
Die Universität Osnabrück hat in einer aktuellen Studie untersucht, ob sogenannte Nutztiere in deutschen Biologie-Schulbüchern diskriminiert werden und ist auf systematische Ungleichbehandlung gestoßen: Während „Haustieren“ wie Hunden und Katzen „oft mit Empathie begegnet wird“ und die Unterrichtsmaterialien ihnen eine hohe moralische Bedeutung zuschreiben, werden „Nutztiere“ meist als Ressourcen für Nahrung dargestellt.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in der schulischen Bildung eine tief verwurzelte speziesistische, also aufgrund der Artzugehörigkeit diskriminierende Voreingenommenheit existiert. [1]
Studie der Universität Osnabrück zu Speziesismus in Schulbüchern
Die Forschungsgruppe des Lehrstuhls für Biologie hat im Rahmen der Studie 35 Biologiebücher für die 5. und 6. Klasse verglichen, die deutschlandweit als Schulbuchliteratur in den Bundesländern zugelassen sind und von den drei größten Schulbuchverlagen herausgegeben werden.
Laut Studienleiterin Dr. Elena Folsche vom Fachbereich Biologie/Chemie hat die Analyse ergeben, dass sogenannte Haustiere signifikant häufiger als intelligent und fühlend dargestellt werden, während solche Zuschreibungen bei sogenannten Nutztieren praktisch fehlen. Diese unterschiedliche Darstellung kann laut den Forschenden dazu führen, dass Schüler:innen speziesistische Einstellungen übernehmen, die die Rechte und das Wohl von sogenannten Nutztieren als untergeordnet betrachten. [1]
Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Anthrozoös, verdeutlicht, dass sogenannte Nutztiere meist nur als reine Ressource dargestellt werden – beispielsweise als Fleisch– oder Milchlieferanten –, während Hunde und Katzen oft als wertvolle Familienmitglieder oder Helfer beschrieben werden. [2]
Was ist das Problem bei der speziesistischen Darstellung von Tieren in Schulbüchern?
Nach Einschätzung der Studienleiterin spiegelt diese Darstellung nicht nur vorherrschende gesellschaftliche Normen wider, sondern prägt sie auch aktiv mit. Sie betont, dass Schulbücher entscheidend dafür sind, wie junge Menschen ethische und moralische Fragen verstehen und bewerten.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass eine Überarbeitung der Bildungsinhalte dringend notwendig ist, um eine ausgewogenere Darstellung von Tieren zu gewährleisten und Kindern einen empathischen Umgang mit allen Lebewesen zu vermitteln.
Die Analyse der Universität Osnabrück beinhaltet wertvolle Ansätze, wie die Bildungsinhalte in der Schulbuchliteratur angepasst werden könnten, um eine ausgeglichene Darstellung von Tieren zu ermöglichen und somit speziesistische Denkweisen nicht länger zu reproduzieren und in der kindlichen Entwicklung zu verankern.
Speziesismus im Bildungsbereich aufbrechen
Die Abwertung einiger Arten beginnt schon im täglichen Sprachgebrauch und setzt sich in der Darstellung als reine Ressource fort. Wenn wir Tiere nicht länger nach ihrem vermeintlichen Nutzen in Kategorien einteilen, sondern alle gleichwertig als empfindungsfähige Lebewesen darstellen, die eine gleiche moralische Berücksichtigung verdienen, kann das sowohl Schüler:innen als auch die Gesellschaft insgesamt zu einem nachhaltigeren und gerechteren Umgang mit Tieren führen.
Zeitgemäße Lehrmaterialien für mehr Mitgefühl
Um die Diskriminierung einiger Spezies in der schulischen Bildung aufzubrechen, braucht es eine umfassende Überarbeitung der Lehrmaterialien und engagierte Eltern sowie Lehrpersonen, die veraltete Bildungsinhalte infrage stellen und neu gestalten.
Im Rahmen der Kampagne PETAKids setzt sich PETA dafür ein, tierethische Themen im Bildungsbereich zu verankern. Mit kostenfreien Bildungsmaterialien und Workshops geschulter Tierrechtsreferent:innen unterstützen wir Bildungseinrichtungen und Familien dabei, nachfolgende Generationen für einen empathischen und gerechten Umgang mit unseren Mitlebewesen zu sensibilisieren und die Ausbeutung anderer Spezies kritisch zu hinterfragen.
Auf www.petakids.de informiert PETA faktenbasiert und kindgerecht über tierische Themen. Denn unser Umgang mit Lebewesen ist gesellschaftspolitisch relevant und nachfolgende Generationen sollten als Teil eines demokratischen Systems lernen, dass sie Veränderungsprozesse anstoßen können und maßgeblichen Einfluss auf einen respektvollen und achtsamen Umgang mit unserer Mitwelt und vor allem unseren Mitlebewesen haben.
Mehr über eine kindgerechte Aufarbeitung tierethischer Themen erfahren Sie auf: www.petakids.de
Aktiv an einer nachhaltigen Bildung mitwirken
Damit Speziesismus deutschlandweit in der Bildungslandschaft diskutiert wird, wenden wir uns an politische Entscheidungsträger:innen und Institutionen, die an der Entwicklung der Bildungsstandards in Deutschland beteiligt sind. Werden auch Sie aktiv und machen Sie auf den tief verankerten Speziesismus in Lehrmaterialien aufmerksam: Lassen Sie diskriminierende Inhalte nicht unkommentiert – egal ob in Unterrichtsmaterialien, Kinderbüchern, Spielen oder anderen Angeboten für Kinder.
Finden Sie dazu heraus, inwiefern Sie selbst speziesistisch denken und handeln:
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Quellen
[1] Universität Osnabrück: Diskriminierung in Schulbüchern: Wie Nutztiere benachteiligt werden, https://www.uni-osnabrueck.de/kommunikation/kommunikation-und-marketing-angebot-und-aufgaben/pressestelle/pressemeldung/news/diskriminierung-in-schulbuechern-wie-nutztiere-benachteiligt-werden/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=e3c3935e00b6a6a0d6f6212abcc90042 (eingesehen am 17.01.2025)
[2] Taylor & Francis Online: Second-Class Animals: Systematic Discrimination of Farm Animals in German Biology Textbooks, https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/08927936.2024.2430821 (eingesehen am 17.01.2025)