
Fortschritt kennt keine Ländergrenzen – und die jüngsten Ankündigungen zu veränderten Tierversuchsregelungen in den USA könnten Europa und Deutschland wertvolle Impulse für eigene Entwicklungen liefern. Mehrere US-Behörden kündigten kürzlich an, sich von Tierversuchen abwenden zu wollen, was ein großer Schritt in die richtige Richtung ist.
US-Umweltschutzbehörde will Verbot von Tierversuchen
Die US-Umweltschutzbehörde EPA verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, die Bemühungen zur Reduzierung von Tierversuchen zu priorisieren. Nun hat der neue Administrator Lee Zeldin das Versprechen, Tierversuche für die Chemikalienzulassung bei der Umweltschutzbehörde zu beenden, erneuert. [1] So könnte jährlich Zehntausenden Tieren ein leidvolles Dasein in Laboren erspart werden.
Vermehrt tierfreie Methoden bei Medikamentenentwicklung
Genau wie hierzulande werden auch in den USA neue Medikamente für Menschen immer noch umfangreich an Tieren getestet. Doch der menschliche Organismus unterscheidet sich zu sehr von dem anderer Tiere, da wir beispielsweise Wirkstoffe anders verstoffwechseln. 95 Prozent der neu entwickelten Medikamente kommen niemals auf den Markt, obwohl diese in Tierversuchen zuvor als wirksam und sicher eingestuft wurden. [2] Die mangelnde Übertragbarkeit von einer Spezies auf die andere ist dabei ein entscheidender Punkt.
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA kündigte nun an, Tierversuche für Medikamente beenden zu wollen. [3] Vorangegangen war eine vom PETA Wissenschaftskonsortium entwickelte Strategie zur tierfreien Sicherheitstestung therapeutischer Antikörper, die von der FDA als angemessen eingestuft wurde. Die FDA plant nun, Tierversuche bei der Entwicklung monoklonaler Antikörper und anderer Medikamente durch effizientere, für den Menschen relevante Methoden zu ersetzen. FDA-Kommissar Dr. Martin A. Makary bezeichnet diese Entwicklung als Gewinn für die öffentliche Gesundheit und Ethik, da „sicherere Behandlungen schneller und zuverlässiger zu den Patienten gelangen und gleichzeitig die Kosten für […] die Arzneimittelpreise gesenkt“ werden können.
Gesundheitsinstitute wollen humanbasierte Forschung priorisieren
Die Nationalen Gesundheitsinstitute der USA (NIH) wollen ebenfalls humanbasierte Forschungsmethoden priorisieren und somit den Missbrauch von Tieren in der Forschung verringern.
Hierzu planen die NIH die Einrichtung eines neuen Büros für Forschungsinnovation, das unter anderem die Entwicklung von tierversuchsfreien Forschungsmethoden koordinieren und deren Finanzierung und Ausbildung ausweiten soll. [4]
Der Einsatz innovativer und tierfreier Technologien kann einzigartige Vorteile bieten, die den Werkzeugkasten für Forschende erweitern können, um biomedizinische Forschungsfragen zu beantworten.
Tierversuchsfreie Forschung auf dem Vormarsch
Diese drei jüngsten Ankündigungen sind großartige Beispiele und wichtige Schritte für eine innovative und ethische Wissenschaft. Sie zeigen deutlich, dass tierversuchsfreie Ansätze bald Standard werden können. Diese Entscheidungen können bedeutende Auswirkungen auf die Entwicklung und die Sicherheit von Lebens- und Arzneimitteln und somit auf die öffentliche Gesundheit haben. Zudem können sie jedes Jahr unzähligen Tieren wie Kaninchen, Mäusen und Ratten oder Hunden ein qualvolles Leben in Laboren ersparen.
Fortschritte auch in der EU
2023 wurde auch in der EU beschlossen, einen Ausstiegsplan für Chemikalientestung zu entwickeln. Seitdem gab es mehrere große Diskussionsforen in Form von Workshops, erste Elemente der Roadmap wurden im Juni 2025 vorgestellt, die fertige Roadmap wird voraussichtlich Anfang 2026 veröffentlicht.
Zudem wurde erst kürzlich eine neue Initiative für einen Europäischen Forschungsraum (European Research Area, ERA) von der EU bestätigt. Auf der ERA Policy Agenda steht nun für die nächsten drei Jahre auch ein Projekt zur beschleunigten Anwendung neuer, tierfreier Methoden zur Förderung biomedizinischer Forschung und Medikamenten- sowie Medizinproduktetestung. Damit setzt auch die EU immer mehr Zeichen, sich in die richtige Richtung bewegen zu wollen. [5]
Helfen Sie mit, Tierversuche zu beenden
Setzen Sie sich gemeinsam mit uns für eine Zukunft ohne Tierversuche ein! Unterstützen Sie unser Strategiepapier, das einen klaren Weg aufzeigt, wie innovative und effektive Forschung ohne Tierleid verwirklicht werden kann. Tierversuche liefern keine verlässlichen Ergebnisse für den Menschen und sind deshalb nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch überflüssig.
Mit Ihrer Unterschrift geben Sie den Tieren eine Stimme und helfen dabei, dass auch Deutschland endlich mitzieht und eine Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen entwickelt.
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Quellen
[1] Dinan S. Zeldin to pursue new ban on animal testing at EPA. The Washington Times. 10.04.2025. Zugriff am 26.05.2025. https://www.washingtontimes.com/news/2025/apr/10/epa-chief-lee-zeldin-eyes-ban-animal-testing/ [2] National Center for Advancing Translational Sciences (NCATS): New Therapeutic Uses. Update vom 05.11.2024. Zugriff am 26.05.2025. https://ncats.nih.gov/research/research-activities/ntu
[3] FDA Announces Plan to Phase Out Animal Testing Requirement for Monoclonal Antibodies and Other Drugs. FDA News Release. U.S. Food & Drug Administration. 10.04.2025. Zugriff am 26.05.2025. https://www.fda.gov/news-events/press-announcements/fda-announces-plan-phase-out-animal-testing-requirement-monoclonal-antibodies-and-other-drugs
[4] NIH to prioritize human-based research technologies. National Institutes of Health. 29.04.2025. Zugriff am 26.05.2025. https://www.nih.gov/news-events/news-releases/nih-prioritize-human-based-research-technologies
[5] Council endorses the European research area policy agenda for the next three years. Council of the European Union. 23.05.2025. Zugriff am 04.06.2025. https://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2025/05/23/council-endorses-the-european-research-area-policy-agenda-for-the-next-three-years/