Insektensterben: Fakten, Gründe – und was wir tun können

In den letzten Jahrzehnten mussten wir ein dramatisches Insektensterben verzeichnen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Bestände an Bienen, Fliegen, Schmetterlingen und Co. stark zurückgehen – doch Insekten sind unverzichtbar für unser Ökosystem. Welche Gründe hat das Insektensterben also? Und was können wir dagegen tun?

So viele Insekten sterben jährlich

Im Oktober 2017 veröffentlichten Wissenschaftler aus Krefeld die erschreckenden Ergebnisse einer jahrzehntelangen Studie zum Insektensterben: Innerhalb von 27 Jahren ist der Bestand an Insekten um über 75 Prozent zurückgegangen. [1] Zur Bemessung wurde die Menge bzw. Biomasse von Insekten in verschiedenen Naturschutzgebieten mittels Fallen gemessen. Diese Fallen an über 60 Standorten in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg konnten 90 Prozent der Fluginsekten in Deutschland messen. Der aufgezeichnete Insektenschwund betrifft nicht nur seltene oder gefährdete Arten, sondern alle untersuchten Insektenarten. Auch bezieht sich der Verlust nicht auf einen bestimmten Biotoptyp, sondern auf das gesamte Offenland.

Die wichtigsten Gründe für das Insektensterben

Im Rahmen der Krefelder Studie wurden auch mögliche Ursachen für den Insektenschwund untersucht. Obwohl diese nicht abschließend geklärt werden konnten, liefert die Studie erste Hinweise auf die Beeinträchtigung des Insektenbestandes durch die Landwirtschaft. [2]

90 Prozent der Untersuchungsstandorte befanden sich in der Nähe von intensiver Landwirtschaft, also in Gegenden, in denen Pestizide und Herbizide eingesetzt werden, die Insekten schaden. So zerstören Totalherbizide wie Glyphosat Ackerbeikräuter, die eine wichtige Nahrungs-, Nist- und Überwinterungsquelle für Insekten darstellen. [3] Daneben werden in der intensiven Landwirtschaft Insektizide wie beispielsweise Neonicotinoide eingesetzt, die wie Nervengift auf Insekten wirken und die Tiere töten oder ihre Orientierungsfähigkeit beeinträchtigen. [3] Auch die Fortpflanzungsrate von Insekten wird durch den Kontakt mit Neonicotinoiden stark reduziert. [4]
Landwirtschaftliche Flächen werden zudem überdüngt, und schädliche Treibhausgase wie Methan und Lachgas gelangen durch Kunstdünger und Gülle aus der Tierhaltung in die Umwelt. [5, 6] Da die Naturschutzgebiete in Deutschland nicht ausreichend vor äußeren Einflüssen geschützt werden können, gelangen Pestizide, Herbizide und andere Schadstoffe über die Luft, den Boden oder Gewässer in die Schutzgebiete. [2]

Beim Insektenschwund spielt auch der Verlust des Lebensraumes und der Pflanzenvielfalt eine Rolle. Für landwirtschaftliche Flächen, Städte und Straßen werden immer mehr Lebensräume zerstört – jeden Tag etwa 70 Hektar. [3] Wildtieren und Wildpflanzen wird so kaum noch Platz geboten. [7] Auch zerstört der Anbau von Monokulturen für Futtermittel riesige Waldflächen. Die Nahrungsgrundlage der Insekten schwindet zunehmend – auch durch die Massenzucht von Bienen für die Honigproduktion. Diese sammeln überproportional viel Nektar, der ihnen anschließend wieder weggenommen wird, was für die wilden Insekten wiederum weniger Nahrung bedeutet.

Nicht zuletzt kann auch der menschengemachte Klimawandel das Leben der Insekten beeinflussen. Durch den Temperaturanstieg wandern einige Insektenarten in nördlichere Regionen oder Berglandschaften, wo sie jedoch keinen perfekten Lebensraum vorfinden. [2]

Windräder und Mobilfunk sind am Insektensterben schuld – Fakt oder Lüge?

Es gibt viele Diskussionen darüber, ob der Insektenschwund auch Windrädern zuzuschreiben ist. Besonders Verteidiger der intensiven Landwirtschaft setzen sich für diese Theorie ein. Doch bislang gibt es nur eine theoretische Modellrechnung zum Insektensterben durch Windkraftanlagen, aus der sich keine weitreichenden Schlüsse ziehen lassen – in der Praxis liegen noch keine aussagekräftigen Untersuchungen dazu vor. [8, 9]

Auch über den Einfluss der Mobilfunkstrahlung auf das Insektensterben wird häufig diskutiert. Obwohl die Mobilfunkstrahlung auf Insekten wirkt und Bienen sich beispielsweise am Erdmagnetfeld orientieren, kann der Mobilfunk alleine nicht für das Insektensterben verantwortlich gemacht werden. Jedoch verdeutlicht beispielsweise eine Auswertung diverser Studien aus der ganzen Welt, dass elektromagnetische Strahlung eine der Gründe für das Insektensterben darstellen könnte, da diese die Orientierung der Tiere störe und ihr Erbgut schädige.

Diese Auswirkungen hat das Insektensterben

Insekten sind unentbehrlich für ein funktionierendes Ökosystem. Tiere, Pflanzen und Menschen sind auf Insekten angewiesen, denn sie sichern nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch unsere Ernährung. So sind fast 90 Prozent aller Pflanzen auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen – auch sogenannte Nutzpflanzen. [11]

Daneben bilden Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele Vögel, Fledermäuse, Reptilien, Amphibien und andere Insekten. Allein 60 Prozent der in Deutschland heimischen Vogelarten ernähren sich hauptsächlich von Insekten. [11] In der Brutzeit füttern sie außerdem ihre Jungen mit den kleinen Tierchen. Geht der Bestand an Insekten immer weiter zurück, müssen zahllose Tiere hungern. Auch seltene und gefährdete Vogelarten wie das Blaukehlchen oder die Dorngrasmücke werden durch das Insektensterben zusätzlich bedroht. [4]

Das können wir gegen das Insektensterben tun

Jeder Einzelne kann dazu beitragen, Insekten mehr Lebensraum zu geben und mit seinem Konsumverhalten das Insektensterben einzudämmen.

Pflanzen Sie insekten- und bienenfreundliche Blumen im Garten oder auf dem Balkon. Verwenden Sie Wildblumen statt Zierpflanzen und achten Sie darauf, keine chemischen Dünger oder gar Insektenbekämpfungsmittel zu benutzen. Auch mit dem Anbau von Obst und Gemüse können Sie den Insekten Nahrungsgrundlagen und Lebensräume bieten. Kaufen Sie jedoch nur ungespritzte Pflanzen. Im Garten und auf dem Balkon können Sie zusätzlich ein Insektenhotel aufstellen.

Kaufen Sie zudem möglichst regionale und saisonale Lebensmittel und entscheiden Sie sich für Bio-Produkte. Konsumieren Sie keine tierischen Produkte wie Fleisch, Milch, Fischfleisch, Eier und Honig, sondern entscheiden Sie sich für die umwelt- und tierfreundliche vegane Ernährung. So werden im veganen Ökolandbau keine chemischen oder tierischen Dünger verwendet, was Umweltverschmutzung, Treibhausgase und Tierleid verhindert.

Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.

Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.