Greifvogel- und Eulenparks: Gefangen in Drahtgitterkäfigen

In Deutschland gibt es zahlreiche zoologische Einrichtungen, in denen Greifvögel und Eulen zur Schau gestellt werden – in Tierparks, sogenannten Falknereien oder in spezialisierten Vogelparks, Eulen- oder Greifvogelparks. Für die Vögel bedeutet die Gefangenschaft ein Leben voller Entbehrung und Leid: Den Tieren wird alles genommen, was ihr Leben in Freiheit ausmacht – nämlich das uneingeschränkte Fliegen.

Gefangen in Drahtgitterkäfigen

Keine Voliere der Welt kann dem Lebensraumanspruch von Greifvögeln und Eulen – der Weite der Lüfte – gerecht werden:

  • In der freien Natur legen die Tiere weite Strecken in der Luft zurück und können hohe Geschwindigkeiten erreichen. Der Wanderfalke beispielsweise erreicht im Sturzflug bis zu 300 km/h und ist somit das schnellste Tier der Welt. [1]
  • In Käfigen eingesperrte Greifvögel und Eulen können ihr natürliches Flugverhalten nicht ausleben. Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz führen zudem Panikreaktionen insbesondere bei besonders großen Volieren, in denen die Vögel hohe Geschwindigkeiten erreichen, zu Verletzungen bis hin zu Todesfällen. [2]
Greifvogel mit Glocke am Fuss sietzt hiner einem Drahtzaun im Kies.
Zahlreiche Vögel werden zur Unterhaltung von Menschen in Gefangenschaft gehalten.

Anbindehaltung und Nahrungsentzug: Das Leid hinter den Schauflügen

In vielen Tierparks und Falknereien werden Greifvögel, Falkenartige und Eulen in der tierquälerischen Anbindehaltung gehalten, um sie dem Publikum zu präsentieren.

  • Tiere, die bei Schauflügen eingesetzt werden, verbringen in der Regel nahezu ihr ganzes Leben mit einem Lederriemen angebunden an einem Holzpflock.
  • In dieser sogenannten falknerischen Anbindehaltung werden die Tiere mit Fußfesseln und einer meist einen Meter langen Leine festgebunden und können sich kaum bewegen, geschweige denn fliegen.
  • Laut einer Untersuchung von Flugshows mit Greifvögeln in Großbritannien konnten sich die Vögel bei den Flugvorführungen durchschnittlich nur für 11 Minuten frei bewegen, den Großteil des Tages waren sie somit angebunden. [3]

Gemäß den aktuell geltenden Richtlinien für die Haltung von Greifvögeln, Falkenartigen und Eulen ist es sogar zulässig, den Tieren nur jeden zweiten Tag Freiflug zu gewähren. [4] Hinzu kommt, dass die Heimkehr der Vögel beim Freiflug durch Nahrungsentzug erzwungen wird. Derzeit (Stand April 2023) ist zwar eine Überarbeitung der veralteten Richtlinien geplant – allerdings soll die tierquälerische Anbindehaltung auf Druck der Falknerei- und Tierparkverbände voraussichtlich weiterhin erlaubt bleiben.

„Zirkusveranstaltungen mit Greifvögeln – und nichts anderes sind solche Flugschauen – konterkarieren den Tier- und Naturschutz. Greifvögel und Eulen bilden meist lebenslange Partnerschaften; aber die Anbindehaltung bedeutet auch soziale Isolation. Wasser wird oft nur zeitweise angeboten, um die Vögel vor der Flugschau am Baden zu hindern. Die Lebenserwartung in solchen Betrieben ist nicht sehr hoch, denn Stress und regelmäßiger Nahrungsentzug führen zu Immunsuppression. Neben diesen tierschutzrelevanten Aspekten fördert die Haltungsform beziehungsweise der enorme Umfang dieser Veranstaltungen in erheblichem Ausmaß auch den illegalen Tierhandel.“ [5]

Dr. Hans Frey, Veterinärmediziner und Greifvogelexperte bei der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee (Österreich)

Den Tieren wird in dieser Haltung alles genommen, was ihr Leben in Freiheit ausmacht. Für viele von ihnen ist die Anbindehaltung vermutlich über Monate hinweg die hauptsächliche Haltungsform.

Aufnahmen aus deutschen Tierparks zeigen Tierleid

Zwischen Juni und Oktober 2021 entstandene Aufnahmen aus verschiedenen deutschen Tierparks mit Greifvogelhaltung zeigen, dass die „Herrscher der Lüfte“ dort regelrecht vor sich hin vegetieren:

  • Den Großteil ihres Lebens verbringen die Tiere in Bodennähe angeleint.
  • Wenn die angebundenen Wildvögel versuchen zu fliegen, werden sie von dem Lederriemen an ihren Füßen zurückgerissen.
  • Ein paar kurze Hüpfer zwischen den Sitzmöglichkeiten sind alles, was ihnen die meiste Zeit über an Bewegung möglich ist. Einige Tiere knabbern auch an den Fußfesseln, um sich zu befreien.
Angebundene Greifvoegel sitzen in ihrem Gehege
Kurpfalz-Park Wachenheim
Angebundene Greifvoegel sitzen vor ihren Unterstaenden
Tierpark Sababurg
Greifvogel sitzt angebunden auf einem Stein
Wild- und Freizeitpark Willingen
Angebundener Greifvogel
Wildtierpark Edersee
Angebundene Greifvoegel in ihren Buchten
Wildparadies Tripsdrill
Angebundener Greifvogel sitzt auf einem Stamm
Wildpark Schloss Tambach
Angebundener Greifvogel sitzt auf einem Stamm
Wisentgehege Springe
Angebundene Eule
Wildpark Gangelt

Warum werden Greifvögel und Eulen angebunden gehalten?

Vögel wie Falken, Adler und Uhus werden in den Tierparks bei Schauflügen eingesetzt und so zu Unterhaltungszwecken missbraucht. Teilweise müssen die Tiere auch als Attraktion herhalten, um von Besucher:innen für Selfies auf dem Arm gehalten oder sogar gestreichelt zu werden.

In dieser Haltungsform haben Falkner:innen einen leichteren „Zugriff“ auf die angebundenen Tiere, da die Vögel nicht aus Volieren herausgeholt werden müssen. Für die stressempfindlichen Wildvögel ist dieser erzwungene Kontakt zum Menschen mit enormem Stress verbunden.

Warum kehren die Vögel zu den Falkner:innen zurück?

Die Flugshows erwecken zwar den Anschein, dass die Vögel freiwillig zurückkommen. Doch diese vermeintliche Nähe zwischen Falkner:in und Vogel basiert nicht auf Freiwilligkeit, sondern wurde im Vorfeld vom Menschen erzwungen: Meist werden die Greifvögel oder Eulen bereits als Jungtiere auf den Menschen fehlgeprägt und unter Nahrungsentzug abgerichtet. Dadurch werden die Wildtiere abhängig und gefügig gemacht, sodass sie immer wieder zu den Falkner:innen zurückkehren.

Angeleinter Greifvogel sitzt auf einer Hand
Um die Vögel für Shows einsetzen zu können, müssen sie zuvor gefügig gemacht werden.

Wo kann man Eulen besichtigen? Kann man eine Eule streicheln?

In vielen deutschen Wild-, Tier- und Freizeitparks werden auch Eulen gehalten – ebenfalls teils in Anbindehaltung. Aufnahmen aus dem Herbst 2021 aus deutschen Tierparks zeigen, dass Eulen, die meist nacht- oder dämmerungsaktiv sind, vielerorts entgegen ihrem natürlichen Aktivitätsrhythmus tagsüber für Schauvorführungen benutzt werden.

Teilweise werden von Falkner:innen auch Fotoshootings, „Eulenstreicheln“ und „Eulenkuscheln“ als Attraktionen angeboten. Doch Eulen haben wie alle Wildtiere eine natürliche Scheu vor Menschen – der Kontakt bedeutet für sie massiven Stress. Auch das empfindliche Gefieder nimmt durch Berührungen leicht Schaden. [6] Bitte nehmen Sie daher niemals an solchen Angeboten teil.

In Österreich ist die dauernde Anbindehaltung von Greifvögeln für Flugshows bereits verboten, da dies eine massive Einschränkung für die Tiere darstellt. [7] Darüber hinaus werden die Greifvögel und Eulen von Falkner:innen für die „Beizjagd“ auf andere Tiere – wie Hasen oder Tauben – missbraucht und so zu lebendigen Waffen degradiert.

  • Anbindehaltung von Greifvögeln und Eulen muss verboten werden

    Im November 2021 haben wir von PETA Deutschland die Verantwortlichen von acht deutschen Tierparks mit Greifvogelhaltungen wegen mutmaßlichen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt. Laut § 2 Nr. 1 des Tierschutzgesetzes muss ein Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden. In der falknerischen Anbindehaltung sind Greifvögel und Eulen jedoch erheblich in ihrem natürlichen Flugverhalten eingeschränkt.

    Diese Tierparks mit Anbindehaltung wurden von uns angezeigt:

    • Kurpfalz-Park Wachenheim (Rheinland-Pfalz)
    • Tierpark Sababurg (Hessen)
    • Wild- und Freizeitpark Willingen (Hessen)
    • Wildtierpark Edersee (Hessen)
    • Wildparadies Tripsdrill (Baden-Württemberg)
    • Wildpark Schloss Tambach (Bayern)
    • Wisentgehege Springe (Niedersachsen)
    • Wildpark Gangelt (Nordrhein-Westfalen)

Vögel in Gefangenschaft: Verstoß gegen das Tierschutzgesetz?

Nach § 2 Nr. 1 des Tierschutzgesetzes muss ein Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend ernährt, gepflegt und verhaltensgerecht untergebracht werden. In Gefangenschaft – ob in einer Voliere oder in der falknerischen Anbindehaltung – sind Greifvögel dauerhaft in ihrem natürlichen Flugverhalten eingeschränkt oder es wird ihnen gänzlich verwehrt. Eine artgerechte Unterbringung von Vögeln in Gefangenschaft ist schlichtweg nicht möglich.

Wir von PETA Deutschland setzen uns dafür ein, dass die Anbindehaltung von Greifvögeln, Falkenartigen und Eulen in Deutschland verboten wird. Mit Ausnahme von Rehabilitationsmaßnahmen in anerkannten Auffangstationen haben die Wildvögel nichts in Gefangenschaft zu suchen. Sie gehören in Freiheit.

Eulenvogel sitzt angebunden auf einem Holzstamm n einem Verschlag.
Die Gefangenschaft ist für die Tiere Quälerei. Sie leiden unter der Anbindehaltung.

Die „Herrscher der Lüfte“ gehören in die Freiheit

Sinnvoller Artenschutz findet in der Natur statt, um die Lebensräume der Arten zu schützen und so ihr Überleben in Freiheit zu ermöglichen. Die Tiere hingegen einzusperren und als Attraktion zur Schau zu stellen, hat nichts mit Artenschutz zu tun.

Vögel, die eingesperrt in Volieren oder festgebunden an Lederriemen vor sich hin vegetieren, vermitteln auch den Besucher:innen kein realistisches Bild der Tierwelt. Heimische Greifvögel lassen sich darüber hinaus auch bei vogelkundlichen Naturführungen in der freien Natur beobachten. So kann wichtige und sinnvolle Aufklärungsarbeit geleistet werden.

So können Sie Eulen, Falken und Greifvögeln helfen

Bitte besuchen Sie keine Einrichtungen, in denen Tiere zur Schau gestellt werden. Klären Sie auch Freund:innen und Bekannte über das Leid der Greifvögel und Eulen in Gefangenschaft auf.

Gehen Sie aktiv gegen Missstände in Zoos und Tierparks vor: Wenn Sie von tierquälerischen Missständen wissen, können Sie diese melden: