Mode mit Federn: Werden Vögel für die Herstellung von Federkleidern getötet?

Tierpelz ist auf den Laufstegen und roten Teppichen dieser Welt heute kaum noch zu sehen – zu tief haben sich die leiderfüllten Augen von Millionen Füchsen und Nerzen, die in winzigen Drahtgitterkäfigen eingesperrt sind, in die Herzen der Menschen eingebrannt.

Doch statt kreative tierfreundliche Accessoires zu entwerfen, verarbeiten Designer:innen nun vermehrt Tierfedern. Viele Menschen wissen dabei nicht, dass das Leben der Vögel, die für den Feder-Look ausgebeutet werden, genauso grausam ist wie das der Tiere auf Pelzfarmen.

Inhalte im Überblick

Sind Federn der neue Pelz?

Die meisten von uns kennen Federn und Daunen, die als Füllmaterial für Textilien wie Jacken oder Handschuhe verwendet werden. Sie stammen meist von Enten und Gänsen, deren Leid für die Modeindustrie wir von PETA bereits mit zahlreichen Enthüllungen aufgedeckt haben.

In jüngster Zeit werden Federn nun auch zunehmend zur Dekoration von Kleidungsstücken eingesetzt. Man sieht sie vor allem auf großen Events an den Kleidern, Schuhen oder Taschen prominenter Menschen auf dem roten Teppich. Bei kulturellen Veranstaltungen wie Karnevalsumzügen werden sie als Kopfschmuck, Boa oder Accessoires getragen.

Hierbei handelt es sich um einen grausamen Modetrend, dem niemand folgen sollte – denn den Preis dafür zahlen unzählige Vögel. Für den fragwürdigen Feder-Look werden Enten, Gänse, aber auch andere Tiere wie Strauße, Fasane, Pfauen, verschiedene Hühnerarten, Emus und Truthähne lebend gerupft oder gewaltsam getötet.

Frau im weissen Federkleid.
Abseits von Kostümen halten Federn seit Jahren immer mehr Einzug in die klassische Modewelt.

Die meisten Federn stammen aus der industriellen Tierhaltung

Nicht viel ist bekannt über die Haltungsbedingungen oder Herkunft der Vögel, deren Federn als Deko für Kleidung oder Schmuck verwendet werden. Die Daunen- und Federn-Industrie wird vom Asien-Pazifik-Raum dominiert, wo die meisten Federn verarbeitet und in die ganze Welt verkauft werden. Der größte Teil dieser Federn stammt von Vögeln, die zu Hunderten oder Tausenden unter qualvollen Bedingungen eingesperrt werden. Sie werden nicht nur wegen ihrer Federn sondern auch wegen ihres Fleisches ausgebeutet.

Aufgrund der Enge zu Artgenossen leiden die Tiere häufig unter großem Stress. Sie sind gezwungen, ihr gesamtes Leben inmitten ihrer eigenen Exkremente zu verbringen. Zahlreiche Vogelarten, wie etwa Puten, leiden in diesem System zudem unter enormer Qualzucht. Meist handelt es sich um Hochleistungshybride für die Fleischindustrie: Immer mehr Gewicht und Wachstum führen zu Beinschwächen, Verformungen des Skeletts und Herz-Kreislauf-Problemen.

Doch all dieses Leid bleibt meist im Verborgenen: Wenn die Federn erst mal an den Kleidern baumeln, sieht man ihnen die Qualen der Tiere, denen sie eigentlich gehören, leider nicht an.

„Bei Kleidern mit Federbesatz wird besonders häufig das Gefieder von Straußen und Truthähnen eingesetzt. Die Federn von Truthähnen, auch Puten genannt, werden häufig als ‚Marabu‘-Federn bezeichnet, was äußerst irreführend ist. In der Regel stammen sie nicht von dem namensgebenden südamerikanischen Storch, werden aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dessen Gefieder jedoch als solche vermarktet. Was beide Vögel verbindet, ist die Tatsache, dass sie leiden, damit Menschen ihre Federn tragen können.“

Johanna Fuoss, Fachreferentin für Bekleidung und Textil bei PETA Deutschland

Für Kleidungs-Accessoires: Tiere lebend gerupft oder gewaltsam getötet

Um an die Federn der Vögel zu gelangen, werden die Tiere entweder lebend gerupft oder gewaltsam getötet. Der qualvolle Lebendrupf von Gänsen in der Daunen-Industrie ist vor allem in China, zum Teil aber auch in Osteuropa verbreitet.

Für die Modeindustrie werden in Ländern wie Südafrika auch Strauße mit ihren großen Federn lebend gerupft. Dabei wird den Tieren zunächst ein Sack über den Kopf gezogen. Anschließend werden ihnen die Federn schmerzhaft aus der Haut gerissen. Das gewaltfreie Sammeln von Straußenfedern ist schlichtweg nicht möglich, denn im Gegensatz zu anderen Vögeln kommen Strauße nicht in die Mauser.

Strausse liegen auf Holzbarren und haben einen Beutel ueber dem Kopf.
Die Federn werden Tieren wie Straußen teils bei vollem Bewusstsein ausgerissen.

Tiere, denen die Qualen des Lebendrupfes erspart bleiben, werden ihrer Federn wegen gewaltsam im Schlachthof getötet. Kleinere Vögel wie Gänse, Puten oder Hühner werden hierbei häufig im Elektrowasserbad betäubt. Da die Fehlbetäubungsrate jedoch extrem hoch ist, sind viele Tiere bei vollem Bewusstsein, wenn ihnen Arbeiter:innen erst die Kehle durchtrennen und anschließend die Federn maschinell oder von Hand aus dem noch lebenden Körper reißen.  

Aufnahmen von PETA Asien aus Vietnam zeigen Enten, denen zur Gewinnung von Daunen und Federn die Füße bei lebendigem Leib abgetrennt werden. Diese Daunen und Federn werden zudem irreführend nach dem „Responsible Down Standard (RDS)“ zertifiziert.

In einem anderen Enthüllungsvideo zeigen Aufnahmen von PETA USA das Grauen, dem Strauße bei ihrer Schlachtung ausgesetzt sind. Für den Transport zu speziellen Schlachtbetrieben werden die Tiere in offenen Lkw auf engstem Raum zusammengepfercht. Im Schlachthaus angekommen, werden sie einzeln fixiert und in Betäubungsboxen gedrängt. Bei diesem groben Vorgehen rutschen viele von ihnen aus und fallen hin. Schließlich schneiden Arbeiter:innen ihnen vor den Augen ihrer panischen Artgenossen die Kehle durch und reißen die Federn aus den noch warmen Körpern.

Triggerwarnung

Dieses Foto enthält sensible Inhalte, die einige Personen als störend empfinden könnten.

Arbeiter stehen in einer Schlachthalle vor Vogelstraussen, die kopfueber von der Decke haengen.
PETA USA deckte das Tierleid in den weltweit größten Schlachtbetrieben für Strauße auf.

Für Federschmuck: Vögel bis zum Aussterben gejagt und getötet

Im 19. Jahrhundert erreichte der Feder-Trend als Hutschmuck seinen grausamen Höhepunkt in der Bekleidungsindustrie. Hierbei wurden unzählige wild lebende Vögel intensiv bejagt, darunter Papageien, Störche, Kraniche und Paradiesvögel. Viele von ihnen, wie der Vogelstrauß, waren in der Folge vom Aussterben bedroht. [1]

Heute landen die Federn von überwiegend wild lebenden Vögeln wie Pfauen sowohl über den legalen als auch den illegalen Handel in der Modeindustrie. Zwar ist der Handel mit Federn durch die Gesetze einzelner Länder und Artenschutzübereinkommen mittlerweile deutlich strenger reguliert. Dennoch sind viele Tiere nach wie vor von diesen Regelungen ausgenommen – zum Beispiel für die Bejagung oder aus kulturellen Gründen.

Und auch der illegale Handel boomt. So dürfen beispielsweise die Federn indischer Pfauen während der Mauser gesammelt werden. Die enorme Menge an Federn im weltweiten Handel weist jedoch stark darauf hin, dass diese Regelung als Schlupfloch genutzt wird, um die Tiere auch illegal zu bejagen und zu töten – alles zum Zweck der Profitmaximierung. Die Anzahl wild lebender Pfauen-Populationen geht in Indien daher stetig zurück. [2,3]

Unter dem Deckmantel des Artenschutzes werden heutzutage auch ehemals wild lebende Vögel gezüchtet. Sie werden in Zuchtbetrieben eingesperrt, unter qualvollen Bedingungen vermehrt und schließlich getötet. All das geschieht zu einem einzigen Zweck: um mit ihren Federn und ihrem Fleisch Geld zu verdienen. Leider ergeht es auch dem Vogelstrauß so – von einem selbstbestimmten Leben in Freiheit können viele Strauße heute nur noch träumen.

Selbst für die Hobbyjagd werden Vögel wie Fasane mittlerweile in Gefangenschaft gezüchtet. Die Tiere werden in Zuchtanlagen vermehrt und anschließend gezielt zur Bejagung freigelassen. Bei sogenannten Treib- und Drückjagden werden sie von Treibern und Jagdhunden vor die Gewehre der Jäger:innen gescheucht. Viele werden dabei nicht sofort getötet. Sie werden angeschossen, fliehen panisch, mit Schusswunden am Körper oder an den Flügeln, bis sie ihren Verletzungen nach tagelangem Todeskampf erliegen und qualvoll sterben.

Das immense Leid der Tiere sieht man den zu Accessoires oder Kleidung verarbeiteten Federn nicht an.

Ein schwarzer Hund jagt einen Fasan auf einer gruenen Wiese.
Vor allem Rebhühner und Fasane werden auf Treibjagden bejagt und getötet.

„Cruelty Free“-Federn sind keine tierfreundliche Alternative

Als Alternative zu herkömmlichen Federn werden im Internet immer wieder Federn angeboten, die angeblich „Cruelty Free“, also tierfreundlich, hergestellt werden. Meist stammen sie aus Betrieben, die beteuern, dass die Federn nach der Mauser lediglich eingesammelt und die Tiere dafür weder lebend gerupft noch getötet werden. Selbst wenn dies der Wahrheit entsprechen sollte, stammen auch diese Federn jedoch von Vögeln, die gezüchtet werden und zu einem Leben in Gefangenschaft verdammt sind.

Auch diese Tiere sind Teil eines gewaltsamen, ausbeuterischen Systems: Tierkinder werden isoliert von ihren Eltern in Brutsystemen geboren und anschließend wie Ware von gehandelt. Aus Sicht der Vögel sind ausschließlich tierfreie Federn wirklich tierfreundliche Federn.

Vorsicht bei Faux-Federn und Kunstfedern

Bei sogenannten Faux-Federn sollte man ebenfalls sehr wachsam sein, denn der Begriff wird sehr missbräuchlich verwendet. Vor allem Federn asiatischer Herkunft werden vielfach unter Begriffen wie „synthethisch/synthetic“ oder „faux“ verkauft. In den meisten Fällen handelt es sich dabei jedoch trotzdem um Tierfedern, die lediglich künstlich verarbeitetet wurden, beispielsweise eingefärbt. Es gibt bisher nur sehr wenige vegane Optionen.

Wir empfehlen daher, Kunstfedern nur von vertrauensvollen Hersteller:innen zu kaufen und auf detaillierte Materialangaben zu achten. Im Zweifel ist eine Rückfrage bei der Produktionsfirma sinnvoll. Eine tolle Alternative zu Federn ist Pampas-Gras, das PETA beispielsweise bei Straßenaktionen verwendet. Das Naturmaterial ist superflauschig und biologisch abbaubar. Auch Tüll kann den Feder-Look tierfreundlich imitieren.

Person haelt zwei grosse pinke Federn in der Hand.
Tierfreundliche Federn gibt es derzeit nicht. Seien Sie kreativ und nutzen Sie pflanzliche Materialien.

Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie als Kleidung tragen

Kein Vogel gibt seine Federn freiwillig ab. Meist stammen die Federn von völlig verängstigten Tieren, die ihres Fleisches oder ihrer Haut und Federn wegen getötet oder qualvoll bejagt wurden.

Sie können diesen Tieren aktiv helfen: Kaufen und tragen Sie keine Kleidung, Schuhe oder Accessoires, die mit Federn besetzt sind. Achten Sie beim Kauf von Jacken, Schlafsäcken und Bettdecken außerdem darauf, dass diese nicht mit Daunen gefüllt sind.

Werfen Sie bei jedem Einkauf einen Blick auf das Etikett: Steht dort „Daunen“, „Federn“ oder der Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“, dann lassen Sie das Produkt bitte im Regal liegen und entscheiden Sie sich stattdessen für eine vegane Alternative.