Tierversuchsskandal zeigt: Wir brauchen ein Tierschutzministerium!

Update Februar 2021

Das Versuchslabor gab bekannt, sich neu erfinden zu wollen. Unter anderem nennt sich das Unternehmen nun „Provivo Biosciences GmbH & Co. KG“. Der neue Name ändert jedoch nichts an der mit den Experimenten verbundenen Tierquälerei – weiterhin werden zahlreiche Tiere im Zuge von oder nach Versuchen getötet. Auf der neuen Website schreibt das Unternehmen, „ethischere Tierversuche“ durchführen zu wollen – aber Tierversuche sind niemals ethisch vertretbar.

Provivo Biosciences setzt nun angeblich auch auf mehrere tierversuchsfreie Methoden und will bis 2050 ohne Tierversuche auskommen – dabei gibt es längst andere Auftragslabore, die komplett auf diese spezialisiert sind. Der Skandal um das Labor und die aktuellen Entwicklungen zeigen einmal mehr, dass wir dringend ein neues Tierschutzministerium und einen verbindlichen Ausstiegsplan aus Tierversuchen brauchen. Eine entsprechende Strategie hierfür hat PETA mit dem „Research Modernisation Deal“ bereits entwickelt und der Bundesregierung vorgelegt.

wissenschaft statt tierversuche

Originalartikel:

Derzeit berichten alle über die erschreckenden Aufdeckungen von SOKO Tierschutz und Cruelty Free International. [1] Die Organisationen veröffentlichten Fotos aus einem Tierversuchslabor bei Hamburg, auf welchen die grausame Realität der Tiere im Labor zu sehen ist: Hunde vegetieren in blutverschmierten Käfigen dahin, Katzen werden die Beine zerstochen, unzählige Tiere werden vergiftet. Der Skandal zeigt erneut, wie wenig die Rechte der Tiere in Deutschland gelten. Daher fordern wir ein eigenes Tierschutzministerium, das sich für unsere tierischen Mitgeschöpfe einsetzt.

Was passierte in dem Versuchslabor?

Die Undercover-Aufnahmen aus dem „Laboratory of Pharmacology and Toxicology“ in Mienenbüttel zeigen grausame Vergiftungsversuche an Hunden, Katzen und Affen. Auch die Gewalt der Labormitarbeiter gegenüber den Tieren ist schockierend: So schlug ein Mitarbeiter einen Affen absichtlich gegen eine harte Türkante. Die Haltung in kleinen, tristen Käfigen führte bei Hunden und Affen zu auffälligen Verhaltensstörungen – sich wie verrückt im Kreis drehende Affen zeigen dies deutlich.

Der Stellenwert unserer Mitgeschöpfe muss erhöht werden

Die Gewalt gegen Tiere steht auch in anderen Einrichtungen an der Tagesordnung, besonders in Schlachthöfen und landwirtschaftlichen Betrieben. Unzählige Male haben Tierschützer Fälle von Tierquälerei aufgedeckt und kein einziger dieser Fälle konnte durch behördliche Kontrollen verhindert werden.

Wir fordern die Schaffung eines eigenen Ministeriums für Tierschutz, um weitere Tierquälerei nachhaltig zu verhindern. Ein Tierschutzministerium würde dem Thema den notwendigen Stellenwert in der Gesellschaft geben und mit gebündelten Kompetenzen vorgehen.

Lobbyarbeit verhindert besseren Tierschutz

Derzeit ist das Landwirtschaftsministerium sowie der Agrarausschuss des Bundestages für Tierschutz zuständig, in welchen es enorme Lobbyverflechtungen der Agrarindustrie gibt. Dort werden vor allem die Interessen der Tiernutzer vertreten, anstatt zum Wohle der Tiere zu handeln.

„Es ist kein Geheimnis, dass im Landwirtschaftsministerium und im Agrarausschuss die Lobbyisten jener Branchen das Sagen haben, die Tiere aus Profitgründen ausbeuten und ihnen schlimmes Leid zufügen.“

Harald Ullmann, 2. Vorsitzender von PETA

Über die Hälfte der Unionsmitglieder im Agrarausschuss des Bundestages haben auch einen Posten im Deutschen Bauernverband. Dies zeigte eine Studie vom NABU aus dem April 2019. [2] Für die Belange der Tiere ist dies eine verhängnisvolle Situation, denn im Agrarausschuss werden alle wichtigen Entscheidungen im Tierschutzbereich getroffen. Bessere Tierschutzgesetze werden regelmäßig blockiert und abgelehnt.

Bereits 2013 zeigte eine Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen die Vernetzung der Agrarindustrie und -politik in Deutschland. Besonders die großen Unternehmen der Agrarwirtschaft sind in den Parlamenten ausgeprägt repräsentiert. [3]

Was Sie tun können

  • Bitte geben Sie den Tieren Ihre Stimme und entscheiden Sie sich bei der nächsten Wahl für einen tierfreundlichen Kandidaten.
  • Unterstützen Sie keine Tierversuche, indem Sie Produkte wie Kosmetik kaufen, für die kein Tier leiden musste.