
Bereits vor den Bundestagswahlen im Februar 2025 wurde der aktuelle Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, als Amtsnachfolger für die Stelle des Agrarministers vorgeschlagen. Seitdem regte sich aus verschiedenen Richtungen immer größer werdender Protest gegen den verurteilten Agrar-Lobbyisten und Umweltstraftäter.
Uns bei PETA Deutschland wurde anonym Bildmaterial zugespielt, das Missstände bei der Rinderhaltung im Familienbetrieb Felßner zeigt.
Proteste gegen Günther Felßner als Amtsnachfolger des Agrarministers
Campact sowie das Umweltinstitut München e.V. hatten sogar Petitionen gegen Felßner als künftigen Minister ins Leben gerufen und die Tierrechtsorganisation Animal Rebellion ist ihm im wahrsten Sinne des Wortes „aufs Dach gestiegen“ – und zwar auf das Dach des Stalles, auf dem Betriebsgelände seiner Rinderhaltung. Obwohl der Protest laut Aussagen der Aktivist:innen friedlich verlief, ein Mitarbeiter diese sogar in den Stall einlud und die Aktion nicht an seiner Wohnadresse stattfand, inszenierte sich Felßner in einer folgenden Erklärung als Opfer eines angeblichen Angriffs auf seine Privatsphäre und als besorgter Tierhalter. Zu diesem Zeitpunkt hatte jedoch bereits eine Kontrolle durch das Veterinäramt stattgefunden.
Video zeigt Tierleid im Familienbetrieb Felßner
Denn uns bei PETA Deutschland erreichte im März 2025 anonym zugespieltes Videomaterial aus einem Rindermaststall, mit dem Hinweis, dass es aus dem Familienbetrieb Felßner stamme: Darin sind unter anderem kotverdreckte Rinder und Kälber zu sehen. Wir haben die Missstände daraufhin bei der zuständigen Behörde gemeldet, weshalb der Stall kontrolliert wurde. Das Veterinäramt fand tatsächlich Missstände vor und ordnete verschiedene Maßnahmen zu deren Behebung an.
Tierleid im Familienbetrieb Felßner
Günther Felßner ist also nicht nur Agrar-Lobbyist und einer der damaligen Sprecher der teils ausgeuferten Bauernproteste, er ist auch Landwirt im Nürnberger Land. Im Familienbetrieb wurden bis vor Kurzem Kühe zur Milchproduktion gehalten. Inzwischen wurde der Betrieb auf eine Rindermast umgestellt. Auf den Aufnahmen aus dem Maststall sind Rinder und Kälber unterschiedlichen Alters zu beobachten, die in kargen Buchten in ihren Fäkalien stehen müssen.

Video zeigt kränkliche Kälber
Verschmutzungen durch Kot und Urin beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden, sondern können ernsthafte Erkrankungen nach sich ziehen.
- Zahlreiche Kälber und Rinder zeigen an verschiedenen Stellen ihres Körpers kahle Hautstellen, das Fell wirkt stumpf und struppig.
- Ein Kalb hat eine Wunde am Schwanz, einem weiteren läuft die Nase – insgesamt erwecken diese Tiere im Betrieb Felßner den Eindruck krank zu sein.
Die Tierärztin Dr. med. vet. Claudia Preuß-Ueberschär, Sprecherin des „Tierschutznetzwerks Kräfte bündeln“ und erste Vorsitzende des Vereins „Tierärzte für verantwortbare Landwirtschaft e.V.“, bestätigte in einer Beurteilung der Videoaufnahmen unsere Bewertungen: Auch sie ordnete die Kotverschmutzungen fast aller Tiere als übermäßig ein und das Fell der meisten Tiere als struppig. Dies sei ein Hinweis auf mangelhafte Haltungsbedingungen. Auch die bei vielen Tieren zu sehenden kahlen Stellen fand sie auffällig und auf jeden Fall näher untersuchungsbedürftig.

PETA zeigt Betrieb beim zuständigen Veterinäramt an
Umgehend meldeten wir die Zustände dem Landratsamt Nürnberger Land und forderten eine unangekündigte Kontrolle sowie die Klärung der Hautveränderungen durch die Veterinär:innen. Denn oftmals sind Kontrollen angemeldet, was dazu führt, dass Missstände vorab beseitigt werden. Bereits kurz nach unserer Meldung fand laut Aussage des Landratsamtes Nürnberger Land eine Kontrolle ohne Voranmeldung auf dem Hof statt, bei der verschiedene geringe bis mittelgradige Mängel festgestellt wurden. Das Veterinäramt ordnete unter anderem an, einen Laufstall und den Außenbereich umgehend auszumisten und so einzustreuen, dass jedem Tier eine trockene Liegefläche zur Verfügung steht. Außerdem sollte der Gesundheitszustand des Tierbestandes tierärztlich abgeklärt werden.
Von Anfang an ein unpassender Kandidat – Felßner wurde dennoch als Agrarminister vorgeschlagen
Schon Ende 2021 musste das Veterinäramt nach einer Kontrolle die Anordnung treffen, eine leckende Tränke zu reparieren. Heute wie auch damals setzte man im Felßner-Betrieb die vom Veterinäramt angeordneten Maßnahmen zur Beseitigung der Mängel zwar direkt um, wie Günther Felßner uns gegenüber in einer Stellungnahme betonte. Für uns steht jedoch fest: Ein Mensch, der selbst durch die Ausbeutung von Tieren profitiert, hätte niemals als Kandidat zum Bundeslandwirtschaftsminister vorgeschlagen werden dürfen. Denn die Tiere in den Ställen benötigen Rechte, statt frühzeitig ihren Müttern entrissen und gezwungen zu sein in kargen Ställen und auf kotverdreckten Spaltenböden leben zu müssen.
Der steigende gesellschaftliche Druck auf Felßner und die Sorge, dass die Missstände öffentlich gemacht werden, ist unserer Meinung nach der Anlass für das Zurückziehen seiner Kandidatur – auch wenn Felßner dies bestreitet. Die Aktion von Animal Rebellion wurde demnach als willkommene Möglichkeit genutzt, um sich als Opfer darzustellen. Zugleich wurde in der öffentlichen Diskussion die gesamte Tierrechtsszene zu Unrecht als gewaltbereit dargestellt.
Es verwundert daher nicht, dass Günther Felßner gerichtlich verhindern wollte, dass wir das Bildmaterial aus seinem Stall öffentlich zeigen. Sein Versuch eine einstweilige Unterlassungsverfügung zu erwirken, blieb erfolglos. Das Gericht war der Auffassung, dass die Öffentlichkeit grundsätzlich ein berechtigtes Interesse an den im Video gezeigten Umständen hätte.
Felßner leugnet die Umweltschädlichkeit der Tierhaltung
Hinzu kommt, dass Günther Felßner in Interviews betonte, dass Tiere zu halten, nicht dem Klima schade. Auch würde ein Rind kein einziges Kohlenstoffatom zusätzlich produzieren oder in die Atmosphäre emittieren. Dies entspricht nicht dem wissenschaftlichen Konsens. Die weltweite Tierhaltung verursacht mehr Treibhausgase als der gesamte Verkehrssektor [1]. Auch wenn in Deutschland weniger Emissionen für die Rinderhaltung produziert werden als in anderen Ländern, schadet vor allem die Haltung und Zucht von Rindern dem Klima enorm: Zwar produzieren auch Pflanzen geringe Mengen Methan, doch ein Rind erzeugt 100 bis 200 Liter Methan pro Tag [2] – nichts im Vergleich zur Umsetzung pflanzlicher Stoffe.
Für eine gerechte Landwirtschaft brauchen wir einen Ausstieg aus der Tierwirtschaft
Ausstiegsprogramme aus der Tierhaltung eröffnen der Landwirtschaft nachhaltige Perspektiven, indem das Klima entlastet, das Tierleid verringert und fairere Erträge gesichert werden könnten. Nach wie vor basiert insbesondere die tierhaltende Landwirtschaft in Deutschland auf der Ausbeutung anderer. Damit die Landwirtschaft für alle fair ist, ist eine Abkehr von der Tierindustrie hin zu nachhaltigen Anbauweisen erforderlich.
Wir brauchen daher eine Umstrukturierung der Subventionen, Ausstiegshilfen für tierhaltende Betriebe und die Förderung des veganen Ökolandbaus. Nur so kann die Landwirtschaft der Zukunft für alle fair sein.
Helfen Sie den Tieren aktiv, indem Sie sich vegan ernähren. Hilfe beim Umstieg in ein vegane Leben geben wir Ihnen kostenfrei und unverbindlich mit unserem Veganstart-Programm. Melden Sie sich dazu kostenlos und unverbindlich an und machen Sie mit – per Mail oder per App.
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Quellen
[1] Xu et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food,
https://www.nature.com/articles/s43016-021-00358-x[2] Tagesschau (2023): Die Rinderhaltung verursacht in Deutschland mehr als die Hälfte der Methan-Emissionen,
https://www.tagesschau.de/wissen/klima/rinder-methan-100.html, Die Rinderhaltung verursacht in Deutschland mehr als die Hälfte der Methan-Emissionen.