Was kann man gegen Tierversuche tun? So helfen Sie Tieren

2017 wurden in der Europäischen Union fast 22 Millionen Tiere für Forschungszwecke missbraucht. Zu den häufigsten Einsatzbereichen zählen die sogenannte Grundlagenforschung sowie Tierversuche für Chemikalien, Medikamente, Lebensmittel oder Konsumgüter wie etwa Kosmetika und Reinigungsmittel. Aber auch im Biologieunterricht oder Medizinstudium werden Tiere wie gefühllose Objekte behandelt und zu Demonstrationszwecken aufgeschnitten und begutachtet.

Die gute Nachricht: Jede:r Einzelne von uns kann aktiv etwas unternehmen, um diese Quälerei zu beenden. Dieser Beitrag zeigt Ihnen 8 Möglichkeiten auf, wie Sie sich persönlich gegen Tierversuche engagieren können.

Banner. Wissenschaft statt Tierversuche

Eine davon ist PETAs Research Modernisation Deal (RMD) – ein Strategieplan für eine moderne, tierfreie Forschung. Unterstützen Sie den Ausstiegsplan, den wir der Bundesregierung haben zukommen lassen, jetzt mit Ihrer Unterschrift.

1. Kaufen Sie tierversuchsfreie Kosmetik

Obwohl Tierversuche für Kosmetikprodukte in der EU seit 2013 offiziell verboten sind, ermöglichen verschiedene Regelungen Ausnahmen von der Gesetzgebung. So können zahlreiche Kosmetikunternehmen, die immer noch Tierversuche durchführen, ihre Produkte weiterhin in der EU vertreiben.

Auf der Website tierversuchsfrei.peta-approved.de bietet PETA Deutschland eine Übersicht über Kosmetikhersteller, die für ihre kosmetischen Produkte und deren Inhaltsstoffe weltweit keine Tierversuche durchführen, beauftragen oder anderweitig zulassen. Die Auflistung dient als nützliche Orientierungshilfe, wenn man beim Einkauf nicht sicher ist, ob eine bestimmte Marke wirklich tierversuchsfrei ist – denn Herstellerangaben zu Tierversuchen sind oftmals uneindeutig formuliert.

Frau cremt sich vorm Spiegel im Gesicht ein

2. Kontaktieren Sie Kosmetikhersteller

Wenn Kosmetikfirmen oder -marken nicht auf unserer Liste geführt werden, kann das verschiedene Gründe haben:

  • Es könnte sein, dass wir mit dem betreffenden Hersteller noch nicht in Austausch waren.
  • Möglicherweise standen wir mit dem betreffenden Unternehmen jedoch schon in Kontakt, doch der Hersteller war nicht bereit, die von PETA vorgegebenen Kriterien zu erfüllen und eine schriftliche Zusage zur Tierversuchsfreiheit zu geben.
  • Unter Umständen ist das entsprechende Unternehmen aber tatsächlich nicht tierversuchsfrei.

Um herauszufinden, warum eine Marke nicht auf PETAs Liste zu finden ist und ob dies künftig möglich sein könnte, schreiben Sie den Hersteller bitte freundlich an. Damit zeigen Sie dem Unternehmen, dass Interesse an tierversuchsfreien Produkten besteht. Auf unserer Website finden Sie ein entsprechendes Musterschreiben, das Sie gerne übernehmen können.

3. Kaufen Sie tierversuchsfreie Reinigungsmittel

Vielen Verbraucher:innen ist nicht bewusst, dass auch Hersteller von Reinigungsmitteln, Waschmitteln und anderen Haushaltsmitteln Tierversuche durchführen oder durchführen lassen. Wenn Sie sich unsicher sind, welche Produkte an Tieren getestet wurden, werfen Sie gerne einen Blick in diese Übersicht von Herstellern und Unternehmen, die PETA verbindlich zugesichert haben, ihre Produkte oder deren Inhaltsstoffe an Tieren zu testen und darüber hinaus keine Tierversuche in Auftrag zu geben oder in Kauf zu nehmen.

Sollte Ihre Lieblingsmarke oder Ihr favorisiertes Produkt nicht auf dieser Liste zu finden sein, wenden Sie sich gerne an den Hersteller und fragen Sie nach, ob die Produkte der Marke oder deren Inhaltsstoffe an Tieren getestet werden. So zeigen Sie dem Unternehmen, dass Interesse an tierversuchsfreien Produkten besteht und wie wichtig eine unabhängige Zertifizierung für Kunden ist.

Putzmittel und Lappen

4. Die Entscheidung für Organ- und Körperspenden hilft Menschen und Tieren

In Deutschland warten 10.000 kranke Menschen auf eine lebensrettende Organtransplantation. Etwa dreimal mehr Patient:innen benötigen eine neue Niere, als durch Organspenden vermittelt werden können. Im Durchschnitt sterben täglich drei Patient:innen, die auf der Warteliste für eine Organtransplantation stehen. [1, 2] Um diesen Mangel an Spenderorganen auszugleichen, werden jährlich Tausende Tiere in grausamen Tierversuchen der sogenannten Xenotransplantationsforschung missbraucht. Dabei geht es darum, lebende Zellen oder ganze Organe von einer Spezies in eine andere zu verpflanzen – auch wenn diese Transplantationen meist aufgrund heftiger Abstoßungsreaktionen innerhalb weniger Tage und Wochen scheitern.

Wer sich für eine Organspende entscheidet, hilft daher nicht nur Menschen, sondern gleichzeitig auch Tieren. Indem Sie sich bei der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO)  über die verschiedenen Möglichkeiten der Organspende informieren und kostenlos einen Organspendeausweis bestellen, können Sie das Leben von Menschen und Tieren retten.

Eine weitere Option besteht darin, den eigenen Körper nach dem Tod der Wissenschaft zu überlassen: Eine Körperspende kann dazu beitragen, dass weniger Tiere für wissenschaftliche Zwecke missbraucht werden, da für die Aus- und Weiterbildung von Student:innen, Ärzt:innen und Soldat:innen oftmals lebende Tiere benutzt werden.

5. Klären Sie Ihr Umfeld auf

Informieren Sie sich über Tierversuche, tierfreie Forschungsmethoden und die Dringlichkeit eines Ausstiegsplans – und erzählen Sie auch Ihrem Freundeskreis und Ihrer Familie davon. Die Thematik muss in der Gesellschaft ankommen und diskutiert werden – auch, um den Druck auf Behörden, Regierungen und Institutionen zu erhöhen. Das bisherige Tierversuchsmodell ist veraltet; jetzt ist es Zeit für eine ethisch verantwortliche und humanrelevante Forschung.

6. Entscheiden Sie sich für ein tierfreundliches Studium

Obwohl Studien längst aufgezeigt haben, dass tierfreie Lehrmethoden sowohl didaktisch als auch ökonomisch weitaus sinnvoller sind, [3-6] gibt es noch immer Universitäten, die den Studierenden naturwissenschaftlicher Studiengänge Versuche oder Übungen an Tieren vorschreiben.

Auf unserer Seite www.studieren-ohne-tierversuche.de können Sie herausfinden, ob in Studiengängen wie Biologie, Medizin oder Tiermedizin bestimmter Hochschulen sogenannter Tierverbrauch stattfindet. Solche Übungen werden zwar an bereits getöteten Tieren durchgeführt – doch Studierenden wird so schon zu Beginn ihrer naturwissenschaftlichen Laufbahn suggeriert, Tiere seien lediglich Objekte, die man nach Belieben töten und für eigene Zwecke heranziehen kann. Einfühlungsvermögen und eine emotionale Verbindung zu Tieren werden so gezielt abgebaut, um eine kritische Einstellung zu Tierversuchen zu mindern und die spätere Akzeptanz und Beteiligung an Tierversuchen zu vereinfachen.

7. Setzen Sie sich gegen Tierversuche im Studium ein

Studierende, denen die Teilnahme an einer Pflichtveranstaltung mit Tierverbrauch droht, können sich aktiv gegen Tierverbrauch im Studium einsetzen.
Recherchieren Sie so früh wie möglich zu folgenden Fragen:

  • Welche Versuche/Übungen sollen genau durchgeführt werden, an welchen Tieren?
  • Welchem Lehrzweck dient die Übung? Was soll offiziell erreicht werden?
  • Durch welche tierfreien Methoden kann derselbe Inhalt vermittelt werden?

Wenn Sie umfassend informiert und in der Lage sind, eine sachliche Diskussion zum Thema zu führen, wenden Sie sich bitte an die Verantwortlichen und informieren Sie Kursleiter, Rektor und Dekan schriftlich über Ihr Anliegen. Bleiben Sie dabei stets sachlich und höflich und überzeugen Sie mit plausiblen Argumenten sowie nachvollziehbaren Quellen. Argumentieren Sie sowohl wissenschaftlich als auch ethisch. Eine rein persönliche und emotionale Argumentation hat meist weniger Aussichten auf Erfolg. Auch das Aufzeigen von tierfreundlichen Regelungen an fortschrittlichen Hochschulen wie der Universität Mainz, [7] der Universität Jena (Studiengang Biologie) oder der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Ulm und der Universität Witten/Herdecke (Studiengang Medizin) kann von der Möglichkeit tierfreier Lehrmethoden überzeugen.

Frau mit Lernmaterial sitzt vorm Laptop

Als Reaktion auf Ihr Schreiben werden Sie vermutlich zu einem Gesprächstermin eingeladen. Bereiten Sie sich sorgfältig vor, machen Sie sich Notizen. Von der jeweiligen Resonanz hängt das weitere Vorgehen ab:

  • Die Resonanz ist gut, die Verantwortlichen zeigen sich aufgeschlossen und interessiert: Möglicherweise können Sie mehr erreichen als lediglich eine Sonderregelung, die Sie von tierverbrauchenden Übungen befreit – beispielsweise eine Regelung, die zukünftig allen Studenten die Wahlmöglichkeit zu tierfreien Lehrmethoden lässt, oder gar die vollständige Abschaffung einiger tierverbrauchender Übungen.
  • Die Resonanz ist verhalten, die Verantwortlichen sind genervt, aber gesprächsbereit: Bleiben Sie engagiert und sachlich. Vermutlich wird Ihnen angeboten, im Rahmen einer Sonderregelung auf den Tierverbrauch zu verzichten.
  • Die Resonanz ist schlecht, die Verantwortlichen sind nicht gesprächsbereit und blockieren jeden Kompromiss: Geben Sie nicht auf und wenden Sie sich an den ASTA/die Studierendenvertretung, suchen Sie Gleichgesinnte, gründen Sie eine Initiative. Stellen Sie sich auf langwierige Auseinandersetzungen ein. Erzeugen Sie öffentlichen Druck. Für weitere Argumentationshilfen wenden Sie sich gerne per E-Mail an uns.

8. Protestieren Sie gegen Tierversuche

  • Demonstrieren Sie: Öffentlicher Protest ist ein wichtiges Werkzeug, um die Aufklärung der Gesellschaft voranzutreiben und politische Entscheidungen zu beeinflussen. Wenden Sie sich an ein freiwilliges PETA ZWEI-Streetteam in Ihrer Nähe (petazwei.de/Streetteam) und treten Sie PETAs Aktivennetzwerk bei, um an Demonstrationen in Fußgängerzonen und vor Tierversuchslaboren teilzunehmen oder um gegen den Bau neuer Tierversuchslabore zu protestieren. Sollte es noch kein Streetteam in Ihrer Nähe geben, kontaktieren Sie uns gerne per E-Mail, um weitere Infos zum Gründen einer Ortsgruppe zu erhalten.
  • Schreiben Sie einen Leserbrief an Ihre Lokalzeitung und erklären Sie, wie Tiere in Versuchen leiden und welche modernen tierfreien Forschungsmethoden es gibt. So können Sie kritische Artikel über Tierversuche in Gang setzen oder auf Berichte reagieren, die Tierversuche verharmlosen oder sogar glorifizieren. Auf unserer Website finden Sie Tipps zum Verfassen von überzeugenden Briefen.
  • Suchen Sie bei Google Scholar und PubMed nach Artikeln über Tierversuche in Laboren in Ihrer Nähe oder an Ihrer Universität. So erfahren Sie mehr darüber, was in Ihrer Stadt im Verborgenen mit Tieren geschieht, können Freunde informieren und gezielte Protestaktionen planen.
  • Machen Sie den geplanten Ausbau oder Neubau eines Tierversuchslabors in Ihrer Nähe bekannt. Oftmals werden diese Bauvorhaben mit möglichst geringer öffentlicher Aufmerksamkeit in Gang gesetzt, um Protestaktionen zu vermeiden. Informieren Sie Ihre Mitmenschen: Nehmen Sie Kontakt zu Lokalzeitungen auf, demonstrieren Sie und holen Sie Freund:innen und Bekannte mit ins Boot!
Streetteam Aktion gegen Tierversuche

9. PETAs Research Modernisation Deal für tierfreie Forschung unterschreiben

Wir müssen die Forschung mit tierfreien Methoden vorantreiben: Es ist Zeit für den Research Modernisation Deal!

PETAs Research Modernisation Deal ist ein lösungsorientierter Leitfaden, der der Bundesregierung detailliert darlegt, wie grausame und veraltete Tierversuche in der Forschung durch moderne, tierfreie Methoden ersetzt werden können. Davon würden nicht nur wir Menschen profitieren – auch das unvorstellbare Leid von Millionen Mäusen, Hunden, Katzen, Affen und anderen Tieren hätte ein Ende.

Banner. Wissenschaft statt Tierversuche

Bitte unterschreiben Sie unsere Petition, mit der wir die Verantwortlichen und Entscheidungstragenden auffordern, eine verbindliche Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen zu erarbeiten und die Forschung zu modernisieren.

  • Quellen

    [1] Deutsche Stiftung Organtransplantation: Koordinierung und Förderung der Organspende in Deutschland, http://www.dso.de/ (eingesehen am 30.06.2022)

    [2] Statistiken zur Organ- & Gewebespende. https://www.organspende-info.de/zahlen-und-fakten/statistiken.html (eingesehen am 30.06.2022)

    [3] Dewhurst, D., & Jenkinson, L. (1995): The impact of computer-based alternatives on the use of animals in undergraduate teaching: A pilot study. ATLA: Alternatives to Laboratory Animals, 23(4), 521-530.

    [4] Predavec, M. (2001): Evaluation of E-Rat, a computer-based rat dissection, in terms of student learning outcomes. Journal of Biological Education, 35(2), 75-80.

    [5] Patronek, G. J., & Rauch, A. (2007): Systematic review of comparative studies examining alternatives to the harmful use of animals in biomedical education. Journal of the American Veterinary Medical Association, 230(1), 37-43.

    [6] Waters, J. R., Van Meter, P., Perrotti, W., Drogo, S., & Cyr, R. J. (2011): Human clay models versus cat dissection: How the similarity between the classroom and the exam affects student performance. Advances in Physiology Education, 35(2), 227-236.

    [7] Der Spiegel (2012): Ohne sezierte Maus geht’s auch, https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/biologiestudium-ohne-sezierte-maus-geht-s-auch-a-804247.html, (eingesehen am 25.09.2020)