Die TOP 5 und FLOP 5 der deutschen Veterinärämter 2023

Ein Hund an einer Kette jault.
Symbolbild

Für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes sind in Deutschland Veterinärämter zuständig. Wir von PETA Deutschland melden den Behörden regelmäßig zahlreiche Fälle von Tierquälerei und prüfen, ob und wie diese daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden.

Während wir in vielen Fällen in kooperativer Zusammenarbeit mit Amtstierärzt:innen sehr gute Erfolge für die Tiere erzielen können, gibt es noch immer viel zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht umsetzen. Ein Grundproblem: Es fehlt eine neutrale Aufsichtsbehörde, die schlecht arbeitende Amtstierärzt:innen kontrolliert und maßregelt.

Im folgenden Ranking haben wir die Veterinärämter aufgeführt, die im Jahr 2023 aus unserer Sicht besonders positiv oder besonders negativ aufgefallen sind.

Anmerkung: Wir nennen hier die gesamte Behörde, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzt:innen positiv oder negativ hervorstachen.

Die Top 5 der deutschen Veterinärämter

  • 1. Veterinäramt Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald

    Im März 2023 erreichte uns ein grausamer Fall von illegaler Welpenzucht. Laut einer Whistleblower-Meldung wurden in einem Privathaus in Badenweiler 60 Pomeranians in einem Keller gehalten. Die Tiere waren teilweise krank, lebten in ihren Exkrementen und einigen der Hunde wurden die Stimmbänder durchtrennt, damit sie nicht mehr bellen konnten. Die Welpen wurden von der Händlerin und ihren Kompliz:innen über die sozialen Netzwerke verkauft.

    Wir meldeten die illegale Zucht beim zuständigen Veterinäramt Breisgau-Hochschwarzwald, dessen Verantwortliche auch umgehend reagierten. Zusammen mit der Polizei wurden bei einer Hausdurchsuchung alle Hunde beschlagnahmt.

    Pomeranian mit weiss-braunem Fell liegt auf einem gruenen Laken mit dem Kopf zwischen den Pfoten.
    Symbolbild
  • 2. Veterinäramt Landkreis Ebersberg

    Über das Whistleblower-Formular erreichte uns Anfang Februar 2023 eine Meldung und ein Video von einer Vorstellung des Zirkus Baldoni in Vaterstetten-Parsdorf. Das Videomaterial zeigt, wie ein Pony in der Mitte und zwei Kinder an dem jeweiligen Ende einer Wippe stehen. Der hinter dem Pony stehende Junge bekommt von den Zirkusmitarbeiter:innen den Schweif des Tieres zum Festhalten in die Hand gedrückt. Mithilfe der Mitarbeiter:innen beginnen die Kinder zu schaukeln, während das Pony sichtlich Anzeichen von Stress zeigt.

    Das zuständige Veterinäramt Landkreis Ebersberg hat unsere Meldung zum Anlass genommen, unangekündigt eine Vorstellung des Zirkus zu besuchen. Dabei war sogar eine auf Pferde spezialisierte Angestellte der Behörde anwesend. Zwar beobachteten die Fachleute bei dem Pony während des „Wippenkunststücks“ keine Stressanzeichen, dennoch ordnete die Behörde Maßnahmen bezüglich sogenannter Hilfsmittel an, die bei einem anderen „Zirkustrick“ mit einem Pferd angewandt und als grenzwertig eingestuft wurden.

    Ein weiss-schwarz geflecktes Pony steht in einer Zirkusmanege umringt von Kindern.

  • 3. Veterinäramt Landkreis Celle

    Mitte April 2023 erreichte uns ein schockierendes Video aus dem Kreis Celle: Das Material zeigt zwei Mädchen in einem Kinderzimmer, die zwei Katzenbabys misshandeln. Eines der verängstigten Tiere wird wiederholt am Rückenfell hochgezogen und durch die Luft geschleudert. Das zweite Katzenbaby wird von dem anderen Mädchen mit beiden Händen grob geschüttelt.

    Aufgrund des sichtbaren gewaltsamen Umgangs der Kinder mit den Katzen und der fehlenden Empathie Tieren gegenüber haben wir umgehend das zuständige Veterinäramt Celle kontaktiert und Strafanzeige gegen die Eltern erstattet. Während einer Hausdurchsuchung bei beiden Familien konnte die Behörde alle dort gehaltenen Katzen retten und in Sicherheit bringen.

    Ein Kind drueckt eine Katze aufs Bett.

  • 4. Veterinäramt Landkreis Wesel

    Ein besonders skurriler Fall von Tierquälerei erreichte uns Anfang September 2023 aus Voerde. Dort fand ein Power Metal-Konzert in einem Kuhstall statt. Dabei waren einige der Tiere dem Konzertlärm schutzlos ausgesetzt. Der Demeter-zertifizierte Biohof nutzte die Veranstaltung auch als Werbeaktion für die dort verkauften Produkte.

    Wir haben den Fall sofort beim zuständigen Kreisveterinäramt Wesel angezeigt, das glücklicherweise schnell reagierte. Die Behörde bestätigte, dass die Lärmbelästigung durch derartige Veranstaltungen nicht zumutbar und vermeidbar ist. Das Amt untersagte dem Hof daher, künftig vergleichbare Veranstaltungen in Anwesenheit der Tiere durchzuführen.

    Konzert im Kuhstall

  • 5. Veterinäramt Waldeck-Frankenberg

    Ende Juni 2023 schickte uns eine aufmerksame Tierfreundin Bilder von einer katastrophalen Zwingerhaltung eines Hundes in Burgwald. Die Aufnahmen zeigen die Außenhaltung des Hundes, der zwischen leeren Flaschen, Müll und Fäkalien gehalten wurde. Ihm standen weder Wasser noch Nahrung zur Verfügung. Auch ein witterungsgeschützter und wärmegedämmter Liegeplatz war in dem mit Fliesen ausgelegten Zwinger nicht zu sehen.

    Wir meldeten die Haltung beim zuständigen Kreisveterinäramt Waldeck-Frankenberg und appellierten an die Behörde, dem Hund schnellstmöglich zu helfen.
    Nachdem verhängte Maßnahmen zur Verbesserung der Haltungsbedingungen offenbar nicht umgesetzt wurden, beschlagnahmte das Veterinäramt den Hund mithilfe der Polizei.

    Ein brauner Hund steht in einem verdreckten Zwinger.

Die Flop 5 der deutschen Veterinärämter

  • 1. Veterinäramt Landkreis Ludwigsburg

    Aus dem Landkreis Ludwigsburg erreichten uns gleich zwei Fälle von Tierquälerei.

    Ende Dezember 2022 wurde uns umfangreiches Videomaterial aus einem Eberdinger Schlachtbetrieb zugespielt, in dem Schafe bei der Tötung offenbar systematisch mit Elektrozangen fehlbetäubt wurden. Viele der Tiere, denen die Arbeiter:innen mit Messern die Kehle durchschnitten, zeigten deutliche Anzeichen von Bewusstsein und massivem Leid.
    Wir meldeten die schweren Missstände dem Kreisveterinäramt Ludwigsburg und erstatteten Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Der Betrieb wurde schließlich vorübergehend geschlossen. Unserer Forderung, den Betrieb dauerhaft zu schließen und ein Tierbetreuungs- sowie Tierhalteverbot für die Verantwortlichen zu verhängen, kam das Veterinäramt leider nicht nach.

    Anfang 2023 erreichte uns ein weiterer Fall systematischer Tiermisshandlung aus dem Kreis Ludwigsburg. Verdeckte Aufnahmen einer Recherche legten katastrophale Bedingungen in der Hühnerhaltung des Hofladens Müller in Gerlingen offen: Die dort eingesperrten Hennen verletzten sich unter großem Leid gegenseitig und pickten an den Körpern ihrer bereits toten Artgenossen.
    Auch in diesem Fall erstatteten wir Strafanzeige gegen den Landwirt und forderten das Veterinäramt auf, ein Tierhalteverbot auszusprechen – insbesondere weil der Betrieb bereits 2015 wegen ähnlicher Missstände aufgefallen war.

    Huehner picken an totem Huhn

  • 2. Veterinäramt Donnersbergkreis

    Im Januar 2023 erfuhren wir durch eine Whistleblower-Meldung von erschreckenden Zuständen im Tierpark Donnersberg in Rockenhausen. Inmitten eines Industriegebiets werden zahlreiche Tiere in beengten, Baracken-artigen Verschlägen gehalten – darunter verschiedene Primatenarten, Kleinkatzen, Nagetiere, Vögel und Reptilien. Einige der Tiere leiden unter Verhaltensstörungen. Augenzeug:innen berichteten von mangelhaften Hygiene- und Temperaturbedingungen.

    Wir zeigten den Tierpark daher beim Kreisveterinäramt Donnersberg an und appellierten an die Behörde, eine umfassende Kontrolle der Tierhaltung durchzuführen und vorgeschriebene Mindestanforderungen durchzusetzen. Wir boten außerdem an, das Veterinäramt bei der Vermittlung von Tieren in geeignete Auffangstationen zu unterstützen. Trotz wiederholter Nachfrage, wie das Veterinäramt die Haltungsbedingungen in dem Tierpark bewertet, gab die zuständige Behörde uns keine Rückmeldung, so dass die Tiere dort weiterhin leiden.

    Affengehege vom Tierpark Donnersberg Rockenhausen

  • 3. Veterinäramt Landkreis JadeWeser

    Im August 2023 erreichte uns eine Whistleblower-Meldung mit Videos. Diese zeigen, wie ein Mann einen Hund schwer misshandelt: Er schlägt dem Tier ins Gesicht, drückt seinen Kopf mehrfach gewaltsam auf den Boden und hebt ihn wiederholt hoch, um ihm dann durch die Wohnung zu werfen. In einer weiteren Szene ist deutlich zu sehen, dass der Vierbeiner Angstverhalten gegenüber seinem Halter zeigt.

    Aufgrund der schockierenden Bilder erstatteten wir Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Täter und appellierten an das zuständige Kreisveterinäramt JadeWeser, den Hund sofort aus der Haltung zu holen und ein Tierhalteverbot gegen den Halter zu verhängen.

    Die Behörde verharmloste die Gefahr für das Tier jedoch und gab bei telefonischer Nachfrage lediglich an, Anordnungen getroffen zu haben. Erst nachdem wir die Misshandlungen veröffentlicht hatten und damit ein öffentliches Interesse einherging, wurde das Amt doch noch tätig und rettete den Hund aus der Haltung.

    Hund misshandelt

  • 4. Veterinäramt Stadt Köln

    Ende September 2023 erreichte uns eine Whistleblower-Meldung über einen Hund, der offenbar unter katastrophalen Bedingungen ausschließlich auf dem Balkon eines Mehrfamilienhauses gehalten wurde. In dem gut abgeschirmten Bereich gab es zwar eine Hundehütte, doch das Tier hatte keinen Zugang zu Wasser. Die Aufnahmen zeigten, dass die Nahrung des Hundes augenscheinlich verschimmelt war und er zwischen Müll und Fäkalien leben musste.

    Wir wandten uns an das zuständige Veterinäramt Köln und forderten, den Hund aus der Haltung zu nehmen und ein Tierhalteverbot zu verhängen. Trotz telefonischer Rückfrage gab die Behörde keine Auskunft zum weiteren Vorgehen. Erst als wir den Fall veröffentlichten und es ein mediales Interesse gab, kontrollierte das Veterinäramt die Haltung – ordnete jedoch lediglich Maßnahmen zur Verbesserung der Haltungsbedingen an. Nur das Engagement tierlieber Privatpersonen, die die Halter:innen überzeugen konnten, den Hund abzugeben, verhinderte weiteres Leid.

    Ein Hund sitzt auf einem verdreckten Balkon.

  • 5. Veterinäramt Hochsauerlandkreis

    Ende August 2023 erreichte uns Videomaterial vom Reister Markt in Eslohe. Bei der Veranstaltung werden jedes Jahr Tiere unter dem Deckmantel der Tradition in einer Tierschau vorgeführt und bei einem Kleintiermarkt verkauft. Laute Musik, Menschenmassen und mangelnde Bewegungsfreiheit setzen die Kühe, Kälber, Pferde, Ponys, Vögel und Kaninchen stundenlang unter massiven Stress. Die Aufnahmen zeigen Pferde und Rinder, die offenbar über viele Stunden in der prallen Sonne angebunden sind. Hühner und andere befiederte Tiere wurden in engen Käfigen zum Verkauf angeboten und Kaninchen mussten die Zuchtbeurteilung über sich ergehen lassen. Die während der Tierschau vorgeführten Kühe haben aufgrund von Qualzucht so große Euter, dass sie kaum laufen können.

    Wir haben diese Missstände beim zuständigen Veterinäramt Hochsauerlandkreis angezeigt und eine tierleidfreie Veranstaltung gefordert. Zwar sei die Behörde nach eigenen Angaben selbst vor Ort gewesen, habe bei einer Kontrolle jedoch keine tierschutzrechtlichen Verstöße feststellen können.

     

    Ein Mann zieht am Geschirr einer Kuh auf einer Wiese.

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Weiss-schwarz geflecktes Kaninchen mit verletzten Pfoten schaut aus einem Kaefig.

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Helfen Sie, Tierquälerei zu beenden!

Bitte melden Sie Missstände und Tierquälerei konsequent der zuständigen Veterinärbehörde Ihrer Stadt oder Ihres Landkreises:

  • Fassen Sie dafür Ihre Beobachtungen detailliert und sachlich zusammen.
  • Fertigen Sie möglichst Bild- und Videomaterial an.
  • Nach Ihrer Meldung beim Veterinäramt sollten Sie unbedingt so lange bei den Verantwortlichen nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist (Fallbericht). Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier!

In dieser Übersicht finden Sie ausführliche Tipps, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Zeug:in von Tierquälerei werden.