
Die Zahl der Menschen, die sich flexitarisch ernährt, wächst stetig: Im Jahr 2020 haben sich fast 30 Prozent der befragten Deutschen in einer Umfrage dieser Ernährungsweise zugeordnet. [1] Doch was genau bedeutet der Begriff eigentlich, und wie sieht eine flexitarische Ernährung aus?
Erfahren Sie hier mehr über diese Form der Ernährung und warum eine Entscheidung für pflanzliche und gegen Fleisch und andere tierische Produkte immer besser ist!
Inhalte im Überblick |
Was ist ein Flexitarier?
Flexitarier:innen sind Menschen, die ihren Fleischkonsum bewusst einschränken: Sie sind flexible Vegetarier:innen. Das heißt, sie essen möglichst wenig, nur selten oder nur bestimmte Arten von Fleisch – zum Beispiel Wildfleisch. [1] Flexitarier:innen denken, dass diese Art der Ernährung gesundheitliche Vorteile biete und nachhaltiger sei.
Wie oft essen Flexitarier Fleisch?
Flexitarier:innen essen an etwa drei Tagen in der Woche kein Fleisch. [2] Es gibt keine genaue Richtlinie, was die Einschränkung des eigenen Fleischkonsums angeht – ab wann eine Ernährung flexitarisch ist, ist also Definitionssache. Die meisten Flexitarier:innen achten darauf, an drei bis vier Tagen pro Woche kein Fleisch zu essen.

Was essen Flexitarier?
Flexitarier:innen essen prinzipiell alles: Anders als Pescetarier:innen geht es den meisten Menschen, die sich für eine flexitarische Ernährungsweise entschieden haben, nicht darum, von welchem Tier das Fleisch stammt. Sie achten eigenen Angaben zufolge darauf, den Konsum von Fleisch und Fischfleisch einzuschränken und geben an, auf die „Qualität“ des Fleisches zu achten. Sie ernähren sich also wie Omnivore, haben aber viele Essgewohnheiten von vegetarisch und vegan lebenden Menschen übernommen.
Oft vergleichen sich Flexitarier:innen mit Vegetarier:innen, indem sie ihre Ernährungsweise als eine lockere Art der vegetarischen Ernährung bezeichnen – wobei sie beim Fleisch meist auf eine vermeintlich bessere Qualität achten.

Tierwohl, Umwelt und Gesundheit: 3 Gründe, warum flexitarisch nicht reicht
Menschen, die sich flexitarisch ernähren, begründen diese Entscheidung meist damit, dass sie mit einem gemäßigten und scheinbar qualitätsorientierten Fleischkonsum den Tieren, der Umwelt und ihrer Gesundheit etwas Gutes tun möchten. [1, 2]
Doch es reicht nicht, weniger oder vermeintlich „besseres“ Fleisch zu essen – denn mit jedem Kauf von Fleisch wird eine grausame, klima- und umweltschädliche Industrie unterstützt. Für jedes Stück Fleisch wird ein Tier getötet, und für eine gesunde Ernährung brauchen wir kein einziges Stück Fleisch.
1. Gesundheit: Ist eine flexitarische Ernährung gesund?
Fleisch enthält potenziell gesundheitsschädliche Stoffe wie gesättigte Fettsäuren und Cholesterin. Vor allem verarbeitetes und rotes Fleisch wie Rind- und Schweinefleisch können das Risiko für Herzkrankheiten [3] und einen Schlaganfall [4] erhöhen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat verarbeitetes Fleisch als „krebserregend“ und rotes Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. [5]
Zudem zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass der Verzehr von Fleisch zu einem erhöhten Diabetes-Risiko führt. [6, 7] Auch „weißes“ Fleisch wie beispielsweise Hühnerfleisch erhöht das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten – darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen [8] und einige Krebsarten. [9]

Wir brauchen kein Fleisch, um uns gesund zu ernähren – auch nicht in geringen Mengen. Mit einer ausgewogenen veganen Ernährung können wir unseren Nährstoffbedarf ohne tierische Produkte decken. Eine vegane Ernährungsweise eignet sich für jede Lebensphase und kann sogar das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs senken. [10]
Verschiedene pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen enthalten jede Menge Eiweiß, sodass auch die Zufuhr an Proteinen gewährleistet ist. Diese veganen Proteinquellen enthalten zusätzlich gesundheitsförderliche Nährstoffe wie Antioxidantien, Vitamine und Ballaststoffe, die in Fleisch nicht enthalten sind.
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Auch Wildfleisch birgt Gefahren für die Gesundheit
Unabhängige und staatliche Institute weisen immer wieder auf gesundheitsgefährdende Substanzen oder Keime in Wildfleisch hin. Dazu gehören:
- ein hoher Gehalt an Dauergiften wie Dioxinen und polychlorierten Biphenylen
- hohe Bleirückstände durch die Jagdmunition
- ein erhöhter Keimgehalt durch Stress während der Jagd und mangelhafte Hygiene bei der Verarbeitung des Fleisches
- eine radioaktive Belastung durch die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1986 [11- 13]
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Fischfleisch ist oft schadstoffbelastet
Der Verzehr von Fischfleisch ist gesundheitsschädlicher als viele Konsument:innen annehmen: Aufgrund der zunehmenden Verschmutzung von Gewässern und den Weltmeeren kann das Fleisch von Fischen und Schalentieren hohe Konzentrationen von Giftstoffen enthalten – zum Beispiel PCB, Dioxin, Quecksilber, Blei und Arsen. Diese gesundheitsschädigenden Stoffe begünstigen Nierenschäden, Entwicklungsstörungen und Krebs. [14]
2. Umwelt: Fleisch und andere tierische Produkte sind umwelt- und klimaschädlich
Die Tierwirtschaft und somit auch der Konsum von tierischen Produkten gehören zu den Hauptursachen der menschengemachten Klimakatastrophe. So verursacht die industrielle Tierhaltung mehr Treibhausgasemissionen als der gesamte Verkehrssektor. [15] Klimaschädliche Gase wie Methan entstehen größtenteils durch die Verdauungsprozesse landwirtschaftlich gehaltener Tiere, durch ihre Ausscheidungen und durch die Düngung mit Gülle. Dabei können sich Feinstaub und das klimaschädliche Lachgas bilden.
Außerdem werden große Mengen an Emissionen indirekt verursacht. So werden bei der Abholzung von Wäldern für neue Weideflächen und den Anbau von Nahrungsmitteln für die Tierwirtschaft große Mengen Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Rund 83 Prozent der globalen landwirtschaftlichen Flächen werden hierfür verschwendet, und die Klimakrise wird dadurch zusätzlich angeheizt. [16]

3. Tierwohl: Für die „Produktion“ von Fleisch leiden und sterben Tiere
Auch wenn Flexitarier:innen eigenen Angaben zufolge weniger Fleisch essen – für jedes Stück Fleisch zahlt ein Tier mit seinem Leben. Unabhängig von der Haltungsform sind Tiere in der Fleischindustrie eine Ware, mit der möglichst große Profite gemacht werden sollen. Dabei rücken die Interessen und das Wohl der Tiere immer in den Hintergrund.
In der skrupellosen Industrie werden die Tiere ihr Leben lang ausbeutet und dürfen kein artgerechtes, selbstbestimmtes Leben führen. Lange vor ihrer natürlichen Lebenserwartung werden sie qualvoll im Schlachthof getötet – das gilt auch für Tiere in der Milch– und Eierindustrie.

Auch Flexitarier:innen, die ausschließlich Wildfleisch essen, unterstützen Tierquälerei. So werden Rehe, Hirsche, Wildschweine und andere Tiere bei Treib- und Drückjagden in Todesangst versetzt und vor die Gewehre der Jäger:innen getrieben oder aus dem Hinterhalt attackiert. Bis zu zwei Drittel der Wildtiere sterben nicht sofort, [17] sondern flüchten mit zerschossenen Knochen und blutigen Wunden, bevor sie einen qualvollen Tod sterben.
Wildtiere leben in Angst und Schrecken, da sie nie wissen, in welchem Waldstück oder auf welcher Wiese der nächste Jäger lauert. Daher bekommen wir sie kaum noch zu Gesicht.

Der Konsum von Fischfleisch ist ebenfalls mit Leid verbunden. Fische fühlen Schmerzen. Milliarden Individuen werden in Netzen zerquetscht, ersticken qualvoll oder werden lebendig aufgeschnitten. Fische, die zum Verzehr gehandelt werden, stammen oft auch aus Aquakulturen, wo sie auf engstem Raum zusammengepfercht sind und häufig von kleinen Krebsen befallen werden. Diese sogenannten Fischläuse beißen ganze Fleischstücke aus Kopf und Körper der Tiere.
Außerdem fordert kommerzielle Fischfang neben Milliarden Fischen pro Jahr Hunderttausende weitere Opfer: Wale, Delfine, Seehunde, Meeresschildkröten und Vögel ertrinken als sogenannter Beifang qualvoll in den Netzen. [18]

Eine vegane, tierfreundliche Ernährung ist immer die bessere Wahl
Im Vergleich zu tierischen Produkten hat eine rein pflanzliche Ernährung immer Vorteile für die eigene Gesundheit sowie für das Klima und die Umwelt. Mit einer veganen Ernährung können Sie außerdem dazu beitragen, das Leid von Millionen Tieren zu beenden, die in der Fleisch-, Milch- und Eierindustrie ausgebeutet werden.
Es gibt mittlerweile zahlreiche pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Fischfleisch, Milch und anderen tierischen Produkten.
Entscheiden Sie sich für eine gesunde und tierfreundliche Ernährung: Werden Sie vegan!
Rund 8 Prozent der europäischen Flexitarier:innen können sich vorstellen, auf eine vegane Ernährungsweise umzustellen – immer mehr Omnivore können sich auch mit der Vorstellung eines rein pflanzlichen Lebensstils anfreunden. [1]
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Quellen
[1] Veganz: Veganz Ernährungsstudie 2020, https://veganz.de/blog/veganz-ernaehrungsstudie-2020/, (eingesehen am 06.12.2021)
[2] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (2013): Flexitarier – die flexiblen Vegetarier, https://www.dge.de/wissenschaft/weitere-publikationen/fachinformationen/flexitarier-die-flexiblen-vegetarier/, (eingesehen am 06.12.2021)
[3] Papier, Knuppel, Syam, Jebb, Key (2021): Meat consumption and risk of ischemic heart disease: a systematic review and meta-analysis. Critical Reviews in Food Science and Nutrition, https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10408398.2021.1949575, (eingesehen am 06.12.2021)
[4] Ärztliches Journal: Schlaganfallrisiko: Effekte von rotem Fleisch und Eiern, https://www.aerztliches-journal.de/medizin/allgemein-medizin//schlaganfallrisiko-effekte-von-rotem-fleisch-und-eiern/b146a7687f25092f341e09459c2e090f/, (eingesehen am 06.12.2021)
[5] World Health Organisation (2015): IARC Monographs evaluate consumption of red meat and processed meat. International Agency for Research and Cancer, https://www.iarc.fr/wp-content/uploads/2018/07/pr240_E.pdf, (eingesehen am 06.12.2021)
[6] Vang, Singh, Lee, Haddad & Brinegar (2008): Meats, Processed Meats, Obesity, Weight Gain and Occurrence of Diabetes among Adults: Findings from Adventist Health Studies. Annals of Nutrition and Metabolism, https://www.karger.com/Article/Abstract/121365, (eingesehen am 06.12.2021)
[7] Song, Manson, Buring & Liu (2004): A Prospective Study of Red Meat Consumption and Type 2 Diabetes in Middle-Aged and Elderly Women. Diabetes Care, https://care.diabetesjournals.org/content/27/9/2108.long, (eingesehen am 06.12.2021)
[8] Zhong et al. (2020): Associations of processed meat, unprocessed red meat, poultry, or fish intake with incident cardiovascular disease and all-cause mortality. JAMA Internal Medicine, https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2759737, (eingesehen am 30.11.2021
[9] Tech Times: Eating Chicken Linked To Higher Cancer Risk, Oxford Study Finds, https://www.techtimes.com/articles/245275/20190908/eating-chicken-linked-to-higher-cancer-risk-oxford-study-finds.htm, (eingesehen am 24.11.2021)
[10] Melina, Craig & Levin (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext, (eingesehen am 06.11.2021)
[11] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2021): Gesundheitsgefährdung durch Blei im Wildbret, https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/jagd/bleifreie-jagdgeschosse.html, (eingesehen am 15.12.2021)
[12] Deutschlandfunk: Radioaktiv belastete Wildschweine – Problem Sau, https://www.deutschlandfunk.de/radioaktiv-belastete-wildschweine-problem-sau.740.de.html (eingesehen am 07.12.2021)
[13] Bundesamt für Strahlenschutz (2021): Radioaktive Belastung von Pilzen und Wildbret, https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/pilze-wildbret/pilze-wildbret.html, zuletzt eingesehen am (eingesehen am 20.10.2020)
[14] Umweltbundesamt (2016): Häufige Fragen zu Quecksilber, https://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-auf-den-menschen/chemische-stoffe/haeufige-fragen-zu-quecksilber#textpart-1, (eingesehen am 07.12.2021)
[15] Umweltbundesamt (2019): Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen, https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#emissionen-aus-der-landwirtschaft-im-jahr-2017, (eingesehen am 06.12.2021)
[16] Dräger de Teran, Tanja (2015): Das große Fressen – Wie unsere Ernährungsgewohnheiten den Planeten gefährden. WWF Deutschland, Berlin.
[17] Globalnature: Gatterjagd, https://www.globalnature.org/de/themen—projekte/naturschutz/blood-lions/gatterjagd, (eingesehen am 06.12.2021)
[18] WWF (2019): Ungewollter Beifang, https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/fischerei/ungewollter-beifang, (eingesehen am 07.12.2021)