Aufnahmestopps: Tierheime wegen Pandemie-Tieren am Limit

Die deutschen Tierheime sind größtenteils völlig überlastet. Einige haben bereits Aufnahmestopps verhängt, wie das größte deutsche Tierheim in Berlin oder die Tierheime in Leipzig und Demmin. [1- 3] Der Grund dafür: Im Sommer 2022 werden viele Hunde abgegeben, die während der Corona-Pandemie unüberlegt gekauft wurden und nun für Überforderung bei ihren Halter:innen sorgen oder die steigenden Kosten für diese nicht mehr tragbar sind. Zusätzlich werden zahlreiche Plätze für gerettete Tiere aus der Ukraine benötigt und durch die Ferien- und Urlaubszeit steigt die Zahl nicht mehr gewollter und ausgesetzter Tiere ebenso rapide an.

Während die Tierheime überquellen, werden weiterhin Welpen von profitorientierten Züchter:innen gezüchtet und verkauft. Aktuell werden über 45.000 Hunde auf Internetplatformen zum Verkauf angeboten, darunter mindestens 21.000 Welpen. Die Politik muss endlich den Onlinehandel mit Tieren stoppen, sonst kollabiert unser System völlig.

„Die illegale Massenproduktion von Tieren im Ausland und ihr Verkauf in der Anonymität von Onlineplattformen stellen immer mehr Tierheime in ganz Deutschland vor riesige Herausforderungen. Gleichzeitig werden weiterhin wie am Fließband Tierkinder für oft illegale Onlineverkäufe ‚produziert‘.“

Jana Hoger, PETA Deutschland

Als Lockdown-Zeitvertreib angeschafft – jetzt ins Tierheim gebracht

Der Handel mit Jungtieren im Internet boomt – und durch Corona ist die Nachfrage nach tierischen Mitbewohnern noch einmal stark gestiegen. Allein 2020 gab es 1,6 Millionen mehr Hunde und Katzen in Deutschland als im Jahr zuvor. [4]

Jetzt, wo weitestgehend Normalität einkehrt, sind viele Halter:innen mit den tierischen Mitbewohnern überfordert oder können den Arbeitsalltag nicht mit ihnen vereinbaren. So landen viele Hunde in Tierheimen und sind nun auf der Suche nach einem liebevollen Zuhause für immer. Für die Tiere ist dies eine schlimme Situation – sie verstehen nicht, warum sie aus ihrem gewohnten Zuhause gerissen und plötzlich alleingelassen werden.

Zudem handelt es sich bei den Hunden laut Tierheimen und Hundeschulen zunehmend um verhaltensauffällige Hunde der vergangenen beiden Jahre. Viele Menschen kauften sich während der Pandemie unüberlegt Tiere, ohne sich fachgerecht über deren Bedürfnisse und die Haltung zu informieren.

Tierhandel mit Hunden. Banner

Auch Tierheime leiden unter steigenden Kosten

Die hohe Anzahl an Tieren stellt die Tierheime vor eine große Belastungsprobe. Auch für sie steigen die Kosten für Energie, Tiernahrung und medizinische Versorgung; dazu kommt noch die Erhöhung des Mindestlohns. Zusätzlich herrscht in vielen Heimen Personalmangel. Hinzu kommt die Aufnahme geretteter Tiere aus der Ukraine. Der Bund unterstützt nun bereits lokale Tierheime, die Vierbeiner aus der Ukraine aufnehmen, mit insgesamt 5 Millionen Euro. [1]

Onlinehandel mit Hunden erzeugt Tierleid

Hunde werden über Onlineportale oft mit gefälschten Heimtierausweisen verkauft. Viele der Welpen stammen aus Osteuropa, wo die Muttertiere häufig in engen Käfigen in ihren eigenen Fäkalien leben müssen und als regelrechte Gebärmaschinen missbraucht werden. Viele Tiere leiden unter schmerzhaften Hautkrankheiten und werden ausgesetzt oder getötet, wenn sie keine Welpen mehr zur Welt bringen können.

Die meist viel zu jung verkauften Welpen sind häufig ebenfalls schwer krank und weder geimpft noch entwurmt. Die langen Transporte nach Deutschland schwächen die Tierkinder zusätzlich, weshalb viele kurz nach der Ankunft in ihrem neuen Zuhause sterben.

Hund im Käfig
Krimineller Welpenhandel: Auf Zuchtfarmen leben Muttertiere in Einsamkeit und Elend.

Wie Sie Hunden im Tierheim helfen können

Wenn Sie nach ausreichender Überlegung beschlossen haben, einen tierischen Mitbewohner aufzunehmen, besuchen Sie bitte ein Tierheim und kaufen Sie kein Tier bei Züchter:innen oder im Internet. Egal, ob Welpe oder Senior, ob ruhiger oder abenteuerlustiger Charakter, ob klein oder groß – im Tierheim findet jeder einen passenden Vierbeiner. Und der Vierbeiner findet endlich das glückliche Zuhause, das er verdient hat.