Nicht artgerecht: So beengt leben die Menschenaffen im Zoo Duisburg

In Deutschland fristen rund 450 Menschenaffen in 34 Zoos ein trauriges Dasein in Gefangenschaft. Dass die Haltung von Gorillas, Bonobos, Orang-Utans und Schimpansen nicht artgerecht ist und mit körperlichem wie seelischem Leid einhergeht, zeigen die folgenden Informationen und Vorfälle aus dem Duisburger Zoo.

Update Februar 2023

Im April 2022 hatten wir von PETA Deutschland wegen massiver Verstöße bei der Menschenaffenhaltung Strafanzeige gegen die Verantwortlichen des Zoo Duisburg erstattet und im Oktober 2022 zudem eine Stellungnahme sowie aktuelle Videoaufnahmen bei der Staatsanwaltschaft nachgereicht. Darauf ist zu sehen, wie eine Orang-Utan-Dame minutenlang immer wieder ihr Erbrochenes isst – eine Verhaltensstörung bei Menschenaffen, die in Duisburg bereits 2019 dokumentiert wurde. Trotzdem will die Behörde keine Hinweise auf strafrechtlich relevantes „länger andauerndes oder sich wiederholendes erhebliches Leiden“ bei den Primaten festgestellt haben und hat das Ermittlungsverfahren gegen den Zoo Duisburg eingestellt.

Wir von PETA Deutschland fordern ein unabhängiges primatologisches Gutachten und kritisieren scharf, dass sich die Staatsanwaltschaft bei ihrer Entscheidung bezüglich des städtischen Zoos offenbar einzig und allein auf eine amtstierärztliche Stellungnahme der ebenfalls städtischen Veterinärbehörde verlassen hat.

Update Oktober 2022

Videoaufnahmen zeigen schwere Verhaltensstörungen bei Orang-Utan

Neueste Videoaufnahmen von Anfang Oktober 2022 zeigen, wie ein Orang-Utan im Zoo Duisburg minutenlang immer wieder sein eigenes Erbrochenes isst. Dies ist eine schwere Verhaltensstörung, die leider typisch bei Menschenaffen in Zoo-Gefangenschaft ist und auch im Zoo Duisburg bereits 2019 von einem Augenzeugen dokumentiert wurde.

Wir von PETA Deutschland haben die aktuellen Aufnahmen der Staatsanwaltschaft Duisburg vorgelegt. Im April 2022 erstatteten wir dort Strafanzeige gegen die Zoo-Verantwortlichen wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz – denn die tierschutzrechtlichen Mindestvorgaben werden bei der Haltung der Gorillas und Orang-Utans teils erheblich unterschritten. Zudem wurden von Augenzeug:innen bei den Menschenaffen in der Vergangenheit bereits mehrfach Verhaltensauffälligkeiten beobachtet.

Obwohl das Veterinäramt im Rahmen der Ermittlungen bestätigte, dass „die derzeitige Haltung der Gorillas nicht den Vorgaben des Säugetiergutachtens von 2014 […] [entspricht]“, will die Behörde – die ebenso wie der Zoo selbst in städtischer Hand ist – keine Hinweise auf „länger andauerndes oder sich wiederholendes erhebliches Leiden“ festgestellt haben. Wir von PETA Deutschland haben dazu nun eine Stellungnahme sowie das aktuelle Bildmaterial eingereicht. Dabei fordern wir, bei einer erneuten Begutachtung der Haltung unabhängige, primatologische Expert:innen hinzuzuziehen.

„Seit Jahren beobachten Augenzeug:innen immer wieder Menschenaffen mit massiven Verhaltensstörungen im Duisburger Zoo. Auch brandaktuelles Bildmaterial bestätigt dies einmal mehr. Dass die städtische Veterinärbehörde bei den Tieren keine ‚erheblichen Leiden‘ festgestellt haben will, ist daher blanker Hohn. Wir fordern daher eine unabhängige Untersuchung durch eine Person mit primatologischer Expertise. Letztlich muss die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos grundsätzlich beendet werden.“

Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland

Originalartikel von September 2020

Mangelhafte Haltungsbedingungen: Menschenaffen im Zoo Duisburg

Im Zoo Duisburg werden die Menschenaffen bis heute im sogenannten Äquatorium gehalten, einem 1962 erbauten Betonkomplex. Die Gorillas und Orang-Utans sind in Käfigen mit nacktem Betonboden untergebracht, bis Ende der 1990er-Jahre wurden auch Schimpansen in die winzigen Käfige eingepfercht. Die Tiere haben keinerlei Rückzugsmöglichkeiten, sondern blicken tagtäglich auf dieselben Wände in Felsoptik – ein Blick ins Freie ist ihnen nicht vergönnt. Das Innengehege der Gorillas hat eine Fläche von gerade einmal 115 Quadratmetern [1] – in der Natur hingegen beanspruchen die Tiere Territorien von mehreren Quadratkilometern [2].

gorilla gehege

Erst seit 2002 steht den Gorillas im Zoo Duisburg ein Außengehege mit etwa 1.200 Quadratmetern [1], Naturboden und zwei Unterständen aus Kunstfelsen zur Verfügung. Dennoch entspricht die Haltung der Gorillas wie auch der Orang-Utans nicht einmal den Vorgaben des sogenannten Säugetiergutachtens des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). [3]

Neben der Belastung durch die mangelhafte Unterbringung leiden die Tiere auch durch permanenten Verkehrslärm und Autoabgase, denn der Zoo Duisburg wird durch die Autobahn A3 in zwei Bereiche unterteilt, die über eine Fußgängerbrücke miteinander verbunden sind. Für die sensiblen Tiere bedeutet das neben konstanten Besucherströmen zusätzlichen Stress. [4]

innengehege

Aus Langeweile: Orang-Utan isst sein Erbrochenes

Die mangelhaften Lebensbedingungen hinterlassen ihre Spuren bei den Tieren: So beobachteten Zoobesucher 2019, wie ein Orang-Utan sich übergab und das Erbrochene anschließend wieder aß. Dieses abnormale Verhalten wird als „R/R“ bezeichnet (Regurgitation and Reingestion) – also das Hochwürgen von Nahrung, gefolgt von der Wiederaufnahme des Erbrochenen. Der Verzehr von Erbrochenem kommt bei Menschenaffen in Gefangenschaft häufig vor, wie auch das Essen der eigenen Exkremente [5-7]. Forscher vermuten, dass diese Verhaltensweise mit der Langeweile und Beschäftigungslosigkeit in der Zoo-Gefangenschaft zusammenhängt, denn in der Natur sind die Tiere ständig damit beschäftig, Nahrung zu suchen und aufzunehmen. In Zoos hingegen gibt es in der Regel feste Fütterungszeiten.

Schon 2019 beobachtete ein Augenzeuge, wie ein Orang-Utan sein Erbrochenes aß.

Er wollte frei sein: Orang-Utan Nieas bei Fluchtversuch erschossen

Ein tragisches Ereignis bei den Orang-Utans im Duisburger Zoo zeigte Ende August 2015 in aller Deutlichkeit die hohe Intelligenz der Menschenaffen, ihre Sehnsucht nach Freiheit und die emotionale Belastung, der die Tiere durch die mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoos ausgesetzt sind: Durch einen unzureichend gesicherten Schieber ihres Käfigs gelang dem 26 Jahre alten Orang-Utan-Mann Nieas und dem Borneo-Orang-Utan Bayu die Flucht aus ihren Gehegen. Während Bayu durch einen Betäubungspfeil narkotisiert werden konnte, folgte Nieas seinem natürlichen Instinkt: Er versuchte, über den Außenzaun zu klettern und das Zoogelände zu verlassen. Dabei wurde der Orang-Utan vom Zoopersonal erschossen. [3]

Gorilla-Dame Safiri litt an Epilepsie

Zum seelischen Leid und dem Wunsch nach Freiheit kommen oftmals auch körperliche Erkrankungen hinzu, die die Tiere teilweise das Leben kosten – so auch im Fall der Gorilla-Dame Safiri. 2007 wurde sie der Gorillagruppe des Zoos Duisburg zu Zuchtzwecken hinzugefügt. Die Gruppe nahm sie als Gruppenoberhaupt an, für Silberrücken Mapena wurde Safiri zur Lieblingspartnerin. Diese Integration zeigt die starke soziale Bindung, die Gorillas zueinander aufbauen.

Im Februar 2020 gab der Zoo Duisburg dann die traurige Nachricht bekannt: Safiri hatte eine Vollnarkose nicht überlebt. Da sie Symptome einer Epilepsie gezeigt hatte und die Ursache gefunden werden sollte, wurde die Gorilla-Dame in Narkose gelegt, die jedoch tödlich verlief. Der Verdacht auf einen Gehirntumor konnte nicht bestätigt werden, stattdessen lautete die Diagnose „Idiopathische Epilepsie“. Dabei handelt es sich um eine Art der Epilepsie ohne erkennbare Ursache, die durch spontan auftretende Krampfanfälle anhaltendes Leiden verursacht. [9]

Was Sie tun können

Um das Leid von Menschenaffen in Zoos zu beenden, gibt es nur eine Lösung: einen sofortigen Zucht- und Importstopp!

  • Bitte helfen Sie den Tieren, indem Sie keine Zoos besuchen.
  • Klären Sie Ihr Umfeld über das Leid von Menschenaffen in Zoos auf und bitten Sie Freunde und Familie darum, zoologische Einrichtungen nicht zu unterstützen.
  • Unterschreiben Sie unsere Petition und sprechen Sie sich gegen die Haltung von Menschenaffen aus.