
Weltweit erkranken jedes Jahr fast 50 Millionen Menschen an Sepsis – 11 Millionen sterben daran. [1] Sepsis wird umgangssprachlich fälschlicherweise als Blutvergiftung bezeichnet. Sie ist allerdings eine überschießende Abwehrreaktion auf eine Infektion, die das eigene Gewebe und die Organe schädigen kann. In grausamen Versuchen an Tieren werden vor allem Mäuse und Ratten gequält, indem ihnen der Blinddarm durchstochen wird, damit Fäkalbakterien in den Bauchraum treten und eine Infektion und Sepsis auslösen können. Erfahren Sie hier mehr zu den tierquälerischen Experimenten und welche tierfreien Alternativen es gibt.
Sepsis-Experimente an Tieren: Durchlöcherter Blinddarm führt zu Organversagen
In Sepsis-Experimenten an Tieren werden vor allem Mäuse und Ratten missbraucht, seltener auch Kaninchen oder Schweine. Bei der gängigsten Versuchsmethode, dem Cecal Ligation and Puncture (CLP)-Modell (Blinddarmligatur und -punktion), schneiden die Experimentator:innen den Bauch des Tieres auf, binden seinen Blinddarm ab und durchstechen ihn mit einer Nadel. Der durchstochene Blinddarm wird in die Bauchhöhle zurückgelegt und der Bauch wieder zugenäht. Durch den durchlöcherten Blinddarm gelangen Fäkalien in den Bauchraum – die darin enthaltenen Bakterien lösen eine Infektion aus, die schließlich zur Sepsis führen kann. Die Tiere leiden dann oft an Fieber, Schüttelfrost, Durchfall, Atembeschwerden, Schläfrigkeit, Orientierungslosigkeit, Schock und multiplem Organversagen.
Expert:innen wenden sich von Sepsisversuchen an Tieren ab
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde (NIH) weiß seit über einem Jahrzehnt, dass Sepsis-Versuche an Tieren ebenso nutzlos wie grausam sind. Eine offenbarende Studie aus dem Jahr 2013 ergab, dass Sepsis beim Menschen nicht dieselben Auswirkungen hat wie bei Mäusen. 150 Medikamente, die Sepsis bei Mäusen erfolgreich behandelten, versagten später jedoch allesamt in klinischen Studien mit Menschen. [2] Der damalige NIH-Direktor Francis Collins bezeichnete dieses Desaster als „herzzerreißenden Verlust von jahrzehntelanger Forschung und Milliarden von Dollar“. [3] Eine ausführliche Behandlung (in englischer Sprache) der Unzulänglichkeit von Sepsisforschung an Tieren finden sie hier.
Eine „Verbesserung“ der Experimente an Nagern hat das Problem nicht gelöst und wird dies auch nicht lösen können. Die Forschung zeigt, dass bei Tierversuchen trotz scheinbarer Verbesserung der Methoden die grundlegenden Unterschiede zwischen den Spezies nicht überwunden werden können. [4]
Auf einer jährlichen Tagung von Sepsisforschenden im Jahr 2024 erklärte das National Institute of General Medical Science (NIGMS), dass es nicht bereit sei, gängige Sepsis-Experimente an Mäusen zu finanzieren. Ein Erfolg, der nicht zuletzt dem jahrzehntelangen Druck unserer Partnerorganisation PETA USA zu verdanken ist. Aber auch alle anderen Tiere sollen nicht länger in solch grausamen Versuchen missbraucht werden. [5]
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PETA-Mitarbeiterin erleidet Sepsis – und setzt sich intensiv gegen Tierversuche in der medizinischen Forschung ein
Karin Bennett wird den Tag nie vergessen, an dem ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde. Sie hatte sich bei der Arbeit seltsam unwohl gefühlt und war zu Hause auf dem Sofa zusammengebrochen, wo sie immer wieder das Bewusstsein verlor. Sie dachte, sie hätte die schlimmste Grippe ihres Lebens.
48 Stunden später rast sie mit ihrem Mann in einem Taxi ins Krankenhaus. Er wusste nicht, was mit ihr los war, aber er merkte, dass die Lage ernst war.
Drei Tage später wachte sie benommen auf, ein Mann in Maske und Schutzanzug stand über ihr und Schläuche ragten aus ihrem Körper. Die Diagnose: bakterielle Hirnhautentzündung und Sepsis – in den folgenden zwei Wochen wurden CT-Scans, MRT-Untersuchungen und Ultraschalluntersuchungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass kein Organversagen auftrat. Ihr Körper wird nie wieder derselbe sein.
Dennoch hatte sie großes Glück, denn sie überlebte – anders als Millionen andere Menschen, die jedes Jahr an einer Sepsis sterben.
Karin Bennett ist nach wie vor Mitarbeiterin bei PETA USA und setzt sich tagtäglich gegen Tierleid ein – auch gegen Tierleid in der Sepsisforschung, denn: Die Ergebnisse der Tierversuche lassen sich meist nicht auf den Menschen übertragen und die Ressourcen werden dringend für humanrelevante Forschung benötigt.
Effektive Sepsisforschung – ohne Tiere
Zum Wohle von Menschen, Mäusen und allen anderen Tieren gibt es weltweit tierversuchsfreie Testmethoden, die nicht nur ethischer sind, sondern auch dabei helfen, Sepsis im menschlichen Organismus besser zu verstehen.
Die Cardiff University arbeitet am „Project Sepsis“ [6], bei dem anhand von menschlichen Daten computergestützte Methoden entwickelt werden. Mit diesen soll entschlüsselt werden, wie Menschen sich infizieren, um auf dieser Basis wirksame Behandlungsmethoden zu finden.
Außerdem gibt es die langjährige Studie „Genomic Advances in Sepsis (GAinS)“ der Universität Oxford, an der mehr als 2.300 Proband:innen teilnehmen. [7] Die Studie nutzt Genanalysen, um das Verständnis der Sepsis zu verbessern und langfristig zur Entwicklung neuer, wirksamer Behandlungsmethoden beizutragen.
Deutschland muss die Forschung modernisieren: Helfen Sie, das Tierleid zu beenden!
Das gescheiterte System der Tierversuche für Sepsis und andere menschliche Krankheiten muss endlich abgeschafft werden. Die zahlreichen vorhandenen tierversuchsfreien Methoden müssen genutzt und weiterentwickelt werden.
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Quellen
[1] World Health Organization: WHO, World Health Organization: WHO. Sepsis. Published May 3, 2024. Zugriff am 26.05.2025. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/sepsis.
[2] Seok J, Warren HS, Cuenca AG, et al. Genomic responses in mouse models poorly mimic human inflammatory diseases. Proceedings of the National Academy of Sciences. 2013;110(9):3507-3512. doi:10.1073/pnas.1222878110
[3] Collins F. Of mice, men, and medicine. NIH. 19.02.2013. Zugriff am 24.03.2025. https://web.archive.org/web/20250222104855/https://directorsblog.nih.gov/2013/02/19/of-mice-men-and-medicine/. Übersetzt.
[4] Pound, P., Ritskes-Hoitinga, M. Is it possible to overcome issues of external validity in preclinical animal research? Why most animal models are bound to fail. J Transl Med 16, 304 (2018). doi.org/10.1186/s12967-018-1678-1
[5] National Institute of General Medical Sciences. Notice of Information: NIGMS Priorities for Sepsis Research. NOT-GM_19-054. 29.07.2019. Zugriff am 12.05.2025. https://grants.nih.gov/grants/guide/notice-files/NOT-GM-19-054.html. Übersetzt.
[6] Cardiff University. Project sepsis. Zugriff am 12.05.2025. https://www.cardiff.ac.uk/research/explore/research-units/project-sepsis
[7] Ciesielski TH. Sepsis research: Heterogeneity as a foundation rather than an afterthought. Cell Genomics. 2024;4(7):100608. doi:10.1016/j.xgen.2024.100608