Deutschlandweite Razzien: illegale Arbeiter in Fleischbetrieben

Am 23. September 2020 führte die Polizei bundesweit Razzien in Geschäfts- und Wohnräumen von zwei Personaldienstleisterfirmen der Fleischindustrie durch. Die Unternehmen stehen im Verdacht, illegale Leiharbeiter gewerbsmäßig eingeschleust zu haben, um sie in großen Schlachtkonzernen zu beschäftigen. [1]

Verdacht auf systematische Einschleusung illegaler Arbeiter

Etwa 800 Beamte der Bundespolizei hatten seit dem frühen Morgen in mehreren Bundesländern die Räumlichkeiten der Unternehmen und Wohnungen von Arbeitern der Fleischindustrie durchsucht. Die beiden Unternehmen stehen in Verdacht, Arbeitskräfte illegal aus Osteuropa eingeschleust zu haben. Sie sollen diese mit gefälschten Dokumenten als Scheinstudenten nach Deutschland geholt haben.

Im Zuge der Ermittlungen wurden 72 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht. [2] Es sollte ermittelt werden, wie viele Arbeitskräfte illegal eingeschleust wurden. Im Vordergrund der Aktion habe aber die Sicherung von möglichst viel Beweismaterial gestanden, um das systematische Vorgehen anhand von Zahlungsvorgängen und Kommunikation der Firmen nachzuvollziehen. [2] Dazu wurden Notebooks, Smartphones und Geschäftsunterlagen beschlagnahmt. [1] Bei den Razzien wurden viele von den Arbeitern zu sechst in Zwei- oder Dreizimmerwohnungen vorgefunden – mitten in der Pandemie. [1]

Beim skandalträchtigen Fleischkonzern Tönnies wurde ebenfalls ermittelt

Dass dem Unternehmen Tönnies der Profit an vorderster Stelle steht, beweist sich hier erneut: Denn auch im Werk Weißenfels des Marktführers Tönnies wurde Personal von mindestens einer dieser Leiharbeitsfirmen angetroffen. [1] Das Unternehmen steht schon seit Monaten zu Recht unter Beschuss. Nachdem die katastrophalen Arbeitsbedingungen und über 1.500 Corona-Infektionen bei Tönnies im Landkreis Gütersloh bekannt wurden, erstatteten wir von PETA Deutschland im Juni Strafanzeige gegen den Konzern. Die Ermittlungen dauern noch an.

Fleischkonzerne: Systematischer Profit steht über Wohl von Mensch und Tier

Immer wieder kommt es in Fleischunternehmen zu solchen oder ähnlichen Skandalen: Zuletzt sind große Fleischkonzerne vermehrt im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie negativ aufgefallen. Vor allem die menschenverachtenden Arbeitsbedingungen in diesen Corona-Hotspot-Betrieben gerieten dadurch in die öffentliche Diskussion. Am 10. September diskutierte der Bundestag erstmals über das sogenannte Arbeitsschutzkontrollgesetz. Kerntätigkeiten in der Fleischwirtschaft wie Schlachten, Zerlegen und Verarbeiten sollen künftig nicht mehr von betriebsfremden Beschäftigten ausgeführt werden; Werkverträge und Leiharbeit sollen in der Branche ab 2021 verboten sein. [2] Zuletzt hatten Vertreter der Fleischindustrie auf Ausnahmeregelungen für Leiharbeiter gedrängt, da sie in der Grillsaison unverzichtbar seien. [1]

Auch die Tiere leiden in den Betrieben massiv: Bevor diesen wegen der oft unzureichenden Betäubung hunderttausendfach bei vollem Bewusstsein die Kehlen aufgeschlitzt werden, fristen sie ein Dasein auf engstem Raum inmitten ihrer eigenen Exkremente. Darüber hinaus sind solche Anlagen, bei denen die Tiere so zusammengepfercht sind, wahre Brutstätten potenziell tödlicher Keime.

Jeder einzelne Skandal zeigt, dass der Profit der Unternehmen in dieser Branche über dem Wohl der Tiere, aber auch über der Gesundheit der Arbeiter und der Allgemeinheit steht.

„Wir fordern die Politik auf, Gewalt gegenüber fühlenden Lebewesen im System der Tierwirtschaft strafrechtlich zu verfolgen. Es wird außerdem höchste Zeit, sich von dem Corona-Hotspot ‚Fleischindustrie‘ zu entfernen. Diese Branche ist nicht systemrelevant. Zum Schutz von Tieren, Arbeitskräften und der gesamten Bevölkerung ist die Politik nun mehr denn je gefragt, endlich den Wandel hin zu einer tierfreien Produktion und bioveganen Landwirtschaft einzuläuten.“
Edmund Haferbeck, PETA Deutschland

Was Sie tun können

  • Bitte greifen Sie beim Einkauf auf pflanzliche, tierfreie Produkte zurück – nur so können Sie dieser skrupellosen Industrie und der damit verbundenen Ausbeutung von Arbeitern und Tieren nachhaltig entgegenwirken.
  • Gerne helfen wir Ihnen beim Einstieg in eine tierleidfreie Lebensweise. Melden Sie sich unverbindlich und kostenlos bei unserem Veganstart-Programm an.