den Bereichen Zucht, Transport, Handel und Verkauf betrieben – diese kriminellen Strukturen erschweren besonders die Suche nach den beteiligten Personen. Teilweise sind auch Tierärzt:innen in die Machenschaften involviert, die den jungen Tieren gefälschte Dokumente ausstellen und Impfungen bescheinigen, welche die Welpen nie erhalten haben, um Kosten zu sparen.
Käfige und Einsamkeit: Das Leid der Elterntiere
Muttertiere auf Zuchtfarmen erfüllen nur einen einzigen Zweck: Sie sollen möglichst viele Welpen „produzieren“, denn nur so lässt sich mit der „Ware Tier“ Profit machen. Die Mutterhündinnen und auch die Rüden verbringen ihr Leben in Einsamkeit und Elend.
Viele verbringen ihr kurzes Leben in kleinen Zwingern und Käfigen, ohne jemals das Sonnenlicht zu sehen oder in Sozialkontakt mit Artgenossen zu kommen. Sind sie zu schwach oder nicht mehr „produktiv“ genug, werden sie ausgesetzt oder getötet. Denn dann zählt ihr Leben nichts mehr.

Kranke Welpen, viel zu früh von der Mutter getrennt
Ein Großteil der Welpen wird den Müttern viel zu früh entrissen – oftmals schon mit zwei bis vier Wochen. Die Welpen sind dann noch besonders klein und „niedlich“ und sollen so die potenziellen Käufer:innen um den Finger wickeln. Da die wichtige Sozialisierung durch die Mutter nicht stattfindet, leiden viele Welpen an schweren Verhaltensstörungen, die sich häufig bis ins Erwachsenenalter ziehen und teils nie mehr verschwinden.
Ein weiteres Problem der „Welpenfabriken“ sind Inzuchten und Qualzuchten nach spezifischen Merkmalen. Viele „reinrassige“ Hunde leiden zuchtbedingt an schweren gesundheitlichen Problemen. Auch lebensbedrohliche genetische Defekte wie Blindheit, Taubheit, Herzfehler, Hautprobleme oder Epilepsie gehören dazu.
Aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen und den unwissenden profitorientierten Züchter:innen sowie der geschwächten und ungeimpften Muttertiere sind auch viele Welpen schwer krank. Meist werden sie in den Zuchtanlagen weder geimpft noch entwurmt. Aus diesem Grund leidet ein Großteil an:
- Parasiten
- Wurmbefall
- Entzündungen
- Parvovirose
- Staupe
- Virusinfektionen
In vielen Fällen verlaufen infektiöse Krankheiten wie Staupe und Parvovirose tödlich. Impfausweise und Gesundheitszeugnisse werden aus Gründen der Kostenersparnis häufig gefälscht. Für den Transport werden die kleinen Welpen „fit“ gespritzt und mit Antibiotika vollgepumpt, obwohl sie oft bereits schwer krank sind. Im neuen Zuhause angekommen, zeigen sich häufig schon nach kurzer Zeit erste Krankheitssymptome. Die Kosten für die Behandlung steigen oftmals auf mehrere Hundert bis Tausend Euro. Viele Welpen überleben nicht lange.

Lange Transporte unter schlimmen Bedingungen
Eingepfercht in kleine Transportboxen werden die Welpen über die Grenzen geschmuggelt. Die Transporte ziehen sich häufig über viele Stunden hin, in denen die Hundebabys in ihren eigenen Fäkalien sitzen, an Durchfall leiden und schreckliche Angst haben. Immer wieder werden Welpentransporter vom Zoll oder von der Polizei beschlagnahmt.
Die sichergestellten Tiere kommen in lokale Tierheime und benötigen aufgrund der fehlenden Impfungen und unzureichenden Dokumente häufig eine monatelange Quarantäne. Dies verursacht immense Kosten und stellt für die zuständigen Tierheime eine hohe Belastung dar.
Was tun gegen illegalen Welpenhandel?
Kaufen Sie niemals Welpen oder andere Tiere im Internet, sondern adoptieren Sie einen tierischen Mitbewohner aus dem Tierheim. Dort warten viele Lebewesen auf ihre zweite Chance im Leben und darauf, von liebevollen und fürsorglichen Menschen aufgenommen zu werden. Darunter auch viele Welpen.
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Quelle:
[1] Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (30.03.2021): Die Tierschutzbeauftragte teilt mit: Illegaler Tierhandel: Hunde nicht im Internet kaufen / Landestierschutzbeauftragte: „Online-Handel unterliegt keiner Kontrolle und untergräbt den Tierschutz.“, https://www.umwelt.nrw.de/presse/detail/die-tierschutzbeauftragte-teilt-mit-illegaler-tierhandel-hunde-nicht-im-internet-kaufen-landestierschutzbeauftragte-online-handel-unterliegt-keiner-kontrolle-und-untergraebt-den-tierschutz-1617091524 (eingesehen am 07.04.2022)