Tierversuche für Zigaretten: Werden Tabakprodukte an Tieren getestet?

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Rauchen schädlich ist und tödliche Krankheiten auslöst. Obwohl Tierversuche diese Schäden kaum vorhersagen können, wurden seit jeher grausame und irrelevante Experimente durchgeführt.

Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie Tiere in grausamen Versuchen für Tabakprodukte leiden müssen und welche tierfreien Testmethoden es gibt.

Qualvolle Tierversuche für Tabakprodukte

Um Rauch in ihre Lungen zu blasen, brachte man in der Vergangenheit Schläuche an einem Loch im Hals von Hunden und Affen an, oder man befestigte Masken am Gesicht der Tiere. Experimentator:innen brachten Zigarettenteer direkt auf die blanke Haut von Mäusen und Ratten auf, um so das Wachstum von Hauttumoren anzuregen.

Tiere leiden auch heute noch: Ratten müssen, eingezwängt in winzige Röhren, bis zu sechs Stunden am Tag, fünf bis sieben Tage die Woche, über mehrere Monate oder gar Jahre Zigarettenrauch oder den Dampf von E-Zigaretten einatmen. Nur um aufzuzeigen, dass neue Tabakprodukte weniger schädlich als Zigaretten sein sollen.

Hunde rauchen Zigaretten im Tierversuch
Symbolbild

Tierversuche kaum auf den Menschen übertragbar

Tiere im Labor sind Zigarettenrauch und Dampf von E-Zigaretten nicht auf die gleiche Weise oder über ähnliche Zeitspannen ausgesetzt wie rauchende Menschen. Es lässt sich deshalb mit Tierversuchen kaum vorhersagen, welche Auswirkungen auf den Menschen zu erwarten sind.

Verschiedene Tierarten reagieren zudem unterschiedlich auf Giftstoffe. Über Jahre blieb die Verbindung zwischen Tabakkonsum und Lungenkrebs beim Menschen unentdeckt, weil die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht darauf hindeuteten. Kein Wunder, bedenkt man die biologischen Unterschiede zwischen Menschen und anderen Tieren. Hier nur einige Beispiele [1]:

  • Ratten atmen schneller als Menschen und sie atmen ausschließlich durch die Nase, während Menschen durch Nase und Mund atmen können.
  • Ratten leben bodennah, daher können ihre Nasen die eingeatmete Luft besser filtern als die Nasen von Menschen.
  • Die Nase einer Ratte ist kleiner als die eines Menschen. Deshalb können Ratten größere Partikel, die in die menschliche Lunge gelangen können, noch nicht einmal einatmen.
  • Die Zellen in der Lunge von Ratten und Menschen sind unterschiedlich. Das beeinflusst die Reaktion der Tiere auf Giftstoffe und wie schnell diese abgebaut werden.

Kurz gesagt: Es ist ethisch nicht vertretbar, und auch aus wissenschaftlicher Sicht sollten keine Ratten oder anderen Tiere dazu missbraucht werden, Reaktionen des Menschen auf bestimmte Stoffe vorherzusagen.

Gif Wissenschaft statt Tierversuche

Sind Tierversuche für Tabakprodukte notwendig?

Belgien, Estland, Deutschland, die Slowakei und das Vereinigte Königreich haben Tierversuche in der Tabakproduktentwicklung bereits verboten. [2-6] Behörden können aber trotzdem Tierversuche für neue Produkte wie E-Zigaretten verlangen, wenn unklar ist, welche Schäden sie im Menschen verursachen können – obwohl die Ergebnisse der Tierversuche kaum aussagekräftig für den Menschen sind. Außerdem verhindert das Verbot in Deutschland nicht, dass Tabakfirmen die Experimente im Ausland durchführen.

Auch Tierversuche in der Forschung an Universitäten sind von diesem Verbot nicht betroffen. Hier sollen Auswirkungen des Rauchens auf die menschliche Gesundheit oder Behandlungsmethoden für Krankheiten, die wie COPD oder Lungenkrebs vor allem bei Raucher:innen vorkommen, gefunden werden – nur leider im falschen Organismus.

In Deutschland werden beispielsweise an der Universität Ulm Experimente mit Zigaretten durchgeführt: Dort mussten Mäuse, die teilweise genetisch manipuliert waren, 3-4 Wochen lang an 5 Tagen die Woche den Rauch von bis zu 8 Zigaretten einatmen. Anschließend wurden bei ihnen ein Blutungsschock und eine Lungenquetschung ausgelöst, mit dem banalen Ergebnis, dass sich Rauchen negativ bei schweren Traumata auswirkt. [7]

Hunde rauchen Zigaretten im Tierversuch
Symbolbild

Die Zukunft ist tierversuchsfrei

Anstelle von Tierversuchen können Unternehmen tierfreie (computer- und menschenzellenbasierte) Tests nutzen. Außerdem kann auf weitreichende Daten aus humanepidemiologischen und klinischen Studien zu den gesundheitlichen Folgen des Rauchens zurückgegriffen werden.

Tierfreie Methoden scheitern nicht an den speziesspezifischen Unterschieden zwischen Menschen und anderen Tieren und liefern Ergebnisse, die tatsächlich aussagekräftig für den Menschen sind. Unter anderem kommen dreidimensionale Gewebemodelle der menschlichen Lunge zum Einsatz. Solches Gewebe kann aus den Zellen von Spender:innen geformt werden. Dabei können Zellen ehemaliger oder derzeitiger Raucher:innen oder von Patient:innen mit Krankheiten, die mit dem Rauchen in Verbindung stehen (z.B. COPD), genutzt werden.

PETA setzt sich seit Jahrzehnten für das Ende von Tierversuchen ein und überzeugt Tabakunternehmen, keine Tierversuche zu machen und tierfreie Methoden zu entwickeln. Verschiedene Firmen wie z.B. Imperial Brands, British American Tobacco oder Santa Fe Natural Tobacco haben mittlerweile eine Firmenpolitik eingeführt, die alle Tierversuche untersagt, sofern diese nicht von Behörden verlangt werden.

Auch weiterhin werden sich PETA und das PETA-Wissenschaftsteam dafür einsetzen, dass für Tabakprodukte keine Tierversuche durchgeführt werden.

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  • Quellen

    [1] Clippinger AJ, Allen D, Jarabek AM, et al. Alternative approaches for acute inhalation toxicity testing to address global regulatory and non-regulatory data requirements: An international workshop report. Toxicol. Vitr. 2018;48:53–70. doi:10.1016/j.tiv.2017.12.011.

    [2] Wallonische Regierung. Décret relatif au Code wallon du Bien-être des animaux. Namur; 04.10.2018: Art. D.66. 7°.

    [3] Parve V, Glaza J. National Regulations on Ethics and Research in Estonia. Brüssel: Europäische Kommission; 2004:20.

    [4] Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Tierschutzgesetz. Bundesregierung; 2021: §7a(4)

    [5] Glaza J. National regulations on ethics and research in Slovak Republic. Brüssel: Europäische Kommission; 2003:27.

    [6] Home Office. Guidance on the Operation of the Animals (Scientific Procedures) Act 1986. Williams Lea Group on behalf of the Controller of Her Majesty’s Stationery Office; 2014:50.

    [7] Hartmann C, Gröger G, Noirhomme JP, et al. In-depth characterization of the effects of cigarette smoke exposure on the acute trauma response and hemorrhage in mice. Shock. 2019;51(1):68-77. doi:10.1097/SHK.0000000000001115.