Angeln & Umwelt: 7 Gründe, warum Angeln kein Naturschutz ist

Immer mehr Menschen engagieren sich für den Umwelt- und Klimaschutz. In den letzten Jahren haben sich beispielsweise vermehrt Jugendliche der Bewegung „Fridays for Future“ angeschlossen und für ein politisches Umdenken demonstriert. Auch der Kauf von regionalen Produkten oder Bio-Obst und -Gemüse und der Verzicht auf Flüge und Autofahrten, sofern möglich, fördern den Naturschutz. Anders als Angler häufig behaupten, trägt Angeln jedoch nicht zum Schutz der Natur bei.

7 Gründe, warum Angeln kein Naturschutz ist

Der Irrglaube, dass Angeln zum Schutz der Umwelt beiträgt, basiert auf der Tatsache, dass sich über Jahrzehnte vorwiegend Angler gegen die Gewässerverschmutzung eingesetzt haben. Doch hinter diesem Engagement steckte von Anfang an ein ökonomisches Interesse: Nur wenn die Natur nachhaltig genutzt wird, kann sie dauerhaft wirtschaftlich genutzt werden. [1] Viele Angler behaupten zwar, dass sie Naturschützer sind, da sie, ähnlich wie Förster, die Umwelt im Blick hätten und darauf achten würden, dass heimische Arten nicht von anderen Tieren bedroht werden. Die Realität sieht jedoch meist anders aus: Angler sind klassische Jäger, die Tiere fangen und töten – von Naturschutz kann daher keine Rede sein.

1. Fische sind Teil der Natur

Fische sind Teil der Natur – wer Fische angelt und tötet, greift automatisch in den natürlichen Kreislauf ein. Einige Hobbyfischer ignorieren dabei sogar gesetzliche Bestimmungen wie Mindestmaße, Schonzeiten und Fangverbote. In den verschiedenen Bundesländern sind diese Bestimmungen in den jeweiligen Gewässerordnungen festgehalten.

Doch selbst wenn Angler alle gesetzlichen Regelungen einhalten: Fische sind Wirbeltiere, die bereits seit mehr als 400 Millionen Jahren in den Gewässern der Erde leben. Wirbeltiere verfügen über ein Gehirn und ein zentrales Nervensystem. Ihre Schmerzrezeptoren ähneln denen von Säugetieren, sodass Fische, ähnlich wie wir Menschen, Schmerz empfinden. [2]

2. Ausgesetzte Fische verdrängen ansässige Tiere

Grundsätzlich dürfen Tiere nach dem Bundesnaturschutzgesetz nur mit behördlicher Genehmigung in der Natur ausgesetzt werden. Auch das Aussetzen von Fischen und anderen Wassertieren ohne Genehmigung verstößt – wenn fischereirechtlich nicht zugelassen – gegen Rechtsvorschriften. Generell unterliegt die Hege von Fischbeständen in Bächen, Flüssen und Seen dem Fischereirecht der einzelnen Bundesländer; Hegemaßnahmen dürfen in der Regel nur Fischereiberechtigte oder Fischereipächter durchführen, also Eigentümer oder Pächter von Gewässern. [3] Dieses Recht können Behörden jedoch auch unabhängig vom Grundstück erteilen, was als selbstständiges Fischereirecht bezeichnet wird. [4]

Das Aussetzen gebietsfremder Arten verstößt außerdem gegen die EU-Verordnung Nr. 1143/2014, die zum Schutz der Natur erlassen wurde und verhindern soll, dass fremde Arten heimische Arten verdrängen. Teilweise werden für Gewässer völlig ungeeignete Arten illegal eingeführt, zum Beispiel Regenbogenforellen aus Amerika, Grasfische aus Asien, Huchen aus dem Donauraum. Dadurch können seltene Arten zurückgedrängt werden, wie etwa die gefährdeten Kleinfischarten. [1] Offiziell werden Gewässer häufig mit Fischen besetzt, um die Bestände aufrechtzuerhalten und zu erneuern [5, 6] – davon profitieren in befischten Gewässern natürlich in erster Linie die Angler.

3. Angeln gefährdet Fischbestände

In Deutschland stehen mehrere Fischarten auf der Roten Liste. [7] Zu den gefährdeten Fischen gehören beispielsweise der Schnäpel und die Zährte. Die Karausche, der Huchen, die Äsche und der Zingel sind stark gefährdet. Vom Aussterben bedroht sind der Sterlet, der Mai- und Perlfisch, die Chiemsee-Renke, der Ammersee-Kilch, der Waxdick und der Rhein-Schnäpel. Auch Lachse, die im 19. Jahrhundert im Rhein lebten, [8] und Hausen, die eine wirtschaftliche Bedeutung als „Speisefische“ haben und zur Produktion von Kaviar verwendet werden, sind vom Aussterben bedroht. All diese Fische waren bzw. sind bei Anglern beliebte Arten; das Angeln trägt in großen Teilen dazu bei, dass sie heute stark gefährdet sind.

Wenn bedrohte Arten wieder in ihren ursprünglichen Lebensräumen angesiedelt werden sollen, funktioniert dies teilweise nicht, wie beispielsweise am Oberrhein und seinen Nebenflüssen zu beobachten ist. Dort versuchen die Verbände mit viel Aufwand, den Lachs wieder anzusiedeln, bisher jedoch relativ erfolglos. [1]

männer im wasser am fischen

4. Viele Angler handeln rücksichtslos und egoistisch

In befischten Gewässern werden regelmäßig sogenannte „Besatzungsmaßnahmen“ ergriffen. Das Interesse der Angler liegt meist in einem möglichst hohen Bestand dieser Fische im Gewässer, der es ihnen ermöglicht, mehr Tiere zu fangen. [1] Dabei sterben jedoch auch immer wieder Tiere, [9] was im Anglerjargon auch als „Überlebensengpass“ bezeichnet wird.

mann hat fisch an der angel

5. Anfüttern belastet Gewässer

Beim Angeln werden teilweise erhebliche Mengen Anlockfutter in ein Gewässer eingebracht, um Fische zur Angelstelle zu locken und dort zu halten. So sollen Angler über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen über 50 Kilogramm Kartoffeln angefüttert haben. An einem Tag werden häufig bis zu zehn Liter angefeuchtetes Anlockfutter ins Gewässer gegeben.

Häufig bestreiten Angler, dass das Anfüttern einen Einfluss auf die Nährstoffkonzentration von Gewässern hat. Zumindest in Baggerseen führt regelmäßiges Anfüttern jedoch nachweisbar zur Eutrophierung mit Algenbildung und zu Sauerstoffmangel. Hauptverursacher von erhöhten Nährstoffeinträgen sind neben dem Angeln auch die Landwirtschaft, deren Dünger beispielsweise ins Grundwasser gelangt, sowie der Straßenverkehr mit ausgewaschenen Stickoxiden aus der Luft. [1] Die Eutrophierung bedroht die Artenvielfalt in den weltweiten Gewässern. [10]

6. Umweltverschmutzung – entsorgter Müll gefährdet Tiere und Natur

Nach dem Angeln hinterlassen manche Angler absichtlich oder unabsichtlich Müll, zum Beispiel Haken, an denen sich unter anderem Vögel schwer verletzen können. Früher blieben an Gewässern Einwegverpackungen für Maden, Würmer und andere Angelköder liegen. Durch die Verwendung von dauerhaften Köderdosen ist dieses Problem zwar weitgehend gelöst, dennoch hinterlassen immer noch viele Angler Müll in Gewässernähe.

Noch problematischer ist, dass sich Tiere in entsorgten Angelschnüren verfangen können und sich dadurch oder an den daran befindlichen Haken verletzen – teilweise tödlich. [1] Wasservögel verschlucken außerdem gelegentlich Angelhaken, was ebenfalls zum Tod führen kann.

ufer voller müll

7. Angeln zerstört Umwelt und Natur

Einige Angler, die ihrem Hobby stundenlang an Ufern und in flachen Gewässern nachgehen, zerstören dabei – oft unbewusst – Quell- und Wiesengräben, die als Laichgebiete dienen. Anglervereine öffnen und renaturieren Quell- und Wiesengräben als Laichgebiete nur selten auf eigene Kosten, meist werden solche Arbeiten mit staatlichen Geldern finanziert. [11]

Oftmals beteuern Angler, sie würden fischen, weil sie die Natur lieben und schützen wollen. Die Natur kann man jedoch auch genießen, ohne Tiere zu töten. Anstatt Respekt gegenüber wild lebenden Tieren zu lehren, führt Angeln vielmehr zu einer zunehmenden Empfindungslosigkeit gegenüber Fischen und anderen Lebewesen. Kindern wird vermittelt, Fische seien Spielzeuge oder Nahrungsmittel – während es sich in Wahrheit um eigenständige, schutzbedürftige Lebewesen handelt, denen ihr Leben wichtig ist.

Naturschutz und Angeln passen nicht zusammen Wenn die Umwelt und somit auch die Tiere nachhaltig geschützt werden sollen, bedarf es strengerer Regelungen und jeglicher Fischfang muss verboten werden.

Was Sie tun können

  • Informieren Sie sich über das Thema Angeln und warum das Hobby mit Tierleid verbunden ist.
  • Entscheiden Sie sich für Hobbys in der Natur und Sportarten, bei denen keine Tiere leiden.
  • Falls Sie Menschen beim Angeln beobachten und eine konstruktive Diskussion starten möchten, finden Sie hier gängige Aussagen von Anglern und die passenden Antworten: