Schafwolle als Dünger: Warum Wollpellets Tierleid verursachen

Im Gegensatz zu Wolle aus Australien oder Neuseeland ist Schafwolle aus Ländern wie Deutschland oder Österreich vergleichsweise grob. Da sie damit auf dem Textilmarkt nicht wettbewerbsfähig ist, hat sich die Wollindustrie einen neuen Absatzmarkt einfallen lassen. Statt Wolle zu Schals oder Pullover zu verarbeiten, wird sie nun vermehrt als Düngemittel in Pellet-Form an professionelle Gemüseproduzent:innen und Hobbygärtner:innen verkauft.

Der Wolldünger wird mit irreführenden Schlagworten wie „nachhaltig“ oder „natürlich“ vermarktet – doch ethisch vertretbar und gut fürs Klima sind Wollpellets nicht. Wir zeigen auf, wieso Schafe für den angeblichen „Naturdünger“ leiden und welche Umweltauswirkungen die Wollproduktion mit sich bringen kann. Außerdem zeigen wir Ihnen tierfreie Alternativen auf, mit denen die Gemüseernte prall und lecker wird.

Inhaltsverzeichnis

Dünger aus Wolle ist nicht „natürlich“

Wollpellets bestehen aus ungewaschener, zusammengepresster Wolle und werden im Onlinehandel oder in Gartencentern am liebsten mit Schlagworten wie „natürlich“ verkauft. Vor dem Hintergrund, dass es sich bei den meisten Schafen um Qualzucht handelt, kann man kaum von einem „Naturprodukt“ sprechen. Da der Begriff jedoch gesetzlich nicht geschützt ist, kann er für Werbezwecke beliebig missbraucht werden.

Die Hersteller der Pellets verschweigen, dass Schafe eine Art Qualzucht sind. Die Tiere haben keinen natürlichen Fellwechsel mehr, denn der wurde ihnen für eine produktivere Wollausbeute weggezüchtet. Für die Tiere ist das eine Katastrophe, da sie ihre Körpertemperatur nicht mehr eigenständig regulieren können. Sie sind in ihrem Wohlbefinden komplett vom Menschen abhängig und müssen geschoren werden, um nicht unter der Wolllast zu schwitzen, an Parasiten zu erkranken oder gar an einem Hitzschlag zu sterben. Gleichzeitig ist die Schur für sie oftmals mit Stress, Panik und Gewalt verbunden.

Mit dem Kauf von Dünger aus Wolle tragen Verbraucher:innen dazu bei, dass Schafzüchter:innen immer wieder neue überzüchtete Tiere in die Welt setzen, die in der Natur alleine nicht mehr überlebensfähig sind. Daran ist nichts natürlich.

Schnittwunden und Stress sind fester Bestandteil der Schur

Da Schafe Fluchttiere sind, geraten sie fast immer in Panik und unter großen Stress, wenn sie für die Schur fixiert werden. Häufig werden sie vom Scherer mit den Knien auf den Boden gedrückt oder in Rückenlage unbeweglich gemacht. Die Fixierung führt bei vielen Schafen zu Todesangst, wodurch sie sich meist heftig wehren und um sich treten. Schnittwunden sind fast unvermeidbar, und kaum ein Tier verlässt die Schur ohne schmerzhafte Verletzungen. Zudem kommt es immer wieder vor, dass den Tieren auch größere Wunden zugefügt werden.

Schmerzmittel erhalten sie in solchen Fällen in der Regel nicht, und größere Wunden werden oftmals mit Nadel und Faden vernäht. Die Gefahr, dass abstehende Körperteile wie Brustwarzen oder Hoden abgeschnitten werden, ist besonders hoch.

Schafe stehen dicht gedraengt in einer Bucht und haben blutige Wunden von der Schur.
Foto: PETA Asia
Schaf blutet bei der Schur
Foto: PETA Asia
Verletztes Schaf bei der Schur
Foto: PETA Asia
schaf mit schnittwunden

Dünger aus Wolle von Schafen aus Deutschland

Während die Herkunft der Wolle bei einigen Pellet-Herstellern völlig unklar und intransparent ist, rühmen sich andere damit, ausschließlich Wolle von Schafen aus Deutschland zu verarbeiten. Tierfreundlicher wird die Wolle dadurch allerdings nicht. Auch Schafe in Deutschland müssen die Qualen der Schur ertragen.

Uns von PETA wird regelmäßig Bildmaterial von vernachlässigten Schafen auf deutschen Weiden zugespielt. Die meisten dieser Tiere verbringen den Winter eingesperrt in winzigen Ställen, in ihrem eigenen Kot und Urin stehend. Fast alle Schafe müssen grausame Standardeingriffe ertragen, darunter das Durchstechen der Ohren mit einer Erkennungsmarke, das Abbrennen der Hörner oder die betäubungslose Kastration. Aus hygienischen Gründen und für eine einfachere Befruchtung wird vielen Schafen der Schwanzwirbel mit Gummiringen abgetrennt.

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totes Schaf

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Wer Wollprodukten kauft sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Schafzucht untrennbar mit der gewaltsamen Tötung der Tiere im Schlachthof verbunden ist. Knapp 90 Prozent aller Schafe hierzulande werden noch vor Vollendung ihres ersten Lebensjahres mit einem Schnitt durch die Kehle getötet. [1]

Klimaerwärmung und Artensterben durch Wollpellets

Gärtner:innen, die aus ökologischen Gründen zu Wollpellets greifen, sollten bedenken, dass die Haltung der Methan ausstoßenden Schafe den Klimawandel gewaltig beschleunigt. Schafe gehören zu den sogenannten „Nutztieren“, die am meisten Methan produzieren. Über einen Zeitraum von hundert Jahren hat Methan eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO₂, über 20 Jahre ist die Wirkung sogar 84-mal schädlicher als CO₂. [2]

In einem Report aus dem Jahr 2021 hat das Center for Biological Diversity und Circumfauna Initiative von Collective Fashion Justice zusammengefasst, welche gravierenden Auswirkungen die Haltung von Schafen auf die Artenvielfalt haben kann. Neben dem massiven Flächenverbrauch für Futtermittel und Weideflächen ist die Wollproduktion insbesondere für den hohen Einsatz von Pestiziden, die Verschmutzung und Übersäuerung von Gewässern sowie den Abschuss von Wildtieren verantwortlich. [3, 4] Für Deutschland wäre hierbei insbesondere der Wolf zu nennen.

schafe stehen nebeneinander
Die Zucht und Haltung von Tieren in der Wollindustrie hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Umwelt.

So düngen Sie tierfreundlich

Zum Glück muss niemand Schnittwunden erleiden, damit wir unsere Gärten mit wertvollen Nährstoffen versorgen können – denn schon heute bietet der Handel zahlreiche vegane Dünger an. Eine gute Alternative zu Wollpellets ist zum Beispiel der Einsatz von Klee-Pellets. Da tierischer Dünger oftmals mehr Stickstoff enthält als Pflanzendünger, kann man die Klee-Pellets durch das Gießen mit stickstoffhaltiger Brennnesseljauche ergänzen – vor allem, solange die Pflanzen im Anfangsstadium kräftig wachsen sollen. Auch das Mulchen mit frischem Grasschnitt sorgt für einen zusätzlichen Stickstoff-Schwung.

Alternativ können Sie sich an einen Lebenshof wenden, der Schafe aus schlechter Haltung rettet und sie vor dem Schlachthof bewahrt. Dort werden die Tiere weder vermarktet noch weitergezüchtet oder getötet. Da in Deutschland überwiegend Schafe aus Qualzüchtung gehalten werden, die keinen natürlichen Fellwechsel mehr haben, müssen auch die meisten Schafe auf Lebenshöfen geschoren werden, damit sie unter der Fell-Last nicht leiden. Einige Höfe verschenken die anfallende Wolle, die dann im Garten ausgebracht werden kann – ohne dass daraus ein Geschäftsmodell entsteht, unter dem Tiere leiden.