
Update vom 12. März 2025
Über 170.000 Reptilien wurden 2024 nach Deutschland importiert: PETA kritisiert Bundesregierung

Im Jahr 2024 wurden neuesten, von PETA recherchierten EUROSTAT-Daten zufolge 174.872 Reptilien aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland importiert.
2019 waren es noch rund 170.000 Tiere. Während der Corona-Pandemie stiegen die Importe stark an und erreichten 2020 über 357.000. Nun haben sich die Zahlen wieder auf dem Vorkrisenniveau eingependelt, doch der Handel geht ungebremst weiter.
Fehlende gesetzliche Regelungen begünstigen, dass neben Reptilien auch andere „exotische“ Säugetiere wie Affen, Stinktiere oder Weißbauchigel eingeführt werden.
Weil der massenhafte Import von wildlebenden Tieren noch immer zulässig ist, kritisieren wir von PETA Deutschland erneut scharf die Bundesregierung. Viele der eingeführten Tiere sind „Wildfänge“, von denen manche in ihren Heimatländern unter Artenschutz stehen. Diejenigen Reptilien, die trotz hoher Sterberaten bei Fang und Transport überleben, enden aufgrund steigender Haltungskosten immer häufiger in überfüllten Auffangstation oder werden ausgesetzt.
Wir fordern daher die neue Bundesregierung auf, den Verkauf und die Haltung „exotischer“ Tiere in Privathand zu verbieten.
„Deutschland macht sich an der Plünderung der Natur mitschuldig – vor allem, weil der Handel mit Wildtieren noch immer größtenteils erlaubt ist. Die Importzahlen zeigen erschreckend, wie viele Lebewesen aus ihrer natürlichen Umgebung entrissen wurden, um in Deutschland unter widrigsten Bedingungen und aus egoistischen Gründen in Terrarien eingesperrt zu werden. Die private Haltung von Wildtieren muss endlich verboten und der Handel gestoppt werden. Nur so können wir Tiere in ihren Herkunftsländern besser schützen.“
Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland
Originaltext
Obwohl der Reptilienhandel die Ausbreitung von gefährlichen Krankheiten fördern kann, erlebt er während der Corona-Pandemie einen regelrechten Boom in Deutschland. So wurden 2020 allein über 350.000 Reptilien nach Deutschland importiert – doppelt so viele wie im Jahr zuvor. [1] Auch 2021 wurden neuesten EUROSTAT-Daten zufolge 304.043 Reptilien aus Nicht-EU-Staaten nach Deutschland eingeführt. Die Dunkelziffer dürfe deutlich höher liegen, denn der illegale Handel mit bedrohten Wildtierarten ist eines der größten illegalen Geschäfte der Welt. Zu den Reptilien kommen noch weitere Exoten wie Amphibien und exotische Säugetiere.
Doppelt so viele Importe durch „Haustier-Trend“
Mit dem Lockdown und dem Homeoffice stieg auch der „Haustier-Trend“ in Deutschland. So lebten 2020 über 1,4 Millionen mehr Hunde, Katzen, Kaninchen und auch Exoten in deutschen Haushalten als noch 2019. [2] Doch nicht nur Reptilien wie Echsen, Schlangen und Schildkröten wurden beliebter, auch die Nachfrage nach Affen, afrikanischen Weißbauchigeln, Stinktieren und anderen exotischen Wildtieren stieg an – obwohl es nicht möglich ist, exotische Tiere artgerecht zu halten. Kein Terrarium oder Käfig kann die natürlichen Bedürfnisse der sensiblen Tiere erfüllen oder ihr Leben in der Wildnis ersetzen.

Schätzungen zufolge sind mindestens ein Drittel der Reptilien „Wildfänge“, die direkt aus ihrem natürlichen Lebensraum entrissen werden, bevor sie in deutschen Wohnzimmern landen.
Wir von PETA Deutschland fordern die Bundesregierung auf, den legalen und illegalen Handel mit exotischen Tieren endlich zu bekämpfen und als ersten Schritt jegliche Wildtierimporte unverzüglich zu verbieten.
Der legale und illegale Handel mit exotischen Tieren floriert weiterhin auf Höchstmaß. Die letzten artenreichen Gebiete unserer Erde werden Tag für Tag weiter dezimiert. Die Bundesregierung darf die Interessen der Reptilienbranche nicht weiter bedienen, sondern muss endlich handeln und der Plünderung der Natur einen Riegel vorschieben. Wir dürfen angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung keine Zeit mehr verlieren – ein Haltungsverbot von exotischen Tieren in Privathand ist dringend notwendig.“
Jana Hoger, PETA Deutschland
Zusätzlich zu den importierten Tieren werden weiterhin Exoten in Deutschland massenhaft vermehrt. Wie viele der Importe in Deutschland bleiben, ist unklar.
Verbreitung von Krankheiten durch Tierhandel
Seit dem Corona-Ausbruch ist vielen Menschen der Zusammenhang zwischen Zoonosen und dem Wildtierhandel bewusst geworden. Dazu gehört auch der Handel mit Reptilien und anderen Exoten. Durch die schlechten Haltungsbedingungen der Tiere werden Krankheiten begünstigt, die bei Kontakt zum Menschen übertragen werden können. So sind beispielsweise Affen, Schlangen und Schildkröten häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert. Zudem übertragen die meisten Reptilien Salmonellen, die besonders für immungeschwächte und ältere Menschen sowie Kleinkinder gefährlich sein können. [3]
Was Sie tun können
Es gibt in Deutschland derzeit keine einheitliche Regelung für den Handel und die Haltung von exotischen Tieren, was zu enormem Tierleid führt. Reptilien und andere Exoten gehören nicht ins Wohnzimmer, sondern sollten in Freiheit leben dürfen und nicht aus ihrem Lebensraum gerissen werden
Unterschreiben Sie daher bitte unsere Petition an die Bundesregierung für ein Importverbot für exotische Wildtiere!
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Quellen
[1] Statistische Amt der Europäischen Union (o.J.): Datenbank Internationaler Warenhandel, https://ec.europa.eu/eurostat/de/web/international-trade-in-goods/data/database, (eingesehen am 20.04.2021)
[2] Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V. (19.03.2021): Wertvolle Mitbewohner: Mehr Fürsorge für Heimtiere in Corona-Zeiten, https://www.zzf.de/presse/meldungen/meldungen/article/wertvolle-mitbewohner-mehr-fuersorge-fuer-heimtiere-in-corona-zeiten.html, (eingesehen am 19.04.2021)
[3] Robert Koch-Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9