Warum PETA bei Bränden in Tierställen Anzeige erstattet

In deutschen Tierhaltungsanlagen kommt es jedes Jahr zu zahlreichen Bränden, bei denen Zehntausende Tiere auf unfassbar grausame Weise ums Leben kommen. Immer wieder verbrennen Rinder, Schweine, Hühner und andere Tiere bei lebendigem Leib, ersticken qualvoll oder werden von einstürzenden Dächern erschlagen.

Seit 2014 informieren wir von PETA Deutschland bei Bränden in Tierställen die Ermittlungsbehörden und erstatten Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen der tierhaltenden Betriebe, denn sie sind für die Sicherheit der getöteten und verletzten Tiere verantwortlich.

Nach Paragraf 3 Abs. 2 Nr. 1 Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung müssen Haltungseinrichtungen nach ihrer Bauweise, den verwendeten Materialien und ihrem Zustand so beschaffen sein, dass eine Verletzung oder sonstige Gefährdung der Gesundheit der Tiere so sicher ausgeschlossen wird, wie dies nach dem Stand der Technik möglich ist.

Es ist hinreichend bekannt, dass Tierställe ein hohes Brandrisiko aufweisen. Daher ist es unverständlich, dass für diese Gebäude kein ausreichender Brandschutz vorgeschrieben ist.

Inhaltsverzeichnis

Das Ziel unserer Anzeigen

Die meisten Brände in Tierhaltungsbetrieben werden durch erhebliche Mängel beim Brandschutz und durch marode technische Anlagen ausgelöst. Unsere Anzeigen dienen zur Aufklärung der Brandursache und zur Zuordnung der Verantwortlichkeiten. Daneben sollen sie auch die Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit, Behörden und Justiz auf diesen Zusammenhang lenken, damit entsprechende Gesetze zum Schutz der Tiere erlassen werden. Darüber hinaus sollen für die Genehmigung von Tierställen ausreichende Brandschutzvorkehrungen vorgeschrieben werden, die regelmäßig zu kontrollieren sind und in Brandfällen die Rettung der Tiere ermöglichen.

Stallbrand
Bestehende Brandschutz­verordnungen regeln den Schutz der Tiere im Brandfall so gut wie nicht.

Erhebliche Mängel in vielen Tierställen

In den meisten Medienberichten über Stallbrände ist zu lesen, dass der Brand durch einen „technischen Defekt“ ausgelöst wurde. Dabei bleibt häufig unerwähnt, dass dieser Defekt oftmals hätte verhindert werden können und der Brand regelmäßig auf grober Fahrlässigkeit der tierhaltenden Betriebe beruht. Angesichts der Offensichtlichkeit konkreter Brandrisiken ist nicht selten sogar davon auszugehen, dass die Augen bewusst vor diesen verschlossen wurden und die tierhaltenden Betriebe den Brand und Tod der Tiere schlichtweg billigend in Kauf nahmen.

  • Beispiele für vermeidbare „technische Defekte“ sind etwa: offene Stromleitungen, die von Mäusen angenagt werden können; alte Wärmelampen in Ferkelaufzuchten; Maschinen, die bei den Tieren gelagert werden; schlecht gewartete elektrische Anlagen oder Photovoltaikanlagen.
  • Hinzu kommt, dass Brände in entlegenen Ställen oft erst spät bemerkt werden. Grund dafür ist unter anderem die Tatsache, dass für Tieranlagen keine Sprinkler- oder Brandmeldeanlagen vorgeschrieben sind, die den Verantwortlichen im Brandfall beispielsweise eine Handy-Warnmeldung zukommen lassen.
  • Auch die Löschwasserversorgung ist auf den Feldern meist schwer. Häufig wird im gleichen Gebäude zudem Stroh oder anderes leicht entflammbares Material gelagert, was eine Rettung nahezu ausweglos macht – vor allem bei einer hohen Anzahl von Tieren.

Schon der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass es schlichtweg unmöglich ist, in einem Brandfall Zehntausende Hennen oder Hunderte Schweine aus engen Buchten zu evakuieren. Da außerhalb des Stalls meist kein eingezäuntes Gelände vorhanden ist, lassen sich panische Rinder nur schwer nach draußen treiben, denn die Tiere kennen meist nur den Platz im Stall, in dem sie Tag für Tag eingesperrt sind.

In den meisten Fällen erweisen sich auch die verwendeten Baumaterialien und Baukonstruktionen als unzureichend. So stürzen Wände oder Dächer oftmals innerhalb kürzester Zeit ein, was eine Rettung der Tiere ebenfalls unmöglich macht und zusätzlich Menschenleben gefährdet.

Defizite bei Brandschutzauflagen in Tierhaltungsbetrieben

Die zuständigen Behörden weisen immer wieder auf Mängel beim Brandschutz hin, etwa in Form von „Verstößen gegen Genehmigungsauflagen“. In einer Schweinezuchtanlage des Straathof-Konzerns bei Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern wurden beispielsweise wiederholt „Mängel beim Brandschutz“ behördlich festgestellt. [1]

Nicht zuletzt dank der zunehmenden Sensibilisierung der Behörden gelingt es PETA Deutschland immer häufiger, in Genehmigungsbescheiden bessere Brandschutzvorgaben durchzusetzen. Dennoch zeigen sich in der Praxis immer wieder erhebliche Defizite bei der Tierrettung und der Bereitstellung von Löschwasser. Feuerwehrleute, die das unbeschreibliche Leid der Tiere vor Ort erlebt haben, haben sich an uns gewandt, auf erhebliche Mängel in den Tierställen und bezüglich der Löschwassersituation hingewiesen und die Berechtigung unserer Strafanzeigen bestätigt.

Wir brauchen hohe Brandschutzstandards für Tiere

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung ist jedes einzelne Tier einem grausamen Leben und Schicksal ausgeliefert – vielfach geprägt von katastrophalen Haltungsbedingungen und nahezu immer von einer gewaltsamen Tötung. Das Mindeste ist für die Verantwortlichen daher, sicherzustellen, dass die Tiere nicht zusätzlich dem Risiko eines qualvollen Todes durch Ersticken oder Verbrennen ausgesetzt sind.

Wir fordern für tierhaltende Betriebe von den Behörden und der Politik die gleichen gesetzlichen Regelungen für hohe Brandschutzstandards, die auch für Menschen gelten. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund erforderlich, dass Tierställe ein erheblich höheres Brandrisiko aufweisen und spezielle Maßnahmen für einen vorbeugenden Brandschutz benötigen.

Schweinestall
Leidtragende sind vor allem die Tiere, die bei einem Stallbrand oft ihr Leben lassen müssen.

Wie kann den Tieren im Brandfall geholfen werden?

Tierställe sind allgemein einem ausgesprochen hohen Brandrisiko ausgesetzt. Das liegt zum einen daran, dass vielfach Heu oder Stroh im Stall gelagert wird und sich je nach Restfeuchtigkeit selbst entzünden kann. Aber auch technische Anlagen, Geräte und die typisch hohe Staubbildung in Ställen steigern das Risiko. Dennoch werden in den meisten Tierställen keine Maßnahmen getroffen, um die Wahrscheinlichkeit der Rettung von Tieren zu erhöhen. So sind meist weder Sprinkleranlagen noch spezielle Feuermelder oder geeignete Baumaterialien zu finden, die Bränden lange standhalten. Auch realistische Fluchtwege für Tiere und Außengatter werden beim Bau von Tierställen nicht berücksichtigt.

Aufgrund der immens hohen Brandgefahr sollten beim Bau von Tierställen vorbeugende Brandschutzmaßnahmen ergriffen werden.

Brände vermeiden statt löschen

Aber auch mit digitalen Mitteln lässt sich der Tod von Tieren durch Ersticken oder Verbrennen verhindern. Der Markt bietet heute moderne Sensortechnik zur dauerhaften Überwachung von Brandparametern wie Temperatur oder Luftfeuchtigkeit, die auch einen Stromausfall im Stall registrieren kann. Die erfassten Daten werden in Echtzeit an eine digitale Plattform gesendet, die bei Störungen einen Alarm in Form eines Anrufs auslöst. [2] Auch andere Defekte, die für Tiere das Risiko eines besonders qualvollen Todes bergen, können mit solchen Sensoren frühzeitig erfasst werden, wie etwa ein Ausfall der Stallbelüftung oder -heizung.

Hat PETA kein Mitleid mit landwirtschaftlichen Betrieben?

Für kommerzielle Tierhaltungsbetriebe sind Stallbrände ein Problem, vor allem wenn Tiere dabei umkommen. Nicht zuletzt stellen sie auch eine finanzielle Belastung dar, sofern kein Versicherungsschutz besteht. Allein aus diesem Grund sind hohe Brandschutzstandards für alle Beteiligten unverzichtbar. Gleichwohl dürfen wir nicht die Hauptleidtragenden aus den Augen verlieren – die Tiere. Sie sind nur deshalb in den Ställen eingesperrt und sterben einen qualvollen Tod, weil Menschen Fleisch, Eier und Milch konsumieren und landwirtschaftliche Betriebe Geld damit verdienen wollen.

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Was macht die Politik?

In der Vergangenheit wurde dem Thema Stallbrände kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Noch immer werden keine offiziellen Daten erfasst – weder auf Landes- noch auf Bundesebene. Dabei wäre es für einen effektiven Brandschutz dringend notwendig, die Häufigkeit und Gründe für die teils verehrenden Brände aufzuzeichnen und auszuwerten.

Nicht zuletzt aufgrund des Engagements von PETA nimmt das Thema in der Politik und unserer Gesellschaft zunehmend einen höheren Stellenwert ein. Eine ad-hoc-Arbeitsgruppe der Agrarministerkonferenz legte 2022 einen Ergebnisbericht vor, der die oben beschriebenen Mängel bestätigt und deutlich macht, dass im Tierschutzrecht detaillierte Vorgaben zur Sicherheit der Tiere bei technischen Störungen oder Bränden fehlen. [3] Von Seiten der Länder und des Bundes müssen zumindest die im Ergebnisbericht vorgestellten Lösungsansätze zeitnah umgesetzt werden.

So können Sie den Tieren helfen

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung werden Tiere lediglich als Ware erachtet. Tritt ein Brandfall ein und Rinder, Schweine oder Hühner verbrennen oder ersticken im Stall, wird allein der entstandene finanzielle Sachschaden berechnet – und bei bestehendem Versicherungsschutz ersetzt. Doch nicht nur Brandfälle bedeuten in dieser ausbeuterischen Industrie Leid und Tod. Obwohl Tiere leidensfähige Lebewesen sind, wird ihr Wert ausschließlich anhand ihrer Leistung und ihres Nutzens für den Menschen berechnet – ganz gleich, ob konventionelle oder ökologische Haltung. Grundsätzlich sollte kein einziges Tier sein Leben eingesperrt in einem Stall verbringen müssen. Doch für die Produktion von Fleisch, Milch und Eiern werden Tiere zu Abermillionen ausgebeutet und lange vor Erreichen ihrer natürliches Lebenserwartung getötet.

Am effektivsten helfen Sie Tieren in der landwirtschaftlichen Tierhaltung, wenn Sie sich für eine vegane Ernährung entscheiden. Der Lebensmittelhandel bietet heute eine Fülle an leckeren Alternativen zu tierischen Produkten wie Fleisch, Milch, Eier und Honig, für die kein Tier leiden musste. Wir begleiten Ihren Einstieg in ein tierfreundliches Leben gerne mit unserem kostenlosen und unverbindlichen Veganstart-Programm.