Weideschlachtung: Ist der Weideschuss eine ethische Lösung?

Das Töten von Tieren im Schlachthaus ist immer mit massivem Tierleid verbunden, darunter der angsterfüllte Transport, die qualvolle Betäubung und der tödliche Kehlenschnitt – teils bei vollem Bewusstsein. Unter anderem aus diesen Gründen ernähren sich heute immer mehr Menschen vegan.

Doch andere suchen die vermeintlich ethische Lösung in der sogenannten mobilen Schlachtung oder dem Weideschuss. Dieser Beitrag zeigt auf, dass das Töten von Tieren und das Vermindern von Tierleid grundsätzlich nicht miteinander vereinbar sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Weideschlachtung?

Die Tötung auf der Weide kommt vor allem bei Rindern zum Einsatz. Hierbei werden die Tiere mit einem sogenannten Weideschuss an dem Ort betäubt und getötet, an dem sie leben – oftmals inmitten ihrer Artgenossen. Unmittelbar nach dem Schuss muss das Ausbluten in einer dafür vorgesehen Schlachtbox erfolgen.

Diese Art der Weideschlachtung ist mit einer Ausnahmeregelung erlaubt, beispielsweise für Rinder, die das ganze Jahr über im Freien gelebt haben.

Was bedeutet mobile Schlachtung?

Bei der mobilen Schlachtung, auch Hofschlachtung genannt, werden Tiere wie Rinder, Schweine oder Hühner unabhängig von der Haltungsform am Hof betäubt und anschließend ebenfalls mittels Blutentzug getötet.

Diese Tötungsformen werden immer wieder gerne in den Medien hervorgehoben, obwohl die tatsächliche Zahl der auf diese Weise getöteten Tiere im Vergleich zum Schlachthof verschwindend gering ist. Dennoch ist es ein viel genutztes Kommunikationsmittel, bei dem einzelne Höfe genannt werden, die diese Art der Tötung praktizieren. Ziel ist es, das schlechte Gewissen der Verbrauchenden zu beruhigen, denn eine solche Berichterstattung lenkt von dem millionenfachen Leid der Tiere in Zucht- und Mastanlagen sowie in Schlachthöfen ab.

Braunes Rind mit weißem Fell im Gesicht und einer gelben Ohrmarke in frontaler Ansicht.
Ein Betrieb kann eine mobile Schlachteinheit anfordern, um die Tiere vor Ort zu töten.

Wer darf den Weideschuss durchführen?

Die Betäubung bzw. anschließende Tötung durch einen Schuss auf der Weide muss von den Behörden genehmigt werden. Hierzu muss eine Erlaubnis in Form eines Sachkundenachweises vorliegen, und alle hygienischen Vorschriften zur anschließenden Tötung müssen erfüllt werden.

Kontrolliert soll der Vorgang von amtlichen Tierärztinnen und Tierärzten werden, die bei jeder Tötung dabei sein müssen. Es finden sich allerdings keine Zahlen dazu, wie oft der Weideschuss beim ersten Versuch nicht funktioniert und die Tiere deshalb statt betäubt nur angeschossen werden.

Welche Tiere darf man selbst schlachten?

Unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben dürfen Tiere, die für den Verzehr erlaubt sind, auch selbst getötet werden. Dies betrifft unter anderem folgende Tiere:

  • Rinder
  • Ziegen
  • Schafe
  • Pferde
  • Esel
  • Gatterwild
  • Kaninchen

Hunde und Katzen sind hierzulande nicht für den Verzehr zugelassen, weshalb sie auch nicht selbst getötet werden dürfen.

Für größere Tiere wie Schafe, Rinder oder Schweine muss ein Sachkundenachweis vorliegen. Zudem müssen die gesetzlichen Bestimmungen erfüllt sein, etwa eine vorherige Untersuchung durch eine Person des amtlichen Veterinärdienstes. Wer gewerblich eine größere Anzahl an Tieren tötet, muss weitere gesetzliche Auflagen erfüllen.

Die Unterteilung nach Tierarten, die aufgrund ihrer Artzugehörigkeit oder Größe getötet bzw. nicht getötet werden dürfen, ist zutiefst speziesistisch. Genau wie Hunde wollen auch Schweine nicht sterben. Und genau wie große Tiere leiden auch kleine unter den marginalen Vorschriften.

Eine Person mit weisser Schuerze haelt ein Ferkel im Arm. Ueber dem Ferkel ist eine Karikatur eines Hundes.
Die Kategorisierung von sogenannten Schlachttieren ist speziesistisch.

Darf man Tiere zuhause schlachten?

Es ist nicht nachvollziehbar, dass Tiere wie Hühner oder Kaninchen zuhause getötet werden dürfen, ohne dass eine Person des Veterinärdienstes anwesend sein muss. Wie in gewerblichen Schlachthöfen verursachen auch diese Tötungen nicht selten immenses Tierleid: Vielfach wird die Betäubung schlecht oder gar nicht durchgeführt, sodass die Tiere einen minutenlagen Todeskampf erleiden. Ein Sachkundenachweis ist hierbei nicht nötig. Die einzige Vorgabe besteht darin, dass sich die tötende Person an die minimalen Grundlagen des Tierschutzgesetzes halten muss, was jedoch nicht überprüft wird.

Wir von PETA setzen uns deshalb nicht nur für ein Ende der Tötung von Tieren in Schlachthöfen ein, sondern auch gegen die Tötung durch Privatpersonen.

Mein Hund hatte ein glückliches Leben – wollen wir ihn deshalb essen?

Niemand von uns würde auf die Idee kommen, dass ein glückliches Leben unserer tierischen Mitbewohner ihren Tod rechtfertigt, nur weil sie gut schmecken. Hinzu kommt, dass ein Tier nicht automatisch glücklich war, nur weil es in seinem Leben auch mal eine Weide gesehen hat.

Wir von PETA erhalten beispielsweise immer wieder Meldungen von engagierten Menschen, die leidende Tiere auf Weiden beobachten: zum Beispiel Rinder, die vor Schmerzen lahmen, Schafe, die nach Nahrung schreien, oder Jungtiere, die erfrieren, weil kein geeigneter Witterungsschutz vorhanden ist. Hinzu kommt, dass auch bei Tieren, die auf Weiden gehalten werden und vermeintlich glücklich sind, Familienverbände zerstört und junge Tiere viel zu früh von ihren Müttern getrennt werden.

Mobile Schlachtungen verschieben das Problem der Tierausbeutung

Das oft bemühte Argument, wir hätten schon immer Rinder gegessen und Hunde gestreichelt, beruht auf der Diskriminierungsform des sogenannten Speziesismus. Es ist jedoch grundsätzlich falsch, ein Tier zu töten – denn wir Menschen können uns gesund ernähren, ohne dass dafür ein Rind oder ein Schwein erschossen werden muss.

Bei der mobilen Schlachtung geht es nicht nur um das angebliche Tierwohl, sondern auch um wirtschaftliche Aspekte. Die heutige Tierindustrie ist hochspezialisiert und den meist billigen Weltmarktpreisen unterworfen. Viele Landwirt:innen sind daher von Ungerechtigkeit und einem enormen Preisdruck betroffen. Einige Betriebe schaffen sich deshalb Marktnischen, um höhere Preise zu erzielen und sich unabhängig zu machen. Doch mobile Tötungen werden auch künftig nur ein kleiner Teilbereich bleiben, der lediglich vom massenhaften Töten in den Tierfabriken ablenkt.

Weidetötungen tragen nichts zur Förderung eines ethischen Umgangs mit fühlenden Lebewesen bei – im Gegenteil. Sie festigen vielmehr die irreführende Annahme, dass die Tötung von Tieren unter bestimmten Umständen akzeptabel sei. Doch das Töten von Tieren ist grundsätzlich falsch – auch wenn es unter dem Deckmantel von vermeintlichem Tierwohl erfolgt.

Schafherde steht auf einer gruenen Weide vor blauem Himmel.
Ob Weideschlachtung oder Schlachthof: Für Fleisch muss ein fühlendes Lebewesens sterben.

So helfen Sie den Tieren in der Ernährungsindustrie

Sprechen Sie sich gegen Speziesismus aus und ernähren Sie sich vegan. Das Vegan-Label ist das einzige Tierwohl-Label, das seinen Namen verdient.

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