
In Fort Collins im US-Bundesstaat Colorado dämpfen dicke Betonwände die Rufe und Schreie der verzweifelten Tiere, die in der Einrichtung des Unternehmens High Quality Research (HQR) eingesperrt sind. Als Auftragslabor wird HQR von anderen Firmen beauftragt, Medikamente und andere Produkte an Hunden, Katzen und Ratten zu testen.
Unsere Partnerorganisation PETA USA führte sechs Monate lang verdeckte Ermittlungen in diesem Labor durch, die zu erschreckenden Ergebnissen führten: So wurden die Stimmbänder von Hunden verstümmelt, ohne dass die Tiere Schmerzmittel erhielten. Hunde und Katzen, die an offenen Wunden, Hautentzündungen oder Augenkrankheiten litten, wurden nicht angemessen tierärztlich versorgt. Auch ältere Tiere von teilweise 14 Jahren wurden trotz ihres hohen Alters auf unbestimmte Zeit eingesperrt und wie Ware für Experimente bereitgehalten.
Stimmbänder von Hunden durchtrennt – ohne Schmerzmittel
Mehr als 100 Beagles sind in den Laboren von HQR fast 24 Stunden am Tag in Zwingern eingesperrt. Sie werden tagein, tagaus in kahlen, fensterlosen Räumen mit kalten Fliesenböden gehalten – ohne Körbchen, Bett oder einen anderen wärmenden Schlafplatz, der ihnen ihre Gefangenschaft ein wenig erträglicher machen könnte. Im Laufe der verdeckten Recherche hatten die Hunde nicht ein einziges Mal Gelegenheit, nach draußen zu gehen, das Sonnenlicht zu sehen und frische Luft zu schnuppern.
Da die Hunde rund um die Uhr ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit eingesperrt waren, bellten sie ununterbrochen. In den Zwingern war es ohrenbetäubend laut – in einem Raum wurde ein Geräuschpegel von fast 115 Dezibel gemessen, was mit einem Rockkonzert oder der Sirene eines Rettungswagens vergleichbar ist.
Wie der Laborleiter mitteilte, wurden Teile der Stimmbänder der Hunde entfernt, damit die Tiere nicht mehr so „laut“ oder „schrill“ bellen – denn dadurch fühle sich das Personal gestört. Bei dem unprofessionellen Eingriff steckte der Tierarzt der Einrichtung den Hunden eine Art medizinische Zange in den Hals und nutzte deren „Zähne“ als Schneidewerkzeug.
Fachleute sind sich einig, dass das Durchtrennen der Stimmbänder schmerzhaft ist [1]. Dennoch verweigerte der Labortierarzt den Hunden nach dieser Verstümmelung jegliche Schmerzmittel. Er erklärte sogar, dass er den Eingriff wiederholen würde, falls sich Narbengewebe bildet und die Hunde ihre volle Stimme zurückbekommen.
Dieser grauenhafte Eingriff – der nur durchgeführt wird, um die Arbeit der Angestellten angenehmer zu gestalten – kann das Risiko einer Lungenentzündung erhöhen, bei künftigen Operationen den Zugang zu den Atemwegen erschweren, zu Atembeschwerden und chronischem Husten führen und den Stresspegel der Hunde enorm erhöhen. [1]
Alltag im Tierversuchslabor: Trostlosigkeit und unbeschreibliche Schmerzen
Ein verzweifelter Hund kaute unablässig an der Maschendrahttür des Zwingers, bis der Draht verbogen war. Als der verdeckte Ermittler von PETA USA auf dieses psychisch auffällige Verhalten hinwies, sagte ein leitender Angestellter, dass die Gittertür einfach durch eine bessere ersetzt werden müsse.
Einige Hunde litten an einem Nickhautdrüsenvorfall, der unbehandelt zu dauerhaften Augenschäden führen kann und ein häufiges Problem bei Beagles ist. Der Tierarzt des HQR gab jedoch an, dass er nicht über die erforderlichen Fähigkeiten verfüge, um die Erkrankung zu behandeln – und das, obwohl er seit 29 Jahren im Labor tätig ist.
Selbst einfachste Routineverfahren wurden nicht korrekt durchgeführt. So hatte der Laborleiter wiederholt Schwierigkeiten, Hunden Blut abzunehmen und musste bei einem Hund die Nadel ganze vier Mal in die Vene stechen.
Eine Hündin litt laut Aussage des Tierarztes an einem ausgeprägten Hornhautgeschwür. Menschen würden sich bei einer solchen Schädigung der Augenhornhaut „vor Schmerzen winden“. Er verschrieb ihr zwar antibiotische Augentropfen, verweigerte ihr aber jegliche Mittel zur Schmerzlinderung. Der Laborleiter lehnte die Bitte des Ermittlers, die Hündin zu adoptieren, ab – weil er trotz ihres Zustands noch „einen großen Nutzen aus ihr ziehen“ wolle.
Katzen im Tierversuchslabor: in Kisten gesperrt, ohne Zuneigung und Beschäftigung
Die verdeckte Recherche von PETA USA brachte nicht nur das unendliche Leid von Hunden ans Tageslicht, die ihren natürlichen Verhaltensweisen in der Laborgefangenschaft in keiner Weise nachgehen können. Zum Zeitpunkt der Ermittlung wurden auch rund 30 Katzen in der Einrichtung gehalten – einige von ihnen seit mehr als zehn Jahren. Sie lebten in kargen Räumen, ohne Katzenbetten, Körbchen oder Decken. Die Tiere waren gezwungen, auf dem harten Fliesenboden, auf Plastikregalen oder auf flachgedrückten Pappkartons zu liegen.
Mit jeweils bis zu 12 Katzen waren die Räume überfüllt und boten den Tieren weder Versteck- oder Rückzugsmöglichkeiten noch ein Gefühl von Sicherheit. Die Näpfe für Nahrung und Wasser waren regelmäßig mit Holzstreu aus den Katzentoiletten verunreinigt. Einige Katzen wurden für ein Experiment in Kisten gesperrt, in denen sie ohne jegliche Beschäftigungsmöglichkeit ausharren mussten.
Genau wie unsere tierischen Mitbewohner zuhause sehnen sich auch die Katzen in diesen Laboren verzweifelt nach Kontakt und Zuneigung. Und so kletterten und sprangen sie auf dem verdeckten Ermittler herum und wetteiferten um ein Fünkchen Aufmerksamkeit.
Viele Katzen – darunter auch eine junge, schwarz-weiße Katze, die nur als „4316“ bezeichnet wurde – litten an chronischem Augenausfluss, der aber offenbar nicht behandelt wurde. Der HQR-Leiter lehnte auch hier die Bitte des Ermittlers ab, eine der kränkelnden Katzen adoptieren zu dürfen, solange die Colorado State University noch nicht „mit ihr fertig“ sei.
Dringend benötigte medizinische Versorgung blieb aus
Nachrichten über kranke und verletzte Hunde lagen mindestens neun Tage lang unbearbeitet im Posteingang des urlaubenden Tierarztes. So wurde beispielsweise eine offene Wunde an der Pfote eines Hundes mindestens vier Tage lang nicht behandelt. Sie war vermutlich durch eine geplatzte Zyste oder einen Abszess entstanden.
Andere Tiere litten an chronischen Krankheiten. Einer der Beagle hatte offensichtlich Schmerzen beim Laufen. Trotz wiederholten Versuchen seitens der Mitarbeitenden, Hilfe für ihn zu organisieren, wurde er nicht behandelt. Zwei andere Hunde litten an wiederkehrenden Hautentzündungen, Schorf und Haarausfall. An Feiertagen wurden seitens des Labors keine Mitarbeitenden für routinemäßige Behandlungen der Tiere eingeteilt, etwa für die Gabe von Schilddrüsenmedikamenten oder Kortison zur Behandlung von Hautreizungen.
Einige Hunde husteten und niesten immer wieder, was eine leitende Mitarbeiterin auf den Staub von Holzspänen zurückführte. Diese Art Holzspäne sind eigentlich für Pferde und Hühner gedacht, wurden hier jedoch verwendet, um die Ausscheidungen der Hunde in den Zwingern aufzunehmen. Die Mitarbeiterin erklärte, das Labor verwende diese Späne, weil sie billig seien.
Alte Tiere werden auf Vorrat gelagert statt vermittelt
In seinen Experimenten missbrauchte dieses Labor vor allem jüngere Tiere. Trotzdem hielt die Einrichtung auch dauerhaft ältere Tiere gefangen, anstatt ihnen einen würdevollen Lebensabend in einem liebevollen Zuhause zu ermöglichen. Die älteren Tiere wurden nie in Versuchen eingesetzt – im Höchstfall wurde ihnen gelegentlich Blut abgenommen. Laut den Mitarbeitenden dürfen diese Tiere die Einrichtung trotzdem nicht verlassen. Sie seien einem Kunden „zugeteilt“, der „dazu neigt, Tiere ihr Leben lang zu behalten“ – so als wären sie nichts weiter als alte Möbel.
Der Kunde bezahlte HQR dafür, ältere Katzen auf unbestimmte Zeit einzusperren, darunter auch die 14-jährige Minx. Und er zahlte dafür, dass die 11-jährigen Beagles Docker und Bo trotz ihres hohen Alters weiterhin in diesem Labor gefangen gehalten und nicht in ein liebevolles Zuhause vermittelt wurden. Laut eines Mitarbeiters seien die beiden Hundesenioren dem Tod näher als dem Leben.
Bo litt unter Nackenschmerzen. Er ging steif auf gekrümmten Beinen. Der Labortierarzt gab zu, dass er nicht wisse, wie er Bo behandeln solle. Er hatte offenbar keine Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache für die Schmerzen des Hundes zu ermitteln, da dies „teuer“ wäre. Docker hatte eine Schilddrüsenunterfunktion und ein golfballgroßes Geschwür am Hals. Der Tierarzt wusste dies anscheinend seit Jahren, stellte jedoch erst eine genaue Diagnose, als der Ermittler von PETA USA ihn mehrmals darauf aufmerksam machte.
Sowohl der Leiter als auch der Tierarzt von HQR wiesen die wiederholte Bitte des Ermittlers ab, Bo und Docker adoptieren zu dürfen. Ihr Argument lautete, es sei zu schwierig, die Hunde stubenrein zu machen.
Miserable Forschungsqualität in einem „High Quality“-Labor
Der Name „High Quality Research“ erweckt den Anschein, dass die in diesem Labor durchgeführten Studien zuverlässig seien. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Mit Tierversuchen forscht man stets an der falschen Spezies und die Ergebnisse sind kaum auf den Menschen übertragbar.
Trotzdem wurden auch in diesem Labor mindestens 70 Ratten in Plastikkäfigen von der Größe eines Schuhkartons in Einzelhaltung gefangen gehalten – obwohl Ratten soziale und verspielte Tiere sind. Die Tiere sollten offenbar in einem Experiment zur Arzneimittelforschung für Prostatakrebs missbraucht werden. Eine Studie hatte jedoch bereits im Jahr 2018 gezeigt, dass knapp 97 Prozent aller in klinischen Studien geprüften Krebsmedikamente keine Zulassung erhalten, obwohl sie in vorhergehenden Tierversuchen als wirksam und sicher eingestuft worden waren. [2] Die mangelnde Übertragbarkeit der Ergebnisse vom Tier auf den Menschen ist hierbei ein wichtiger Faktor.
Neben den Speziesunterschieden kommt bei HQR erschwerend hinzu, dass die Tiere unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden, permanent unter Stress stehen und vielfach gesundheitliche Probleme haben. Aber auch die Nachlässigkeit, mit der in diesem Labor gearbeitet wird, trägt zweifellos zur mangelhaften Aussagekraft der Versuchsergebnisse bei. Laut einer Aufsichtsperson würden in dieser Einrichtung sogar an Herpesviren erkrankte Katzen für Experimente „verwendet“. Dies macht jegliche Studienergebnisse potenziell zunichte. Leider sind die dokumentierten Missstände in diesem Labor kein Einzelfall – auch aus deutschen Tierversuchslaboren kommen immer wieder Skandale an die Öffentlichkeit. Doch ganz gleich, ob es zu Verstößen kommt oder nicht: Jedes Tierversuchslabor ist für die gefangenen Tiere die Hölle, in der sie unter permanenter Angst leben und unvorstellbares Leid ertragen müssen.
Helfen Sie, Tierversuche abzuschaffen
Tierversuche sind grausam und müssen beendet werden! Bitte stärken Sie unsere Bemühungen für einen dauerhaften und nachhaltigen Ausstieg: Unterzeichnen Sie unsere Petition und unterstützen Sie den Research Modernisation Deal – einen Leitfaden zum Ausstieg aus Tierversuchen, den wir von PETA Deutschland mit unseren internationalen Partnerorganisationen erstellt haben.
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Quellen
[1] Wong CH, Siah KW, Lo AW. Estimation of clinical trial success rates and related parameters. Biostatistics. 2018;kxx069. https://doi.org/10.1093/biostatistics/kxx069
[2] American Veterinary Medical Association. Literature review on the welfare implications of Canine devocalization. AVMA. 07.03.2023. Zugriff am 08.04.2025. https://www.avma.org/sites/default/files/2023-08/avma-lit-review-canine-devocalization-0323.pdf