DGE: Vegane Schulverpflegung für mehr Tierwohl und Klimaschutz

Ende Oktober 2023 hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ihre aktualisierten Qualitätsstandards [1] für die Verpflegung in Schulen veröffentlicht. Die Qualitätsstandards wurden im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erstellt und benennen erstmals die Option, vegane Mittagsmahlzeiten in der Schulverpflegung anzubieten.

Die aktualisierten DGE-Qualitätsstandards verdeutlichen, dass unsere Ernährung und somit die Schulverpflegung maßgeblichen Einfluss auf das Klima und die Umwelt hat und dass soziale Aspekte sowie das Tierwohl bei der Gestaltung der Schulverpflegung zwingend berücksichtigt werden sollten.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Bedeutung die pflanzliche Schulverpflegung für eine nachhaltige Entwicklung hat und wie Sie persönlich dazu beitragen können. [1]

Wie kommt das Essen auf den Teller?

An deutschen Schulen werden jährlich ca. 600 Mio. Mittagsmahlzeiten ausgegeben. [1] Die Entscheidung bezüglich der Lebensmittel, die auf die Teller der Kinder kommen, durchläuft dabei viele Instanzen. Zunächst einmal legt die Bundesregierung fest, welchen Qualitätsstandards das Essen in Schulen entsprechen muss. Unterstützt wird sie dabei vom Nationalen Qualitätszentrum für Ernährung in Kita und Schule (NQZ) und von der DGE.

Inwieweit diese Qualitätsstandards berücksichtigt werden, entscheidet die jeweilige Landesregierung mithilfe rechtlicher Rahmenbedingungen. In Berlin, Bremen, Hamburg, Thüringen und im Saarland sind die Empfehlungen der DGE beispielsweise in Vorschriften oder Landesgesetzen verankert und müssen daher in der Schulverpflegung umgesetzt werden.

Kinder sitzen auf dem Schulhof in einer Reihe und essen und trinken.
Zuständig für das Schulessen sind die Schulträger – also die Landkreise, die Städte und Kommunen.

Mit Unterstützung der Vernetzungsstelle Schulverpflegung definiert der Schulträger nun die Qualitätsanforderungen und setzt das Verpflegungsangebot selbst um oder führt eine Ausschreibung für einen externen Caterer durch. Innerhalb der Schule sind der Verpflegungsausschuss und die Schulleitung für die Qualitätssicherung verantwortlich. Sie beziehen Kinder und Eltern mit ein, damit die Umsetzung des Verpflegungsangebots gelingt. [2]

Soweit der Idealfall – doch die Realität sieht leider oft anders aus. So kommt es nicht selten vor, dass klimaschädliche Tierleidprodukte die Speisepläne dominieren. Grund dafür sind oftmals mangelnde Bereitschaft oder Erfahrung mit pflanzlicher Kost seitens der Caterer oder fehlendes Wissen im Hinblick auf eine ausgewogene, pflanzliche Ernährung vonseiten der Schulleitung und des Essensauschusses.

Leider hält sich die irreführende Behauptung hartnäckig, dass zu einer ausgewogenen Ernährung auch Fleisch gehöre. Das entspricht jedoch nicht dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse. Immer mehr Fachgesellschaften auf der ganzen Welt vertreten inzwischen die Position, dass eine gut geplante und bedarfsdeckende vegane Ernährung für Erwachsene, Schwangere, Stillende, Säuglinge, Kinder, Jugendliche und ältere Menschen geeignet ist. [3]

Schädlich wäre es für zukünftige Generationen hingegen, weiterhin an einer Ernährung mit klimaschädlichen tierischen Produkten wie Fleisch festzuhalten.

Welchen Einfluss hat die Schulverpflegung auf das Klima?

Die DGE hebt in den Qualitätsstandards für die Schulverpflegung klar hervor, dass die Ernährung nicht nur unser persönliches Wohlergehen beeinflusst, sondern auch das Wohl heutiger und zukünftiger Generationen. Der sogenannte Brundtland-Bericht hat bereits 1987 Nachhaltigkeit als eine Entwicklung bezeichnet, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“. [1]

Nach Berechnungen des Projekts „KEEKS – Klima- und energieeffiziente Küche in Schulen“ sind im Bereich der Schulküchen Einsparungen bei Treibhausgasemissionen von ca. 40 Prozent möglich. Demnach werden in der Schulverpflegung etwa dreiviertel der Treibhausgasemissionendurch die Wahl der Lebensmittel verursacht. [1]

Die Produktion tierischer Erzeugnisse wie Fleisch, Eier sowie Milch und Milchprodukte (insbesondere jene von Wiederkäuern wie Rindern, Schafen und Ziegen) verursacht besonders hohe Treibhausgasemissionen und trägt damit maßgeblich zur Klimakatastrophe bei.

Für eine sozial- und klimagerechte Gesellschaftsentwicklung haben sich die Vereinten Nationen im Jahr 2015 zur AGENDA 2030 verpflichtet und im Rahmen der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) zwingend auch die umweltbewusste Nahrungsmittelproduktion und die Ernährung in den Fokus gerückt.

Eine pflanzliche Ernährung kann langfristig die weltweiten Lebens- und Umweltbedingungen verbessern und zu mehr globaler Gerechtigkeit führen. [4]

Welche maßgebliche Rolle die Transformation des Ernährungssystems für eine sozial- und klimagerechte Welt für alle spielt, hebt auch die Initiative Plant Based Treaty in ihrem Bericht „Safe and Just“ deutlich hervor. [5]

Neben ihren positiven Auswirkungen auf das Klima hat eine pflanzliche Schulverpflegung auch weitere erhebliche Auswirkungen auf Umweltfaktoren:

Die intensive Landwirtschaft, und insbesondere die Tierwirtschaft, ist nicht nur für enorme Mengen an Treibhausgasemissionen verantwortlich. Durch ihren hohen Flächenbedarf für den Anbau von Nahrung für sogenannte Nutztiere hat sie auch zahlreiche weitere nachteilige Folgen für die Umwelt und beeinflusst Boden, Wasser, Tiere und Pflanzen. So kann die intensive Bodenbearbeitung das Risiko von Erosion erhöhen, zu Bodenverdichtungen führen und langfristig den Verlust der Bodenfruchtbarkeit hervorrufen.

Auch die DGE selbst hebt die hohe Belastung durch die Tierindustrie hervor: Die Intensivtierhaltung birgt durch die zum Teil übermäßige Verwendung von Antibiotika das Risiko von Resistenzen. Die Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln hat beträchtliche Auswirkungen auf die Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren. Und die intensive Stickstoffdüngung ist für die Überbelastung von deutschen Gewässern mit Nitrat verantwortlich. [1]

Grafik. Uebersicht zu klimafreundlicher Ernaehrung

Die aufgeführten Zahlen und die Tatsache, dass in Deutschland jährlich rund 600 Mio. Mittagsmahlzeiten an Schulen ausgegeben werden, verdeutlichen, dass die Schulverpflegung durch die Zusammenstellung des Speiseplans mit überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. [1]

Welchen Einfluss hat die Schulverpflegung auf die Ernährungsbildung?

Ernährungsbildung findet nicht nur im Klassenzimmer, sondern mit jeder Mahlzeit statt – in der Frühstückspause, beim Mittagessen oder zu besonderen Anlässen an der Schule oder in dazugehörigen Betreuungseinrichtungen. Darin liegt eine große Chance, denn Schule kann Ernährungsgewohnheiten prägen.

Die Schulverpflegung bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, Neues kennenzulernen und auszuprobieren. Dazu gehört zum einen der wertschätzende, genussvolle Umgang mit bislang nicht gekannten Lebensmitteln. Zum anderen können junge Menschen im Unterricht und durch die Mitgestaltung der Verpflegungsangebote selbst aktiv werden und dabei auch Gestaltungs- und soziale Kompetenzen erwerben.

Klimastreikschild mit der Aufschrift: parents for future.
Die Zeit ist reif für eine klima- und tierfreundliche Schulverpflegung. Auch Eltern können aktiv werden.

Für ein bewusstes Handeln ist es daher unerlässlich, Schüler:innen in die Entscheidungsprozesse einzubeziehen und sie das Verpflegungsangebot aktiv mitgestalten zu lassen. Eine zentrale Rolle spielt aber auch der Caterer. Nur wenn dieser kreative, leckere und abwechslungsreiche Gerichte anbietet, lassen sich Gewohnheiten verändern und eine Offenheit für die pflanzliche Ernährung erreichen. [2,6]

PETAKids unterstützt Schulen dabei mit kreativen Bildungsmaterialien und bietet Workshops mit geschulten Referent:innen, um die Ernährungsbildung mit Themen der Tierethik zu unterstützen.

So unterstützen Sie eine tier- und klimafreundliche Schulverpflegung

Die neue Auflage des DGE-Qualitätsstandards bietet die Grundlage für eine Forderung nach drei veganen Ernährungstagen pro Woche.

Auch wenn die Qualitätsstandards in Ihrem Bundesland nicht verpflichtend sind: Fordern Sie das Recht der Kinder auf eine tier- und klimafreundliche Schulverpflegung und eine lebenswerte Zukunft im Sinne der AGENDA 2030 ein. Kommunen wie die Stadt Freiburg gehen mit gutem Beispiel voran und haben Fleisch von den Speiseplänen der Schulen und Kitas gestrichen.

Nutzen Sie unseren Formbrief und schreiben Sie die verantwortliche Instanz (Schulleitung, Mittagessensausschuss) Ihrer Bildungseinrichtung an – für die Tiere, das Klima und die Zukunft.

  • Vorlage Formbrief

    Anfrage: Klimafreundliche Schulverpflegung nach dem aktuellen DGE Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen

    Sehr geehrte Schulleitung/ Sehr geehrte Mitglieder des Essensausschuss der Name der Schule.

    (Persönliche Ansprache – Beispiel: Ich wende mich als Elternteil an sie, dessen Kind aus Überzeugung vegan lebt und aufgrund fehlender Angebote in der Schulverpflegung, leider oftmals von dem so wichtigen Ritual des gemeinsamen Essens in der Schule ausgeschlossen ist.)

    Ich wende mich mit der bitte an Sie, die Schulverpflegung an der Namen der Schule,  nach den in Deutschland geltenden Empfehlungen für eine gesunde und klimafreundliche Gemeinschaftsverpflegung auszurichten. Die Ernährung nimmt maßgeblichen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft und wenn wir jetzt nicht handeln, zerstören wir unwiederbringlich die zukünftige Lebensgrundlage unserer Kinder. Bitte stärken Sie nachhaltige Strukturen in der Schule und ermöglichen sie allen Kindern ein pflanzliches, gesundes und klimafreundliches Verpflegungsangebot.

    Ende Oktober 2023 hat die führende Fachgesellschaft für Ernährung in Deutschland, die deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE), eine aktualisierte Fassung Ihrer geltenden Qualitätsstandards für die Verpflegung in Schulen veröffentlicht.

    Darin hebt die DGE deutlich hervor, das die Ernährung und damit die Schulverpflegung nicht nur an Aspekten der Gesundheitsförderung auszurichten sind. „Die Ernährung ist so zu gestalten, dass die Klima- und Umweltauswirkungen möglichst gering sind und auch die weiteren Ziele einer nachhaltigeren Ernährung wie soziale Aspekte und Tierwohl berücksichtigt werden.“(DGE Qualitätsstandards, S. 27)

    Nach Berechnungen des Projektes „KEKKS – Klima- und energieeffiziente Küche in Schulen“ sind im Bereich der Schulküchen Einsparungen an Treibhausgasemissionen in Höhe von ca. 40 % möglich. Danach werden in der Schulverpflegung etwa drei Viertel der Treibhausgasemissionen durch die Lebensmittelauswahl verursacht. Die Produktion tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Milch und Milchprodukte verursacht besonders hohe Treibhausgasemissionen. Dagegen ist der Anteil pflanzlicher Lebensmittel wie Getreide, Gemüse und Obst an den Treibhausgasemissionen meist deutlich geringer (S. 28, DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen). Eine pflanzenbasierte Ernährung ist also besonders klimafreundlich und trägt maßgeblich zum Schutz der Lebensgrundlage und Zukunft unserer Kinder bei.

    Laut DGE kann das Angebot von Mischkost und ovo-lactovegetarischer Kost an bis zu 3 Tagen aus veganen Mittagsmahlzeiten bestehen und gleichzeitig die Kriterien zu Lebensmittelqualitäten und -häufigkeiten einhalten“ (Qualitätsstandards Seite 46)

    Vor diesem Hintergrund wende ich mich mit der Bitte an Sie, darauf zu drängen, dassder aktuelle Caterer (und auch neue Caterer):

    – gemäß dem Hinweis der DGE im Standard für die Schulverpflegung, an bis zu drei Verpflegungstagen statt Mischkost und ovo-lacto-vegetarische Kost, vegane Mittagsmahlzeiten anbietet (S. 46, DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen)

    – seinen Mitarbeitenden Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich der Erstellung von kreativen vegetarischen/veganen Rezepten anbietet (S. 20, DGE-Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen);

    – Schüler*innen und pädagogischen Fachkräften, die immer rein pflanzlich und damit maximal klimafreundlich essen möchten, jeden Tag eine vegane Option zur Verfügung stellt

    Damit würde die Name der Schule einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten, das Umweltbewusstsein und eine gesunde Ernährung der Schüler*innen fördern und sie für einen achtsameren Umgang mit der Umwelt und allen Lebewesen sensibilisieren.

    Optional: Gerne möchte ich Ihnen auch die Bildungsangebote von PETA Deutschland empfehlen, um die Umstellung auf eine tier- und klimafreundliche Verpflegung an der Schule mit Angeboten zur Ernährungs- und Verbraucherbildung zu begleiten. 

    Vielen Dank, dass Sie sich für unsere Kinder und Ihre Zukunft einsetzen.

    Mit freundlichen Grüßen