Feinstaub: Tierwirtschaft verursacht Feinstaubbelastung

Schmutzige Städte, hoher Straßenverkehr und Abgase: Das sind im Allgemeinen die Hauptfaktoren für schlechte Luftqualität. Was aber, wenn nicht nur Autos und Fabriken, sondern auch die landwirtschaftliche Tierhaltung zu den wichtigsten Ursachen für die Umweltbelastung durch Feinstaub zählt?

Dieser Beitrag beleuchtet die Hintergründe der Feinstaubbelastung. Er verdeutlicht, warum die Politik dringend Maßnahmen ergreifen sollte, um die von der Tierwirtschaft verursachten Gesundheits- und Umweltprobleme zu reduzieren. Und er zeigt auf, was wir als Einzelpersonen tun können.

Inhaltsverzeichnis

Umweltbundesamt: Tierhaltung ein Hauptverursacher von Feinstaub

Schon 2009 bestätigte das Umweltbundesamt (UBA), dass die Landwirtschaft zu den Hauptverursachern von Feinstaub gehört. Dies betrifft insbesondere die Tierwirtschaft, da diese eine erhebliche Menge an Ammoniak produziert. Einer der wichtigsten Ansatzpunkte zur Feinstaubreduktion ist daher die landwirtschaftliche Tierhaltung. [1] Das Umweltbundesamt bezeichnet die Tierhaltung bereits seit Jahren als eine der wichtigsten Feinstaubquellen. [2]

Kuehe im Stall
Insbesondere die intensive Tierhaltung ist für die Bildung von Feinstaub verantwortlich.

Was ist Feinstaub?

Mit Schwebestaub werden Teilchen in der Luft bezeichnet, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern für eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen. Staubpartikel ab einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer (PM10) werden als Feinstaub bezeichnet. Neben diesen Teilchen natürlichen Ursprungs (z. B. Vulkane) gibt es auch jene, die durch menschliches Handeln erzeugt werden. Sogenannter Schwebestaub (Particulate Matter, PM) ist für das bloße Auge kaum sichtbar, sondern kann als eine Art „Dunstglocke“ wahrgenommen werden. Dabei wird unterschieden zwischen:

  • primärem Feinstaub direkt aus einer Quelle und
  • sekundärem Feinstaub, der über chemische Prozesse in der Atmosphäre entsteht.

Es können unterschiedlich große Korngrößen oder Partikel gebildet werden. Kategorisiert wird Feinstaub nach den Standards PM10, PM2,5 und ultrafeine Partikel (Ultrafeinstaub, UP), wobei die Partikelgröße in Mikrometer angegeben wird. [3]

Woher kommt Feinstaub?

Laut dem Umweltbundesamt entstehen Primärstaubemissionen vorwiegend in ländlichen Regionen bei der Feldbearbeitung und in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Teilweise stammen die Emissionen aus Produktionsanlagen, vor allem jenen der Tierhaltung, da die Konzentration in diesen Betrieben sehr hoch und somit die Staubfreisetzung wesentlich ist. Als Quelle dieser Dichte gelten hauptsächlich tierische Exkremente und die Nahrung der Tiere. [1] [4] Laut einer Studie der Max-Planck-Gesellschaft ist die Landwirtschaft – und hierbei hauptsächlich die Tierwirtschaft – Hauptverursacher für die hohe Feinstaubbelastung in Deutschland und für etwa 45 Prozent verantwortlich. [5]

Feld wird mit Guelle geduengt
Feinstaub entsteht, wenn sich Gülle aus der Tierhaltung zu gasförmigem Ammoniak zersetzt.

Für die Entstehung des Sekundärstaubs in der Atmosphäre sind die Ammoniak-Emissionen relevant. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung wird das Umweltgift Ammoniak erzeugt, das als Vorläufergas zur Bildung von Feinstaub beiträgt und Lachgasemissionen verursachen kann. Ammoniak entsteht hauptsächlich in Tierexkrementen und somit größtenteils in der Tierwirtschaft. Es wird in Form von Gülle gelagert und ausgebracht, entweicht in die Luft, verbindet sich mit anderen Gasen, wird so zu Feinstaub und kann mit dem Wind unter anderem in Richtung Stadt getragen werden. Ammoniak ist hauptverantwortlich für die Bildung von sekundärem Feinstaub. Früher oder später gelangt dieser reaktive Stickstoff wieder auf den Boden und in Gewässer und kann dadurch zur Versauerung von Böden und zur Eutrophierung von Gewässern führen. [6]

Rund 95 Prozent der deutschen Ammoniak-Emissionen stammen aus der Landwirtschaft, über 70 Prozent davon aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung. In der Rinder- und Hühnerhaltung entsteht der Großteil der Emissionen bei der Lagerung und Ausbringung von Gülle, bei der Schweinehaltung hauptsächlich direkt im Stall. [6]

Welche gesundheitlichen Folgen hat Feinstaub?

Beim Einatmen können Feinstaubpartikel schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wie stark dieses Risiko ist, hängt davon ab, wie tief die Teilchen in den Atemtrakt eindringen und wie lange sie dort verweilen. Auch die Partikelgröße spielt eine große Rolle: Je kleiner sie sind, desto tiefer können sie in den Körper eindringen. [1]

Ammoniak bildet unter anderem den kleinen Feinstaub PM2,5, der aufgrund seiner geringen Größe in Luftröhre, Bronchien und mitunter sogar ins Blut gelangen kann. Dies kann zu schweren Gesundheitsschäden bis hin zu Schlaganfällen, Schleimhautreizungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Lungenkrebs führen. Eine 2019 veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts zeigte auf, dass jedes Jahr ca. 50.000 Deutsche an der durch die landwirtschaftliche Tierhaltung verursachten Feinstaubbelastung sterben. [7]

Im Vergleich zum Anbau pflanzlicher Lebensmittel ist die Erzeugung tierischer Produkte für eine höhere Beeinträchtigung der Luftqualität verantwortlich und verursacht damit im Schnitt stärkere gesundheitliche Schäden für den Menschen. Bei einer Portion rotes Fleisch beispielsweise liegt der Schaden mindestens 15-mal höher als der Durchschnitt anderer pflanzlicher Lebensmittel. Die Studie kam zu dem Schluss, dass eine Ernährungsumstellung hin zu mehr pflanzlichen Lebensmitteln die durch die Luftqualität in der Landwirtschaft bedingte Sterblichkeit um 68-83 Prozent senken könnte. [8]

Eine weitere Studie kam darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass ein globaler Umstieg auf eine vegane Ernährungsweise 236.000 Todesfälle pro Jahr verhindern könnte. [9]

Eine Person hat die Haende geschlossen in mitten von Staubpartikeln.
Feine Staubpartikel wirken sich negativ auf den Gesundheitszustand aus. Je kleiner, umso gefährlicher. 

Ammoniak nimmt Tieren in der Landwirtschaft die Luft zum Atmen

Tiere in landwirtschaftlicher Stallhaltung sind der hohen Feinstaub- und Ammoniakbelastung deutlich stärker und direkter ausgesetzt als wir Menschen in Städten.

Hühner beispielsweise werden zur Herstellung von Fleisch und Eiern zu Zehntausenden in riesigen Hallen gehalten, in denen sie inmitten ihrer eigenen Exkremente leben müssen. Die drangvolle Enge auf kleinstem Raum, wie beispielsweise in der Käfighaltung ist für die Tiere eine Qual. Meist haben sie auch keinen Zugang zu Außenbereichen oder Freigang. Hier wird schnell klar, welche Wirkung Ammoniak, dessen Gestank die Hallen durchzieht, auf die Hühner hat: Setzt die Belüftungsanlage als einzige Frischluftquelle aus oder ist sie bei extremen Temperaturen nicht ausreichend, droht den Tieren der Erstickungstod.

Problematisch ist dabei die niedrige Größe der Hühner, denn durch ihre Nähe zum Boden sind sie der hohen Ammoniakbelastung dauerhaft ungeschützt ausgesetzt. In Kombination mit der Staub- und Bakterienbelastung der Stallluft führt dies zu allergischen Reaktionen, Entzündungen der Nasenschleimhaut, grippeartigem Fieber, Reizungen und krankhaften Veränderungen des Atmungssystems und der Lungen, Reizungen der Augen sowie mitunter zu schmerzhaften Verätzungen.

Triggerwarnung

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Totes Huhn in einer Mastanlage
Auch die Tiere leiden unter der hohen Feinstaub- und Ammoniakbelastung.

Auch für Mitarbeitende in Tierhaltungsbetrieben kann dies massiv negative Gesundheitsauswirkungen bedeuten. Die Landwirtschaft ist einer der Sektoren, die zur vorzeitigen Sterblichkeit durch Feinstaub am meisten beitragen – vor allem wegen der Ammoniak-Emissionen. Insbesondere Landwirt:innen und Tierärzt:innen sind dieser Gefahr ausgesetzt. [10, 11]

Aufgrund von Emissionen aus den Lüftungsanlagen der Betriebe stellt die landwirtschaftliche Tierhaltung auch für Anwohnende in der Umgebung eine erhöhte Gesundheitsgefährdung dar, da diese Menschen erhöhter Feinstaubkonzentration ausgesetzt sind. Generell werden in ländlichen Gegenden mit vielen Tierhaltungsbetrieben höhere Feinstaubwerte gemessen als in Städten. [4]

Was hat unser Konsumverhalten damit zu tun?

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die Feinstauberzeugung eng mit der landwirtschaftlichen Tierhaltung verknüpft ist. Mehr Tierhaltung bedeutet gleichsam mehr sekundären Feinstaub PM2,5, dessen Bildung mengenmäßig hauptsächlich über Ammoniak und somit über die Tierwirtschaft gesteuert werden kann.

Das Umweltbundesamt empfahl bereits 2012 in seinen Strategien zur Verminderung der Feinstaubbelastung eine „deutliche Reduktion des Konsums von tierischem Eiweiß“. Es sieht darin eine deutlich effektivere, einfach umzusetzende und mit wenig bis keinen Kosten verbundene Maßnahme zur Reduktion der Feinstaubbelastung. [12]

Werden Sie jetzt aktiv für die Umwelt

Jede noch so kleine Entscheidung kann dazu beitragen, die Feinstaubbelastung zu senken. Eine vegane Lebensweise hilft, klimarelevante Gase und Feinstaub zu verringern – und reduziert so die damit einhergehenden gesundheitlichen Risiken. Machen auch Sie einen Unterschied!