Vegane Wandfarbe: Alle Infos zu Farbarten und Malerzubehör

Wer darauf achtet, Tierleid auch in puncto Wohnen zu vermeiden, die eigenen vier Wände mit neuer Farbe aufhübschen möchte oder vor einem Umzug steht, wird sich schnell vor dieser Frage wiederfinden: Ist Wandfarbe eigentlich vegan?

Wir erklären, weshalb viele Wandfarben und anderes Malerzubehör wie Pinsel tierische Stoffe enthalten – und welche Produkte kein Tierleid verursachen. 5 tierleidfreie Marken warten am Ende des Beitrags auf Sie.

Inhaltsverzeichnis

Warum sind viele Wandfarben nicht vegan?

Farben bestehen aus Wasser, Bindemitteln, Pigmenten und Zusätzen. In der Regel werden Farbstoffe aus Mineralien, Erde, Teer, Pflanzen oder synthetischen Stoffen hergestellt. Trotzdem gibt es einige Farbzusammensetzungen, für die Tiere leiden müssen.

Handelsübliche Wandfarben in Deutschland können beispielsweise diese tierischen Stoffe in Form von Binde- und Farbmitteln enthalten:

  • Schellack (Kot von Schildläusen)
  • Ochsengalle
  • Kasein (Proteinanteil in z.B. Kuhmilch)
  • Karmin/Cochenillerot (Farbpigmente aus Läuseblut)
  • Sepia (Farbstoff aus dem Tintenbeutel von Tintenfischen)
  • Tierkohle (wird aus Rinderleder, Blut, Fleisch oder Knochen hergestellt)
  • Purpur (Gehäuse von Purpurmuscheln)
Mann und Frau streichen Wand
Es gibt Wandfarben, die tierische Stoffe wie Schellack oder Kasein enthalten.

Welche Wandfarbe ist vegan?

Es gibt verschieden Arten von Wandfarben. Jede Farbe besteht unter anderem aus einem Bindemittel und aus Pigmenten. Das Bindemittel ist im Namen der Farbe zu finden: Bei Kalkfarbe fungiert Kalk als Bindemittel, bei Lehmfarben Lehm, etc.

  • Dispersionsfarben: Bestehen aus mehreren Stoffen wie Wasser, Kunstharz aus Mineralölen und anderen Kunststoffen sowie Farbstoffen und Pigmenten. Dazu kommen Zusatzstoffe wie Konservierungs-, Lösungs- und Verdickungsmittel.
  • Kaseinfarbe: Kaseinfarbe ist eine Unterart der Dispersionsfarbe, bei der das aus Kuhmilch hergestellte Protein Kasein als „organisches natürliches Verdickungsmittel“ verkauft wird. [1] Um Kasein herzustellen, wird Kuhmilch mit Säure oder Rinderlab (auch bei der Quarkproduktion) behandelt. Tierisches Lab ist ein Enzym, das aus den Mägen toter Kälber erzeugt wird. Inzwischen gibt es auch Kaseinfarbe auf Basis von pflanzlichem Eiweiß, z. B. Erbsenprotein. Hier müssen Verbraucher:innen genau hinsehen und ggf. nachhaken.
  • Latexfarben: Wasserabweisende und widerstandsfähige Unterart der Dispersionsfarben. Bei klassischen Latexfarben kommen als Bindemittel natürliches Latex (Milchsaft des Kautschukbaumes bzw. Emulsion aus Kautschuk und Wasser) sowie Kunstharz zum Einsatz. [2]
  • Lehmfarben: Lehmfarben bestehen aus Tonmehlen und enthalten Erdpigmente, Mineralien, Zellulosefasern und meistens pflanzliches Eiweiß. In manchen Fällen kann jedoch auch tierisches Kasein verarbeitet sein.
  • Leimfarben: Leimfarben bestehen aus Bindemitteln, sind wasserlöslich und lassen sich oft nur mit anderen Leimfarben überstreichen. Als Bindemittel wird häufig Kasein verwendet – dieses kann tierischer oder pflanzlicher Herkunft sein. Häufig werden die Leime aus Knochen, Körperteilen von Fischen, Tierhäuten und Haaren sowie aus Gelatine hergestellt [3] und sind damit Tierqualprodukte.
  • Kalkfarben: Kalkfarben sind natürliche Mineralfarben, die aus gelöschtem Kalk und Wasser hergestellt werden. Sie besitzen einen hohen pH-Wert, der Schimmel vorbeugt und unangenehme Gerüche neutralisiert. Achtung: Kalkfarben gibt es auch mit Zusatz von Kasein.
  • Silikatfarben: Silikatfarben gehören zu den Mineralfarben, sind umweltfreundlich und schadstofffrei. Die Basis, Kaliumsilikat, entsteht durch das Schmelzen von Quarzsand und Pottasche. Herkömmliche Silikatfarben im Handel bestehen oft aus einer Mischung aus Silikat- und Dispersionsfarbe, wodurch tierische Stoffe enthalten sein können.
Wandfarbe wird in eine kleine Malerwanne gekippt
Auch Wandfarbe kann vegan sein – mit pflanzlichen Bindemitteln.

Sind tierische Stoffe in Wandfarben in den Inhaltsstoffen aufgeführt?

Es gibt keine Deklarationspflicht für tierische Materialien in chemischen Werkstoffen. Das heißt: Hersteller müssen auf der Verpackung nicht angeben, wenn tierische Stoffe in den Produkten verarbeitet sind. Um Informationen zu erhalten, müssen Verbraucher:innen die Hersteller kontaktieren und sich auf deren Aussagen verlassen. Zum Glück gibt es mittlerweile die ersten Hersteller, die ihre tierfreundlichen Produkte freiwillig als vegan kennzeichnen.

Welche Vorteile hat vegane Wandfarbe?

Vegane Wandfarbe zu verwenden, hat positive Auswirkungen auf Sie und Ihr Umfeld. Das sind die Vorteile:

  • klimafreundlich
  • tierfreundlich
  • gesundheitsfreundlich

Indem Sie Wandfarbe ohne tierische Inhaltsstoffe verwenden, vermindern Sie den Treibhauseffekt. Denn die Tierindustrie, insbesondere die Rinder-, Schaf- und Ziegenhaltung, ist durch den hohen CO²-Ausstoß ein treibender Faktor der Klimakatastrophe.

Wer Wandfarbe ohne Kasein und andere tierische Produkte kauft, setzt gleichzeitig ein Zeichen gegen die ausbeuterische Haltung von Kühen und anderen Tieren in der Tierwirtschaft. Gekennzeichnete vegane Wandfarben zeichnen sich oftmals darüber aus, dass sie geruchsarm sind, das Raumklima verbessern und für Allergiker:innen geeignet sind. Häufig kommen diese biologisch abbaubaren Farben ohne Lösungsmittel, Silikon und Formaldehyd aus und lassen sich in vielen Fällen einfach über den Hausmüll entsorgen.

Frau streicht Wand mit Malerrolle
Vegane Wandfarben sind meist umweltfreundlich und tragen aktiv zur Verbesserung des Raumklimas bei.

Sind Wandfarben mit dem „Blauer Engel“-Label vegan?

Nein, Wandfarben, die das „Blauer Engel“-Siegel tragen, sind nicht zwangsläufig vegan. Ob tierische Stoffe in den Farben enthalten sind und ob die Stoffe am Körper von Tieren getestet wurden, wird bei der Vergabe des Siegels nicht überprüft. Aber auch vegane Produkte können einen „Blauen Engel“ tragen, wenn sie dessen Kriterien erfüllen. [4]

Achtung bei Pinseln, Farbrollen & Kleister: Malerzubehör ist oft nicht vegan

Verbraucher:innen, die beim Streichen und Tapezieren kein Tierleid unterstützen wollen, sollten außerdem bei Pinseln, Farbrollen, Tapetenkleister und weiteren Malerutensilien aufpassen. Oftmals sind diese auch aus tierischen Materialien hergestellt.

Pinsel bestehen häufig aus Tierhaaren wie Wildschweinborsten. Je nach Funktionalität können die Haare von Rindern, Iltissen, Mardern, Dachsen, Wieseln, Bären, Ziegen, Eichhörnchen oder Pferden stammen. Borsten sind vom Haus- oder Wildschwein. Die Tiere werden in der Regel getötet, um an die Haare zu gelangen. Der größte Lieferant für Tierhaare und Borsten ist China, dort gelten kaum bis keine Gesetze, die die Tiere schützen würden.

In vielen Leimen und Klebstoffen sind zudem eingekochte Tierknochen und Häute enthalten. Sowohl für Pinsel als auch für Leim gibt es Alternativen aus Pflanzenstärke oder Kunststoff, die beispielsweise Echthaarpinseln in nichts nachstehen.

Bunte Malerpinsel
Malerzubehör wie Pinsel oder Farbrollen ist auch oft nicht vegan.

Diese 5 Wandfarben sind vegan

In Deutschland ist die Auswahl an klar als vegan gekennzeichneten Wandfarben bisher relativ überschaubar. Da die Nachfrage steigt, kommen jedoch ständig neue Marken hinzu. Indem Sie bei Ihren Lieblingsproduzenten oder dem regionalen Baumarkt aktiv nach tierfreien Produkten fragen, können Sie dazu beitragen, dass zukünftig noch mehr vegane Produkte angeboten und gekennzeichnet werden.

Diese 5 Wandfarben enthalten laut Hersteller keine tierischen Produkte und wurden nicht an Tieren getestet.

1. Farrow & Ball

Der britische Hersteller Farrow & Ball bietet nach eigenen Angaben vegane Wandfarbe auf Wasserbasis an. [5] Die Farben haben ein mattes Finish und sind in mehr als 170 Tönen erhältlich. Zudem lassen sich individuelle Farbwünsche nach Anfrage anmischen.

2. mynt

Das Mainzer Start-up mynt bietet 50 Bio-Dispersionswandfarben an. Wenn Ihre Wunschfarbe nicht unter der Auswahl ist, können Sie diese auch individuell mischen lassen. Bei der Produktzusammensetzung setzt das Unternehmen auf natürliche, vegane und tierversuchsfreie Inhaltsstoffe. Nachhaltigkeit steht dabei im Fokus – so wird die Wandfarbe beispielsweise in Deutschland produziert und das Verpackungsmaterial besteht aus recycelten oder biologisch abbaubaren Materialien. [6]

3. HORST

Die veganen Wandfarben von Horst sind in 40 erdigen Farbtönen erhältlich. Die Farbe ist ölfrei, emissionsarm und geruchsneutral und setzt auf das Bindemittel Replebin und mineralische Pigmente. [7]

4. Auro Ökowandfarbe

Die Farbpalette der ökologischen Naturfarben auf Lehm- und Kalkbasis sowie der Dispersionsfarben von Auro gibt es in mehr als 750 Tönen – darunter auch kräftige Nuancen. Viele der Töne sind vegan und entsprechend gekennzeichnet. [8]

5. Kreidezeit

Kreidezeit bietet ebenfalls eine breite Auswahl an veganen Wandfarben auf Kreidebasis an. [9] Als Bindemittel dient pflanzliches Kasein. Die Farbe wird in Pulverform verkauft und muss selbst angerührt werden, ist dann jedoch geruchsarm und leicht zu verarbeiten.

Einrichtungstipps für ein tierfreundliches Zuhause

Neben der veganen Ernährung kann jede:r von uns auch in Sachen Einrichtung Tieren helfen. Veganes Wohnen ist nicht schwer, wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen. In manchen unerwarteten Wohnaccessoires und Dekoartikeln sind Tierqualprodukte wie Wolle, Bienenwachs, Leder und Daunen versteckt.

Mit unseren Tipps vermeiden Sie Tierquälerei und können guten Gewissens in Ihrem tierleidfreien Zuhause entspannen.