Vegane Wolle – die beliebtesten Alternativen zu tierischer Wolle

Heutzutage gibt es eine Menge tierfreundlicher Alternativen zu tierischer Wolle. Dank innovativer Produktionsverfahren steht uns heute eine Vielzahl an pflanzlichen und synthetischen Textilfasern zur Verfügung – damit freuen nicht nur wir uns über neue Kleidung, sondern auch die Schafe! 

Inhaltsverzeichnis:

Übersicht pflanzlicher und synthetischer Wolle

Bambus

Bambus lässt sich entweder zu Viskosefasern oder umweltfreundlichem Monocel verarbeiten und fühlt sich auf der Haut wie eine Mischung aus Seide und Kaschmir an, also leicht, strapazierfähig und atmungsaktiv.

Im Vergleich zu Merinowolle sind die Fasern belastbarer, weicher und speichern keine Gerüche. Da sich Viskose- und Monocel eher kühl anfühlen, ist diese Wollalternative vor allem für sommerliche Stoffe geeignet.

Bambus

Baumwolle

Baumwolle ist die bekannteste Alternative zu Wolle und macht etwa ein Drittel der weltweiten Faserproduktion aus. Baumwolle wird zu luftig leichten T-Shirts, aber auch zu strapazierbaren Stoffen wie Canvas oder Denim verarbeitet und imitiert angeraut die Haptik von Wolle.

Ökologisch angebaut ist Baumwolle zudem eine umweltfreundliche Alternative zu vielen anderen Textilfasern. Positiv wirkt sich auch das Tragegefühl aus, da Baumwolle im Gegensatz zu tierischer Wolle sehr weich ist und die Haut weder reizt noch kratzt.

Baumwolle

Hanf

Hanf ist sehr robust und wächst schnell, daher kommt er häufig ohne die Verwendung von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln aus und ist vollständig kompostierbar. Damit ist die Pflanze ideal für den ökologisch-veganen Anbau. Hanfwurzeln wachsen bis zu einem Meter in den Boden und verhindern dadurch Erosion und Nährstoffverluste.

Die Textilfaser ähnelt vom Griff und Aussehen Leinen und ist sehr strapazierfähig. Zudem sind die Trageeigenschaften der Kleidungsstücke hervorragend, da Hanf von Natur aus hautfreundlich und antimikrobiell ist.

Hanfplantage

Leinen/Flachs

Leinen gilt als besonders umweltfreundlich, da beim Anbau und der Verarbeitung deutlich weniger Pestizide, Düngemittel, Wasser und Energie benötigt werden als bei vielen anderen Kulturpflanzen. Eine der besten Eigenschaften des Naturstoffes ist seine hohe Reißfestigkeit, wodurch Kleidungsstücke oftmals lange tragbar sind.

Stoffe aus Leinen sind kühlend, trocknen sehr schnell und haben antiallergische Eigenschaften, weswegen sich auch Menschen mit empfindlicher Haut in Leinenkleidung wohl fühlen.

Leinen

Lyocell/Tencel/Modal

Als Lyocell werden Cellulosefasern wie Tencel oder Modal bezeichnet, die aus dem natürlichen Rohstoff Holz hergestellt werden. Meist stammen die Bäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder robusten Baumarten wie Eukalyptus, die oftmals ohne künstliche Bewässerung und Pestizide auskommen.

Der Stoff unterscheidet sich von Viskosefasern durch das besonders umweltfreundliche Lyocell-Herstellungsverfahren, das frei von toxischen Lösungsmitteln ist und nur wenig Wasser und Energie verbraucht. Zudem ist die Faser biologisch abbaubar und lässt sich leicht recyceln. Dank unterschiedlicher Webstile kann Tencel sowohl Wolle und Seide, aber auch Wildleder imitieren und ist damit ein umweltfreundlicher Alleskönner.

Tencelgarn

Kunststoff und recycelte Kunststoffe

Kunststoffe wie Polyester oder Polyacryl werden chemisch hergestellt und können unterschiedlichste Stoffarten nachahmen. Polyesterfleece mit seinen bauschigen Fasern beispielsweise hält kuschelig warm und trocknet sehr schnell. Die leichte, warme Acrylfaser eignet sich besonders gut für Wintermäntel und wird häufig als Kaschmir-Alternative eingesetzt.

Trotz des Grundstoffes Erdöl schneidet die Produktion vieler Kunststoffe auf ökologischen Vergleichsportalen wie dem Higg Index besser ab als Wolle. [1] Dies liegt daran, dass die für die Produktion von Wolle erforderliche intensive Tierzucht Umweltprobleme verursacht. So führt der weit verbreitete Einsatz hochgiftiger Chemiebäder in der konventionellen Tierzucht unter anderem zur Verschmutzung von Gewässern.

Eine ökologisch sinnvollere Alternative stellen recycelte Kunststoffe dar, zum Beispiel rPET (recyceltes Polyethylene Terephthalate). rPET weist einen um fast 90 Prozent geringen CO2-Fußabdruck als etwa Nylon und einen 75 Prozent niedrigeren CO2-Fußabdruck als neues Polyester auf. Zudem verursacht es sogar 50 Prozent weniger Emissionen als Bio-Baumwolle. [2]

Kunststoffe

SeaCell

SeaCell-Fasern verbinden Zellulose mit Algen. Getrockneter Seetang wird grob zerkleinert, gemahlen und mit Zellulosefasern vermischt. Die Braunalgen sind reich an Mineralien und Spurenelementen. Sie können auf der Haut entzündungshemmend wirken und Juckreiz lindern.

Die poröse Struktur der SeaCell-Textilfasern fördert die Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe, was die Faser auf der Haut im Winter warm und im Sommer kühl hält. Zudem wird SeaCell mit dem Lyocell-Verfahren hergestellt und ist somit deutlich umweltfreundlicher als herkömmliche Viskose-Fasern. 

Algenfasern

Sojaseide

Sojafasern sind ein Nebenprodukt der Sojabohnen-Verarbeitung. Sie sind weich und glänzend wie Seide, haltbar wie Baumwolle und warm wie Kaschmir. Sojafasern verfolgen einen einzigartigen „Cradle-To-Cradle“-Ansatz und sind komplett biologisch abbaubar.

Im Gegensatz zu Wolle kann Sojaseide bedenkenlos in der Waschmaschine gewaschen werden, ohne dabei zu schrumpfen oder an Qualität zu verlieren. Zudem soll die Sojaproteinfaser ihre feuchtigkeitsspendenden Aminosäuren über die Kleidung an die Haut abgeben. 

Garn aus Sojaseide

Nullarbor – Wolle aus Kokosnüssen und Bio-Baumwolle

Das Unternehmen Nanollose stellt aus Kokosfasern ein baumwollartiges Material namens Nullarbor her, dessen Produktion nur minimalen Land-, Wasser- und Energieverbrauch erfordert. Die bei der Herstellung von Kokosnusserzeugnissen als Abfallprodukte anfallenden Kokosfasern werden fermentiert und durch ein patentiertes Verfahren zu einem Garn weiterentwickelt.

Die Herstellung dieses Garns in nur 18 Tagen ist deutlich schneller möglich als die Produktion tierischer Wolle, denn Schafe, Ziegen oder Alpakas können nur 1-2 mal im Jahr geschoren werden.

Kokosnuss

Viskose

Viskose ist eine Cellulosefaser, die aus dem Holz von Bäumen wie Buchen, Fichten, Bambus oder Eukalyptus gewonnen wird. Um aus den Fasern ein Garn herzustellen, wird auf eine Vielzahl an Chemikalien zurückgegriffen. Lyocell ist daher eine umweltfreundlichere Alternative.

Zu den positiven Eigenschaften von Viskose zählen, dass sie pflegeleicht ist und Feuchtigkeit gut absorbiert. Dadurch eignet sich Viskose hervorragend für Sportkleidung oder Anzüge – beispielsweise anstelle von Merinowolle.

Worauf Sie beim Einkauf achten sollten

Pflanzliche und synthetische Textilfasern sind oftmals vielseitig, qualitativ hochwertig und frei von Tierquälerei. Um Kleidung, Möbel und Accessoires ohne Wolle und andere tierische Materialien zu finden, empfehlen wir, beim Einkauf immer einen Blick auf das Etikett oder die Produktbeschreibung zu werfen.

Fragen Sie im Zweifelsfall per E-Mail oder Anruf beim Hersteller nach und entscheiden Sie sich für vegane Produkte. Eine Vielzahl an Unternehmen verwendet bereits das „PETA-Approved Vegan“-Logo (PAV), um tierfreie Kleidung und Accessoires zu kennzeichnen.

Die Zukunft veganer Wolle

Die Zucht von Millionen Tieren wie Alpakas, Kaninchen, Schafen und Ziegen verursacht nicht nur immenses Tierleid, unter anderem bei der Schur, sondern treibt auch ökologische Katastrophen wie Klimaerwärmung, Ausbreitung von Wüsten oder Übersäuerung von Böden und Gewässern voran. Daher wird derzeit fleißig an der Herstellung ethischer, nachhaltiger Alternativen geforscht.

Die folgenden Materialien sind zwar noch nicht marktreif oder nur bedingt erhältlich, haben jedoch das Potenzial, eines Tages Millionen Tiere vor Leid und Missbrauch zu bewahren.

KERASYNTH – Wolle aus lebenden Haarfollikeln

Mit KERASYNTH ist es dem amerikanischen Team des Maryland Institute College of Art gelungen, eine Oberfläche mit lebenden Follikeln zu entwickeln, die in der Lage sind, eigenständig Haare zu produzieren. Prinzipiell lassen sich mit dieser Methode nicht nur Schafwolle, sondern auch Federn und jede beliebige Art von Tierhaar herstellen – also auch Pelz. Bis wir uns den ersten Schal aus dem Haar lebender Follikel um den Hals wickeln können, ist aber noch einiges an Forschung notwendig.

Werewool – Wolle aus menschlicher DNS

Im Gegensatz zu Schafen in der Wollindustrie haben Menschen ihre DNS für diese Experimente freiwillig gespendet. Für Werewool wird aus einer menschlichen Wangenzelle das Protein Tubulin gewonnen. Dieses Tubulin wird anschließend genetisch verändert, um das Biomaterial durch das Enzym Transglutaminase zu binden und es zu einer biologisch abbaubaren Faser zu extrudieren. Zusammengefasst wird aus Proteinen eine wollartige Faser hergestellt, für die kein einziges Tier leiden muss und mit Schurgeräten verletzt wird.

Weganool – Kaschmir aus Seidengewächsen und Bio-Baumwolle

Die vegane, pflegeleichte Kaschmir-Alternative besteht aus den Fasern der Kronenblume, einem indischen Seidengewächs, das auf dürregefährdeten und verarmten Böden gedeiht und für sein Wachstum praktisch kein Wasser oder Pestizide benötigt.

Die Fasern werden mit Bio-Baumwolle gemischt und ergeben so ein zu 100 Prozent pflanzliches Gewebe, das leicht und gleichzeitig wärmend ist und dadurch die Körpertemperatur hervorragend regulieren kann. Im Gegensatz zu Wolle eignet sich das Material auch für Menschen mit empfindlicher Haut, da es nicht kratzt und antimikrobielle Eigenschaften hat.

Woocoa – Wolle aus Kokos, Hanf und Pilzen

Woocoa ist zu 100 Prozent biologisch abbaubar und besteht aus Kokosfasern und Hanf. Das Material bindet Wasser, sorgt für einen hervorragenden Wärmeausgleich und wirkt dank der Kokosfaser antimikrobiell. Hanf macht die Faser zudem langlebig, leicht einfärbbar und umweltfreundlich.

Um die starren Fasern weich und geschmeidig zu machen, werden sie mit einem aus Austernpilzen gewonnenen Enzym behandelt und damit zu einer perfekten Alternative zu tierischer Wolle abgerundet.

Tierische Wolle kratzt auf der Haut und am Gewissen

Wolle von Tieren wie Schafen, Alpakas oder Ziegen ist aufgrund der enormen Landnutzung und des hohen Wasserverbrauchs durch die Tierhaltung nicht nur aus Umweltsicht problematisch. Insbesondere die Schur ist für die Tiere enorm stressig und führt häufig zu blutigen Schnittwunden.

Zudem ist Wolle für Allergiker oftmals heikel und kann sich selbst auf gesunder Haut kratzig anfühlen. Sie ist anfällig für Schimmel- und Mottenschäden, und wenn es mal richtig schmutzig wird, kann man Wollprodukte selten in die Waschmaschine werfen. Wer es dennoch wagt, nimmt bei dem empfindlichen Material Beschädigungen und Abnutzung in Kauf.

All das lässt sich ganz leicht verhindern, indem man sich beim Kleidungskauf für vegane Mode entscheidet.