
In der Silvesternacht sind im Krefelder Zoo über 30 Tiere bei einem Brand ums Leben gekommen. Für einen Schimpansen, fünf Orang-Utans und zwei Gorillas, etliche kleinere Affen, Flughunde und Vögel kam jede Hilfe zu spät. Nur zwei Schimpansen konnten sich vor den Flammen retten. Der Krefelder Zoo hatte außerdem weder ausreichende Brandschutzmaßnahmen getroffen, noch waren in der Silvesternacht Aufsichtspersonen vor Ort. Das Einsperren von teils aus der Natur gefangenen Affen hat mit Artenschutz nichts zu tun. Nach einem Leben in einem Betongehege können Menschenaffen aufgrund ihrer Verhaltensstörungen nicht ausgewildert werden.
Menschenaffen jahrzehntelang in veraltetem Affenhaus eingekerkert
Das Affenhaus im Krefelder Zoo wurde 1975 gebaut und galt damals als „modern“. Die Menschenaffen waren nur durch einen Graben von den Zoobesuchern getrennt. [1] Doch die Haltung – insbesondere der Menschenaffen – war katastrophal. Ein Außengehege gab es nicht. Für die Tiere bedeutete dies, tagein, tagaus in engen, kargen Betonbunkern zu sitzen, ohne jemals nach draußen zu können oder frisches Gras unter den Füßen zu spüren. Einige Tiere mussten jahrzehntelang so ausharren, wie etwa der Gorilla Massa.

Massa – entführt, eingesperrt, verbrannt, erschossen
Der Gorilla-Mann Massa wurde in den 1970ern im Alter von etwa vier bis fünf Jahren aus seiner Heimat in Afrika entführt. Um Gorillakinder einzufangen, löschte man dort üblicherweise ihre gesamte Familie brutal aus. Seitdem fristete der etwa 48-jährige „Wildfang“ Massa ein trauriges Dasein im Krefelder Zoo, bis er bei dem verheerenden Brand ums Leben kam. Wie erst zwei Wochen später durch einen Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums bekannt wurde, standen während der Löscharbeiten mit Maschinengewehren bewaffnete Polizeikräfte bereit, um eventuell fliehende oder in Panik geratene Tiere zu töten. Erst nach Beenden der Löscharbeiten wurden morgens im abgebrannten Affenhaus zwei schwer verletzte Menschenaffen entdeckt. Die Orang-Utan-Dame wurde von einer Tierärztin mit einer Überdosis Beruhigungsmittel erlöst. Bei Gorilla-Mann Massa wirkte das Beruhigungsmittel nicht. Er wurde letztlich von einem Polizeibeamten mit mehreren Schüssen aus einem Maschinengewehr getötet. [2] Für Massa das Ende eines langen Leidenswegs.
Besonders Menschenaffen leiden sehr stark in Gefangenschaft und entwickeln aufgrund der Beschäftigungslosigkeit häufig Verhaltensstörungen. Sie als „Botschafter ihrer Art“ zu bezeichnen, ist purer Zynismus. Was lernen Zoobesucher, die Orang-Utans oder Schimpansen auf einem Klettergerüst zwischen Betonwänden und Betonboden betrachten? Erfahren sie, dass Orang-Utans hervorragende Kletterer sind, die in ihrem natürlichen Lebensraum die meiste Zeit in den Dächern des Regenwaldes verbringen und in schwindelerregender Höhe Nacht für Nacht ihre Schlafnester bauen? Oder dass die Reviere von Gorillas bis zu mehrere Dutzend Quadratkilometer groß sein können, während sie eingesperrte Tiere in einem wenige Quadratmeter kleinen Gehege betrachten?

Tiere einsperren ist kein Artenschutz
Zoos leisten keinen Beitrag zum Artenschutz. Sie können kaum langfristig erfolgreiche Auswilderungen vorweisen, insbesondere bei Primaten. Zudem können Tiere Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen.
Dabei ist der von zoologischen Einrichtungen betriebene Aufwand, um einige wenige Tiere in Gefangenschaft zu halten und für zahlendes Publikum auszustellen, auch finanziell extrem ineffizient: Während meist Millionen Steuergelder in Zuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte der Zoos fließen, sind die Spenden an Partnerorganisationen, die Artenschutz in den natürlichen Lebensräumen bedrohter Tierarten betreiben (in-situ-Artenschutz), verschwindend gering.
Zoogehege sind reine Geldverschwendung
Ein schätzungsweise zweistelliger Millionenbetrag wäre nötig, allein um ein neues Gebäude im Krefelder Zoo zu errichten. [3] Auch das 2012 gebaute Gorillagehege, das von dem Brand verschont blieb, kostete den Zoo Krefeld bereits 2,3 Millionen Euro. Als eine „Rekordsumme“ vermeldete der Zoo dagegen 2017 seine Spenden an Artenschutzpartner – in Höhe von insgesamt 21.200 Euro. [4]
Viele Natur- und Artenschützer sind empört angesichts dieser Geldverschwendung. Sie müssen mit knappen Mitteln darum kämpfen, die wildlebenden Populationen bedrohter Arten und ihren Lebensraum zu erhalten. So kommentierte bereits 2007 der Chefberater für Menschenaffen für die Vereinten Nationen, Ian Redmond, in einem Interview das neue Gorillagehege im Londoner Zoo (2) [5]:
„Fünf Millionen Pfund für drei Gorillas, wo in Nationalparks die gleiche Anzahl an Tieren jeden Tag getötet wird, nur weil es an einigen Land Rover, ausgebildeten Männern und Wilderei-Patrouillen mangelt – so etwas zu hören, muss für einen Parkaufseher schon sehr frustrierend sein.“
Affen und andere Tiere gehören nicht in Gefangenschaft
Auch ein neueres, „moderneres“ Zoogebäude in Krefeld bliebe letztlich ein Gefängnis für die Tiere, in dem sie ihren wahren Bedürfnissen niemals nachkommen können. Im Jahr 2020 ist es an der Zeit, nicht länger am sinnlosen Einsperren von Tieren zu unserer Unterhaltung festzuhalten.
Was Sie tun können
- Klären Sie Familie, Freunde und Bekannte über das Tierleid in Zoos auf und bitten Sie sie, diese nicht mehr zu besuchen.
- Bitte unterzeichnen Sie unsere Petition an den Zoo sowie den Oberbürgermeister und die Stadtratsmitglieder der Stadt Krefeld.
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Quellen:
[1] Westdeutsche Zeitung (2020): „Die Arbeit im Affenhaus war wegweisend“. 02.02.2020. Online unter: https://www.wz.de/nrw/krefeld/im-rueckblick-arbeit-im-krefelder-affentropenhaus-war-wegweisend_aid-48087739 zuletzt eingesehen am 14.01.2020
[2] Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen (2020): Schriftlicher Bericht des Ministers des Innern für die Sitzung des Innenausschusses am 16.01.2020 zum Tagesordnungspunkt „Brand des Affenhauses im Krefelder Zoo“. 14.01.2020. Online unter: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV17-2931.pdf zuletzt eingesehen am 17.01.2020
[3] Mitteldeutscher Rundfunk (2020): Nach Brand in Affenhaus: So können Sie helfen! 03.02.2020. Online unter: https://www.mdr.de/brisant/krefeld-zoo-affenhaus-helfen-100.html zuletzt eingesehen am 14.01.2020
[4] RP Online (2018): Rekord-Spenden aus dem Zoo in alle Welt. 30.01.2018. Online unter: https://rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/zoo/zoo-krefeld-rekord-spendengelder-gehen-in-alle-welt_aid-18863221 zuletzt eingesehen am 14.01.2020
[5] Sunday Times (2007): City gorillas live it up as their jungle cousins face oblivion. 01.04.2007. Online unter: https://www.thetimes.co.uk/article/city-gorillas-live-it-up-as-their-jungle-cousins-face-oblivion-l0ghzgqb0mf zuletzt eingesehen am 14.01.2020