Das Schaf – 8 faszinierende Fakten über Schafe

Schafe sind faszinierende Tiere. Sie sind empfindsam, bilden Freundschaften und treffen bewusste Entscheidungen. Schafe sind so clever, dass sie sogar Strategien entwickeln können, um große Absperrungen zu überwinden, wenn sie das Gemüse im Schrebergarten des Nachbarn essen wollen. Berichten zufolge konnte eine Gruppe von Schafen einen drei Meter breiten Weiderost überwinden, indem sich die Tiere einfach flach auf den Boden legten und über den Rost hinweg rollten – zum großen Ärgernis der Dorfbewohner.

Viele Menschen wissen leider sehr wenig über Schafe, da sie ihnen meistens nur als Wolllieferanten begegnen. Mit diesen neun Fakten möchten wir dazu beitragen, dass Schafe als die faszinierenden Geschöpfe wahrgenommen werden, die sie sind.

1. Schafe können Gesichter erkennen und unterscheiden

Schafe besitzen die beeindruckende Fähigkeit, sich die Gesichter von Menschen und bis zu 50 anderen Schafen über einen Zeitraum von zwei Jahren zu merken. Selbst das Gesicht von Barack Obama können Schafe gegenüber einem ähnlichen Gesicht wiedererkennen. Dies verdeutlicht, dass Schafe in der Lage sind, differenziert zu lernen und sich Details sehr gut zu merken. Ermöglicht wird dieses wichtige Sozialverhalten durch bestimmte Nervenverbindungen, die Strukturen im menschlichen Gehirn sehr ähnlich sind. [2, 3]

2. Schafe können sich „medizinisches Wissen“ aneignen

In einem Experiment wurde festgestellt, dass sich Schafe auf Grundlage verschiedener Geschmacksrichtungen Wissen über Nahrung aneignen können. Wenn die Tiere krank sind, könnten sie dieses Wissen gezielt dafür einsetzen, sich selbst zu behandeln, indem sie, auf Grundlage des Geschmacks, Pflanzen mit heilender Wirkung wählen. [1]

3. Schafe lernen aus Fehlern und haben ein gutes Gedächtnis

Eine von Prof. Jenny Morton (Cambridge Universität) durchgeführte Studie konnte belegen, dass Schafe in der Lage sind, unterschiedliche Farben voneinander zu unterscheiden und sich eine zuvor getroffene Entscheidung über einen Zeitraum von sechs Wochen zu merken. Bei diesem Experiment wurden am Ende eines Labyrinths Futterkübel in unterschiedlichen Formen und Farben versteckt. Alle Schafe lernen sehr schnell, welcher Kübel ihr Futter enthielt, und konnten sich auch noch nach sechs Wochen daran erinnern. Die Studie belegte zudem, dass die Tiere in der Lage sind, Fehlentscheidungen zu korrigieren, die richtige Wahl zu treffen und aus Fehlern zu lernen. [3] In einem ähnlichen Experiment konnte festgestellt werden, dass sich die Tiere Informationen dieser Art sogar für mindestens 22 Wochen merken können. [1]

4. Schafe entwickeln Gewohnheiten und treffen bewusste Entscheidungen

Studien haben bewiesen, dass die Gehirngröße dieser sanftmütigen, gelehrigen Tiere mit der Größe der Gehirne von Rhesusaffen vergleichbar ist, und dass sie die gleichen komplexen Strukturen besitzen wie die Gehirne anderer Primaten – so auch des Menschen. Bedingt durch diese Ähnlichkeiten sind Schafe, genau wie wir, in der Lage, bewusste Entscheidungen zu treffen, sich koordiniert zu bewegen und Gewohnheiten zu entwickeln. [4]

5. Schafe sind empfindsam

Schafe sind, genau wie wir, empfindungsfähige Lebewesen. Eine Schweizer Studie zur emotionalen Reaktion von Schafen hat belegt, dass Schafe in der Lage sind, über physiologische Parameter wie Herzfrequenz, Atmung und eine veränderte Hautfeuchtigkeit positive und negative Emotionen wie Freude und Angst zu zeigen. [5]

6. Schafe entwickeln Freundschaften

Wenn es ihnen durch die industrielle Tierhaltung nicht verwehrt wird, bilden Schafherden komplexe Beziehungen untereinander aus, die von den individuellen Persönlichkeiten der Tiere beeinflusst werden. In einer Studie konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass Charaktereigenschaften der Tiere wie Schüchternheit oder Kühnheit dazu führen können, dass sich innerhalb einer Herde Untergruppen bilden. Die Mitglieder bevorzugten es, lieber mit ihren Freunden zusammen zu sein, statt weit entfernt nach besserer Nahrung zu suchen. [1]

7. Schafe haben eine enge Mutter-Kind-Bindung

Lämmer und ihre Mütter haben ab dem Moment ihrer Geburt eine außerordentlich starke Bindung zueinander. Bereits zwölf Stunden nach der Geburt erkennen Lämmer ihre Mütter an ihrem Aussehen und ihrer Stimme. Im Alter von sechs bis zwölf Monaten setzt die Pubertät ein, und die Jungtiere werden immer unabhängiger. Trotzdem kann man beobachten, dass auch erwachsene Tiere immer wieder dazu neigen, die Nähe zu ihren Müttern zu suchen und sich zu ihnen gesellen.

Weil es der Wollindustrie primär um Profitmaximierung geht, werden die Lämmer im Alter zwischen zwei und vier Monaten – und damit viel zu früh – von ihren Müttern getrennt. Wissenschaftliche Untersuchungen konnten zeigen, dass diese Trennung bei Mutter und Lamm starkes emotionales Leid verursacht: Die Tiere versuchen tagelang, zueinanderzufinden, laufen nervös und aufgeregt umher und rufen verzweifelt nacheinander. [1]

8. Schafe leiden in der Wollindustrie

Ungeachtet dieser faszinierenden Tatsachen und Erkenntnisse werden Schafe in der weltweiten Wollindustrie zu Profitzwecken ausgebeutet, gequält und getötet. PETA und ihre internationalen Partnerorganisationen konnten mit bahnbrechenden Undercover-Recherchen in der Vergangenheit mehrfach aufzeigen, welch schockierende Misshandlungen die Tiere vor ihrem Tod erleiden, darunter das blutige Mulesing, die grausame Kastration ohne Betäubung und die tierquälerischen Lebendexporte

Sie können Schafen noch heute helfen

Wir Verbraucher können noch heute und direkt dazu beitragen, Schafe vor dem alltäglichen Leid durch die Wollindustrie zu schützen, indem wir keine Produkte mit Wolle von Schafen oder anderen Tieren kaufen. Der Handel bietet heute zahlreiche tierfreundliche Textilien aus pflanzlichen oder synthetischen Materialien, wie Baumwolle, Lyocell, Viskose, Modal, Polyester oder Acryl. Auch unser PETA-Approved Vegan-Logo hilft bei Suche nach tierleidfreier Bekleidung. 

  • Quellen

    [1] Animal Sentience 2019.206: Marino & Merskin on Sheep Complexity, https://www.wellbeingintlstudiesrepository.org/animsent/vol4/iss25/1/, (eingesehen am 22.11.2020).

    [2] Kendrick KM, da Costa AP, Leigh AE, Hinton MR, Peirce JW (2001) Sheep don’t forget a face. Nature 414: 165–6.

    [3] Knolle, F; Goncalves, RP; Morton, AJ (2017): Sheep recognize familiar and unfamiliar human faces from two-dimensional images. University of Cambridge. Royal Society Open Science, doi: 10.1098/rsos.171228.

    [4] Jenny Morton, Cambridge Universität (2015) http://www.cam.ac.uk/research/features/counting-on-sheep; 25.11.2015

    [5] Nadine Reefmann , Franziska Bütikofer Kaszàs, Beat Wechsler, Lorenz Gygax (2009) Physiological expression of emotional reactions in sheep, https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0031938409002169, (eingesehen am 22.11.2020).

Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.

Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.