Antibiotika in der Massentierhaltung: So gefährlich ist ihr Einsatz

Der Einsatz von Antibiotika in der landwirtschaftlichen Tierhaltung hat gefährliche Folgen für Menschen und andere Tiere, zum Beispiel Antibiotikaresistenzen. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr dazu.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antibiotika und antibiotika­resistente Keime?

Antibiotika sind Arzneimittel, die bakterielle Erreger töten oder hemmen. Gegen Viren ist ein Antibiotikum hingegen unwirksam. Bakterien sind nicht per se krankheitserregend, doch an der falschen Stelle oder im Ungleichgewicht können sie schwere Entzündungen, Vergiftungen oder andere Infektionen auslösen. Glücklicherweise können viele bakterielle Infektionen seit der Entdeckung des Penicillins, und damit der Entdeckung des Antibiotikums, relativ einfach und schnell behandelt werden.

Leider aber werden Antibiotika seitdem nicht nur falsch, sondern auch unnötig eingesetzt. Durch diese fehlerhafte Anwendung können die Bakterien Resistenzen gegenüber einem oder mehreren Antibiotika entwickeln und diese so wirkungslos machen. Dies führt dazu, dass bakterielle Infektionen wieder vermehrt tödlich enden können. Dort, wo die meisten Antibiotika verabreicht werden, entwickeln sich auch die meisten Resistenzen. Es verwundert also nicht, dass neben Krankenhäusern vor allem Tierställe als Brutstätten für Resistenzentwicklungen dienen.

Eine Person schuettet aus einer orangen Dose Tabletten indie Hand.
Jeder Einsatz von Antibiotika tötet empfindliche Bakterien ab. Die resistenten können jedoch überleben.

Aufgrund des massiven Einsatzes antibiotisch wirksamer Medikamente in der Tierhaltung werden immer mehr Keime resistent, was dazu führt, dass eines, mehrere oder alle Antibiotika nicht mehr wirken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führte antibiotikaresistente Keime im Jahr 2019 sogar als eine der zehn Bedrohungen für die globale Gesundheit an. [1]

  • Was ist MRSA?

    Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA, sind Bakterien, die im Laufe der Zeit resistent gegen das Antibiotikum Methicillin oder gegen andere Antibiotika geworden sind. Einige diese resistenten Staphylococcus aureus entwickeln sich aufgrund falscher oder zu häufiger Antibiotika-Gaben im Darm der Abermillionen Schweine, Hühner, Puten und Rinder, die in Deutschland zur Produktion von Fleisch, Milch und Eiern gehalten werden. Aufgrund der Herkunft werden diese Bakterien „livestock-assoziierte“ MRSA (LA-MRSA) genannt. Vergleichende Analysen haben gezeigt, dass im Zuge der Intensivtierhaltung eine Anpassung von ursprünglich beim Menschen vorkommenden Erregern an die Tiere in den Ställen erfolgte.

    Laut des Robert Koch-Instituts haben umfangreiche Studien in konventionell geführten Mastanlagen gezeigt, dass insbesondere Schweine und Geflügel mit LA-MRSA besiedelt sind. Fleisch, das im Handel angeboten wird, ist also ein häufiger Übertragungsweg auf den Menschen. Ein weiterer Weg ist der direkte Tierkontakt. Bis zu 86 Prozent der landwirtschaftlich Beschäftigten, die in MRSA-positiven Ställen arbeiten, sind mit LA-MRSA besiedelt und können diese Resistenzen natürlich an andere Menschen weitergeben. [2] Schon heute erhalten in der Landwirtschaft tätige Personen in einigen Krankenhäusern eine weitaus kostenintensivere Sonderbehandlung und werden isoliert von anderen Patienten untergebracht.

  • Was sind ESBL?

    ESBL steht für „Extended-Spektrum-β-Laktamase“. β-Laktamasen sind bakterielle Enzyme, die bestimmte Antibiotika unwirksam machen können. Das Fatale ist, dass diese Enzyme unter Bakterien leicht ausgetauscht werden können und somit praktisch jedes Bakterium Antibiotikaresistenz erlangen kann. Laut einer Veröffentlichung des Robert Koch-Instituts ist auch in Deutschland ein deutlicher Anstieg bestimmter Bakterien mit ESBL zu verzeichnen.

    Da sich Bakterien mit Resistenzeigenschaften vor allem dort ausbreiten, wo der Selektionsdruck zugunsten der Resistenz infolge des Antibiotikaeinsatzes hoch ist, ist es nicht verwunderlich, dass ESBL-bildende Bakterien insbesondere in industriellen Tierställen vorkommen. Wie Untersuchungsergebnisse aus dem Jahr 2012 zeigen, wurde ESBL-E. coli im Großteil der Schweine- und Geflügelbestände nachgewiesen, und die Übertragung der Resistenzen vom Tier auf den Menschen ist seit Längerem bekannt. [3]

  • Nachweis von antibiotika­resistenten Keime in Fleischproben

    PETA weist in 65 Prozent der Fleischproben antibiotikaresistente Keime nach

    PETA ließ im Jahr 2014 abgepacktes Fleisch aus fünf namhaften Supermärkten und Discountern in einem Fachlabor auf MRSA und ESBL untersuchen. Insgesamt wurden in 65 Prozent der 57 Fleischproben einer oder beide dieser Faktoren gefunden. MRSA wurde vom Labor in 31 Prozent der Proben und die gefährlichen ESBL sogar in 45 Prozent der Proben nachgewiesen. Besonders gravierend sahen die Testergebnisse beim sogenannten Geflügelfleisch aus: In 86 Prozent der 30 untersuchten Hühner- und Putenfleischproben wurden ESBL und/oder MRSA analysiert. Beim Hackfleisch (12 Proben) waren es knapp über 66 Prozent.

    Das Ergebnis ist nicht überraschend: Sogenannte Qualitätssiegel halten nicht das, was sie versprechen. Fast jedes der gekauften Produkte trug das „QS-Siegel“, das angeblich für Qualität und Sicherheit steht. Es suggeriert Verbraucher:innen ein erhöhtes Maß an Anforderungen und Kontrollen. Bei den vielen Fleischskandalen der letzten Jahre kann allerdings nie von „sicherem Fleisch“ die Rede sein. Zudem erfüllt dieses Siegel meist nur die geringen gesetzlichen Standards. Auch das von QS im Jahr 2012 eingeführte Antibiotikamonitoring für Schweine- und Geflügelbetriebe verfehlt offensichtlich seinen Sinn und ist deshalb mehr Öffentlichkeitsarbeit, als dass es einen Schutz vor antibiotikaresistenten Bakterien darstellt.
    Sogar in drei von vier Bioprodukten konnten die resistenten Keime MRSA nachgewiesen werden. In einem von zwei Produkten mit dem „PRO PLANET“-Siegel, das REWE in Zusammenarbeit mit dem WWF vergibt, wies das Fachlabor ebenfalls MRSA nach.

    Antibiotikaresistente Bakterien selbst lösen eher selten eine Infektion aus. Die eigentliche Gefahr besteht in der Resistenzbildung gegenüber Antibiotika. Daher gibt es in Deutschland keine gesetzlich festgelegten Höchstgrenzen für antibiotikaresistente Bakterien in Lebensmitteln. Ein Höchstwert hätte jedoch auch keine Aussagekraft, da bereits wenige resistente Bakterien eine Antibiotikaresistenz auslösen und die Keime sich im Körper ansiedeln können.

    Tabellen. Ergebnisse einer Untersuchung zu Antibiotika in Fleisch.

Warum werden Antibiotika in der Massentierhaltung verwendet?

Die sogenannte Massentierhaltung ist ein oft genutzter Begriff für die industrielle Tierhaltung. Jedoch kann auch ein Betrieb, der weniger Tiere hält, regelmäßig Antibiotika verabreichen. Denn die Zucht und Haltung richten unabhängig von der Betriebsgröße großen Schaden an, worunter auch Tiere „beim Bauern von nebenan“ massiv leiden können.

Ohne diesen massiven Einsatz an Medikamenten würden viele sogenannte Nutztiere ihre kurze Haltungsdauer meist nicht überleben. Das liegt zum einen an den auf Leistung statt auf Gesundheit gezüchteten Tieren und zum anderen an den unhygienischen Zuständen, der mit Ammoniak verseuchten Stallluft vieler Anlagen und natürlich an den artwidrigen Haltungsbedingungen. Millionen Tiere werden in diesem grausamen System verstümmelt und auf engstem Raum zusammengepfercht. Die allermeisten von ihnen dürfen sich niemals unter freiem Himmel aufhalten und können demnach auch eine Vielzahl ihrer natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben. Schlimmer noch: Die Tiere leiden unter der reizarmen Umgebung an ständiger Langeweile und Unterforderung.

All dies sind Ursachen für Erkrankungen, gegen die dann Antibiotika eingesetzt werden. Es werden jedoch nicht nur einzelne, wirklich kranke Tiere behandelt, denn wenn Zehntausende Hühner in einem Stall leben, ist klar, wie schnell sich krankmachende Keime ausbreiten würden. Demnach wird bei einer Erkrankung einzelner Tiere fast immer der gesamte Tierbestand über die Nahrung oder das Trinkwasser behandelt [3]. So können sich Resistenzen hervorragend entwickeln.

Doch statt endlich zu handeln, werden nach wie vor abstruse Hygieneregeln für den Umgang mit Fleisch empfohlen. Tierärzt:innen dürfen die Medikamente weiterhin selbst verkaufen und vermarkten. Die Metaphylaxe, also die Verabreichung von Antibiotika an den ganzen Tierbestand und nicht nur an erkrankte Tiere, bleibt nach wie vor erlaubt. Lediglich die Höhe der Antibiotikamengen muss seit April 2014 dokumentiert werden – allerdings von den Tierhaltenden selbst.

Welche Antibiotika werden in der landwirtschaftlichen Tierhaltung eingesetzt?

Es gibt verschiedene Wirkstoffe, die teilweise nur für bestimmte Tierarten zulässig sind. In einigen Fälle wirken Antibiotika gegen eine Vielzahl von Bakterien, andere wirken aber auch nur gegen bestimmte Bakteriengruppen. Vor allem der Einsatz von Reserveantibiotika wie Cephalosporine und Fluorchinolone wird häufig und zu Recht diskutiert. Aber auch Colistin aus der Gruppe der Polypeptidantibiotika ist ein häufig verwendetes Antibiotikum.

Eines ist klar: Wir Menschen brauchen keine tierischen Produkte wie Fleisch, Milch und Eier. Dennoch sperren wir Hühner, Rinder und Schweine in artfremde Ställe, was einen hohen Medikamenteneinsatz nach sich zieht und wiederum unserer Gesundheit schadet.

Flaschen mit Antibiotika liegen auf einer Folie in einem Ferkelzuchtstall.
In der industriellen Tierhaltung finden Antibiotika massenhaft und routinemäßige Anwendung.

Wie viele Antibiotika werden in der Massentierhaltung eingesetzt?

Im Jahr 2021 wurden allein in Deutschland insgesamt 601 Tonnen Antibiotika an Schweine, Puten, Hühner, Rinder und andere Tiere verabreicht. Damit stieg die Menge im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht an. [4] Darunter befinden sich auch Präparate, die in der Humanmedizin angewendet werden, und sogar solche, die für den Menschen sogenannte Reserveantibiotika darstellen – also jene Antibiotika, die die letzte Rettung sein sollen, wenn andere Präparate aufgrund von Resistenzbildungen unwirksam waren.

Da Forschende seit Jahren Alarm schlagen, sinkt der Antibiotikaeinsatz in Deutschland stetig. Dennoch ist der Einsatz von Reserveantibiotika weiterhin hoch und steigt teilweise sogar an [2]. Unter anderem durch den Medikamentenmissbrauch in der Tierindustrie entwickeln sich auch gegen diese Reserveantibiotika vermehrt Resistenzen, und so muss im Krankheitsfall entweder auf frühere Medikamente mit schwerwiegenden Nebenwirkungen zurückgegriffen werden, oder der Krankheitsverlauf endet im schlimmsten Fall tödlich. Unter anderem das Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) spielt eine große Rolle als livestock-assoziiertes (LA-MRSA), also aus der Tierhaltung kommendes, Bakterium, das gegen die meisten oder alle wirksamen Antibiotika resistent ist. [3]

Eine 2023 veröffentlichte Studie bringt den Einsatz von Antibiotika bei „Nutztieren“ mit 1,6 Millionen menschlichen Todesfällen durch behandlungsresistente Infektionen im Jahr 2019 in Verbindung. [5]

Anzeige. Tofu hat noch nie eine Pandemie verursacht.

Welche Tiere bekommen am meisten Antibiotika?

Vor allem Schweine in der Mast sowie Ferkel erhalten in ihrem kurzen Leben die größten Mengen Antibiotika. Danach folgen befiederte Tiere wie Hühner und Puten, die mit 20 bis 25 Tagen die durchschnittlich häufigste Therapiehäufigkeit aufweisen. Kälber bekommen ebenfalls hohe Mengen Antibiotika an durchschnittlich 10 bis 15 Tagen. [6]

Am Beispiel des Huhns, das in der Mast nur etwa vier bis fünf Wochen lebt, macht eine durchschnittliche Therapiehäufigkeit von bis zu 25 Tagen das kranke Ausmaß dieses Systems besonders deutlich.

Welches Fleisch ist am stärksten mit Antibiotika belastet?

Antibiotikarückstände selbst sind zwar kaum im Fleisch oder in anderen tierischen Produkten wie Milch oder Eiern zu finden. Die Gefahr geht hauptsächlich von antibiotikaresistenten Keimen aus, die unter anderem durch die massive Antibiotikagabe in Tierställen entstehen. Es gibt keine gesetzlich festgelegten Höchstgrenzen für antibiotikaresistente Bakterien in Lebensmitteln. Ein Höchstwert hätte jedoch auch keine Aussagekraft, da bereits wenige resistente Bakterien eine Antibiotikaresistenz auslösen und die Keime sich im Körper ansiedeln können.

Puten in einer Mastanlage
Die industrielle Tierhaltung fördert die Entstehung von multiresistenten Keimen.

Sind Antibiotika auch in Biofleisch?

In der ökologischen Tierhaltung werden generell weniger bis gar keine Antibiotika eingesetzt. Dennoch werden auch auf Biofleisch antibiotikaresistente Keime gefunden. Das liegt zum einen an der potenziellen Kontamination im Schlachthof, denn Tiere aus Biobetrieben werden meist in den gleichen Schlachthöfen getötet wie Tiere aus der konventionellen Haltung. Die Tiere könnten sich möglicherweise aber auch über die Nahrung oder auf der Weide mit antibiotikaresistenten Keimen infizieren. Unter anderem durch die Lüftung der Ställe, die Gülle der Tiere oder die Abwässer im Schlachthof sind diese Keime mittlerweile fast überall zu finden.

Auch in Rohmilch und Rohmilchprodukten wie Rohmilchkäse können vermehrt resistente Keime und andere gesundheitsschädlichen Keime vorhanden sein. [7]

Biofleisch oder andere tierische Bioprodukte wie Milch und Eier können also ebenfalls belastet sein. Außer Frage steht, dass sie mit Tierleid behaftet sind, denn auch in der ökologischen Tierhaltung stellen die Tiere eine Ware dar, die wirtschaftlich sein muss. Sie werden meist völlig artfremd gehalten und weit vor ihrer natürlichen Lebenserwartung im Schlachthaus getötet.

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Warum sollten Antibiotika für Tiere in der Landwirtschaft verboten werden?

Die landwirtschaftliche Tierhaltung kostet tagtäglich Millionen Tiere das Leben und schadet unserer Umwelt. Zudem kann sie auch uns Menschen in vielerlei Hinsicht krank machen.

Eine alarmierende Studie aus dem Jahr 2022 stellte fest, dass alleine in Deutschland jedes Jahr etwa 9.600 Menschen aufgrund von Antibiotikaresistenzen sterben. Über 45.000 weitere Tote stehen im Zusammenhang mit resistenten Keimen. [8]

Laut des Robert Koch-Instituts sterben jährlich über 30.000 Menschen in Europa an Infektionen, die wegen antibiotikaresistenten Keimen nicht behandelt werden konnten. [9]

Auf ähnliche Zahlen verweist auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC), dessen Schätzungen zufolge jedes Jahr mehr als 35.000 Menschen an Infektionen mit resistenten Keimen sterben. Dies entspricht 100 Antibiotika-Toten täglich. Die Zahlen beziehen sich auf die Jahre 2016 bis 2020 und die EU sowie den Europäischen Wirtschaftsraum, der Island, Norwegen und Liechtenstein einbezieht. [10]

Frau sitzt im Wartesaal im Krankenhaus und spricht mit einem Arzt im weissen Kittel.
Weltweit häufen sich die Todesfälle durch Infektionen mit antibiotikaresistenten Bakterien.

Die folgenden Zahlen zeigen das weltweite Ausmaß: Gemäß einer Studie, die im Januar 2022 veröffentlicht wurde, starben 2019 weltweit mehr als 1,27 Millionen Menschen unmittelbar an einer Infektion mit einem antibiotikaresistenten Erreger. [11] Das sind mehr Todesfälle als durch HIV oder Malaria. Der Studie zufolge standen allein 2019 insgesamt 4,95 Millionen Todesfälle in Verbindung mit einer antibiotikaresistenten bakteriellen Infektion. Zum Vergleich: An Corona sind innerhalb von zwei Jahren 5,5 Millionen Menschen gestorben. Die massive Ausbereitung von antibiotikaresistenten Keimen wird deshalb auch „Stille Pandemie“ genannt.

Das Problem geht jedoch noch weiter und kann im schlimmsten Fall unkontrollierbar werden, wenn man bedenkt, dass auch in den Ausscheidungen der Tiere, der späteren Gülle, resistente Keime zu finden sind und damit unsere Felder gedüngt werden. Laut einer Studie, die im Jahr 2019 durchgeführt wurde, enthielten 12 von 15 untersuchten Proben multiresistente Keime; 10 davon wiesen Antibiotika-Wirkstoffe auf. [12]

Eine weitere Untersuchung von (Ab-)Wasserproben an Schlachthöfen, die Ende 2020 an 33 Orten in Deutschland genommen wurden, zeigt ebenfalls das erschreckende Ausmaß der resistenten Keime, die in die Umwelt eingeleitet werden: 30 der 33 Proben wiesen resistente Bakterien auf. Bei den meisten nachgewiesenen Resistenzen handelte es sich um Mehrfachresistenzen oder Resistenzen gegen das Reserveantibiotikum Colistin. [13]

Grafik. Erklaerung wie Aktibiotikaresistenzen von Tier auf Mensch uebertragen werden.

In einem im Juni 2021 erschienenen Rechtsgutachten fordern auch die Deutsche Umwelthilfe und die Initiative „Ärzte gegen Massentierhaltung“ ein Verbot von Human- bzw. Reserveantibiotika in der intensiven Tierhaltung.

Neue Antibiotika für die Behandlung von Infektionen mit derart resistenten Erregern sind noch immer nicht vollumfänglich in Sicht. [14] Um eine weitere Resistenzentwicklung und -ausbreitung schnellstmöglich zu unterbinden, muss der Einsatz von antibiotisch wirksamen Medikamenten daher drastisch gesenkt werden.

Sollten kranke Tiere nicht behandelt werden?

Einzelne Tiere sollen selbstverständlich weiterhin jede tierärztliche Behandlung erhalten, die sie brauchen. Jedoch werden in der industriellen Tierhaltung Antibiotika und andere Medikamente oftmals an ganze Tiergruppen oder Tierbestände verabreicht – auch wenn nur wenige Tiere erkrankt sind. Denn in den engen und schmutzigen Ställen, in denen qualgezüchtete Tiere mit einem schwachen Immunsystem eingesperrt sind, breiten sich Krankheiten enorm schnell aus.

Wir sind nicht auf den Konsum von Fleisch, Milch und Eiern angewiesen, die von kranken und leidenden Tieren stammen. Wird die landwirtschaftliche Tierhaltung abgeschafft, helfen wir also den Tieren und unserer eigenen Gesundheit.

Einige Schweine sitzen und liegen in einem dunklen und dreckigen Stall.
Die sogenannte Massentierhaltung ist ohne hohen Medikamenteneinsatz meist nicht möglich.

Was wir von PETA von der Politik fordern

Politiker:innen fordern zwar eine drastische Senkung des Antibiotikaverbrauchs, fördern jedoch gleichzeitig ein tierquälerisches System, das den Menschen auf Dauer krank macht, die Umwelt belastet und Millionen Tierleben kostet. Meldepflichten und strengere Vorgaben, die seit April 2014 für Tierhaltungsbetriebe und Tierärzt:innen gelten, sollen den umstrittenen Einsatz von Antibiotika in der Tiermast spürbar eindämmen. Doch trotz einer Senkung ist der Verbrauch weiterhin auf einem hohen Niveau, denn das System der Tierhaltung müsste grundlegend geändert werden.

Weitere Einschränkungen sind auf politischer Ebene bisher gescheitert. Erst im Sommer 2022 sah die Bundesregierung laut einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke keine Notwendigkeit, den Einsatz von Antibiotika im ganzen Tierbestand zu verbieten, obwohl nur wenige Tiere erkrankt sind. [15] Auch der Transport von Tieren stellt einen Verbreitungsweg von resistenten Bakterien dar. [16]

Daher brauchen wir einen Strukturwechsel in der Landwirtschaft – weg von der industriellen Tierhaltung und hin zum veganen Ökolandbau. Im Gegensatz zur konventionellen und Bio-Landwirtschaft kommt der vegane Ökolandbau ohne Tierquälerei oder tierischen und künstlichen Dünger aus. Damit schont er Tiere, die Natur und die menschliche Gesundheit.

Wir fordern die Politik seit langem auf, diese fortschrittliche Art der Landwirtschaft zu fördern. Alleine in Deutschland würde dies jedes Jahr den gewaltsamen Tod von Hunderten Millionen Tieren im Schlachthaus verhindern – und lebensrettende Antibiotika könnten ihre Wirkung für uns Menschen behalten.

Braun-weisse Rinder stehen in einem verdreckten und dunklen Stall.
Hinter Fleisch, Milch, Eiern und Co. steckt ein tierquälerisches System, das gestoppt werden muss.

Was Sie für die Tiere und Ihre Gesundheit tun können

Wir müssen unseren Umgang mit Tieren in der Ernährungsindustrie grundsätzlich überdenken. Wenn Sie das nächste Mal im Supermarkt vor der Kühltheke mit Kuhmilch, Käse, Joghurt, Eiern oder vor der Fleischtheke mit dem Fleisch toter Tiere stehen, denken Sie bitte an die Lebewesen, die für diese Produkten leiden und sterben mussten. Sie wurden meist artwidrig gehalten, qualvoll getötet und nicht selten mit Medikamenten behandelt.

  • Bitte kaufen Sie keine tierischen Produkte, sondern steigen Sie auf die vegane Ernährung um. Es gibt keine bessere Möglichkeit den Tieren, der Umwelt und Ihrem eigenen Körper Gutes zu tun.
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