Weidemilch – eine tierfreundliche Alternative?

Immer mehr milchverarbeitende Betriebe, Landwirte und Politiker werben für Milch- bzw. Milchprodukte aus „Weidemilch“ oder „Heumilch“. Dabei betonen sie, wie tierfreundlich und natürlich diese Produkte seien. Doch was steckt hinter diesen Begriffen und den Versprechungen?

Weidemilch ist NICHT tierfreundlich:

Die Realität hinter den verbrauchertäuschenden Milchpackungen sieht anders aus, eine spezielle Haltungsvorschrift für Rinder gibt es nicht. Die meisten Kühe in Deutschland leben in den größeren Betrieben in sogenannten Laufställen. Diese bestehen aus Laufgängen mit meist rutschigen Spaltenböden, die Klauenprobleme verursachen können. Neben Heu oder Gras landet sogenanntes Kraftfutter (zum Beispiel Getreide) oder Silage (meist aus Mais oder Soja) im Trog. Dieses gibt den Kühen zwar „Kraft“, aber im negativen Sinne, denn es sorgt für eine noch höhere Milchleistung und kann die Tiere auf Dauer sehr krank machen. Jede Kuh hat einen Liegeplatz. Stroh ist hier nicht vorgeschrieben, daher liegen die Kühe meist auf einer dünnen Gummimatte auf blankem Beton. Schmerzende Gelenke und Druckstellen können die Folge sein.

Gerade in kleinen Betrieben ist die Anbindehaltung weit verbreitet. Das bedeutet, die Kuh steht meist ihr Leben lang am selben Platz und kann sich nicht einmal umdrehen.

kuh im stal
Konventioneller Laufstall und ausgemergelte Kuh – auch mit gelegentlichem Weidegang bleibt dies Tierquälerei.

Zwar soll der Gang nach draußen bei „Weidemilch“ Pflicht sein, jedoch zeigt die Praxis, dass die Tiere in einigen Betrieben im Laufe eines Jahres nicht sehr lange auf der Weide sind und bei „ungünstigen“ Witterungsverhältnissen auch gerne mal im Stall gelassen werden. Der Begriff „Weidemilch“ ist nicht gesetzlich geregelt und wird von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich ausgelegt. Bei der sogenannten Heumilch kann die Kuh sogar komplett im Stall bleiben, denn diese bezieht sich nur auf die Fütterung mit mehr Heu und ist ebenso kein geschützter Begriff.

Fazit: Die Veränderungen haben für die wenigen Tiere, die tatsächlich ab und an auf eine Weide dürfen oder besseres Futter bekommen, kaum etwas mit einem artgerechten oder tierfreundlichen Leben zu tun.

Denn: Auch für „Weide- oder Heumilch“ werden die Kühe meist künstlich befruchtet, da die Säugetiere nur genügend Milch geben, wenn sie etwa einmal im Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Ihre Kinder werden ihnen meist gleich nach der Geburt weggenommen und, wenn sie männlich sind, nach wenigen Wochen oder Monaten im Schlachthof getötet. Weiblichen Kälbern blüht das gleiche traurige Schicksal wie ihren Müttern. Nach etwa fünf Jahren werden die empfindsamen und intelligenten Tiere ebenfalls ins Schlachthaus transportiert, da sie für den Landwirt nicht mehr rentabel sind. Und das, obwohl Kühe bis zu 20 Jahre oder älter werden könnten. Nicht selten ist die Kuh dabei schwanger und das ungeborene Kalb erstickt im Mutterleib.

Weidemilch ist NICHT natürlich:

Niemand würde auf die Idee kommen, Hundemilch als besonders natürlich oder gesund für den Menschen zu verkaufen. Hundemilch ist Nahrung für Hundebabys. Nicht einmal menschliche Muttermilch würden die allermeisten Erwachsenen als Milch für ihren Kaffee in Erwägung ziehen.

Warum also Kuhmilch? Und was ist überhaupt „natürlich“?

Fakt ist: Nach der Stillzeit brauchen wir für eine ausgewogene Ernährung keine Säuglingsnahrung mehr – vor allem nicht die eines Kalbes.

Viele Landwirte und milchverarbeitende Betriebe werben mit dem Argument, dass „Weide“- bzw. „Heumilch“ besonders viele wertvolle Nährstoffe, z. B. Omega-3-Fettsäuren, beinhalten würden. Dass diese ungesättigten und deshalb als gesund geltenden Fettsäuren bei überwiegender Fütterung mit Gras oder Heu auch vermehrt in der Milch vorkommen, ist durchaus möglich. Dies bedeutet aber nicht, dass diese Milch frei von gesättigten Fettsäuren ist. Ein hoher Milchkonsum steht u. a. aufgrund dieser als ungesund geltenden Fettsäuren im Zusammenhang mit einem höheren Risiko für manche Krebsarten, Adipositas und eventuell Akne.

Einige pflanzliche Lebensmittel liefern ausreichend Omega-3-Fettsäuren für eine gesunde Ernährung – und das ganz tierfreundlich. Gute Quellen sind verschiedene Öle (z. B. Hanf-, Lein- und Walnussöl sowie mit DHA angereichertes Öl) und Walnüsse.

„Heumilch“ ist übrigens NICHT laktosefrei, auch wenn das die ehemalige Bundesagrarministerin Ilse Aigner behauptet hat. Pflanzendrinks hingegen sind es schon – und das ohne Kuhleid.

Kuh mit Kalb
Nur so ist Kuhmilch natürlich: als Muttermilch für das Kalb.

Irrtum Weidehaltung: Nicht „naturnah“, sondern schlecht für Klima und Umwelt

Weidehaltung ist weder klima- noch umweltfreundlich und dient auch nicht dem Wohlergehen der Tiere. Es ist lediglich eine veraltete Tradition, die Menschen glauben lässt, dass Weidehaltung „naturnah“ sei. Diese Annahme ist jedoch falsch, denn Weiden, auf denen keine Tiere aus der Landwirtschaft gehalten werden, sehen sowohl einen wachsenden Bestand an Wildtieren als auch eine Zunahme der Artenvielfalt.

Weltweit werden 12 Prozent der gesamten Landfläche für den Anbau von Nutzpflanzen verwendet, die für die Ernährung von landwirtschaftlich gehaltenen Tieren bestimmt sind – in Deutschland sind es 60 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen. Weitere 28 Prozent der globalen Landfläche wird für die Weidehaltung genutzt, also beispielsweise zur Herstellung von Weidemilch und Weidefleisch, die übrigens nur 1 Prozent des globalen Proteins liefern. Insgesamt werden somit 40 Prozent des Weidelands zur Erzeugung tierischer Produkte verwendet.

Was Sie tun können

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