Häufig gestellte Fragen zum Thema Angeln – FAQ

Inhaltsverzeichnis:

Ist Angeln Tierquälerei?

Ja. Ein empfindungsfähiges Tier in eine Falle zu locken, ihm einen Haken durch den Mund zu bohren und es mit seinem ganzen Gewicht an diesem Haken aus dem Wasser zu ziehen, in die Luft, wo es nicht atmen kann, um es dann zu erschlagen und aufzuschneiden, ist Tierquälerei. Fische sind Freunde, kein Essen und kein Spielzeug.

Empfinden Fische Schmerzen?

Ja. Fische sind Wirbeltiere, die bereits seit mehr als 400 Millionen Jahren unsere Gewässer bewohnen. Wirbeltiere haben ein Gehirn, ein Zentralnervensystem und Schmerzrezeptoren. Forscher an den Universitäten von Edinburgh und Glasgow haben festgestellt, dass diese den Schmerzrezeptoren von Säugetieren sehr ähnlich sind. [1]

Aber nicht nur die Anatomie der Fische, sondern auch Verhaltensbeobachtungen zeigen, dass die untersuchten Fische versuchten, ihre Schmerzen loszuwerden, indem sie die schmerzende Stelle am Boden rieben. Zudem machten sie ruckartige Bewegungen, stellten die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöhte sich. Nach der Gabe von Schmerzmitteln normalisierte sich ihr Verhalten. [2]

Eine weitere Studie zeigte, dass Fische, die Schmerzen haben, sich bevorzugt in dem kahlen Bereich des Aquariums aufhielten, in dem Schmerzmittel gelöst wurden, während sie in schmerzfreiem Zustand den dekorierten Teil des Beckens mit vielen Versteckmöglichkeiten bevorzugten. Die Wissenschaftler interpretierten dies so, dass Fische sogar „ein Opfer bringen“, um ihre Schmerzen loszuwerden, und sich ihres Schmerzes folglich sehr bewusst sind. [3]

Unzählige weitere internationale Studien, die hier nicht alle aufgelistet werden können, bestätigen ebenfalls ein Schmerzempfinden bei Fischen. Aufgrund der wenigen, aber existierenden Gegenstimmen wurde schließlich das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, von der Bundesregierung beauftragt, die Studienlage zum Schmerzempfinden von Fischen zu evaluieren. In seiner Stellungnahme kam das FLI zu dem Schluss, dass Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten. [4] Wer uns und den Studien also nicht glaubt, kann sich gerne persönlich an das Friedrich-Loeffler-Institut wenden.

Wie werden Fische beim Angeln verletzt?

Beim Angeln werden Angelhaken eingesetzt, die sich durch den Mund oder das Gewebe im Rachen der Fische bohren. Gerade im Mundbereich der Fische wiesen Wissenschaftler zahlreiche Schmerzrezeptoren nach. [1] Anschließend zieht man sie, mit ihrem ganzen Gewicht an diesem Haken hängend, aus dem Wasser in die Luft, wo sie nicht atmen können und anfangen zu ersticken. Oft wird der Haken unsanft entfernt und die Fische erhalten einen mehr oder weniger präzisen Schlag auf den Kopf, bevor man sie aufschneidet, um die Organe herauszunehmen. Manche Fische ersticken auch langsam und qualvoll.

Was ist Catch and Release?

Catch & Release bedeutet „Fangen und Freilassen“. Das hört sich zunächst sehr human an, ist es aber nicht. Fische, die an einem Angelhaken hängen, erleiden nicht nur körperliche Schmerzen, sondern auch Todesangst, denn sobald sie ihrem natürlichen Lebensraum – dem Wasser – entnommen werden, beginnen sie langsam zu ersticken. Bei der Entfernung des Angelhakens kommt es oft zu teils schweren Verletzungen der Fische, die dazu führen, dass sie die Nahrungsaufnahme einstellen oder so traumatisiert sind, dass sie zu einer leichten Beute für andere Fische werden. Auch der Temperaturunterschied zwischen Land und Wasser oder die rasche Druckabnahme, wenn sie aus dem tiefen Wasser gezogen werden, können tödlich sein. Auch durch die Berührung der Fische mit der Hand beschädigen Angler die empfindliche Schleimhaut sowie die Schuppen der Tiere. Das macht sie anfälliger für Pilze, Bakterien und Parasiten. Eine Studie stellte fest, dass etwa 40 Prozent der bei Catch and Release gefangenen Fische nicht überlebte. [5]

Kurz gesagt: Fische sind keine Spielzeuge! Catch and Release bedeutet für die sensiblen Wirbeltiere enormen Stress und oftmals Verletzungen. Diese grausame Praxis muss endlich beendet werden.

Wie sieht die rechtliche Lage in Deutschland aus bezüglich Catch & Release?

Catch & Release ist inzwischen in Deutschland weitgehend als rechtswidrig anerkannt. Laut § 17 Absatz 2b des Tierschutzgesetzes ist es verboten, einem Wirbeltier „länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden“ zuzufügen.

Bereits 2011 stellte das Amtsgerichts Lemgo in einer Verfügung fest, dass es sich beim Catch and Release um eine strafbare Handlung handelt. Dies wurde auch bestätigt durch eine Ausführung des Oberverwaltungsgerichts Münster im Juli 2015. 2016 zahlte Ex-Fußballprofi Klaus Augenthaler mehr als 3.000 Euro Geldbuße und Rapper Marteria bezahlte Anfang 2018 eine Geldstrafe von 5.000 Euro.

Ist Angeln Naturschutz?

Nein. Schützen und Töten widerspricht sich. Man kann die Natur nicht schützen, indem man ihre Bewohner tötet.

Die Hege und Pflege eines Gewässers kann man gewährleisten, indem man die Fische und andere Wasserbewohner durch die Gesunderhaltung ihres Lebensraumes gewährleistet und sie vor menschlich generiertem Schaden bewahrt. Man muss überwachen, ob eine ausreichende Sauerstoffzufuhr gewährleistet ist, besonders im Sommer, und die Tiere vor Müll oder Vergiftung durch Insektizide und Fungizide schützen.

Gewässer künstlich mit Fischen zu besetzen, um sie anschließend wieder herauszuangeln, ist hingegen Selbstbespaßung. Hinzu kommt, dass Angler durch verlorenes oder zurückgelassenes Angelzubehör unzählige weitere Tiere verletzen. Vor allem Wasservögel verschlucken oder verletzen sich an Angelhaken oder verheddern sich in Schnüren und sterben leider oft auch daran.

Sollte man Kinder das Angeln beibringen?

Nein. Kinder mit Gewalt zu konfrontieren, ist keine kinderfreundliche Freizeitaktivität. Angeln ist Gewalt, bei der erst ein meist lebender „Köder“, zum Beispiel ein Wurm, aufgespießt wird, damit ein Fisch in die Falle tappt, den Haken verschluckt und vor den Augen der Kinder getötet wird.

Der US-Schauspieler Joaquin Phoenix wurde durch seinen ersten und zugleich letzten Angelausflug als vierjähriges Kind so traumatisiert, dass er bald darauf aufhörte, Tiere zu essen. Heute setzt er sich mit PETA dafür ein, dass Fische in Freiheit leben dürfen. Er erinnert sich:

„Ich musste als Kind auf einem Boot mit ansehen, wie Fische getötet wurden. Sie wurden gefangen und dann zum Betäuben gegen den Bootsrand geschlagen. Das machte mich sehr traurig, ich empfand es als falsch und ungerecht. Und ich war nicht der Einzige – auch meinen Geschwistern ging es so. … Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, es hat mich wütend und irgendwie misstrauisch gemacht und mir Angst vor den Menschen eingeflößt. In gewisser Weise empfand ich es wie einen großen Machtmissbrauch. … Wir fragten unsere Eltern: Warum habt ihr uns das nicht gesagt? Es ist erstaunlich. Ich erinnere mich noch an das Gesicht meiner Mutter und dass sie geweint hat. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Es war klar, dass wir kein Fleisch mehr essen würden.“ [6]

  • Quellen

    [1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349.
    [2] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
    [3] Sneddon, L. U., Pain Perception in Fish Evidence and Implications for the Use of Fish. Journal of Consciousness Studies, 18, No. 9–10, 2011, pp. 209–29 https://pdfs.semanticscholar.org/795c/8d8e896de80d87f0a4c1db18e535909f20e4.pdf
    [4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichung von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013
    [5] Sitar, S. P., Brenden, T. O., He, J. X., & Johnson, J. E. (2017): Recreational postrelease mortality of lake trout in Lakes Superior and Huron. North American Journal of Fisheries Management Vol. 37, Iss. 4.
    [6] https://collider.com/joaquin-phoenix-interview-you-were-never-really-here/#directing
    Zuletzt eingesehen am 13.5.2020