Menschenaffen im Tierpark Hagenbeck dauerhaft eingesperrt

Aktuell leben etwa 450 Menschenaffen in 35 deutschen Zoos und Tierparks in Gefangenschaft, darunter Gorillas, Orang-Utans, Schimpansen und Bonobos. Ein bekanntes Beispiel ist der Tierpark Hagenbeck in Hamburg, dessen Gründer als Tierhändler an der Plünderung der Natur mitverantwortlich war. Bei Hagenbeck sind neun Orang-Utans permanent eingesperrt (Stand 2020).

Menschenzoos und Artenausrottung – die grausame Vergangenheit von Hagenbeck

Die Geschichte des Tierparks Hagenbeck erzählt von der Ausbeutung von Mensch und Tier. Im 19. Jahrhundert sorgte der Tierhändler Carl Hagenbeck nicht nur mit seinen Wildtieren für Aufmerksamkeit, sondern auch mit sogenannten Völkerschauen, bei denen Menschen aus exotischen Ländern zur Schau gestellt wurden. [1] Als Tierhändler ließ Hagenbeck exotische Wildtiere ihrem natürlichen Lebensraum entreißen und in Zoos stecken, um sie nach seiner Vorstellung in gitterlosen Panoramen zu präsentieren – in Kulissen, die ihrem Lebensraum nachempfunden sind. Hagenbeck ließ dieses Zoo-Konzept patentieren und wurde zum umsatzstärksten Tierhändler der Welt. Um die Nachfrage von Zoos und Menagerien zu bedienen, importierte er allein in den 20 Jahren zwischen 1866 und 1886 mindestens 700 Leoparden, 1.000 Löwen, 400 Tiger, 1.000 Bären, 300 Elefanten, über 100.000 Vögel sowie mehrere zehntausend Affen [2].

1907 wurde der Tierpark Hagenbeck eröffnet, bei dem von Anfang an die Unterhaltung der Zuschauer im Fokus stand: Es gab eine Art Zirkus mit Dressurvorführungen, eine Konzertbühne, eine Schmalspurbahn und Menschenausstellungen. [3] An diesem Konzept hat sich bis heute nicht viel geändert: Bei Hagenbeck finden regelmäßig Konzerte, sogenannte „Dschungelnächte“ und andere Veranstaltungen statt, bei denen die Tiere zur Kulisse degradiert werden und dadurch nachts nicht zur Ruhe kommen.

Artwidrige Haltungsbedingungen im Orang-Utan-Haus

Während Ausstellungen wie die von Hagenbeck veranstalteten ehemaligen „Völkerschauen“ heute undenkbar wären und mit großer Kritik verbunden sind [4], geht der Speziesismus im Tierpark Hagenbeck unverhohlen weiter. Seit im Mai 2020 die ranghöchste Orang-Utan-Dame Toba einen Sohn bekam, leben hier sechs weibliche und drei männliche Orang-Utans [5] auf engstem Raum. Im 2004 neu eröffneten Orang-Utan-Haus steht den Tieren einzig eine Fläche von knapp 500 Quadratmetern zur Verfügung – während sich das Streifgebiet eines Sumatra-Orang-Utans in der Natur auf 8 bis 15 Quadratkilometer beläuft! [6] Ein Außengehege für die Orang-Utans gibt es nicht; bei gutem Wetter kann lediglich ein transparentes Kuppeldach geöffnet werden.

Ein Wassergraben soll das Gehege vor Tierausbrüchen absichern – doch 2008 ertrank darin die 10-jährige Orang-Utan-Dame Leila, als sie ein Brötchen herausholen wollte. Trotz Fütterungsverbot werfen Besucher weiterhin Essen in und über den Graben. [3]

Diese Orang-Utans leiden im Tierpark Hagenbeck

Obwohl Orang-Utans in der Natur überwiegend einzelgängerisch leben, ignorieren Zoos diesen Aspekt ihres Sozialverhaltens und halten die Tiere in Gruppen. Die Orang-Utan-Dame Bella gilt als ältester Orang-Utan der Welt. Als Wildfang wurde sie 1964 ihrem natürlichen Lebensraum in Indonesien gerissen und mit etwa drei Jahren nach Hamburg an die Hagenbecks verkauft. Seitdem hat sie im Zoo sechs Kinder geboren und drei Adoptivkinder aufgezogen. [7] Der bei Hagenbeck lebende Orang-Utan-Mann Tuan soll an einen anderen Zoo abgegeben werden, weil er sich nicht für die weiblichen Tiere vor Ort interessiert. Zoologische Einrichtungen betreiben Zuchtprogramme, in deren Rahmen einzelne Tiere zwischen Zoos in aller Welt herumgereicht und dort in fremde Gruppen gesteckt werden. Die damit verbundene Umstellung ist für die sensiblen Affen oft mit einer traumatischen Belastung verbunden, die in der Vergangenheit sogar schon zu Todesfällen geführt hat [8]. Da Hagenbeck auf niedlichen Nachwuchs hofft, haben die Verantwortlichen bereits den jüngeren Orang-Utan Batak nach Hamburg geholt. Sobald dieser geschlechtsreif ist, wird Tuan von seiner Gruppe getrennt und abgegeben. [9]

Orang Utan im Zoo Hamburg
Dieser Orang-Utan versteckt sich.

Zucht in Zoos: kein Artenschutz, sondern Profitgier

Das Einsperren von Menschenaffen hat nichts mit dem Erhalt der Arten in ihrem natürlichen Lebensraum zu tun. Deutsche Zoos können keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen, denn die Tiere entwickeln in Gefangenschaft häufig Verhaltensstörungen. Zudem können sie die für ein Überleben in der Natur erforderlichen Verhaltensweisen, wie beispielsweise Nahrung im Wald zu sammeln, Feinden auszuweichen oder sich mit Artgenossen zu arrangieren, im typischen Zoobetrieb nicht erlernen. Menschenaffen in Zoos dienen ausschließlich als Ausstellungsstücke, die ein trostloses Leben in Gefangenschaft vor Publikum verbringen.

Menschenaffen raus aus Zoos und Tierparks

Die unnatürlichen und oft schlechten Lebensbedingungen in der Zoo-Gefangenschaft führen bei Menschenaffen häufig zu Verhaltensstörungen, anderen Erkrankungen oder plötzlichem Tod. Wir von PETA Deutschland setzen uns deshalb dafür ein, dass die leidvolle Gefangenschaft von Menschenaffen in Zoos schnellstmöglich beendet wird, indem Zucht und Import unterbunden werden – denn Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten.

Stimmen Sie für ein Ende der Menschenaffenhaltung

  • Bitte besuchen Sie keine Zoos und Tierparks, in denen Orang-Utans oder andere Menschenaffen zur Unterhaltung gehalten werden.
  • Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Ende der Menschenaffenhaltung in deutschen Zoos.