Warum bleibt diese Feministin „lieber nackt als im Pelz“?

Finden Sie es seltsam, dass eine Feministin wie ich – die die 60er Jahre miterlebt hat, als noch BHs verbrannt wurden – anzügliche Protestaktionen organisiert? Aktionen mit Frauen, die kaum mehr am Körper tragen als eine Aufschrift, die ihre Körperteile nach Metzgermanier auszeichnet? Viele Leute würden darüber den Kopf schütteln. Doch der März ist der nationale Monat für Frauen in der Geschichte. Dies möchte ich zum Anlass nehmen, zu erläutern, warum ich der Ansicht bin, Frauenrechte und nackter Protest passen zusammen wie Gloria Steinem und Miniröcke.
 
Voller Körpereinsatz für Tierrechte: Ingrid Newkirk

Im Feminismus – wie in jeder sozialen Bewegung – hat jede Generation ihre eigenen Schlachten zu schlagen. Mein Respekt gebührt all denen, die unsere Gesellschaft an den heutigen Punkt gebracht haben. Doch heute ist ein neuer Tag mit neuen Problemen, die wir angehen müssen. Ich fühle mich dabei am stärksten mit den Feministinnen der dritten Welle verbunden. Sie haben die Feministinnen der zweiten Welle satt, die auf so ironische Weise die Rolle der repressiven Väter und Ehemänner einnehmen und fordern, Frauen sollten sich bedecken und sich „benehmen“. Wie können wir es nur wagen, unsere Körper den neugierigen Blicken auszusetzen?! Doch genau das wagen wir und immer mehr Feministinnen wagen etwas noch viel wichtigeres: Sie stellen das Konzept in Frage, dass man Brüste verstecken solle wie etwa ein Schmuddelmagazin.

Hier bei PETA gibt es jede Menge „dreiste“ Frauen wie mich. Wir bleiben lieber nackt, als Pelz zu tragen – aber nicht nur Pelz, auch Leder, Wolle oder irgendeine andere Haut. Für uns ist die Befreiung der Tiere nur ein logischer Anteil einer Philosophie, die Gewalt an und Ausbeutung von anderen ablehnt, die auf irgendeine Weise nicht genau wie wir selbst sind. Wir lehnen jegliche Vorurteile auf Grundlage willkürlicher Faktoren wie Hautfarbe, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder Spezies ab. Denn zweifelsohne ist es von Grund auf falsch, unsere eigene Freiheit einzufordern und sie gleichzeitig anderen zu verweigern.
 


Pamela Anderson im Einsatz für Tierrechte

Wir sind alle aus Fleisch und Blut gemacht. Wir haben ein Gesicht, Gefühle und ein schlagendes Herz, genau wie all die Schweine, Hühner und anderen Tiere, die für einen kurzen Gaumenkitzel getötet und enthauptet werden. Was mit ihnen geschieht, wäre genau das Gleiche, würde es mit uns geschehen. Und darum geht es in PETAs provokanten Kampagnen wie der zuvor erwähnten Aktion „Alle Tiere haben die gleichen Teile“. Die leicht bekleideten Frauen da draußen in der Kälte wissen genau, dass die Menschen innehalten und sie anstarren werden – und dass viele dieser Passant(inn)en nie zuvor über Tierrechte nachgedacht haben. Darin liegt die Macht ihres Protests.

Anstatt also eine protestierende Frau anzugreifen, die niemandes Erlaubnis braucht, um sich auszuziehen, sollten wir unsere Energie und unsere Wut fokussieren. Wir sollten sie gegen diejenigen richten, die die schwächsten von uns missbrauchen und ausbeuten. Frauenrechte und Tierrechte gehen Hand in Hand. Wer gegen Gewalt an Frauen ist, kann niemals guten Gewissens Speck essen und Milch trinken. Warum? Weil Schweinemütter – Sauen, die extrem klug sind und ihre Babys genauso lieben wie eine Menschenmutter – in Metallgestelle eingepfercht werden, die so klein sind, dass sie sich noch nicht einmal darin umdrehen können. Sie bekommen schmerzhafte Druckgeschwüre, weil sie, quasi unbeweglich, auf dem harten Zementboden liegen. Verängstige, schreiende Kälber werden ihren liebenden Müttern gleich nach der Geburt entrissen, damit der Mensch die Milch trinken kann, die eigentlich für die Babys gedacht war. Mitarbeiter in der landwirtschaftlichen Tierhaltung und in Schlachthöfen haben beängstigende, gefährliche und niederschmetternde Jobs – deshalb lassen sie ihre Frustration oft an weiblichen Tieren aus und vergehen sich an ihnen, selbst in den letzten, panischen Momenten der Tiere. Ein Video findet sich auf unserer Website, doch man kann die Bilder kaum ertragen.

Ich habe beim Schlachten zugesehen, habe gesehen, wie Schweine geschlagen und auf Lastwägen verladen wurden. Und ich war schockiert von der Besorgnis und der Angst in ihren Gesichtern, wenn sie zum ersten und letzten Mal die Autobahn entlang gekarrt werden. Genau den gleichen Gesichtsausdruck hätten Sie und ich.

Wir alle spüren Schmerz und Angst, sehnen uns nach Freiheit und wollen unser Leben leben.
Wir sind alle gleich.
Mit einem gravierenden Unterschied.

Im Gegensatz zu Schweinen, Puten, Fischen und Kühen habe ich die Wahl. Ich kann mich entscheiden, die Finger von Fleisch, Eiern und Milchprodukten zu lassen. Ich kann mein Leben genießen und mich für gesunde, humane vegane Lebensmittel entscheiden. Sollten Sie diesen Schritt noch nicht getan haben, bitte tun Sie es jetzt. Frauen, schließt euch zusammen im Kampf für die Rechte der Tiere!