Ist Honig vegan? 8 Gründe, warum Honig nicht vegan ist

Honig ist für Bienen lebenswichtig – allerdings ist er nicht vegan. Eine vegane Ernährung ist frei von allen Produkten, für die Tiere ausgebeutet werden. Die meisten Menschen wissen heute, dass Tiere für die Produktion von Fleisch, Fisch, Milch und Eiern gequält und im Schlachthaus getötet werden. Doch viele Verbraucher:innen fragen sich, was falsch daran sein könnte, Honig zu essen. Die folgenden 8 Gründe verdeutlichen, warum Honig nicht vegan ist, warum Bienen ihren Honig nicht freiwillig hergeben, und warum viele der unterschätzten Insekten dabei sterben.

Knapp 70 Prozent des hierzulande konsumierten Honigs kommt aus dem Ausland (1). Doch auch in Deutschland wird Imkerei betrieben, die großes Leid für die Bienen bedeutet und teils dramatische Folgen für unsere Umwelt hat. Daher thematisiert dieser Text sowohl den Umgang mit Bienen im Ausland als auch hierzulande.

1. Honig ist nicht vegan: Bienen werden in Massenzuchten gehalten und ausgebeutet

Um den hohen Honigkonsum der Menschen zu ermöglichen, werden viele Tausend Bienenvölker auf der ganzen Welt benötigt. In Deutschland etwa konsumiert jeder Mensch im Schnitt 1 kg Honig im Jahr (2), was im Vergleich zu anderen Ländern ein sehr hoher Verzehr ist. Im Jahr 2020 „produzierte“ ein Bienenvolk hierzulande einen durchschnittlichen Überschuss von knapp 30 kg Honig, der entnommen wurde (3).

Bienen in der Honigindustrie sind Opfer von unnatürlichen Lebensbedingungen, genetischer Manipulation und stressvollen Transporten. Wie bei anderen tierischen Erzeugnissen greift die Industrie auch bei der gezüchteten „Honigbiene“ ein, um einen noch größeren „Ertrag“ zu erhalten. Ähnlich wie Hühner, Schweine und Rinder werden auch die kleinen Insekten ausgebeutet.  

Imker schauen Bienenwaben an

Um das natürliche Schwärmen zu verhindern, werden die Bienenstöcke oftmals manipuliert oder sogar die Flügel der Bienenköniginnen gestutzt. Damit sind die Königinnen samt Schwarm an das vom Menschen bereitgestellte „Zuhause“ gebunden, das in der Fachsprache Beute oder Magazin genannt wird. (4) Insbesondere im Ausland gibt es riesige Honigfarmen mit Hunderten oder gar Tausenden solcher Beuten – eine Haltungsform, die mit der Massenhaltung oder Intensivtierhaltung in anderen Tierhaltungsbereichen gleichzusetzen ist. Die Kästen sind mit bis zu vier Stockwerken ausgestattet und lassen sich öffnen, damit Imker:innen leicht an den Honig gelangen. Sie wurden speziell entwickelt, um den Bienenstock mühelos von Ort zu Ort transportieren und dadurch profitabel Honig erhalten zu können.

2. Bienen werden bei der Honigproduktion oft verletzt oder getötet

Da die Honigproduktion meist profitabel sein soll, ist der Umgang mit den Tieren beim Einsammeln des Honigs nicht selten unachtsam. So werden Bienen zerquetscht, die Flügel der winzigen Lebewesen beschädigt oder ihre Beine gar abgetrennt. Viele konventionelle Honigproduzent:innen verhindern bewusst das sogenannte Schwärmen – also die Aufteilung der Stockbewohner mit der Geburt einer neuen Königin. Hierzu werden die neu gebildeten Königinnenzellen mit den heranreifenden Jungköniginnen meinst einfach abgequetscht, was mit dem wohlklingenden Begriff „Entweiseln“ versehen wurde. Auch Altköniginnen, die nicht mehr so produktiv sind, ereilt in der Regel dasselbe Schicksal. Der natürliche Prozess des Schwärmens würde zu einer geringeren Honigproduktion führen und den Profit schmälern. In der konventionellen Zucht werden Königinnen im Übrigen künstlich befruchtet, was für die kleinen Tiere mit großem Leid verbunden sein dürfte.

So wie Rinder, Kühe, Schweine und Hühner in der Intensivtierhaltung nur einen Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung erreichen, sterben auch viele Bienen in der Honigindustrie vorzeitig. Obgleich Bienenköniginnen, die die Eier legen, bis zu fünf Jahre alt werden können, werden sie vor allem im Ausland bereits nach einem Jahr getötet und durch neue produktivere Königinnen ersetzt.

3. Die Honigproduktion beschleunigt das Artensterben

Die naturwidrigen Beuten, in denen Bienen in der Honigindustrie gehalten werden, sind so konzipiert, dass die Tiere unnatürlich große Honigvorräte anlegen wollen. Daher sammeln sie ein Vielfaches des Nektars ein, den sie normalerwiese für ein gesundes Überleben benötigen. So nehmen sie anderen bestäubenden Insekten, die enorm wichtige Funktionen für unser Ökosystem haben, ihre Nahrung weg. Die Haltung von Bienen in der Honigindustrie verschärft das Insektensterben drastisch, und Menschen, die Honig konsumieren, machen sich mitverantwortlich für den Schwund der Biodiversität.

biene

4. Bienen brauchen ihren Honig selbst

Bienen produzieren Honig nicht aus Spaß oder, wie oft behauptet, für den Menschen. Vielmehr dient der Honig den Bienen als Nahrungsmittel. Der aus Nektar und einem kleinen Teil Pollen hergestellte Honig enthält Nährstoffe, die vor allem in den kalten Wintermonaten überlebenswichtig für die Tiere sind. Er dient den Bienen als Schutz vor Krankheiten, die unter anderem für das Bienensterben in der Honigindustrie verantwortlich sind. Die oftmals bereitgestellte künstliche Ersatznahrung hingegen, bei der es sich zumeist um nährstofffreies Zuckerwasser handelt, macht die Tiere krank und blockiert den normalen Zellstoffwechsel. Die Bienen entwickeln dadurch krankhafte Veränderungen im Magen-Darm-Trakt und verlieren etwa 20 Prozent ihrer Lebenspanne. (5)

5. Bienen arbeiten hart für ihren Honig

Ein Bienenstock besteht aus Zehntausenden Bienen, von denen jede eine bestimmte Aufgabe hat. So sind sogenannte Arbeiterbienen für die Nahrungssuche zuständig und docken pro Tag an etwa 40 Millionen Blüten an, um Pollen und Nektar aufzunehmen. Anschließend entziehen sie dem Nektar das Wasser und fügen ihm körpereigene Enzyme zu, um den Honig in Nahrung umzuwandeln und zu verhindern, dass er schlecht wird. Eine mühselige Arbeit – und das tagein, tagaus.

bienenstock

6. Das Bienensterben geht uns alle an

Vor einigen Jahren ging die Nachricht vom großen Bienensterben durch alle Medien: Pestizide seien schuld, die Klimaerwärmung sei schuld, Parasiten und Milben seien schuld. Zweifelsfrei tragen diese Aspekte zu den teilweise dramatischen Sterberaten im Winter bei, die durch intensive Nachzuchten wieder ersetzt werden. Daher müssen der Monokulturanbau und Pestizideinsatz schleunigst abgeschafft werden.

Wie weithin bekannt ist, fügt die Varroamilbe der Biene in der Honigindustrie immensen Schaden zu. Die Haltung der Bienen in Beuten, ihre gezielte Zucht auf eine immer höhere „Honigleistung“ und billige Ersatznahrung tragen maßgeblich dazu bei, dass die Bienen deutlich anfälliger für Krankheiten sind. Das tödliche Ausmaß der Varroamilbenpopulation entsteht erst durch die imkerliche Betriebsweise der Brutmaximierung und die Schwarmverhinderungen, also der wirtschaftlichen Tierhaltung von Bienen. Für die Bekämpfung der Varroamilben werden oftmals Zehntausende männliche Bienen (Drohnen) aus dem Stock geschnitten und getötet (Brutentnahme). Alternativ werden hochkonzentrierte, ätzende organische Säuren im Bienenstock verdampft. Während dieser Behandlungen reißen sich viele Bienen ihre Fühler vom Kopf, da sie die Dämpfe offensichtlich nicht ertragen. Ist die Konzentration beispielsweise durch einen Wetterumschwung und Temperaturwechsel zu hoch, kann dabei das ganze Volk getötet werden. Mit diesen tierquälerischen Behandlungen wird also eine artfremde, manipulative und tierrechtsverletzende Haltungsform korrigiert. Sie sind somit keinesfalls per se notwendig.

7. Panikmache erleichtert den Diebstahl

Haben auch Sie gedacht, dass Imker:innen die Bienen „einräuchern“, weil es die Tiere beruhigt und sie dadurch weniger stechen? Falsch gedacht. Tatsächlich wird mit dem Einräuchern ein eigennütziger Plan verfolgt. Der Rauch suggeriert den Bienen einen Waldbrand, und als natürliche Reaktion auf diese vermeintliche Gefahr nehmen sie möglichst viel Honig auf, um sich mit ausreichend Proviant ausgestattet ein neues Zuhause zu suchen. Die Insekten verkriechen sich also voller Panik und sind mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, während der Mensch sich an ihrem Zuhause zu schaffen macht. In dieser Zeit sind die fleißigen Bienen beschäftigt, was ihre Verteidigungsbereitschaft vorübergehend senkt.

imker räuchern bienenstock ein
Der Rauch imitiert einen Waldbrand und die Bienen geraten in Panik.

8. Honig von glücklichen Bienen?

Möglicherweise gibt es auch Imker und Imkerinnen, die den Bienen nicht den ganzen Honig stehlen und versuchen, möglichst wenige Bienen zu verletzen und zu töten. In diesem Bereich der Tierhaltung gibt es durchaus große Unterschiede zwischen deutschem Honig und Honig aus dem Ausland sowie konventionell oder ökologisch erzeugtem Honig. Doch ist es nicht trotzdem falsch, anderen etwas wegzunehmen, das für das eigene Leben gar nicht nötig ist? Bienen brauchen IHREN Honig für ein gesundes Leben – der Mensch hingegen braucht ihn nicht. Und wer möchte schon der Umwelt schaden, wenn es genügend köstliche Alternativen gibt? Warum nicht selbst zum fleißigen Bienchen werden und Honig zubereiten – zum Beispiel aus Löwenzahn?

Was Sie tun können

Durch den Kauf von Honig oder Produkten, die Honig oder Bienenwachs enthalten, unterstützen Sie die Ausbeutung dieser unterschätzten Insekten. Greifen Sie daher künftig einfach zum reichhaltigen Angebot an veganen süßenden Lebensmitteln wie Agaven-, Apfel- oder Birnendicksaft, Ahorn-, Reis-, Dattel- oder Zuckerrübensirup. Auch getrocknete Früchte, sehr fein püriert, stellen eine gute Alternative dar. Und warum nicht mal Löwenzahn-„Honig“ aus frischen Löwenzahnblüten selbst zubereiten?

Wildbienen sind die wilden Verwandten der Bienen aus der Massenzucht der Honigindustrie. Sie bestäuben erfolgreicher und sind weniger anfällig für Krankheiten. Jedoch „produzieren“ sie auch viel weniger Honig und sind für die Imkerei deshalb uninteressant. Werden Sie zum wahren Helden für Bienen und bauen Sie im Garten ein artgerechtes Zuhause, in dem die fleißigen Insekten sicher leben und überwintern können. Achten Sie darüber hinaus beim Blumenkauf auf Bienenfreundlichkeit.

Weitere spannende Hintergrundinformationen bietet die Dokumentation „More Than Honey“.