Was kann man gegen Tierversuche tun? So helft ihr Tieren

Tierversuche sind grausam und schlechte Wissenschaft. Was könnt ihr dagegen tun? Diese 9 Möglichkeiten gibt es, aktiv zu werden!

13.Jun 2023

2017 wurden in der Europäischen Union fast 22 Millionen Tiere für Forschungszwecke missbraucht. Zu den häufigsten Einsatzbereichen zählen die sogenannte Grundlagenforschung sowie Tierversuche für Chemikalien, Medikamente, Lebensmittel oder Konsumgüter wie etwa Kosmetika und Reinigungsmittel. Aber auch im Biologieunterricht oder Medizinstudium werden Tiere wie gefühllose Objekte behandelt und zu Demonstrationszwecken aufgeschnitten und begutachtet.

Die gute Nachricht: Jede:r Einzelne von uns kann aktiv etwas unternehmen, um diese Quälerei zu beenden. Dieser Beitrag zeigt euch 8 Möglichkeiten auf, wie ihr euch persönlich gegen Tierversuche engagieren könnt.

Banner. Wissenschaft statt Tierversuche

Eine davon ist PETAs Research Modernisation Deal (RMD) – ein Strategieplan für eine moderne, tierfreie Forschung. Unterstützt den Ausstiegsplan, den wir der Bundesregierung haben zukommen lassen, jetzt mit eurer Unterschrift.

1. Kauft tierversuchsfreie Kosmetik

Obwohl Tierversuche für Kosmetikprodukte in der EU seit 2013 offiziell verboten sind, ermöglichen verschiedene Regelungen Ausnahmen von der Gesetzgebung. So können zahlreiche Kosmetikunternehmen, die immer noch Tierversuche durchführen, ihre Produkte weiterhin in der EU vertreiben.

Auf der Website tierversuchsfrei.peta-approved.de bietet PETA Deutschland eine Übersicht über Kosmetikhersteller, die für ihre kosmetischen Produkte und deren Inhaltsstoffe weltweit keine Tierversuche durchführen, beauftragen oder anderweitig zulassen. Die Auflistung dient als nützliche Orientierungshilfe, wenn man beim Einkauf nicht sicher ist, ob eine bestimmte Marke wirklich tierversuchsfrei ist – denn Herstellerangaben zu Tierversuchen sind oftmals uneindeutig formuliert.

2. Kontaktiert Kosmetikhersteller

Wenn Kosmetikfirmen oder -marken nicht auf unserer Liste geführt werden, kann das verschiedene Gründe haben:

  • Es könnte sein, dass wir mit dem betreffenden Hersteller noch nicht in Austausch waren.
  • Möglicherweise standen wir mit dem betreffenden Unternehmen jedoch schon in Kontakt, doch der Hersteller war nicht bereit, die von PETA vorgegebenen Kriterien zu erfüllen und eine schriftliche Zusage zur Tierversuchsfreiheit zu geben.
  • Unter Umständen ist das entsprechende Unternehmen aber tatsächlich nicht tierversuchsfrei.

Um herauszufinden, warum eine Marke nicht auf PETAs Liste zu finden ist und ob dies künftig möglich sein könnte, schreibt den Hersteller bitte freundlich an. Damit zeigt ihr dem Unternehmen, dass Interesse an tierversuchsfreien Produkten besteht. Auf unserer Website findet ihr ein entsprechendes Musterschreiben, das ihr gerne übernehmen könnt.

3. Kauft tierversuchsfreie Reinigungsmittel

Vielen Verbraucher:innen ist nicht bewusst, dass auch Hersteller von Reinigungsmitteln, Waschmitteln und anderen Haushaltsmitteln Tierversuche durchführen oder durchführen lassen. Wenn ihr euch unsicher seid, welche Produkte an Tieren getestet wurden, werft gerne einen Blick in diese Übersicht von Herstellern und Unternehmen, die PETA verbindlich zugesichert haben, ihre Produkte oder deren Inhaltsstoffe an Tieren zu testen und darüber hinaus keine Tierversuche in Auftrag zu geben oder in Kauf zu nehmen.

Sollte eure Lieblingsmarke oder euer favorisiertes Produkt nicht auf dieser Liste zu finden sein, wendet euch gerne an die Hersteller:innen und fragt nach, ob die Produkte der Marke oder deren Inhaltsstoffe an Tieren getestet werden. So zeigt ihr dem Unternehmen, dass Interesse an tierversuchsfreien Produkten besteht und wie wichtig eine unabhängige Zertifizierung für Kunden ist.

4. Die Entscheidung für Organ- und Körperspenden hilft Menschen und Tieren

In Deutschland warten 10.000 kranke Menschen auf eine lebensrettende Organtransplantation. Etwa dreimal mehr Patient:innen benötigen eine neue Niere, als durch Organspenden vermittelt werden können. Im Durchschnitt sterben täglich drei Patient:innen, die auf der Warteliste für eine Organtransplantation stehen. [1, 2] Um diesen Mangel an Spenderorganen auszugleichen, werden jährlich Tausende Tiere in grausamen Tierversuchen der sogenannten Xenotransplantationsforschung missbraucht. Dabei geht es darum, lebende Zellen oder ganze Organe von einer Spezies in eine andere zu verpflanzen – auch wenn diese Transplantationen meist aufgrund heftiger Abstoßungsreaktionen innerhalb weniger Tage und Wochen scheitern.

Wer sich für eine Organspende entscheidet, hilft daher nicht nur Menschen, sondern gleichzeitig auch Tieren. Indem ihr euch bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)  über die verschiedenen Möglichkeiten der Organspende informiert und kostenlos einen Organspendeausweis bestellt, könnt ihr das Leben von Menschen und Tieren retten.

Eine weitere Option besteht darin, den eigenen Körper nach dem Tod der Wissenschaft zu überlassen: Eine Körperspende kann dazu beitragen, dass weniger Tiere für wissenschaftliche Zwecke missbraucht werden, da für die Aus- und Weiterbildung von Student:innen, Ärzt:innen und Soldat:innen oftmals lebende Tiere benutzt werden.

5. Klärt euer Umfeld auf

Informiert euch über Tierversuche, tierfreie Forschungsmethoden und die Dringlichkeit eines Ausstiegsplans – und erzählt auch eurem Freundeskreis und eurer Familie davon. Die Thematik muss in der Gesellschaft ankommen und diskutiert werden – auch, um den Druck auf Behörden, Regierungen und Institutionen zu erhöhen. Das bisherige Tierversuchsmodell ist veraltet; jetzt ist es Zeit für eine ethisch verantwortliche und humanrelevante Forschung.

6. Entscheidet euch für ein tierfreundliches Studium

Obwohl Studien längst aufgezeigt haben, dass tierfreie Lehrmethoden sowohl didaktisch als auch ökonomisch weitaus sinnvoller sind, [3-6] gibt es noch immer Universitäten, die den Studierenden naturwissenschaftlicher Studiengänge Versuche oder Übungen an Tieren vorschreiben.

Auf unserer Seite www.studieren-ohne-tierversuche.de könnt ihr herausfinden, ob in Studiengängen wie Biologie, Medizin oder Tiermedizin bestimmter Hochschulen sogenannter Tierverbrauch stattfindet. Solche Übungen werden zwar an bereits getöteten Tieren durchgeführt – doch Studierenden wird so schon zu Beginn ihrer naturwissenschaftlichen Laufbahn suggeriert, Tiere seien lediglich Objekte, die man nach Belieben töten und für eigene Zwecke heranziehen kann. Einfühlungsvermögen und eine emotionale Verbindung zu Tieren werden so gezielt abgebaut, um eine kritische Einstellung zu Tierversuchen zu mindern und die spätere Akzeptanz und Beteiligung an Tierversuchen zu vereinfachen.

7. Setzt euch gegen Tierversuche im Studium ein

Studierende, denen die Teilnahme an einer Pflichtveranstaltung mit Tierverbrauch droht, können sich aktiv gegen Tierverbrauch im Studium einsetzen.
Recherchiert so früh wie möglich zu folgenden Fragen:

  • Welche Versuche/Übungen sollen genau durchgeführt werden, an welchen Tieren?
  • Welchem Lehrzweck dient die Übung? Was soll offiziell erreicht werden?
  • Durch welche tierfreien Methoden kann derselbe Inhalt vermittelt werden?

Wenn ihr umfassend informiert und in der Lage seid, eine sachliche Diskussion zum Thema zu führen, wendet euch bitte an die Verantwortlichen und informiert Kursleiter, Rektor und Dekan schriftlich über euer Anliegen. Bleibt dabei stets sachlich und höflich und überzeugt mit plausiblen Argumenten sowie nachvollziehbaren Quellen. Argumentiert sowohl wissenschaftlich als auch ethisch. Eine rein persönliche und emotionale Argumentation hat meist weniger Aussichten auf Erfolg. Auch das Aufzeigen von tierfreundlichen Regelungen an fortschrittlichen Hochschulen wie der Universität Mainz, [7] der Universität Jena (Studiengang Biologie) oder der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Ulm und der Universität Witten/Herdecke (Studiengang Medizin) kann von der Möglichkeit tierfreier Lehrmethoden überzeugen.

Als Reaktion auf euer Schreiben werdet ihr vermutlich zu einem Gesprächstermin eingeladen. Bereitet euch sorgfältig vor, macht euch Notizen. Von der jeweiligen Resonanz hängt das weitere Vorgehen ab:

  • Die Resonanz ist gut, die Verantwortlichen zeigen sich aufgeschlossen und interessiert: Möglicherweise könnt ihr mehr erreichen als lediglich eine Sonderregelung, die ihr von tierverbrauchenden Übungen befreit – beispielsweise eine Regelung, die zukünftig allen Studenten die Wahlmöglichkeit zu tierfreien Lehrmethoden lässt, oder gar die vollständige Abschaffung einiger tierverbrauchender Übungen.
  • Die Resonanz ist verhalten, die Verantwortlichen sind genervt, aber gesprächsbereit: Bleibt engagiert und sachlich. Vermutlich wird euch angeboten, im Rahmen einer Sonderregelung auf den Tierverbrauch zu verzichten.
  • Die Resonanz ist schlecht, die Verantwortlichen sind nicht gesprächsbereit und blockieren jeden Kompromiss: Gebt nicht auf und wendet euch an den ASTA/die Studierendenvertretung, sucht Gleichgesinnte, gründet eine Initiative. Stellt euch auf langwierige Auseinandersetzungen ein. Erzeugt öffentlichen Druck. Für weitere Argumentationshilfen wendet euch gerne per E-Mail an uns.

8. Protestiert gegen Tierversuche

  • Demonstriert: Öffentlicher Protest ist ein wichtiges Werkzeug, um die Aufklärung der Gesellschaft voranzutreiben und politische Entscheidungen zu beeinflussen. Wendet euch an ein freiwilliges PETA-Streetteam in eurer Nähe und tretet PETAs Aktivennetzwerk bei, um an Demonstrationen in Fußgängerzonen und vor Tierversuchslaboren teilzunehmen oder um gegen den Bau neuer Tierversuchslabore zu protestieren. Sollte es noch kein Streetteam in eurer Nähe geben, kontaktiert uns gerne per E-Mail, um weitere Infos zum Gründen einer Ortsgruppe zu erhalten.
  • Schreibt einen Leserbrief an eure Lokalzeitung und erklärt, wie Tiere in Versuchen leiden und welche modernen tierfreien Forschungsmethoden es gibt. So könnt ihr kritische Artikel über Tierversuche in Gang setzen oder auf Berichte reagieren, die Tierversuche verharmlosen oder sogar glorifizieren. Auf unserer Website findet ihr Tipps zum Verfassen von überzeugenden Briefen.
  • Sucht bei Google Scholar und PubMed nach Artikeln über Tierversuche in Laboren in eurer Nähe oder an eurer Universität. So erfahrt ihr mehr darüber, was in eurer Stadt im Verborgenen mit Tieren geschieht, könnt Freunde informieren und gezielte Protestaktionen planen.
  • Macht den geplanten Ausbau oder Neubau eines Tierversuchslabors in eurer Nähe bekannt. Oftmals werden diese Bauvorhaben mit möglichst geringer öffentlicher Aufmerksamkeit in Gang gesetzt, um Protestaktionen zu vermeiden. Informieret eure Mitmenschen: Nehmt Kontakt zu Lokalzeitungen auf, demonstriert und holt Freund:innen und Bekannte mit ins Boot!

9. PETAs Research Modernisation Deal für tierfreie Forschung unterschreiben

Wir müssen die Forschung mit tierfreien Methoden vorantreiben: Es ist Zeit für den Research Modernisation Deal!

PETAs Research Modernisation Deal ist ein lösungsorientierter Leitfaden, der der Bundesregierung detailliert darlegt, wie grausame und veraltete Tierversuche in der Forschung durch moderne, tierfreie Methoden ersetzt werden können. Davon würden nicht nur wir Menschen profitieren – auch das unvorstellbare Leid von Millionen Mäusen, Hunden, Katzen, Affen und anderen Tieren hätte ein Ende.

Banner. Wissenschaft statt Tierversuche

Bitte unterschreibt unsere Petition, mit der wir die Verantwortlichen und Entscheidungstragenden auffordern, eine verbindliche Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen zu erarbeiten und die Forschung zu modernisieren.

  • Quellen

    [1] Deutsche Stiftung Organtransplantation: Koordinierung und Förderung der Organspende in Deutschland, http://www.dso.de/ (eingesehen am 30.06.2022)

    [2] Statistiken zur Organ- & Gewebespende. https://www.organspende-info.de/zahlen-und-fakten/statistiken.html (eingesehen am 30.06.2022)

    [3] Dewhurst, D., & Jenkinson, L. (1995): The impact of computer-based alternatives on the use of animals in undergraduate teaching: A pilot study. ATLA: Alternatives to Laboratory Animals, 23(4), 521-530.

    [4] Predavec, M. (2001): Evaluation of E-Rat, a computer-based rat dissection, in terms of student learning outcomes. Journal of Biological Education, 35(2), 75-80.

    [5] Patronek, G. J., & Rauch, A. (2007): Systematic review of comparative studies examining alternatives to the harmful use of animals in biomedical education. Journal of the American Veterinary Medical Association, 230(1), 37-43.

    [6] Waters, J. R., Van Meter, P., Perrotti, W., Drogo, S., & Cyr, R. J. (2011): Human clay models versus cat dissection: How the similarity between the classroom and the exam affects student performance. Advances in Physiology Education, 35(2), 227-236.

    [7] Der Spiegel (2012): Ohne sezierte Maus geht’s auch, https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/biologiestudium-ohne-sezierte-maus-geht-s-auch-a-804247.html, (eingesehen am 25.09.2020)