Corona-Impfstoff: Sind Tierversuche wirklich notwendig?

Die Erforschung von Corona-Impfstoffen, die im Fall einer COVID-19-Erkrankung mildere Symptome verursachen, musste mit großer Geschwindigkeit erfolgen. Aufgrund dieser Dringlichkeit kamen neue Regelungen und vereinfachte Abläufe zur Anwendung, und die üblichen Tierversuche, die normalerweise im Vorfeld von klinischen Studien mit Menschen erforderlich sind, wurden teilweise ausgesetzt. [1]

Diese Vorgehensweise konnte die Durchführung von Tierversuchen zwar nicht vollständig verhindern, zeigt aber, dass Tierversuche für eine schnelle Entwicklung hinderlich sind. Die beispiellose Zusammenarbeit von Forschenden und Behörden sowie die parallele bzw. leicht zeitversetzte Durchführung von klinischen Studien mit freiwilligen Menschen war deutlich zielführender, als auf die unzuverlässigen Ergebnisse aus Tierversuchen zu warten.

Tierfreie Forschung führt schneller zu verlässlichen Ergebnissen, Medikamenten und Impfstoffen

Alleine in den ersten Wochen der Pandemie im Frühjahr 2020 unterstützte die Bundesregierung die Forschung zum Coronavirus und zu COVID-19 mit über 300 Millionen Euro. [2]

Im Zuge der COVID-19-Pandemie vereinbarten medizinische Regulierungsbehörden weltweit, dass klinische Tests mit Menschen auf freiwilliger Basis parallel zu Tierversuchen durchgeführt werden können – und nicht, wie in der Vergangenheit, erst im Anschluss. Zu diesen zukunftsweisenden Behörden gehören unter anderem:

  • die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA)
  • die National Institutes of Health (NIH) der USA
  • die Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency in Großbritannien
  • das College ter Beoordeling van Geneesmiddelen der Niederlande
  • die U.S. Food and Drug Administration (FDA)

Da sichere und schnelle Ergebnisse dringend benötigt wurden, haben diese Aufsichtsbehörden eigenständig richtungsweisende Schritte unternommen. Diese Maßnahmen deuten darauf hin, dass die bislang standardmäßig geforderten Tierversuche möglicherweise doch nicht zwingend nötig sind.

Person wird geimpft
Bei der Entwicklung von Wirkstoffen gegen Corona durften Tierversuche übersprungen werden.

Die FDA und NIH genehmigten im Mai 2020 erstmals eine bahnbrechende klinische Studie mit Menschen für einen Impfstoff, ohne zuerst auf die Ergebnisse aus Tierversuchen zu warten. Mit dieser Vorgehensweise wollten die Einrichtungen so schnell wie möglich herausfinden, ob der neu entwickelte Impfstoff bei Menschen wirkt, ohne den zeitaufwendigen Umweg über ineffektive und unzuverlässige Tierversuche zu gehen.

Corona-Forschung: Tierfreie Methoden

Tierfreie Forschung, die für den Menschen aussagekräftige Ergebnisse hervorbringt, ist besonders dann sinnvoll, wenn dringend zuverlässige Ergebnisse benötigt werden – also bei der Erforschung von Corona-Impfstoffen und von sämtlichen weiteren Impfstoffen und Medikamenten für menschliche Erkrankungen.

Zu den tierfreien Methoden gehören beispielsweise dreidimensionale Modelle des menschlichen Atemwegsgewebes, mit denen COVID-19-Infektionen studiert und potenzielle Behandlungsmöglichkeiten getestet werden können. Zudem gibt es zahlreiche weitere humanrelevante In-vitro- und In-silico-Methoden, die die menschliche Gesundheit weitaus effektiver voranbringen können als Tierversuche.

  • Lungenmodell teilfinanziert vom PETA-Wissenschaftskonsortium

    Mit 3D-Modellen des menschlichen Atemwegsgewebes können COVID-19-Infektionen studiert und potenzielle Behandlungsmöglichkeiten getestet werden. [3] Solche Modelle werden z. B. von den Unternehmen Epithelix Sàrl und MatTek Life Sciences hergestellt, die das PETA-Wissenschaftskonsortium seit Langem unterstützt. Unter anderem konnte das Konsortium schon die Entwicklung eines neuartigen Lungenmodells durch MatTek Life Sciences mitfinanzieren.

  • Hochmoderne Computersimulation

    Wissenschaftler:innen der indischen Gauhati University [4] untersuchten mittels hochmoderner Computersimulationen, welche Teile des Virus am ehesten eine Immunreaktion beim Menschen hervorrufen. Ihre Arbeit könnte zur Entwicklung eines sicheren und wirksamen Impfstoffs gegen COVID-19 beitragen.

  • Züchtung des Virus in Zellen

    An der britischen University of Bristol züchteten Wissenschaftler:innen das Virus in Zellen, um zu erfahren, wie es sich verbreitet und die Krankheit auslöst. [5] Mit dieser Technik erfahren sie, ob das Virus unter bestimmten Bedingungen mutiert. So können hochrelevante Informationen produziert werden – ohne Zeit damit zu verschwenden, Mäuse zu missbrauchen, welche sich von Natur aus nicht mit SARS-CoV2 infizieren lassen und daher erst genetisch verändert werden mussten.

  • Stärkster Supercomputer der Welt

    Ein Forschungsteam im amerikanischen Oak Ridge National Laboratory arbeitet mit Summit, dem stärksten Supercomputer der Welt. Mit dessen Hilfe konnten bereits bekannte und zugelassene Wirkstoffe identifiziert werden, die bei einer COVID-19-Behandlung helfen oder die Ansteckungsfähigkeit verringern könnten . Der Computer sagt voraus, wie das jeweilige Medikament mit dem Virus interagieren könnte. Sein Wissen basiert dabei auf den physikalischen Eigenschaften des Medikaments und des Virus. Danach kann die Wirksamkeit vielversprechender Medikamente an Zellen getestet werden, die mit dem Virus infiziert wurden. [6-10]

Es gibt keinen wissenschaftlich nachvollziehbaren Grund dafür, sibiomedizinischen ForschungTierversuche für Medizin: Legale Tierquälerei in der Forschung“>biomedizinischen Forschung verzögert die Entwicklung Steuergelderierversuche“ title=“Die DFG fördert unzählige Tierversuche mit Steuergeldern“>Steuergelder.

Corona-Forschung: Tiere in Versuchen missbraucht

Obwohl bei der Corona-Forschung vermehrt moderne tTiere missbrauchtsbraucht werden“ href=“https://www.peta.de/themen/tierversuche-tierarten/“>Tiere missbraucht, darunter Frettchenin Deutschlandhland/“ title=“Tierversuche in Deutschland: Zahlen, Fakten und weitere Infos“>in Deutschland.

Das Paradoxe: In Versuchen mit Hühnern und Schweinen ging es lediglich darum, das SysZoonosenm, in dem Zoonosen wie COVID-19 entstehen können.

Tierversuch mit Schweinen
Symbolbild. Im Rahmen der Corona-Forschung wurden unzählige Tiere missbraucht.

Doch die Ausbeutung von Tieren gilt nicht nur als Ursache für das Entstehen der Pandemie. Auch in den Bemühungen, das Virus und die Erkrankung COVID-19 zu bekämpfen, werden Tiere missbraucht. So wird weltweit versucht, Tiere mit dem Virus zu infizieren. Doch viele Tiere erkranken nicht an COVID-19 bzw. die Krankheit manifestiert sich bei ihnen anders als beim Menschen. Mäuse und Ratten, die am häufigsten für Tierversuche missbraucht werden, infizieren sich von Natur aus nicht mit SARS-CoV2 [11]. Daher mussten unter anderem erst aufwendig genetisch veränderte Mäuse gezüchtet werden, die dennoch nur milde Symptome der Krankheit zeigen und die Situation im menschlichen Körper nur lückenhaft darstellen. [12]

Tierversuche verschwenden wertvolle Zeit bei der Entwicklung von medizinischen Wirkstoffen. Für die Tiere bedeutet dies: Gefangenschaft unter unnatürlichen Bedingungen, unzählige Injektionen und Nebenwirkungen – und am Ende meist die Tötung. Den Menschen auf Intensivstationen hilft das Leid der Tiere nicht.

Ratten, Mäuse und andere Tiere sind keine freiwilligen Probanden

Im Gegensatz zu Menschen können Tiere nicht einwilligen, an einem VeVorteil für die eigene Gesundheit & Speziesismus: Tierleid ist niemals gerechtfertigt“>Vorteil für die eigene Gesundheitnicht zu rechtfertigennie vertretbar“ href=“https://www.peta.de/themen/tierversuche-ethik/“>nicht zu rechtfertigen – vor allem, weil 95 Prozent aller Wirkstoffe, die in Tierversuchen als wirksam und sicher eingestuft werden, in den nachfolgenden klinischen Studien mit Menschen versagen. [13]

Tierfreie Forschung muss der Standard sein – nicht nur eine Ausnahme in Notfallsituationen

Gemeinsam mit unseren internationalen Partnerorganisationen fordern wir von PETA Deutschland seit Jahren tierfreie Testmethoden, die aussagekräftige Ergebnisse für den Menschen hervorbringen. Leider wird die Entwicklung und Etablierung tierfreier Methoden noch zu wenig gefördert, weil Gelder stattdessen für Tierversuche verschwendet werden.